Das Mädchen und der Kommissar

Das Mädchen und der Kommissar

Das Mädchen und der Kommissar

Das Mädchen und der Kommissar - Originaltitel: Max et les ferrailleurs - Regie: Claude Sautet - Drehbuch: Claude Sautet, Claude Néron und Jean-Loup Dabadie, nach einem Roman von Claude Néron - Kamera: René Mathelin und Charles-Henri Montel - Schnitt: Jacqueline Thiédot - Musik: Philippe Sarde - Darsteller: Romy Schneider, Michel Piccoli, Bernard Fresson, François Périer, Georges Wilson, Boby Lapointe, Michel Creton, Henri-Jacques Huet, Jacques Canselier, Alain Grellier, Maurice Auzel, Philippe Léotard u.a. - 1971; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Als Max einen Verbrecher aus Mangel an Beweisen freisprechen musste, vertauschte er das Richteramt mit dem Beruf eines Kommissars bei der Pariser Polizei. Aber auch in dieser Funktion vermag er den Berufsverbrechern kaum etwas anzuhaben. Um endlich doch einmal Kriminelle überführen zu können, stachelt er eine Diebesbande dazu auf, eine Bank zu überfallen ...
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Kritik

In dem intelligenten Kriminaldrama "Das Mädchen und der Kommissar" zeigt Claude Sautet sehr eindringlich, dass es keine zuverlässige Grenze zwischen Gut und Böse gibt und auch ein engagierter Polizist zum Verbrecher werden kann.
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Als Max (Michel Piccoli) einen Gangster aus Mangel an Beweisen freisprechen musste, vertauschte er das Richteramt mit dem Beruf eines Pariser Polizeikommissars. Auch in dieser Funktion vermag er kaum etwas gegen die eiskalten Berufsverbrecher zu erreichen, die sich sicher fühlen, weil sie wissen, dass ihnen nichts nachzuweisen ist.

Zum vierten Mal in diesem Monat wird eine Bank ausgeraubt, und obwohl Max von einem Informanten einen entsprechenden Hinweis bekommen hatte, gelingt es ihm nicht, die gewieften Ganoven festzunehmen, weil sie ihren Plan kurzfristig änderten und sich statt einer Filiale die Zentrale des Geldinstituts vornahmen. – Die Leiche des ermordeten Informanten wird kurz darauf gefunden.

Bei der Befragung eines Autohändlers bemerkt Max zufällig einen früheren Freund, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Er folgt Abel (Bernard Fresson) und sorgt dafür, dass dieser ihn entdeckt und anspricht. Abel hält seinen gut gekleideten Bekannten für einen reichen Geschäftsmann, erzählt ihm, er selbst habe es nur zum Schrotthändler in Nanterre gebracht und lässt durchblicken, dass er sich das Altmetall vorwiegend durch Diebstähle besorgt. Max äußert die Ansicht, Abel müsse aufhören, kleine Brötchen zu backen und sich stattdessen einmal an ein großes Ding wagen.

Im Polizeipräsidium berichtet er seinem Vorgesetzten Jean (Georges Wilson), er sei Ganoven auf der Spur, die einen Bankraub vorbereiten. Um mehr über Abel und die anderen Männer vom Schrottplatz zu erfahren, setzen Jean und Max sich mit dem für Nanterre zuständigen Kommissar Rosinsky (François Périer) in Verbindung. Der hält es für völlig ausgeschlossen, dass die eher erbärmlichen Kleinkriminellen ein größeres Ding drehen könnten.

Bei seinen Nachforschungen findet Max heraus, dass Abel mit der attraktiven, 1941 in Hamburg geborenen Julia Anna Ackermann (Romy Schneider) zusammen ist, die als Zwanzigjährige in Trier von einem Bekannten drogenabhängig gemacht wurde und in Paris aus eigener Initiative als „Lily“ auf den Straßenstrich geht, obwohl ihr Freund nichts von dem auf diese Weise verdienten Geld annimmt.

Als angeblicher Freier macht Max sich an Lily heran. Großzügig gibt er ihr 300 Francs, aber sie braucht sich nicht auszuziehen, denn er will nur mit ihr reden. Sein Name sei „Felix“, lügt er, und er leite eine Bankfiliale in La Vilette. Um sich regelmäßig mit ihr treffen zu können, mietet Max eigens ein Apartment. Absichtlich lässt er dort viel Geld herumliegen. Über entsprechende finanzielle Mittel verfügt der Polizeibeamte, denn seine Familie besitzt einen lukrativen Weinberg, und seine Frau betreibt ein Hotel in Paris.

