Die unerschütterliche Liebe der Suzanne

Die unerschütterliche Liebe der Suzanne

Die unerschütterliche Liebe der Suzanne

Die unerschütterliche Liebe der Suzanne – Originaltitel: Suzanne – Regie: Katell Quillévéré – Drehbuch: Mariette Désert, Katell Quillévéré – Kamera: Tom Harari – Schnitt: Thomas Marchand – Musik: Verity Susman – Darsteller: Sara Forestier, Adèle Haenel, François Damiens, Paul Hamy, Anne Le Ny, Corinne Masiero, Karim Leklou, Lola Dueñas u.a. – 2013; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem frühen Tod der Mutter werden Maria und Suzanne von ihrem Vater Nicolas, einem Fernfahrer, allein erzogen. Als Suzanne mit 17 schwanger wird, entscheidet sie sich für das Kind, aber dann verliebt sie sich in den Kleinkriminellen Julien, taucht mit ihm unter und lässt den kleinen Charlie bei Maria und Nicolas. Im Gefängns erfährt Suzanne, dass er bei einer Pflegefamilie lebt. Als sie ihre Haftstrafe verbüßt hat, setzt sie sich mit Julien nach Marokko ab. Dort bekommen sie eine Tochter ...
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Kritik

Katell Quillévéré entwickelt die zwei Jahrzehnte überspannende Hand­lung des ergreifenden So­zial­dramas "Die unerschütterliche Liebe der Suzanne" zwar chrono­lo­gisch, lässt aber einige Wendepunkte be­wusst aus und arbeitet mit abrupten Zeitsprüngen.
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Isabelle Merevsky (Séverine Vasseli) stirbt 1985 im Alter von 32 Jahren. Der Witwer Nicolas Merevsky (François Damiens) zieht die beiden Töchter Maria (Fanie Zanini, Adèle Haenel) und Suzanne (Apollonia Luisetti, Sara Forestier) allein in der Languedoc auf, und das ist nicht einfach, denn als Fernfahrer ist er viel unterwegs. Die Schwestern Maria und Suzanne sind unzertrennlich.

Als Suzanne 17 Jahre alt ist, wird Nicolas zu einem Gespräch ins Internat gebeten. Die Leiterin (Hélène Alexandridis) unterrichtet ihn darüber, dass seine Tochter schwanger sei. Für eine Abtreibung ist es bereits zu spät, aber Suzanne wollte das Kind ohnehin behalten. Sie muss die Schule verlassen. Den Namen des Vaters verrät Suzanne nicht. Den Sohn, den sie zur Welt bringt, nennt sie Charlie (Timothé Vom Dorp, Maxim Driesen, Jaime Da Cunha).

Nach der Geburt des Kindes beginnt Suzanne im Büro der Spedition zu arbeiten, für die ihr Vater fährt. Maria wird Näherin in einer Fabrik.

Eines Abends, als die beiden jungen Frauen ausgehen, macht Marias Begleiter sie mit seinem Freund Julien (Paul Hamy) aus Marseille bekannt. Julien und Suzanne verlieben sich auf den ersten Blick und verbringen so viel Zeit wie möglich miteinander. Wenn Maria abends müde von der Arbeit nach Hause kommt, findet sie dort immer häufiger Charlie allein vor und muss sich dann um ihn kümmern.

Suzanne bleibt nicht verborgen, dass es sich bei Julien um einen Kleinkriminellen handelt. Als er untertauchen muss, will sie sich nicht von ihm trennen. Um bei Julien bleiben zu können, lässt sie den kleinen Charlie bei Maria und ihrem Vater.

Nachdem Julien und Suzanne am 18. Juni 2004 in das Haus einer Frau einbrachen und die Bewohnerin misshandelten, wird die 24-Jährige festgenommen. Julien, der auch wegen Fahrerflucht gesucht wird, entkommt. Erst im Gefängnis erfährt Suzanne von ihrer Pflichtverteidigerin Éliane (Corinne Masiero), dass Charlie einem Gerichtsbeschluss entsprechend zu einer Pflegefamilie gebracht wurde, weil sein Großvater als Fernfahrer zu viel unterwegs ist.

Nicolas besucht seine Tochter zwar nicht im Gefängnis, will aber mit Maria der Gerichtsverhandlung beiwohnen. Allerdings erträgt er es nicht und verlässt vorzeitig den Saal.

Als Suzanne ihre fünfjährige Haftstrafe verbüßt hat, holt Maria sie ab und fährt mit ihr zu einer Autobahn-Raststätte, wo sie mit ihrem Vater verabredet sind, der dort Pause macht, bevor er nach Calais weiterfährt.

Einige Zeit später findet Maria ihre Schwester leblos im Bett vor. Augenscheinlich hat sie in selbstmörderischer Absicht Tabletten geschluckt. Als Suzanne im Krankenhaus zu sich kommt, sitzt ihr Vater schluchzend neben dem Bett.

