Seabiscuit
Seabiscuit
Inhaltsangabe
Kritik
Der Amerikaner Charles Howard (Jeff Bridges), der es durch Autohandel vom Fahrrad-Mechaniker, Werkstattbesitzer und schließlich zum Multimillionär gebracht hat, lebt allein, denn nachdem sein einziger Sohn Frankie (Dyllan Christopher) bei einer heimlich unternommenen Autofahrt tödlich verunglückt war, hatte seine Ehefrau Annie (Valerie Mahaffey) sich von ihm getrennt. 1933, während einer Stierkampfveranstaltung in Tijuana, Mexiko, fällt Charles Howard einer Frau namens Marcella Savalla (Elizabeth Banks) auf. Sie spricht ihn an. Die beiden werden ein Paar und heiraten.
Marcella bringt ihren Mann auf die Idee, die seit Frankies Tod nicht mehr benutzten Rennautos zu verkaufen und es stattdessen mit einem Rennpferd zu versuchen.
Howard stellt einen wortkargen Eigenbrötler ein, der am liebsten am Lagerfeuer seinen Kaffee trinkt und im Freien schläft: Tom Smith (Chris Cooper). Der frühere Hufschmied und Pferdetrainer pflegt gerade einen Hengst gesund, der von seinem Besitzer wegen eines gebrochenen Beins erschossen werden sollte. Dieses Pferd ist zwar für Rennen ungeeignet, aber drei Monate später fällt Smith in Saratoga, New York, ein verstörter Hengst mit Namen „Seabiscuit“ auf. Weil der für ein Rennpferd zu kurze Beine hat, wurde er dazu missbraucht, viel versprechende Pferde im Training durch ein Kopf-an-Kopf-Rennen anzuspornen. Auch wenn „Seabiscuit“ siegen hätte können, wurde er im letzten Augenblick zurückgenommen, um dem anderen Pferd so etwas wie Siegeszuversicht zu vermitteln.
He had a sad little tail, barely long enough to brush his hocks. His stubby legs were a study in unsound construction, with squarish, asymmetrical „baseball glove“ knees that didn’t quite straighten all the way, leaving him in a permanent semicrouch […] His gallop was so disorganized that he had a maddening tendency to whack himself in the front ankle with his own hind hoof. (Laura Hillenbrand: Seabiscuit. An American Legend)
Als Smith einen schmächtigen Jungen beobachtet, der sich zu dem tobenden Hengst in die Box wagt und ihn beruhigt, schlägt er Howard vor, „Seabiscuit“ zu kaufen und Red Pollard (Tobey Maguire) – so heißt der Junge – als Jockey anzustellen.
Als Kind war Red Pollard nach dem 29. Oktober 1929, dem „Schwarzen Freitag“ an der Wall Street, von seinen verarmten Eltern (Michael O’Neill, Annie Corley) einem Farmer anvertraut worden. (Red Pollard als Kind: Cameron Bowen, Noah Luke, Mariah Bess, Jamie Lee Redmon, Michael Angarano.) Nachdem er als Jockey gescheitert war, fing er an, sich als Preisboxer durchzuschlagen, blieb jedoch ohne Erfolg, denn auf einem Auge sieht er kaum etwas.
Bei einem Rennen in Santa Anita Arcadia, Kalifornien, will Howard es erstmals mit Red Pollard und „Seabiscuit“ versuchen. Das Pferd wisse ja nicht, dass es zu klein sei, erklärt er Reportern. Als Pollard von einem anderen Reiter unfair bedrängt wird, hält er sich nicht länger an die Ratschläge von Tom Smith – und vergibt dadurch den Sieg. Dann gewinnt „Seabiscuit“ sechsmal hintereinander. Euphorisch verteilt Howard Abdrücke von „Seabiscuits“ Hufeisen, aber Smith verwahrt sich dagegen, „Seabiscuit“ zum Zirkuspferd zu machen.
„Seabiscuit“ soll sich mit dem erfolgreichsten amerikanischen Rennpferd messen, mit „War Admiral“, aber Samuel Riddle (Eddie Jones), der Besitzer, lehnt es hochnäsig ab, sein edles Pferd gegen einen Hengst mit zu kurzen Beinen antreten zu lassen. Selbst als Howard mit einem Preisgeld von 100 000 Dollar lockt, ist der arrogante Riddle nicht bereit, darauf einzugehen. Also bleibt nur eines: „Seabiscuit“ muss noch einige Rennen gewinnen, damit in der Öffentlichkeit die Forderung aufkommt, die beiden Hengste in einem Rennen gegeneinander zu erleben.
Auf diese Weise wird Riddle schließlich zum Nachgeben gezwungen. Aber er stellt unverschämte Bedingungen: Das Rennen soll auf seiner eigenen Rennbahn ausgetragen und offen gestartet werden. Nachdem Tom Smith den Rappen „War Admiral“ gesehen hat, ist ihm klar, dass „Seabiscuit“ nur eine Chance hat, wenn er gleich beim Start vorn ist, denn einholen könnte er den größeren Hengst nie. Also üben Smith und Pollard nachts heimlich mit „Seabiscuit“ den Absprung auf einen Klingelton hin.