Bei einem der Treffen mit Lily erzählt er, dass die Fleischgroßhändler an bestimmten Tagen sehr viel Geld in seine Bankfiliale bringen, und bei einer anderen Gelegenheit weist er sie darauf hin, dass er als Bankdirektor gegen Banküberfälle versichert ist.

Nachdem Lily zuschaute, wie Abel und seine Kumpane auf einer Baustelle mühsam eine Kabeltrommel stahlen, versucht sie ihm während der Rückfahrt im Auto begreiflich zu machen, dass er es auf diese Weise nie zu etwas bringen werde und anders handeln müsse: „Das große Geld liegt in den Banken.“ Sie deutet an, dass sie sich möglicherweise von ihm trennen werde, um mehr aus ihrem Leben zu machen. Da beginnt Abel, von einem möglichen Banküberfall zu träumen und redet auch mit seinen nicht besonders hellen Kumpanen darüber.

Als Max merkt, dass seine Vorgehensweise Wirkung zeigt, ändert er sein Verhalten Lily gegenüber und behandelt sie geringschätzig. Beispielsweise tut er während eines Treffens mit ihr so, als sei er dabei, einen Wecker zu reparieren, und als sie sich darüber wundert, weist er sie darauf hin, dass er sie gut dafür bezahle, ihm Gesellschaft zu leisten, ohne Fragen zu stellen. Das sei schließlich ihr Job, fügt er hämisch hinzu.

Kurz darauf sagt er telefonisch eine Verabredung mit ihr ab, angeblich, weil er sich wieder einmal um die Einzahlungen der Fleischgrossisten kümmern muss.

Nach anfänglichem Zögern gibt Lily die Information an Abel weiter, der inzwischen die von Max angegebene Bank in La Vilette ausgespäht und einen Plan für den Überfall ausgearbeitet hat. Während die Kriminellen die letzten Vorbereitungen treffen, legt Max in einer Lagebesprechung die Einzelheiten des Polizeieinsatzes fest.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Vor den Augen der unauffällig in der Bank und der Umgebung postierten Kriminalbeamten tappt Abel mit seiner einfältigen Bande in die gestellte Falle.

Lily, die in Nanterre auf die Männer warten sollte, hält es nicht mehr aus und fährt ebenfalls nach La Vilette. Sie trifft vor der Bank ein, als Abel und seine Kumpane gerade festgenommen werden. Max lässt sie in ein benachbartes Café bringen. Als er zu ihr geht, gesteht sie dem vermeintlichen Bankdirektor sofort, ihre Freunde zu dem Überfall angestiftet zu haben. Da eröffnet er ihr, dass er nicht Felix heißt und auch kein Geschäftsmann, sondern Polizeikommissar ist. Lily begreift, dass sie auf seine Manipulationen hereinfiel und ihre Freunde ins Unglück stürzte. Schluchzend bricht sie zusammen.

Kommissar Rosinsky, der das Spiel seines Kollegen von Anfang an durchschaute und ihm den spektakulären Erfolg neidet, will sich bei dem Fall auch selbst profilieren, und weil er an seinen Rivalen nicht herankommt, besteht er darauf, Lily als Anstifterin der Tat vor Gericht zu bringen. Vergeblich versucht Max, ihn davon abzubringen: Rosinsky lässt nicht mit sich reden. Da zieht Max kaltblütig eine Pistole aus der Jacketttasche und erschießt seinen Kollegen. Lily sieht, wie er abgeführt wird – und versteht überhaupt nichts mehr.

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In dem intelligenten Kriminaldrama „Das Mädchen und der Kommissar“ befasst Claude Sautet sich mit der Psyche eines früheren Richters, der eigens Polizeikommissar wird, um die Kriminalität effizienter kämpfen zu können. Als er auch in dieser Funktion kaum etwas gegen die eiskalten Berufsverbrecher zu tun vermag, wird es für ihn zur Obsession, Ganoven auf frischer Tat zu ertappen – und er schreckt vor keiner Manipulation zurück, um sein Ziel zu erreichen. Am Ende gehört er selbst zu den Verbrechern.

Claude Sautet zeigt ebenso sachlich wie eindringlich, dass es keine zuverlässige Grenze zwischen Gut und Böse gibt und auch ein engagierter Polizist zum Verbrecher werden kann.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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Von der Mühsamkeit der Materialsammlung und -verarbeitung spürt der Leser in "Goethe & Schiller. Geschichte einer Freundschaft" nichts. Die Darstellung ist stringent, sprachlich gediegen und leicht lesbar.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.