Einmal besucht sie Charlie und seine Pflegemutter, Mme Danvers (Anne Le Ny), aber der Junge kann sich kaum an Suzanne erinnern und spricht mit ihr höflich wie mit einer Fremden.

Eines Abends, als sie von der Arbeit als Kellnerin in Marseille nach Hause fährt, setzt Julien sich unerwartet im Nachtbus zu ihr. Er nimmt sie mit in seine Wohnung. Suzanne erschrickt, als er dort eine Pistole aus der Tasche zieht und auf einen Schrank legt. Er habe ein kleines Haus in Marokko gekauft, sagt er, und wolle dort mit ihr leben.

Nicolas erhält schließlich mit der Post das Foto eines kleinen Mädchens. Die Kleine heiße Solange (Agathe Picard, Leyna Kerdjou Soriano), hat Suzanne auf die Rückseite geschrieben. Offenbar handelt es sich um Nicolas‘ Enkelin.

Julien schmuggelt große Mengen Drogen im Reservereifen und in der Innenverkleidung eines PKWs nach Frankreich.

Bei dieser Gelegenheit fährt er mit Suzanne und Solange in die Languedoc. Vermutlich möchten sie Solange bei Maria lassen. Zunächst besuchen sie Isabelle Merevskys Grab. Sie wolle Solange ihrer Mutter vorstellen, erklärt Suzanne. Am Grab entdeckt sie ein Bild ihrer Schwester. Aufgewühlt rennt sie los, lässt Julien mit Solange am Friedhof zurück. Vergeblich klingelt sie bei ihrem Vater. Er ist unterwegs. Von einer Nachbarin erfährt sie, dass Maria vor zwei Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Bei der Grenzkontrolle gibt Suzanne sich keine Mühe, unauffällig zu wirken. Als der Zollbeamte Julien auffordert, den Wagen abzustellen, wissen die beiden jungen Leute, dass sie verhaftet werden und küssen sich zum Abschied.

Nicolas, der kürzlich in den Ruhestand verabschiedet wurde, holt seinen Enkel Charlie ab und besucht mit ihm zusammen Suzanne im Gefängnis. Sie hat Solange bei sich, und Charlie darf seine kleine Halbschwester für eine Weile auf den Arm nehmen.

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In dem ergreifenden Sozialdrama „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“ porträtiert die 1980 in Abidjan (Elfenbeinküste) geborene französische Regisseurin Katell Quillévéré eine junge Frau. Als Suzanne mit 17 schwanger ist, behält sie das Kind, doch nachdem sie sich in den Kleinkriminellen Julien verliebt hat, überlässt sie ihren kleinen Sohn immer häufiger der Schwester und dem Vater. Nach der Verbüßung einer Haftstrafe setzt sie das Leben an der Seite des liebevollen Ganoven fort, obwohl sie damit rechnen muss, dadurch erneut in Schwierigkeiten zu geraten. Sie bekommt sogar eine Tochter von ihm. Obwohl sie tatsächlich ein weiteres Mal ins Gefängnis muss, hadert sie nicht mit ihrem Schicksal.

Katell Quillévéré beginnt „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“ mit einem Auftritt Suzannes in einer Tanzgruppe auf der Bühne der Grundschule. Der Film endet etwa 20 Jahre später mit einem Besuch von Suzannes Vater und Sohn bei ihr im Gefängnis. Die Handlung entwickelt sich chronologisch, aber einige entscheidende Ereignisse – dramatische Wendepunkte – werden nicht gezeigt, sondern sind nur aus dem Zusammenhang zu erschließen, denn Katell Quillévéré arbeitet bewusst mit Ellipsen und Zeitsprüngen. Das wirkt hin und wieder ein wenig holprig.

Getragen wird „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“ von der Hauptdarstellerin Sara Forestier, die ihre Rolle mit zurückhaltend eingesetzter Mimik und Gestik eindrucksvoll, facettenreich und überzeugend verkörpert.

Bemerkenswert ist übrigens auch die Schlussszene von „Die unerschütterliche Liebe der Suzanne“: Der PKW, mit dem Nicolas und Charlie nach Hause fahren, wird von hinten auf einer langen und sonst leeren Straße gefilmt. Allmählich vergrößert sich die Entfernung. Als der Wagen am Horizont eine langgezogene Linkskurve nimmt, folgt die bisher geradeaus nach vorne gerichtete Kamera mit einem Schwenk, bleibt dann aber nicht am Auto, sondern wandert noch weiter nach links, bis die untergehende Sonne zu sehen ist. Dazu hören wir Nina Simone. Sie singt das Mitte der Sechzigerjahre von dem Kanadier Leonard Cohen für seine platonische Freundin Suzanne Verdal geschriebene Lied „Suzanne“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.