Badlands

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Badlands. Zerschossene Träume - Originaltitel: Badlands - Regie: Terrence Malick – Drehbuch: Terrence Malick – Kamera: Brian Probyn, Tak Fujimoto – Schnitt: Robert Estrin – Musik: George Aliceson Tipton – Darsteller: Martin Sheen, Sissy Spacek, Warren Oates, John Carter, Ramon Bieri, Alan Vint, Gary Littlejohn, Ben Bravo, Bryan Montgomery, Gail Threlkeld, Terrence Malick, Dona Baldwin u.a. - 1973; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Kit Carruthers, ein Herumtreiber Mitte zwanzig, der aussieht wie James Dean, befreundet sich mit der 15-jährigen Schülerin Holly Sargis. Als Hollys verwitweter Vater das herausfindet, erschießt er zur Strafe den Hund seiner Tochter. Mit einem Revolver in der Hand will Kit ihn zwingen, Holly gehen zu lassen, aber Mr Sargis nimmt ihn nicht ernst, und da erschießt ihn Kit. Trotzdem begleitet Holly ihn auf der Flucht und erlebt, wie er jeden tötet, der ihm in die Quere kommt ...
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Kritik

"Badlands" ist eine stilsichere lakonisch-poetische Reflexion über Gewalt. Terrence Malick vermeidet jede Romantisierung und Heroisierung, und die Morde inszeniert er beiläufig, unspektakulär.
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Kit Carruthers (Martin Sheen) ist ein Herumtreiber Mitte zwanzig, der aussieht wie James Dean und sich auch so gibt. Als er seinen Job bei der Müllabfuhr in der texanischen Stadt Fort Dupree verliert, arbeitet er eine Weile als Hilfskraft auf einer nahen Rinderfarm.

Eines Tages fällt ihm die fünfzehnjährige Schülerin Holly Sargis (Sissy Spacek) auf. Die beiden treffen sich heimlich, obwohl Holly genau weiß, dass ihr verwitweter, sein Geld als Plakatmaler verdienender Vater (Warren Oates) ihre Freundschaft mit einem zehn Jahre älteren mittellosen Mann niemals dulden würde. Unter einem Baum lässt Holly sich von Kit deflorieren, aber sie ist enttäuscht und wundert sich, dass von Sex so viel Aufhebens gemacht wird.

Als Mr Sargis herausfindet, dass Holly sich mit Kit trifft, erschießt er zur Strafe ihren Hund, und sie muss dabei zusehen.

Kit spricht Mr Sargis an und erklärt ihm höflich, dass ihm das Mädchen sehr wichtig sei, aber der Plakatmaler weist ihn brüsk zurück.

Daraufhin dringt Kit in Sargis‘ Haus ein, bedroht ihn mit einem Revolver und verlangt, dass er Holly gehen lässt. Obwohl Kit als Warnung einen Schuss in das Holz der Treppe abfeuert, nimmt Hollys Vater ihn nicht ernst. Das überhebliche Verhalten kostet Mr Sargis das Leben: Kit erschießt ihn.

Ohne große Gefühlsregung übergießt Kit danach die Einrichtung mit Benzin und zündet Hollys Elternhaus an. Bevor er mit dem Mädchen nach Norden flieht, rät er ihm, die Schulbücher mitzunehmen.

In einem abgelegenen Wald baut das Paar sich ein Baumhaus. Aber das Paradies ist von kurzer Dauer: Bald tauchen vier Männer mit Gewehren auf, die sich die inzwischen ausgesetzte Kopfprämie verdienen wollen. Kaltblütig erschießt Kit einen nach dem anderen.

Danach fährt er mit Holly zu Cato (Ramon Bieri), den er bei der Müllabfuhr kennen gelernt hatte, doch als es so aussieht, als wolle Cato die Polizei anrufen, schießt er auf ihn, trifft ihn in den Bauch und lässt ihn verbluten, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Kurz darauf kommt Besuch für Cato: Mit vorgehaltenem Gewehr zwingt Kit das Paar (Bryan Montgomery, Gail Threlkeld), in eine unterirdische Vorratskammer zu klettern und tötet es.

Holly, die Kit bisher wie in Trance gefolgt ist, wird plötzlich seine Brutalität bewusst, und sie beginnt sich innerlich von ihm zu distanzieren.

Überall im Land wird nach Kit und Holly gesucht. Zwischen Texas und South Dakota bilden sich Selbstschutzgruppen. Kinder werden in Gruppen zur Schule gebracht. Aus Boston holt man einen berühmten Privatdetektiv. In den Medien kommt das Gerücht auf, Kit und Holly hätten eine Bank überfallen.

Um sich für eine Weile vor den Verfolgern zu verstecken, dringt das Paar in eine Villa ein, in der ein reicher Herr (John Carter) mit seiner gehörlosen Bediensteten (Dona Baldwin) lebt. Mit der Lüge, der Hausherr sei erkrankt, schickt Kit einen Besucher (Terrence Malick) fort. Höflich bittet er danach den unfreiwilligen Gastgeber, sich dessen Cadillac ausleihen zu dürfen.

