The Final Cut
The Final Cut
Inhaltsangabe
Kritik
Alan W. Hakman (Robin Williams) ist 51 Jahre alt und arbeitet als Cutter für Eyetech. Das Unternehmen produziert keine Kinofilme, sondern verkauft organische Zoe-Chips, die bei der Geburt ins zentrale Nervensystem implantiert werden und dann das ganze Leben lang die Wahrnehmungen des Individuums aufzeichnen. 20 Prozent der Menschen tragen so ein Speichergerät. Alans Aufgabe ist es, nach dem Tod einer Person aus den Aufzeichnungen einen „Final Cut“ für die Trauerfeier zu schneiden, ein Rememory. Dazu benutzt er ein als Guillotine bezeichnetes spezielles Schneide- und Mischpult. An drei Regeln muss sich ein Cutter halten: (1) Er darf das Filmmaterial weder verkaufen noch weitergeben. (2) Er darf nicht aus den Biochips mehrerer Personen ein Rememory zusammenstellen. (3) Der Cutter darf kein eigenes Zoe-Implantat haben, weil es alles aufzeichnen würde, was er bei seiner Arbeit von anderen erfährt.
Das Rememory lässt sich nicht ohne massiven Eingriff in die Privatsphären des Verstorbenen, seiner Angehörigen, Freunde und Bekannten herstellen. Das Verfahren ist deshalb umstritten. Außerdem demonstrieren die Gegner von Eyetech gegen das unweigerlich verfälschte Bild, das durch den Zusammenschnitt entsteht und bei der Trauerfeier verbreitet wird. Sie plädieren dafür, dass jeder seine persönlichen Erinnerungen an den Verstorbenen bewahrt.
Dass das Rememory zumindest nicht die volle Wahrheit zeigt, liegt nicht zuletzt daran, dass ein Cutter wie Alan Hakman beispielsweise die Szenen weglässt, in denen der verstorbene Arzt Daniel Monroe (George Gordon) seine Frau Caroline (Wanda Cannon) verprügelt. Bei der Trauerfeier beobachtet er, wie eine Frau, die er mit Daniel Monroe im Bett gesehen hat, der Witwe kondoliert. Er kennt viele Geheimnisse.
Gegründet wurde Eyetech von Charles Bannister (Michael St. John Smith). Nachdem der Rechtsanwalt beim Joggen tot zusammengebrochen ist, sorgt die Cutterin Thelma (Mimi Kuzyk) dafür, dass der mit ihr befreundete Kollege Alan Hakman den Auftrag für das Rememory erhält. Die Witwe Jennifer Bannister (Stephanie Romanov) begrüßt das, denn er gilt als der Beste in seiner Branche.
Fletcher (James Caviezel), der Anführer einer gegen Eyetech kämpfenden Untergrundbewegung, bietet Alan eine halbe Million Dollar für den Biochip des Toten. Die Aktivisten gehen davon aus, durch die Publizierung von kompromittierenden Szenen aus dem Leben des Firmengründers dessen Unternehmen in den Ruin treiben zu können. Alan weigert sich jedoch, mit Fletcher zusammenzuarbeiten.
Aus dem aufgezeichneten Material erfährt Alan, dass Charles Bannister seine jetzt zehn Jahre alte Tochter Isabel (Genevieve Buechner) spätabends aus dem Bett holte und im Arbeitszimmer missbrauchte. Bei einer von den Bannisters gegebenen Gesellschaft glaubt Alan in einem Mann mit dicken Augengläsern einen Spielgefährten aus der Kindheit zu erkennen: Louis Hunt (Liam Ranger / Peter Hall).
Kann es sein, dass Louis den schweren Unfall überlebte, dessen Zeuge Alan war? Alan wird seit seinem neunten Lebensjahr von Schuldgefühlen gepeinigt. Damals spielte er (Casey Dubois) mit dem gleichaltrigen Louis in einer Ruine. Nachdem er im zweiten Stockwerk, hoch über dem Boden ein nur an den beiden Enden aufliegendes Brett der Länge nach überquert hatte, forderte er Louis auf, die Mutprobe nachzumachen, und als dieser abrutschte, half er ihm nicht. Alan erinnert sich, wie er zu dem verrenkt am Boden Liegenden hinunterrannte und in die riesige Blutlache trat, die sich dort bereits ausgebreitet hatte.
Von Isabel Bannister erfährt Alan, dass Louis Hunt einer ihrer Lehrer war und vor einem Jahr bei einem Autounfall starb. Wenn Louis einen Chip trug, könnte Alan herausfinden, was damals wirklich geschah und seine Erinnerung überprüfen. Nachts lässt er sich verbotenerweise in das Archiv von Eyetech einschmuggeln und sucht nach Louis Hunts Akte. Enttäuscht stellt er fest, dass es keine gibt: Louis trug kein Zoe-Implantat. Alan stößt jedoch auf seine eigene Akte!
