Drei Chinesen mit dem Kontrabass
Drei Chinesen mit dem Kontrabass
Inhaltsangabe
Kritik
Paul (Boris Aljinovic) betreibt mit seiner früheren Kommilitonin Rike (Claudia Michelsen) zusammen ein Architekturbüro in Berlin und hat gerade einen wichtigen Auftrag bekommen. Am Abend wird in einer Diskothek gefeiert, aber Pauls Lebenspartnerin, die Journalistin Gabi (Anna Maria Ondra), muss noch einen Artikel schreiben und kommt nicht mit.
Tatsächlich geht es Gabi nicht nur um den Artikel, sondern sie erwartet ihren Chefredakteur Heribert Beck (Ilja Richter) an diesem Abend zu einem Schäferstündchen. Noch im Stehen beginnen sie mit dem Liebesspiel, aber als Gabi für Beck zu schwer wird, versucht er sie zum Sofa zu tragen. Mit heruntergelassener Hose ist das nicht so einfach, und dann stolpert er auch noch über einen Läufer. Gabi schlägt mit dem Kopf gegen eine antike Kommode und bricht sich das Genick. Entsetzt legt Beck die Tote auf den Läufer und wischt alles ab, was er angefasst hat, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Im Treppenhaus begegnet er Paul, der gerade betrunken und bekifft nach Hause kommt.
In der Diskothek hatte jemand Pauls Freund, dem Chirurgen Max (Jürgen Tarrach), etwas hingehalten und dazu gesagt: „Koffein, Taurin, Gurama, Mushrooms und Marzipan. Ich würde nur eine halbe nehmen.“ Paul kam dazu, hielt die Droge für ein Bonbon, nahm sie Max weg und aß sie auf. Als er am nächsten Morgen schwer verkatert aufwacht, hat er einen Filmriss und weiß nicht mehr, dass Max ihn nach Hause fuhr.
Im Wohnzimmer stößt er auf Gabis Leiche. Brachte er sie um? Vielleicht hatte es Streit gegeben, als er nach Hause gekommen war. Er ruft Max an, der lieber seinen Rausch ausschlafen würde, aber dann doch auf den Hilferuf seines Freundes hin kommt. Der Arzt stellt fest, dass Gabi seit ungefähr acht Stunden tot ist. Vor acht Stunden setzte er Paul unten an der Haustür ab. Und der kann sich an nichts erinnern. Unter diesen Umständen ist es wohl nicht ratsam, zur Polizei zu gehen. Aber was tun?
Paul und Max packen die Leiche in die Kommode, vor der sie liegt und tragen sie die Treppe hinunter. Da kommt gerade Rüdiger (Edgar Selge) nach Hause, der ein Stockwerk höher wohnt. Als er erfährt, dass die Kommode auf den Müll soll, möchte er sie haben, und von der Behauptung, sie sei wurmstichig, lässt er sich nicht abschrecken, denn gegen Holzwürmer kennt er ein altes Hausmittel: einen Sud aus Brennnesseln. Er wundert sich allerdings, dass man von den Holzwürmern nichts sieht; es scheint eine besonders lichtscheue Art zu sein. Nur mühsam können Paul und Max ihn davon abhalten, die Türen der Kommode zu öffnen. Um die Situation zu retten, erklärt Max, er wolle das Möbelstück haben, und Paul schenkt es ihm zum Schein. Verärgert geht Rüdiger hinauf in seine Wohnung.
Gerade als Paul und Max mit der Kommode aus der Haustür kommen, sehen sie zwei sich nähernde Streifenpolizisten – und tragen deshalb die Leiche lieber gleich wieder zurück. Um die tote Gabi im Kühlschrank verstauen zu können, muss Max ihr allerdings ein paar Knochen brechen.
Rike kommt, um an dem Architekturprojekt weiterzuarbeiten, aber Paul und Max wimmeln sie ab. Pauls Mutter (Carola Regnier), die einen Wohnungsschlüssel hat, steht plötzlich im Zimmer und wird von ihrem Sohn hinausgeworfen.
So geht das nicht weiter! Max ist überzeugt, dass nur eine radikale Lösung hilft: Statt die Leiche fortzuschaffen, muss sie restlos beseitigt werden. Er drückt Paul ein Skalpell in die Hand, aber der Architekt bringt es nicht fertig, in das Fleisch seiner toten Freundin zu schneiden. Also übernimmt Max die Aufgabe, und Paul bringt inzwischen Gabis letzten Artikel, den er in ihrem PC gefunden und ausgedruckt hat, in die Redaktion. Am Paternoster trifft er auf Beck. Gabi habe starke Kopfschmerzen, lügt Paul, und schicke ihn deshalb mit dem Artikel. Beck traut seinen Ohren nicht und fragt vorsichtig nach. Paul versichert ihm, Gabi sei bald wieder einsatzfähig und werde auch das für den nächsten Tag im Funkturmrestaurant geplante Interview mit vier älteren Damen durchführen, die früher ein Artistenquartett waren.