Mit dem Wagen durchqueren Kit und Holly die Great Plains. Kit verliert die Orientierung und fährt einfach auf einen markanten Berg am Horizont zu. Irgendwo in den Badlands von South Dakota treffen sie auf einen Mann mit einem Benzintank. Während Kit ihn noch zwingen will, etwas Treibstoff abzugeben, nähert sich ein Polizeihubschrauber. Holly mag nicht mehr weiter und bleibt einfach sitzen, um sich freiwillig zu stellen, während Kit einen der beiden aus dem Hubschrauber springenden Beamten erschießt und mit dem Cadillac davonrast.

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An einer Tankstelle wird Kit von der Besatzung eines Streifenwagens entdeckt. Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd. Als die Polizisten zurückbleiben, hält Kit an, setzt seinen Hut auf, rückt ihn zurecht, schießt einen Vorderreifen platt, schlichtet aus herumliegenden Kieselsteinen eine Markierung auf und lässt sich dann ohne Gegenwehr festnehmen.

Auf einem Flugplatz sehen Kit und Holly sich wieder. Beide tragen Handschellen. Freundlich versichert Kit der Fünfzehnjährigen: „Ich werde dich nicht reinreißen, denn auf dich warten noch eine Menge Kerle.“ Zum Abschied meint er noch: „Traurig, das mit deinem Vater.“

Holly Sargis kommt mit einer Bewährungsstrafe davon und heiratet später ihren Verteidiger. Kit Carruthers schläft während der Urteilsverkündung im Gerichtssaal ein. Er wird zum Tod verurteilt und auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

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Für seinen Debütfilm „Badlands“ wählte Terrence Malick eine Geschichte, die auf eine wahre Begebenheit zurückgeht: Am 1. Dezember 1957 raubte der achtzehnjährige Charles Starkweather eine Tankstelle in Nebraska aus und ermordete den Tankwart. Zwei Monate später erschoss er die Eltern seiner vier Jahre jüngeren Freundin Caril-Ann Fugate im Streit und erdrosselte die zweijährige Schwester. Trotzdem begleitete Caril-Ann ihn auf der Flucht. Ihr Freund erschoss noch sieben Menschen, bevor das Paar von einem enormen Aufgebot der Polizei und der Nationalgarde gefasst wurde. Am 25. Juni 1959 starb Charles Starkweather auf dem elektrischen Stuhl. Caril-Ann Fugate wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, aber 1976 begnadigt.

Aus innerer Leere ahmt der orientierungslose Herumtreiber Kit Carruthers – sein Vorname klingt wohl nicht zufällig wie Kid (Kind) – die Rebellen-Ikone James Dean nach, doch er wird erst ernst genommen, nachdem er den Vater seiner fünfzehnjährigen Freundin Holly erschossen hat. Dieser Mord geschah noch mehr oder weniger ungewollt, aber durch die Übertretung des Tötungsverbots ist Kit wirklich zum Rebellen geworden. Ohne Gefühlsregung tötet er nun jeden, der ihm in die Quere kommt und löst damit eine öffentliche Hysterie aus. Als mordender Outlaw wird er ernst genommen und sogar bewundert: Die Bluttaten sind für Kit identitätsstiftend.

Terrence Malick lässt die Geschichte von der fünfzehnjährigen Holly Sargis im Nachhinein aus dem Off erzählen und liefert dazu in einer einzigen langen Rückblende die Bilder.

Im Grunde ist „Badlands“ […] ein einfaches Roadmovie, die Geschichte ist nicht gerade originell. Aber die erschreckende Beiläufigkeit, der Verzicht auf das Ausstellen von Gewalt und die poetische Kraft von Hollys Erzählstimme machen ihn weit über die Genre-Konventionen hinaus sehenswert. (Hans-Christian Schmid, Süddeutsche Zeitung, 31. Dezember 2005)

„Badlands. Zerschossene Träume“ erinnert einerseits an „Bonnie und Clyde“ und regte wohl Quentin Tarantino dazu an, die Vorlage für „Natural Born Killers“ zu schreiben. Ungeachtet grandioser Landschaftsaufnahmen vermeidet Terrence Malick jede Romantisierung und Heroisierung der Outlaws, und die Bluttaten inszeniert er nicht als Gewaltorgie, sondern beiläufig, unspektakulär. Psychologische Erklärungen versucht er erst gar nicht, sondern beobachtet seine Figuren einfach nur ruhig und aufmerksam. „Badlands“ ist eine stilsichere lakonisch-poetische Reflexion über Gewalt.

Außer der Filmmusik von George Aliceson Tipton sind in „Badlands. Zerschossene Träume“ die Songs „Love Is Strange“ (Mickey Baker, Sylvia Robinson und Ethel Smith) und „A Blossom Fell“ (Howard Barnes, Harold Cornelius und Dominic John) zu hören. Das Thema „Migration“ stammt von James Taylor. Außerdem hören wir einige Takte aus „Trois morceaux en forme de poire“ von Erik Satie und aus dem Schulwerk von Carl Orff und Gunild Keetman („Gassenhauer“ aus „Musica Poetica“).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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