Was weg is, is weg
Was weg is, is weg
Inhaltsangabe
Kritik
Die Brüder Lukas, Hansi und Paul (Philipp Franck, Peter Dehnert, Johannes Untereichmeier) wachsen auf einem Bauernhof bei Mühldorf am Inn auf, den ihre Eltern Erika und Johann Baumgarten (Johanna Bittenbinder, Heinz-Josef Braun) betreiben. Erikas Bruder Sepp (Hans Schuler) baut 1968 eine Maschine, mit der Energie aus Mist gewonnen werden soll. Aber als er sie einschaltet, um sie den Kindern stolz vorzuführen, wirft ihn ein Stromschlag zu Boden.
1986, 18 Jahre später, liegt Onkel Sepp noch immer im Koma und wird von Erika gepflegt. Die Kinder sind erwachsen geworden und haben sich ganz verschieden entwickelt.
Paul Baumgarten (Mathias Kellner) ist geistig zurückgeblieben. Er hilft dem örtlichen Wirt und Metzger Franz Much (Jürgen Tonkel) bei der Fleischverarbeitung. Allerdings wird das nicht mehr lange möglich sein, denn Franz Much und seine Frau Gini (Nina Proll) sind zahlungsunfähig, und der Gerichtsvollzieher Eich (Norbert Mahler) bringt sowohl im Gasthaus als auch in der Metzgerei seine Pfandsiegel an.
Hansi Baumgarten (Maximilian Brückner) fährt als selbstständiger Versicherungsvertreter mit einem feuerroten BMW durch die Gegend und bezahlt Buben wie Martin (Korbinian Tyroller) dafür, dass sie ihn zu bestimmten Zeitpunkten übers C-Netz auf seinem vier oder fünf Kilogramm schweren Mobiltelefon anrufen. Auf diese Weise versucht er, potenzielle Kunden zu beeindrucken. Zu seiner Vokuhila-Frisur trägt er ein gelbes Jackett mit bis zu den Ellbogen hochgeschobenen Ärmeln. Johann Baumgarten hat nicht vergessen, dass Hansi mit seinen Schulden beinahe den Bauernhof ruiniert hätte.
Lukas Baumgarten (Florian Brückner) übt keinen Beruf aus. Stattdessen engagiert er sich gegen die Atomenergie und für den Umweltschutz: „Strom vom Atom schädigt das Genom„. Er wohnt bei dem gleichgesinnten Pater Ben (Sigi Terpoorten). Während er an diesem Morgen seinen Rucksack packt, weil er vorhat, nach Neuseeland zu reisen und ein Jahr lang auf einem Greenpeace-Schiff mitzufahren, kommt überraschend eine junge Frau aus dem Bad. Sie muss ihn erst daran erinnern, dass sie am Vorabend mit ihm auf einer Party war und Luisa (Marie Leuenberger) heißt. Als Ben Lukas in seinem Kleinbus zum Bahnhof in Mühldorf fährt, schließt sie sich den beiden an.
Unterwegs halten sie noch einmal an, um auf einen Hochspannungsmast zu klettern und ein Transparent aufzuhängen.
Zur gleichen Zeit sitzt Hansi Baumgarten bei Franz Much, um ihm eine Versicherung aufzuschwatzen. Als er erfährt, dass der Wirt mit 100 000 D-Mark verschuldet ist, denkt er laut darüber nach, was ein bei einem Arbeitsunfall abgetrennter Arm bei einer entsprechenden Versicherung bringen würde. Damit könnten Franz und Gini Much die Schulden tllgen. Doch als Franz aufsteht und in die Metzgerei hinübergeht, eilt Hansi ihm nach und beteuert, er habe nur Spaß gemacht. Franz schaltet eine Kreissäge ein und hält seinen Arm davor. Hansi redet auf ihn ein und versucht ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Aber Franz wollte ohnehin nur demonstrieren, dass er kein Feigling ist. In dem Augenblick, in dem er sich zurückbeugt, reißt Gini die Tür auf. Franz erschrickt, stolpert und gerät mit dem Arm in die Säge. Der Hund rennt mit dem abgetrennten Arm davon.
In der Hoffnung, dass der Arm im Krankenhaus wieder angenäht werden kann, jagt Hansi mit Gini und dem Schwerverletzten im Auto dem Hund hinterher.