Als seine Mutter schwanger war, nahmen sie und sein Vater (Johnna Wright, Bart Anderson) einen Kredit auf, um sich ein Zoe-Implantat für ihn leisten zu können. Bevor er alt genug war, damit die Eltern es ihm sagen konnten, kamen sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Er hätte gar nicht Cutter werden dürfen.
Es gibt besondere Tattoos, die für die Biochips wie Störsender wirken. Alan beauftragt die Tätowiererin Legz (Joely Collins), ihm so ein Tattoo zu stechen. Weil es sehr schmerzhaft ist, beginnt sie mit dem Audio-Tattoo. Das Video-Tattoo soll später folgen.
Als er nach Hause kommt, sitzt seine Freundin, die Buchhändlerin Delila (Mira Sorvino) vor seiner Guillotine und schaut sich Aufzeichnungen aus dem Zoe-Implantat ihres verstorbenen Ex-Freunds an. Dass Alan über ihr Intimleben mit seinem Vorgänger Bescheid weiß, erschüttert sie. Zornig greift sie ihn an, schießt auf ihn mit einem Revolver. Sie trifft zwar nicht ihn, aber die Guillotine und zerstört dabei auch das Zoe-Material von Charles Bannister.
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Nun will Alan doch noch die Szene von Louis Hunts Unfall in der Kindheit sehen. Thelma versteht, wie wichtig es für ihn ist und bringt den Spezialisten Hasan (Thom Bishops) dazu, Alan so mit einer Guillotine zu verdrahten, dass dieser seine eigenen Aufzeichnungen sehen kann. Wegen der engen Verbindung des Bio-Implantats mit dem Gehirn ist das lebensgefährlich, und mehr als fünf Minuten lang ist das auch gar nicht zu ertragen. Aber die kurze Zeit reicht Alan, um zu erkennen, dass seine Erinnerung in entscheidenden Punkten falsch ist. Tatsächlich warnte er Louis damals davor, ebenfalls über das Brett zu laufen. Als Louis abstürzte, ging alles so schnell, dass Alan gar keine Chance hatte, ihm zu helfen. Louis atmete noch, als er am Boden lag, und Alan trat nicht in eine Blutlache, sondern in die aus einem umgestürzten Eimer ausgelaufene rote Farbe. Erleichtert stellt er fest, dass er sich damals nicht schuldig machte.
Fletcher und ein Komplize brechen in Alans Wohnung ein und durchwühlen alles bei der Suche nach Charles Bannisters Biochip. Aber der ist kaputt.
Alan sucht Louis Hunts Grab auf. Fletcher tritt hinter ihn. Er hat inzwischen erfahren, dass Alan selbst ein Zoe-Implantat trägt. Das wollen die Aktivisten nun haben, weil Bannisters Biochip zwar unbrauchbar ist, aber alles, was Alan davon anschaute, in dessen Implantat gespeichert sein müsste. Alan flieht. Fletcher schießt auf ihn. Als Alan strauchelt und wehrlos am Boden liegt, bringt Fletcher es nicht fertig, ihn zu töten. Aber sein Komplize erschießt Alan.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Bei „The Final Cut. Dein Tod ist erst der Anfang“ handelt es sich um einen Science-Fiction-Thriller des aus dem Libanon stammenden Drehbuchautors Omar Naim (* 1977), der hier zum ersten Mal Regie führte.
Die Grundidee ist vielversprechend: In naher Zukunft bietet ein Unternehmen Eltern an, den Kindern bei der Geburt Biochips ins zentrale Nervensystem zu implantieren, die alle Wahrnehmungen des Individuums aufzeichnen. Daraus wird nach dem Tod der Person ein Rememory für die Trauerfeier zusammengestellt, ein „Final Cut“.
Omar Naim könnte sich in „The Final Cut. Dein Tod ist erst der Anfang“ zum Beispiel mit der Subjektivität von Wahrnehmung und Erinnerung, dem Recht auf Vergessen, der Manipulation beim Filmemachen, den Möglichkeiten der Überwachung, Fragen des Datenschutzes und der Macht von Konzernen beschäftigen. Zu fragen wäre auch, welchen Einfluss auf das Verhalten es haben würde, wenn jemand wüsste, dass alles aufgezeichnet wird. Statt moralische Fragen auch nur zu stellen, setzt Omar Naim voll und ganz auf die Thriller-Dimension des Plots – und verschenkt dadurch viel Potenzial, zumal er die Figuren nur spärlich ausarbeitet.
Die Dreharbeiten für „The Final Cut. Dein Tod ist erst der Anfang“ fanden von Juni bis August 2003 in Vancouver und Berlin statt. Am 11. Februar 2004 wurde der für einen „Goldenen Bären“ nominierte Film bei der Berlinale vorgeführt. In die deutschen Kinos kam „The Final Cut. Dein Tod ist erst der Anfang“ nicht. Es gibt ihn nur auf DVD, und das ZDF strahlte den Film erstmals am 20. Oktober 2009 aus.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015