Als Paul und Max eine Pause machen und kurz weg sind, um einen Döner zu essen, taucht Pauls Mutter erneut auf und lässt auch Rike in die Wohnung. Auf dem Herd in der Küche brodelt es in einem riesigen Suppentopf. Pauls Mutter probiert, findet das Gebräu zu fad und schmeckt es mit Gewürzen ab, bevor sie einen Teller davon isst.
Nachdem Pauls Mutter gegangen ist, entdeckt Rike die Schweinerei im Bad, und als Paul und Max zurückkommen, erfährt sie, was geschehen ist. Daraufhin hilft sie den beiden Männern bei der weiteren Arbeit.
Rüdiger wundert sich darüber, dass in der Wohnung unter ihm stundenlang ein Mixer läuft und alle fünf Minuten die Toilettenspülung betätigt wird. Nachdem sein Versuch, Pauls Tür mit einer Kreditkarte zu öffnen, fehlschlug, klingelt er und konfrontiert Paul mit der Anschuldigung, er habe Gabi ermordet und sei nun offenbar dabei, die Leiche zu beseitigen. Da sieht er eine halbnackte Frau durchs Wohnzimmer laufen. Rüdiger nimmt an, es sei Gabi und entschuldigt sich bei Paul.
Nachdem Paul, Max und Rike auch noch die letzten Beutel des mit einer Getreidemühle hergestellten Knochenmehls an verschiedenen Orten in der Stadt ausgestreut haben, müssen sie sich nur noch überlegen, wie sie Gabis Verschwinden inszenieren können. Wiederstrebend lässt Rike sich darauf ein, sich für Gabi auszugeben und die vier ehemaligen Artistinnen zu interviewen. Danach – so der Plan – wird Gabi nicht mehr gesehen und von Paul als vermisst gemeldet.
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Im Funkturmrestaurant taucht auch Beck mit einem Strauß Rosen auf. Er will sich bei Gabi entschuldigen. Rike ist jedoch plötzlich verschwunden. Beck folgt der Frau, die er für Gabi hält, zu Pauls Wohnung. Dort treffen alle zusammen: Paul, Max, Rike, Beck, Rüdiger und Pauls Mutter. Paul begreift, dass er Gabi nicht umgebracht hat, und Beck erfährt, dass Gabi zwar tot ist, ihre Leiche aber auch bereits beseitigt wurde. Jetzt muss nur noch Rüdiger davon abgebracht werden, zur Polizei zu gehen. Kleinlaut versucht Beck deshalb zu erklären, dass es sich bei Gabis Tod um einen Unfall handelte, und er schildert, wie es dazu gekommen war. Um die Anwesenden von der Wahrheit seiner Darstellung zu überzeugen, stellt er die Szene mit Rüdiger nach und übernimmt dabei Gabis Rolle. Rüdiger trägt ihn zu der Kommode, ohne dass etwas passiert und glaubt, damit Beck als Lügner überführt zu haben, aber dem fällt ein, dass er die Hose heruntergelassen hatte. Also öffnet Rüdiger seine Hose.
Kurz darauf bringt Paul der Mieterin, die unter ihm wohnt und sich in der Nacht zuvor über den Lärm der Getreidemühle beschwert hatte, ein paar angeblich selbst gebackene Doughnuts und bittet um Nachsicht: Er müsse in dieser Nacht noch einmal backen
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Jemand glaubt, am Tod eines anderen Schuld zu sein und versucht, die Leiche zu beseitigen. Aus diesem Ansatz entstanden bereits mehrere schwarze Komödien, darunter der Klassiker „Immer Ärger mit Harry“. Mehr als vierzig Jahre nach Alfred Hitchcock griffen Klaus Krämer und Kaspar von Erffa die Idee erneut auf und machten daraus den Low-Budget-Film „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, der zum größten Teil in einer Wohnung spielt. Dieser Plot funktioniert nur, wenn nicht um den Toten bzw. die Tote getrauert wird. Das ist zwar in „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ nicht plausibel, aber auf Realismus kommt es in einer Screwball-Komödie sowieso nicht an. Horrorszenen gibt es keine: Gabi sieht man zum letzten Mal, als sie ohne erkennbare Verletzung wie eine Bewusstlose am Boden liegt. Was dann mit ihrer Leiche geschieht, spielt sich alles nur im Kopf ab; anders als etwa Joel Coen in „Fargo“, kommt Klaus Krämer ganz ohne Blut aus (abgesehen von ein paar Spritzern auf den Operationskitteln der Chirurgen im Krankenhaus). Umso wichtiger sind die Geräusche. Einige Pointen sind zwar vorhersehbar, aber man muss dennoch lachen, weil das „Wie“ dann doch überrascht oder einfach das Timing perfekt ist. „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ ist ein makabrer, umwerfend komischer Film. Drehbuch und Inszenierung sind exzellent. Das gilt auch für die schauspielerischen Leistungen von Edgar Selge, Jürgen Tarrach und vor allem von Boris Aljinovich.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006