Während der Vorbereitungen auf das Rennen wird Red Pollard von dem Farmer, der ihm das Leben als Kind zur Hölle gemacht hatte, angesprochen. Wegen einer Notlage müsse er ein Pferd verkaufen, behauptet der Farmer. Damit er einen besseren Preis dafür bekommt, soll der inzwischen berühmte Jockey es den Interessenten vorführen. In seiner naiven Gutmütigkeit geht Red Pollard darauf ein, doch mitten im Galopp lösen Kumpane des Farmers an ihrem neben der Rennbahn stehenden Traktor eine Fehlzündung aus. Das Pferd erschrickt, geht durch, wirft Red Pollard ab und schleift ihn am Zügel bis zu den Stallungen, wo er gegen einen Pfosten geschleudert wird und sich den Unterschenkel bricht.
Während des entscheidenden Rennens am 1. November 1938 liegt Red Pollard im Krankenhaus und verfolgt – wie mehr als 40 Millionen andere Amerikaner auch – die Radioreportage von „Tick-Tock“ McGlaughlin (William H. Macy). Der Jockey George Woolf (Gary Stevens) ist für ihn eingesprungen. „Seabiscuit“ gewinnt gegen den Favoriten „War Admiral“.
Doch beim nächsten Rennen muss „Seabiscuit“ wegen eines Bandabrisses ausscheiden. Der Tierarzt empfiehlt Howard, den Hengst einschläfern zu lassen, aber das kommt für ihn nicht in Frage. Tom Smith pflegt „Seabiscuit“, bis das Pferd wieder auftreten kann. Inzwischen wurde auch Red Pollard aus dem Krankenhaus entlassen, aber die Ärzte raten ihm davon ab, wieder in einen Sattel zu steigen, denn der Unterschenkel ist nicht stabil, und nach einer erneuten Fraktur kann es sein, dass Red Pollard gehunfähig bleibt. Hinkend führt Red Pollard das lahmende Pferd herum. Der Jockey lässt sich eine Ledermanschette für seinen Unterschenkel anfertigen, damit er aufsitzen kann. Mit geduldigem Training gelingt es ihm, sich und „Seabiscuit“ wieder für Rennen fit zu machen. „Alle dachten“, sagt Red Pollard, „wir hätten dieses kaputte Pferd gefunden und es aufgepäppelt. Aber das stimmt nicht. Er hat uns aufgebaut.“
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise von 1929 erzählt Gary Ross in dem pathetischen Filmepos „Seabiscuit. Mit dem Willen zum Erfolg“ die Geschichte von einem legendären Außenseiter, der trotz aller Vorurteile erfolgreich ist und damit beweist, dass der „amerikanische Traum“ funktioniert. Nur dass es sich in diesem Fall bei dem Helden um einen Hengst handelt.
„Seabiscuit“ hat es allerdings wirklich gegeben: Am 1. November 1938 verfolgten mehr als 40 Millionen Amerikaner am Radio, wie der Außenseiter gegen den Favoriten „War Admiral“ siegte. Die Identifikation der unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise leidenden amerikanischen Nation mit dem Siegerpferd ist vergleichbar mit dem „Wunder von Bern“. – 1939 wurde ein Dokumentarfilm über „Seabiscuit“ gedreht. Laura Hillenbrand veröffentlichte einen Tatsachenroman über „Seabiscuit“, der als Vorlage für diesen Film diente („Seabiscuit. An American Legend“; deutsch: „Der Hufschlag des Siegers. Die Geschichte eines legendären Rennpferdes“, Übersetzung: Gunter Blank, 445 Seiten, Econ Verlag, München 2001; aufgrund des Films wurde der Buchtitel inzwischen in „Seabiscuit“ geändert).
Gary Ross lässt einen Erzähler aus dem Off auftreten und blendet immer wieder Schwarz-Weiß-Aufnahmen ein, um den anfangs hergestellten Bezug zur Zeitgeschichte zu bewahren. „Seabiscuit. Mit dem Willen zum Erfolg“ ist ein anspruchsvoll ausgestattetes Zeitporträt. Weniger überzeugend ist das Drehbuch: Zu Beginn werden drei Geschichten parallel erzählt: die von Charles Howard, Red Pollard und Tom Smith. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo sich diese drei Handlungsstränge verknüpfen, findet keine Entwicklung der Figuren mehr statt. Eigentlich lernt nur noch das Pferd dazu. Red Pollard bleibt der Sohn ohne Vater, Charles Howard der gutmütige Patriarch ohne Sohn, und Tom Smith der archetypische Cowboy, der in der Industriegesellschaft zum Außenseiter geworden ist.
In sieben Kategorien wurde „Seabiscuit“ für einen „Oscar“ nominiert.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Gary Ross: Die Tribute von Panem. The Hunger Games