Es geschah am hellichten Tag
Es geschah am hellichten Tag
Inhaltsangabe
Kritik
Der Hausierer Bock (Heino Ferch) findet die Leiche eines ermordeten neunjährigen Mädchens und gerät dadurch selbst unter Tatverdacht. Die Polizei kann gerade noch eingreifen, bevor ihn die aufgebrachten Dorfbewohner in einer Jauchegrube ertränken. Aber nachdem er die Tat gestanden hat, wird er vom Vater des Kindes erschossen. Alle glauben, damit sei der Fall abgeschlossen.
Nur Kommissar Matthäi (Joachim Król) bezweifelt, dass es sich bei dem Hausierer um den Mörder handelte. Da ihm ein neuer Fall übertragen wird, ermittelt er auf eigene Faust weiter. Durch einen Zufall findet er eine heiße Spur: Das ermordete Mädchen hat einen hünenhaften Mann gezeichnet, bei dem es sich um den Mörder handeln könnte.
Ohne seine Zimmerwirtin (Barbara Rudnik) einzuweihen, setzt er deren kleine Tochter (Judith Thayenthal) als Lockvogel ein. Tatsächlich wird der auf einem Motorrad herumfahrende Weinhändler Schrott (Axel Milberg) auf das Mädchen aufmerksam. Im letzten Augenblick gelingt es der Polizei, den Serienmörder zu überwältigen.
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Im Frühjahr 1957 wurde Friedrich Dürrenmatt von dem Filmproduzenten Lazar Wechsler gebeten, sich eine Geschichte über ein Sexualverbrechen an einem Kind auszudenken, und zwar für einen Film, der als Warnung dienen sollte. Zusammen mit dem Regisseur Ladislao Vajda arbeitete der Schweizer Schriftsteller zwei Monate lang an dem Drehbuch. Dann gewann der Produzent Heinz Rühmann als Hauptdarsteller, und der setzte durch, dass Hans Jacoby das Drehbuch nach seinen Wünschen umschrieb. Auch der von Friedrich Dürrenmatt vorgeschlagene Titel „Gott schlief an einem Nachmittag“ wurde verworfen.
Das Remake von Nico Hofmann blendet ebenso wie der Originalfilm „Es geschah am hellichten Tag“ aus dem Jahr 1958 den Kern des Romans aus. Friedrich Dürrenmatt ging es um ein Beispiel für seine These, das logische bzw. kriminalistische Denken müsse in der komplexen, von Zufällen und Störfaktoren beherrschten Wirklichkeit häufig versagen. „Ein Geschehen kann schon allein deshalb nicht wie eine Rechnung aufgehen, weil wir nie alle notwendigen Faktoren kennen, sondern nur einige wenige, meistens recht nebensächliche. Auch spielt das Zufällige, Unberechenbare, Inkommensurable eine zu große Rolle.“ Jedes unaufgeklärte Verbrechen bedeute aber, dass ein Täter seiner gerechten Strafe entronnen sei. Anders als im Roman – wo der Mörder durch einen dummen Zufall seiner gerechten Strafe entgeht – wird der Täter im Film von Matthäi und der Polizei gestellt.
Diese Trivialisierung nimmt Friedrich Dürrenmatt im Roman aufs Korn, wenn er den (fiktiven) ehemaligen Kommandanten der Kantonspolizei von Zürich zum Autor sagen lässt: „Ich kann mir sogar vorstellen, was Sie sich nun in Ihrem Schriftstellerhirn ausdenken. Man braucht nur, werden Sie sich listigerweise sagen, Matthäi Recht bekommen und den Mörder fangen zu lassen, und schon ergebe sich der schönste Roman oder Filmstoff … ich kann geradezu voraussagen, dass diese Variante meiner Geschichte so erhebend ist und positiv, dass sie demnächst einfach erscheinen muss, sei es nun als Roman oder als Film.“
Ungeachtet dieser Einschränkung handelt es sich bei dem von Nico Hofmann inszenierten Remake von „Es geschah am hellichten Tag“ um einen spannenden und vor allem von Joachim Król hervorragend gespielten Kriminalfilm.
Eine weitere Filmadaptation des Plots von Friedrich Dürrenmatt schuf Sean Penn im Jahr 2000: „Das Versprechen“.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002
Romanzitate: © Diogenes Verlag, Zürich
Barbara Rudnik (Kurzbiografie)
Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen
Ladislao Vajda: Es geschah am hellichten Tag
Sean Penn: Das Versprechen
Nico Hofmann: Der Sandmann
Nico Hofmann: Der große Abgang