Shadow Dancer

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Shadow Dancer

Shadow Dancer – Originaltitel: Shadow Dancer – Regie: James Marsh – Drehbuch: Tom Bradby – Kamera: Rob Hardy – Schnitt: Jinx Godfrey – Musik: Dickon Hinchliffe – Darsteller: Clive Owen, Andrea Riseborough, Gillian Anderson, Aidan Gillen, Domhnall Gleeson, Brid Brennan, David Wilmot, Stuart Graham, Martin McCann u.a. – 2012; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Der MI5-Agent Mac droht der jungen, in London festgenommenen IRA-Kämpferin Collette McVeigh, man werde ihren kleinen Sohn zur Adoption freigeben. Notgedrungen erklärt sie sich bereit, für ihn zu spionieren. Als sie sich bald darauf gezwungen sieht, einen geplanten Mordanschlag zu verraten, setzt der MI5 ein SEK in Marsch. Mac ist entsetzt, denn dadurch droht seine Informantin aufzufliegen, und Verräter werden in der IRA umgebracht. Er versucht, Collette zu retten ...
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Kritik

"Shadow Dancer", die Verfilmung eines Romans von Tom Bradby, ist ein spannender Psychothriller. James Marsh hat ihn leise, nüchtern und unspektakulär inszeniert.

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Belfast 1973. Gerry McVeigh sen. (Barry Barnes) schickt seine Tochter Collette (Maria Laird) zum Zigarettenholen, aber sie „delegiert“ den Auftrag an ihren jüngeren Bruder Sean (Ben Smyth). Während das Kind unterwegs ist, sind Schüsse zu hören. Kurz darauf wird Sean hereingetragen: Er geriet in eine Schießerei zwischen der IRA und britischen Sicherheitskräften und wurde von einem Querschläger getötet.

London 1993. Collette McVeigh (ab jetzt: Andrea Riseborough), die mit ihrer inzwischen verwitweten Mutter (Brid Brennan), ihren älteren älteren Brüdern Gerry (Aidan Gillen) und Connor (Domhnall Gleeson) und ihrem sechsjährigen Sohn Mark (Cathal Maguire) weiterhin in Belfast wohnt, erhält von der IRA den Auftrag, einen Bombenanschlag auf die U-Bahn in London durchzuführen.

Als sie in einer U-Bahn-Station merkt, dass sie beschattet wird, lässt sie die Handtasche mit dem Sprengkörper fallen, obwohl der Zeitzünder noch nicht eingestellt ist, und flüchtet durch einen Tunnel. Kurz darauf wird sie von zwei Agenten (Jason Stalkey, Nicholas Asbury) des MI5 festgenommen und in ein Hotelzimmer gesperrt. Der Agent Mac (Clive Owen) droht ihr mit einer langjährigen Haftstrafe in England. Wenn sie dann ihren Sohn sehen wolle, sagt er, müsse ihre Mutter mit ihm eine weite Reise machen. Schlimmer noch: Der Geheimdienst könnte dafür sorgen, dass das Kind in ein Heim gebracht und zur Adoption freigegeben wird. Notgedrungen erklärt Collette sich bereit, Mac wöchentlich über die Vorhaben ihrer Brüder und anderer Mitglieder der IRA-Zelle zu unterrichten. Der Agent versichert ihr, dafür zu sorgen, dass sie nicht als Maulwurf enttarnt wird, denn in diesem Fall würde man sie töten.

Kevin Mulville (David Wilmot), einer der Anführer der RAF-Zelle, weiß aus den Nachrichten, dass die Bombe in der Londoner U-Bahn nicht gezündet wurde und Collette vorübergehend inhaftiert war. Er befragt sie argwöhnisch, aber sie versichert ihm, die Polizei habe ihr geglaubt, dass sie nach England gereist sei, um eine Tante in Südengland zu besuchen, ohne ihren Sohn, weil sie sich auch heimlich mit einem Liebhaber habe treffen wollen.

Gleich beim ersten Wochentermin wartet der eigens nach Irland geflogene MI5-Agent vergeblich auf die Informantin. Das nimmt er nicht hin: In der Nacht wird sie aus dem Bett heraus verhaftet. Um nicht 25 Jahre in einem britischen Gefängnis verbringen zu müssen, verrät Collette, was sie von ihrem Bruder Connor erfahren hat: Die IRA plant, Derek Henderson (Frank Smith) zu ermorden, einen Detective der Royal Ulster Constabulary. Daraufhin lässt Mac sie erneut frei.

Seine Chefin Kate Fletcher (Gillian Anderson) setzt ein Sondereinsatzkommando in Marsch, um die an dem Mordanschlag beteiligten IRA-Kämpfer auszuschalten. Mac ist entsetzt, denn dadurch droht seine Informantin aufzufliegen. Er durchschaut, dass er den Auftrag, Collette McVeigh als Informantin zu rekrutieren, nur erhielt, damit Fletcher der IRA eine Verräterin ans Messer liefern kann. Offenbar soll dadurch ein für den MI5 wichtigerer Informant geschützt werden.

