Mörder auf Amrum

Mörder auf Amrum

Mörder auf Amrum

Originaltitel: Mörder auf Amrum – Regie: Markus Imboden – Drehbuch: Holger Karsten Schmidt – Kamera: Peter von Haller – Schnitt: Ursula Höf – Musik: Detlef Petersen – Darsteller: Hinnerk Schönemann, Irina Potapenko, Thomas Thieme, Barbara Rudnik, Roeland Wiesnekker, Hermann Beyer, Simon Schwarz, Pheline Roggan, Helmfried von Lüttichau, Stephanie Eidt u.a. – 2010; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Helge Vogt ist Polizist auf Amrum. Er und sein Chef Heinz Koops, die in der Regel nur Verkehrsverstöße ahnden, werden plötzlich mit einem Kapitalverbrechen konfrontiert: Die illegal in Deutschland lebende Moldawierin Mathilda Hervas, die in Berlin einen Mord beobachtet hatte, wurde im Rahmen des Zeugenschutzprogramms nach Amrum gebracht, aber ein korrupter BKA-Beamter scheint dies der Russenmafia verraten zu haben, denn zwei Killer überfielen sie und die beiden Bewacher. Nun ist Amtshilfe gefragt ...
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Kritik

"Mörder auf Amrum" ist eine weder realistische noch ernst gemeinte Mischung aus Groteske, Thriller, Gangsterfilm und Western. Brutalität, Komik, Wort- und Wahnwitz wechseln einander ab.
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Helge Vogt (Hinnerk Schönemann) arbeitet nach dem Vorbild seines verstorbenen Vaters Rainer als Polizist auf Amrum. Gerade kehrt er von einem kurzen Urlaub in Berlin zurück und trifft sich mit seinen Freunden in der Stammkneipe. Der Wirtstochter Lona (Pheline Roggan) bringt er eine kleine Sanduhr als Geschenk mit, denn er mag Sand und findet, dass die Zeit auf Amrum anders verläuft als es sich mit tickenden Uhren messen lässt. Als die Männer zu den Autos gehen, sind alle angetrunken. Helge sagt deshalb zu einem der Freunde: „Du wirst doch nicht mehr fahren!“ Aber der antwortet mit schwerer Zunge: „Du kannst mich doch nicht mehr kontrollieren.“

Beim letzten Einsatz retteten Helge und sein Vorgesetzter Heinz Koops (Thomas Thieme) einen Schweizer, der sich im Watt verlaufen hatte. Am nächsten Tag werden sie erstmals mit einem Kapitalverbrechen konfrontiert. Zwei Frauen kommen aufs Polizeirevier. Eine der beiden weist sich als BKA-Beamtin Agnes Sonntag (Stephanie Eidt) aus. Sie ist schwer verletzt. Man hat auf sie geschossen. Bei der Frau, von der Agnes Sonntag gestüzt wird, handelt es sich um Mathilda Hervas (Irina Potapenko). Sie hatte zwar in ihrer Heimat Moldawien in Naturwissenschaften promoviert, arbeitete jedoch in Berlin als Putzhilfe. Obwohl sie illegal in Deutschland lebte und mit der Abschiebung rechnen muss, meldete sie sich als Zeugin bei der Polizei, nachdem ihr Arbeitgeber von der Russenmafia erschossen worden war. Sie hat den Mörder gesehen und ist bereit, vor Gericht auszusagen. Im Rahmen des Zeugenschutzprogramms brachte man sie vor drei Wochen nach Amrum. Agnes Sonntag vermutet, dass ein korrupter BKA-Beamter die Russenmafia darüber informierte. Der Kollege Jens Engel (Christoph Holsten), der mit ihr zusammen Mathilda Hervas beschützen sollte, wurde von zwei Killern erschossen. Agnes Sonntag konnte die beiden Mörder zwar töten, wurde aber auch selbst getroffen. Bevor sie ins Krankenhaus gebracht wird, notiert sie die Durchwahl ihres Kollegen Simon Rost und rät den Polizisten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, aber niemandem außer ihm etwas von dem Vorfall zu verraten.

