Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Yasmin Sellou

Philippe Pozzo di Borgo, ein damals 42 Jahre alter Direktor des Champagner-Unternehmens Pommery, stürzte am 27. Juni 1993 beim Paragliding ab. Weil er sich bei dem Unfall die Halswirbelsäule zwischen C3 und C4 brach, ist er seither querschnittgelähmt.

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus benötigte der reiche Aristokrat einen Pfleger, der bereit war, ihn in seiner Villa in Paris, im Palais Hôtel de Longueuil, rund um die Uhr zu betreuen. Niemand ertrug diese Tätigkeit über längere Zeit. Als Philippe Pozzo di Borgo wieder einmal Ersatz für einen Pfleger suchte, fiel seine Wahl ausgerechnet auf den 21-jährigen Abdel Yasmin Sellou, der als vierjähriges Kind von den Eltern in Algerien zu Verwandten in eine Pariser Vorstadt geschickt worden war, gerade eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Diebstahls verbüßt hatte und sich lediglich die Bestätigung für eine erfolglose Bewerbung abholen wollte, um weiter Arbeitslosengeld beziehen zu können.

Abdel Yasmin Sellou zog ins Palais Hôtel de Longueuil – und pflegte Philippe Pozzo di Borgo zehn Jahre lang.

Als Philippe Pozzo di Borgo nach dem Krebstod seiner Ehefrau 1996 in eine schwere Depression verfiel, half ihm Abdel Sellou darüber hinweg. Der algerische Pfleger vermittelte ihm Lebensfreude, rauchte Joints mit ihm, fuhr ihn ohne Führerschein im Rolls Royce zu seinen zwei adoptierten Töchtern und unternahm weite Reisen mit ihm.

2003 kamen sie nach Marrakesch. Philippe Pozzo di Borgo gefiel es dort, zumal er die Marokkanerin Khadija kennenlernte, die seine zweite Ehefrau wurde und heute mit ihm in der Nähe der südmarokkanischen Hafenstadt Essaouira lebt.

Auch Abdel Sellou blieb in Nordafrika, richtete eine Hühnerfarm ein und heiratete eine Marokkanerin. Heute lebt er abwechselnd in Paris und Algerien.

Unter dem Titel „Le second souffle“ veröffentlichte Philippe Pozzo di Borgo 2001 seine Autobiografie („Ziemlich beste Freunde. Das zweite Leben des Philippe Pozzo di Borgo“, Übersetzung: Bettina Bach, Dorit Gesa Engelhardt, Marlies Ruß, Carl Hanser Verlag, München 2012, 240 Seiten, ISBN 978-3-446-24044-5, 14.90 €). Dieses Buch liegt dem Film „Intouchables“ – „Ziemlich beste Freunde“ – zugrunde. Allerdings ersetzten Olivier Nakache und Eric Toledano den Algerier durch einen schwarzen Afrikaner.

Abdel Sellou schrieb inzwischen ebenfalls eine Autobiografie: „Einfach Freunde. Die wahre Geschichte des Pflegers Driss aus ‚Ziemlich beste Freunde'“ (Co-Autorin: Caroline Andrieu, Nachwort: Philippe Pozzo di Borgo, Übersetzung: Patricia Klobusiczky und Lis Künzli, Ullstein Taschenbuch, Berlin 2012, 256 Seiten, ISBN 978-3548285184, 9.99 €).

© Dieter Wunderlich 2012

Olivier Nakache und Eric Toledano: Ziemlich beste Freunde

Zahra Hussain - Das Erbe der Weisen
In ihrem Roman "Das Erbe der Weisen. Eine Kindheit in Afghanistan" lässt Zahra Hussain die Protagonistin in der Ich-Form erzählen. Die schlichte Darstellung passt zur Perspektive des Kindes.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.