Weil die IRA-Kämpfer Collette misstrauen, überrascht Connor sie mit der Aufforderung, bei dem Mordanschlag gegen Derek Henderson mitzumachen. Im letzten Augenblick kann sie Mac noch kurz telefonisch über die Entwicklung informieren. Sie vermutet allerdings, dass Brendan (Martin McCann), der dem Kommando ebenfalls angehört, etwas von dem Anruf mitbekam. Als Brendan auf Henderson schießt, wird er im nächsten Augenblick selbst durch Schüsse niedergestreckt und schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Collette entkommt.

Sie ruft Mac erneut an und weist ihn darauf hin, dass Brendan möglicherweise ihr Telefongespräch belauschte. Mac fährt zum Krankenhaus. Kurz darauf heißt es in den Nachrichten, dass der Attentäter gestorben sei. (Wir erfahren nicht, ob Mac ihn tötete oder ob er an den Folgen der Schussverletzungen starb.)


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Nach dem misslungenen Anschlag gibt es für Kevin Mulville keinen Zweifel mehr daran, dass der MI5 von einem Maulwurf informiert wird. Er fragt Collette, wann sie von dem geplanten Attentat erfahren habe, und sie beteuert, es sei erst unmittelbar vor der Abfahrt gewesen. Während er mit ihr redet, breitet einer seiner Kumpane bereits eine Plastikplane auf dem Boden aus, um das Blut aufzufangen. Aber Kevin glaubt Collette erst einmal, zumal er bei einer Durchsuchung ihres Zimmers nichts Verdächtiges findet. Stattdessen verdächtigt er nun ihren Bruder Connor als Verräter. Obwohl er ihn foltern lässt, gibt Connor nicht zu, dass er seiner Schwester bereits einige Tage vor dem Mordanschlag davon erzählte. Mit seiner Standfestigkeit überzeugt er Kevin von seiner Unschuld, und der beendet daraufhin die Folter.

Inzwischen stellt Mac fest, dass die elektronische Akte über Derek Henderson mit einem neuen, ihm unbekannten Passwort geschützt ist. Ein Kollege namens Ian Gilmore (Stuart Graham) lässt ihn Unterlagen im Archiv einsehen, und schließlich findet Mac auch das neue Passwort heraus: Shadow Dancer. So kann er den anderen Maulwurf enttarnen. Unverzüglich ruft er bei den McVeighs in Belfast an. Collettes Mutter meldet sich. Mac sagt nur: „Sie sind hinter Collette her! Sie haben sie rekrutiert, um Sie zu schützen.“ Ohne weitere Erklärungen legt er auf.

Um ihre Tochter zu retten, outet sich die Witwe als Verräterin. Kevin Mulville holt sie ab. Ihre Leiche wird unter einem Hochspannungs-Strommast gefunden.

Beim nächsten Wochentermin wartet Mac wieder vergeblich auf Collette. Sie geht in einiger Entfernung mit ihrem Sohn vorbei, doch weil sie statt ihres roten Mantels grüne Kleidung trägt, erkennt Mac sie nicht. Schließlich steigt er in seinen Wagen. Als er die Zündung einschaltet, explodiert das Fahrzeug.

Collette setzt sich mit Mark zu Connor in dessen Auto. Sie fahren zusammen weg.

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Der britische Journalist und Schriftsteller Tom Bradby (Thomas Matthew Bradby, * 1967) veröffentlichte 1998 den Roman „Shadow Dancer“ und schrieb dann auch das Drehbuch für die Verfilmung unter der Regie seines vier Jahre älteren Landsmanns James Marsh.

Vor dem Hintergrund des blutigen Nordirland-Konflikts geht es in diesem spannenden Psychothriller vor allem um zwei Menschen – eine der IRA angehörende Irin und einen Agenten des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 –, die sich zwischen Loyalität und Verrat entscheiden müssen und dadurch in unlösbare Konflikte geraten, denn eine klare Grenze zwischen Gut und Böse ist nicht zu erkennen.

James Marsh und Tom Bradby erzählen die Geschichte weitgehend aus der Perspektive der IRA-Kämpferin, verteufeln jedoch in „Shadow Dancer“ keine der beiden Seiten.

In den ersten Minuten des Films wird kaum ein Wort gesprochen. James Marsh hat „Shadow Dancer“ leise, nüchtern und unspektakulär inszeniert. Da gibt es weder Pathos noch große Gefühle oder beispielsweise eine bewegende Katharsis. Die Handlung wird präzise entwickelt. In den Bildern ebenso wie in den Gesichtern der beiden von Clive Owen und Andrea Riseborough überzeugend verkörperten Hauptfiguren liegt eine große Traurigkeit.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.