Helge nimmt Mathilda Hervas erst einmal in seinem Haus auf.

Agnes Sonntag erliegt im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Simon Rost will mit der nächsten Fähre nach Amrum kommen. Auf dem Schiff wird er jedoch von Vitja Kerensky (Roeland Wiesnekker) in ein Behinderten-WC gezerrt, dort getötet und über Bord geworfen.

Bei der Ankunft auf Amrum ahmt Kerensky zwar Simon Rosts Hinken nach, aber Heinz Koops, der ihn mit dem Streifenwagen am Fährhafen abholt, schöpft Verdacht. Er behauptet, Mathilda Hervas sei im Leuchtturm versteckt und fährt dorthin. Helge, der mit seinem Privatauto folgt, beobachtet, wie die beiden Männer aussteigen. Koops zieht seine Dienstpistole und will den Verdächtigen festnehmen, aber Kerensky erschießt ihn kurzerhand. Obwohl Helge seine Waffe in der Hand hält, greift er nicht ein, sondern flüchtet.

Er will die Zeugin ans Festland bringen, doch wegen eines aufziehenden Sturms fährt an diesem Tag keine Fähre mehr hinüber. Es ist nur noch eine letzte Fähre in Richtung Amrum unterwegs. Durch einen Anruf erreicht Helge zwar, dass die Küstenwache mit einem Boot aufbricht, um ihn und die Zeugin aufzunehmen, doch wegen des Unwetters müssen die Männer auf halber Strecke umkehren.

Helge überredet seine Freunde Jörg Riemann (Hermann Beyer), Malte Hansen (Helmfried von Lüttichau) und Sönke Peters (Simon Schwarz), ihn bei der beabsichtigten Verhaftung des Gangsters zu unterstützen. Sie nehmen ihre Flinten mit und begleiten Helge in die Pension, in der Vitja Kerensky sich ein Zimmer genommen hat. Der Mörder hat das Haus jedoch kurz zuvor verlassen.

Helge und seine Begleiter entdecken den Streifenwagen am Fährhafen, wo soeben die letzte Fähre eingetroffen ist. Kerensky begrüßt drei Männer, die von Bord gehen und zu ihm ins Auto steigen.

Sie fahren zur Kneipe und suchen nach Mathilda, die sich dort im Keller versteckt. Im letzten Augenblick rettet Helge sie durch eine Außentüre. Dabei erschießt er einen der Gangster und wird selbst an der Hand verletzt.

Helge bringt Mathilda in ein neues Versteck. Kurz darauf taucht dort einer der Gangster auf. Mathilde läuft weg, wird jedoch von dem Russen eingeholt. Mit vereinten Kräften gelingt es Helge und Mathilda, den Killer in einem Tümpel zu ertränken.

Kerensky ruft Helge an und bietet ihm Diamanten im Wert von drei Millionen Euro für Mathildas Übergabe. Damit könne der Polizist die armselige Insel verlassen und ein neues Leben anfangen, meint der Gangster. Helge erklärt ihm, dass er kein neues Leben anfangen wolle und fährt fort:
„Das mit der armseligen Insel nehmen Sie zurück!“
„Na gut, ich nehm’s zurück.“
„Das haben Sie nur so gesagt.“
„Ja, das hab‘ ich auch. Es geht hier nicht um diese beschissene Insel.“
Entrüstet weist Helge das Angebot zurück.

Im nächsten Telefongespräch teilt Kerensky ihm mit, dass er zwei Geiseln in seiner Gewalt habe: Lona und die Postbeamtin Carla Labahn (Barbara Rudnik). Er droht damit, zunächst die Blonde von der Post und dann die Wirtstochter zu erschießen, falls Helge ihm nicht Mathilda überlasse. Der Polizist glaubt, die Erpressung unterlaufen zu können, indem er behauptet, er habe Carla noch nie leiden können. Aber daraufhin erschießt Kerensky sie, während er noch mit Helge telefoniert. Um Lona zu retten, wird Helge den Mördern Mathilda überlassen müssen. Sie hört jedoch das Telefongespräch mit und flüchtet in Helges Auto.