Sie bekommen nicht mit, wie der Hund den Arm von einer Straßenbrücke fallen lässt, als Johann Baumgarten mit seinem Traktor und einem Anhänger darunter hindurch fährt. Der Bauer entdeckt schließlich den Arm und bringt ihn nach Hause, wo Erika ihn in die Tiefkühltruhe legt. Wem er gehört, wissen sie nicht.
Erika und Johann nehmen an einem Russischkurs im Fernsehen teil. Um noch mehr Programme empfangen zu können, lässt Johann von einem Handwerker (Franz Xaver Brückner) eine Satellitenschüssel montieren.
Ausgerechnet vor einer Brücke neben einem Strommast, den ein Umweltaktivist (Jess Jochimsen) angesägt hat, stoßen Hansi, Gini und Franz im BMW und Lukas, Ben und Luisa im Bus beinahe zusammen. Beim Ausweichen prallt Hansi gegen den Strommast, der daraufhin umkippt und Bens Bus trifft.
Bald darauf treffen alle kurz nacheinander auf dem Bauernhof der Baumgartens ein. Als Erika den blass aussehenden Wirt sieht, fragt sie besorgt: „Fehlt dir was?“ Dann begreift sie, dass der abgetrennte Arm von ihm ist und holt den gefrosteten Körperteil aus der Kühltruhe. Gini und Franz rasen damit in Hansis Auto zum Krankenhaus.
Paul geht zu Onkel Sepp hinauf. Der erwacht aus dem Koma und sagt: „Jetzt weiß ich, wo der Fehler ist!“ Das bestätigt Paul in seiner Wahnvorstellung, Jesus zu sein. Aber nachdem Sepp sich bei seiner Schwester für die Pflege in den zurückliegenden 18 Jahren bedankt hat, stirbt er.
Die Nachricht vom Kernkraftunfall in Tschernobyl trifft ein. Damit erfüllt sich Pauls fortwährend wiederholte Mahnung: „Wenn Teufels Name auf den Dächern steht, von Ost der Tod herüber weht.“ Denn auf der Satellitenschüssel steht: „SAT-AN“.
Paul schaltet Onkel Sepps Maschine ein. Sie läuft.
Erika geht rückwärts über die Felder: Auf diese Weise pilgert sie nach Altötting und erfüllt damit ein Gelübde.
Lukas und Luisa küssen sich auf der Bank vor der Haustür. Seinen Zug hat Lukas versäumt, aber er hat es sich ohnehin anders überlegt und bleibt daheim.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Der Roman „Bellboy oder Ich schulde Paul einen Sommer“ von Jess Jochimsen (dtv, München 2005, 240 Seiten, ISBN 978-3-423-24477-0) inspirierte Christian Lerch zu dem Kinofilm „Was weg is, is weg“. Dabei handelt es sich um eine Komödie bzw. einen gegen den Strich gebürsteten Heimatfilm ohne Schmalz. Obwohl Christian Lerch in „Was weg is, is weg“ den Einbruch von Elementen des modernen Großstadtlebens in das Landleben bedauert, ist sein Film frei von nostalgischer Rührseligkeit.
Die von den meisten Darstellern in oberbayrischem Dialekt gesprochenen Dialoge sind lakonisch und pointiert. Die absurde, zum Teil makabre Handlung wirkt turbulent, mitunter auch etwas chaotisch, und Christian Lerch schreckt nicht vor Albernheiten zurück. Als Ergebnis sehen wir eine unterhaltsame, originelle und rabenschwarze Komödie.
Christian Lerch wurde am 6. März 1966 in Wasserburg am Inn geboren. Nach seinem Studium an der Schauspielschule Graz fing er als Theaterschauspieler an. 1990 gewann ihn Franz Xaver Bogner für die Fernsehserie „Café Meineid“. (Christian Lerch spielt den Polizisten Karl Hermann.) Der auch als Sprecher beim Bayerischen Rundfunk tätige Schauspieler begann darüber hinaus, Drehbücher zu schreiben. Beispielsweise verfasste er mit Marcus H. Rosenmüller gemeinsam die Drehbücher für die Komödien „Wer früher stirbt, ist länger tot“ (2006) und „Die Perlmutterfarbe“ (2009). Mit „Was weg is, is weg“ debütierte Christian Lerch als Filmregisseur.
In der Rolle des Paul Baumgarten ist übrigens der niederbayrische Musiker Mathias Kellner (* 1984) zu sehen, der einen Teil der Musikuntermalung von „Was weg is, is weg“ komponierte.
Die 28 Tage dauernden Dreharbeiten für „Was weg is, is weg“ fanden bei Kraiburg am Inn statt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015