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Helge lässt sich von Jörg Riemann abholen. Obwohl der Bestatter unerwartet viel zu tun hat, kommt er mit dem Leichenwagen und hat seine doppelläufige Flinte dabei. Als Erstes fahren sie zu Sönke Peters. Helge weiß, dass er eine Sexpuppe besitzt, und die platziert er nun auf den Beifahrersitz. Wie sie heiße, fragt er Sönke, dem es peinlich ist, dass jemand sein Geheimnis kennt. Die Puppe habe keinen Namen, antwortet Sönke, er sei doch nicht pervers.

Die Übergabe soll in den Dünen stattfinden. Kerensky und sein Komplize haben Lona im Wagen. Helge und Jörg steigen aus dem Leichenwagen, und es sieht so aus, als säße eine Frau auf dem Beifahrersitz. Zunächst lassen die Russen sich täuschen. Kerensky geht auf den Leichenwagen zu und feuert durch die Windschutzscheibe. Jörg streckt Kerenskys Komplizen nieder. Helge stürzt zu Boden. Kerensky schießt auf ihn. In diesem Augenblick kommt Mathilda, die wegen ihres schlechten Gewissens Helge gegenüber umkehrte, mit dessen Wagen angerast und lenkt den Mörder ab. Als Kerensky zum zweiten Mal auf den wehrlos am Boden liegenden Polizisten zielt, wird er von Jörg erschossen.

Unbemerkt steckt Helge den Beutel mit Diamanten an, den er in Kerenskys Tasche findet.

Einige Tage später sagt Mathilda in Berlin als Zeugin vor Gericht aus. Unmittelbar danach wollen Beamte sie zum Flughafen bringen und nach Moldawien abschieben. Auf einem Korridor im Gerichtsgebäude hält Helge die Gruppe auf und fragt Mathilda, ob sie ihn heiraten wolle. Sie nimmt seinen Antrag an und kann deshalb in Deutschland bleiben.

Mörder auf Amrum, elf Tote, das sorgt für Schlagzeilen. Sönke Peters erhält nun viel Post von Frauen, die ihn kennenlernen möchten.

Während Helge den Streifenwagen wäscht, setzen sich Lona und Mathilde, die beide schwanger sind, auf die Bank vor seinem Haus. Jede der beiden trägt eine Halskette mit einem Diamanten.

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„Mörder auf Amrum“ ist eine nicht ernst gemeinte Mischung aus Groteske, Thriller, Gangsterfilm und Western. Brutalität, Komik, Wort- und Wahnwitz wechseln einander ab. Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) hat sich eine Reihe schräger Figuren ausgedacht, darunter den Protagonisten, einen ängstlichen, zaudernden und nicht übermäßig intelligenten nordfriesischen Inselpolizisten, der in einer Ausnahmesituation über sich hinauswächst.

Markus Imboden wurde wegen „Mörder auf Amrum“ mit Ethan und Joel Coen verglichen. Das halte ich für übertrieben; die Coens bewegen sich doch in einer anderen Liga.

Realistisch ist „Mörder auf Amrum“ nicht. Es spielt also auch keine Rolle, dass sich auf Amrum kaum ein Grashalm bewegt, obwohl doch angeblich ein Sturm tobt, der so stark ist, dass der Fährverkehr eingestellt werden musste und sich nicht einmal die Küstenwacht aufs Meer hinaus wagt.

Die Dreharbeiten fanden vom 19. März bis 24. April 2009 auf Amrum statt.

Für Barbara Rudnik war es die letzte Rolle; sie starb am 23. Mai 2009.

„Mörder auf Amrum“ wurde am 25. September 2009 beim Filmfest Hamburg uraufgeführt und am 11. Januar 2010 im erstmals im Fernsehen ausgestrahlt (ZDF). Am 22. Februar 2011 kam die DVD heraus. Der Film wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Markus Imboden (Regie), Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) und Hinnerk Schönemann (Hauptdarsteller) arbeiteten auch in „Mörderische Erpressung“ (2006), „Mörderisches Wespennest“ (2011) und „Mörderische Jagd“ (2013) zusammen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.