Die Verführerin Adele Spitzeder

Die Verführerin Adele Spitzeder

Die Verführerin Adele Spitzeder

Originaltitel: Die Verführerin Adele Spitzeder – Regie: Xaver Schwarzenberger – Drehbuch: Ariela Bogenberger – Kamera: Xaver Schwarzenberger – Schnitt: – Musik: Thomas Bogenberger – Darsteller: Birgit Minichmayr, Sunnyi Melles, Alicia von Rittberg, Maximilian Krückl, Florian Stetter, Marianne Sägebrecht, Karlheinz Hackl, Paula Kalenberg, Uli Bauer, Robert Spitz, Johannes Herschmann, Michael Roll, Siegfried Walther, Michael Schönborn u.a. – 2011, 90 Minuten

Inhaltsangabe

Die erfolglose junge Schauspielerin Adele Spitzeder flieht vor ihren Gläubigern in Wien nach München und nimmt sich in einem Wirtshaus ein Zimmer. In der Gaststube schimpft sie laut über die Wucherer und leiht sich von einem einfachen Mann 10 Kreuzer. 2 Kreuzer Zinsen für die ersten beiden Monate zahlt sie ihm gleich in bar wieder aus. Daraufhin wollen ihr auch die anderen Gäste Geld leihen, und die günstigen Konditionen sprechen sich herum ...
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Kritik

Die Grundzüge der in "Die Verführerin Adele Spitzeder" erzählten Geschichte sind historisch. Xaver Schwarzenberger konnte sich allerdings nicht zwischen Biopic und Farce entscheiden.
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Adele Spitzeder (Kurzbiografie)

Obwohl die junge Schauspielerin Adele Spitzeder (Birgit Minichmayr) in Wien Zuschauer besticht, damit diese ihr applaudieren und ihre Bühnenpartnerin Silvia Berency (Paula Kalenberg) ausbuhen, kann sie ihren Traum von einer Karriere am Theater nicht verwirklichen. Mit der Miete für ihr Zimmer ist sie drei Monate im Rückstand, aber das hält sie nicht davon ab, sich Champagner und Erdbeeren servieren zu lassen.

Als ihr die Schulden über den Kopf wachsen, flieht sie vor ihren Gläubigern in Wien nach München. Dort quartiert sie sich im Gasthaus „Zum Schützen“ ein.

Obwohl ihre Eltern zum Ensemble der Münchner Hofoper gehört hatten, bewirbt sie sich dort vergeblich. Ihr fehle es an Jugend und Begabung, urteilt der Direktor, denn andernfalls hätte er längst von ihr gehört.

Kurz darauf begegnet Adele dem jungen Dichter Balthasar Engel (Florian Stetter). Sie werde selbst ein Theater bauen, kündigt sie an, und lädt ihn ein, dann für sie zu schreiben.

Der ehemalige Münchner Polizist Georg Zeitler (Maximilian Krückl), der sich auf den ersten Blick in Adele verliebt hat, bringt sie auf ihren Wunsch mit seinem Fuhrwerk nach Starnberg, wo sie ihre Mutter Betty Vio (Sunnyi Melles) besucht. Weil die exaltierte ehemalige bayerische Hofopernsängerin nicht bereit ist, ihrer erfolglosen Tochter finanziell auszuhelfen, bleibt Adele nichts anderes übrig, als sich von dem Münchner Pfandleiher Stangl (Johannes Herrschmann) zu Wucherzinsen Geld zu leihen.

Einige Zeit später beobachtet sie in der Gaststube, wie Sepp Gschwendner (Uli Bauer) sein Bier nicht bezahlen kann. Ohne lange nachzudenken, übernimmt Adele Spitzeder die Zeche, verlangt von ihm, dass er ihr am nächsten Tag zwei Schnäpse ausgibt, und als er einwendet, die seien teurer als das Bier, erklärt sie ihm, das komme von den Zinsen.

Als Sepp Gschwendner seine Schulden bei Adele bezahlt, schimpft sie laut über die Wucherer, die sich auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung bereichern. Und sie nimmt von Gschwendner in der Gaststube zehn Kreuzer als Darlehen entgegen, für das sie zehn Prozent Zinsen monatlich verspricht und ihm auch gleich zwei Kreuzer für die ersten beiden Monate in bar auszahlt. Das verschafft ihr Aufmerksamkeit. Auch die anderen Gäste und selbst die Wirtin Edeltraud Staller (Marianne Sägebrecht) wollen in den Genuss dieser ungewöhnlichen Konditionen kommen und Adele Geld leihen. Es dauert nicht lang, bis sich Leute, die ein lukratives Geschäft wittern, im Gasthaus „Zum Schützen“ drängen. Pfarrer Gruber (Heinz Josef Braun) investiert einen Teil der Kollekte und freut sich über die großzügige Spende, die Adele ihm zusätzlich zu den Zinsen auszahlt.

Einer Gruppe von Arbeitern aus Dachau, die ihr einen Teil ihres Lohnes leihen, lässt Adele Schweinsbraten servieren. Therese Ederer (Alicia von Rittberg), dem analphabetischen Dienstmädchen der Wirtin Edeltraud Staller, bringt sie das Lesen bei. Dann engagiert sie den Theaterregisseur Eduard Pohlheim (Karlheinz Hackl) als Sprachlehrer für Therese. Außerdem verteilt sie Geld in einem Armenviertel. Auf diese Weise erreicht sie, dass sie von großen Teilen der Bevölkerung als Wohltäterin verehrt wird. Balthasar Engel meint jedoch: „Du hast gar kein Herz, Adele. Du benutzt Dichtung und Kunst als Schmuck für deine Allüren. So ist es auch mit den guten Werken, die du tust: Sie sind Zierrat für deinen unendlichen Appetit.“

Der Pfandleiher Stangl vermittelt Adele ein Haus. Zum Dank dafür schläft sie mit ihm.

Als eine Zeitung einen kritischen Artikel über Adele veröffentlicht, geht sie hin, um sich zu beschweren. Der Autor des Beitrags ist nicht anwesend, aber ein Redakteur (Florian Fischer) empfängt Adele. Rasch merkt sie, dass er beruflich unzufrieden ist – und kauft ihm kurzerhand einen Zeitungsverlag, selbstverständlich in der Erwartung, dass er zu ihrem positiven Bild in der Öffentlichkeit beiträgt.

Eines Tages bringt Stangl den Grafen Hochstein (Michael Schönborn) zu Adele, dessen Geldbedarf die Möglichkeiten des Pfandleihers übersteigt. Adele zögert nicht, dem Aristokraten das gewünschte Kapital zur Verfügung zu stellen. Noch am selben Abend vergewaltigt Hochstein Therese Ederer.

Stangl durchschaut allerdings ebenso wie Balthasar Engel, dass sie ein Schneeballsystem aufgebaut hat und nimmt sich vor, die Konkurrentin zu Fall zu bringen. Georg Zeitler, der eifersüchtig ist, weil er beobachtete, dass Adele zwar nicht mit ihm, aber mit anderen Männern und Frauen ins Bett geht, verrät Stangl, dass sie unlängst dem inkognito bei ihr vorgefahrenen König Ludwig II. den größten Teil ihres verfügbaren Geldes lieh. Diese Information gibt Stangl an einen Polizeikommissär (Michael Roll) weiter, der schon seit längerer Zeit nach einer Handhabe gegen Adele Spitzeder sucht und jetzt etwa 60 Gläubiger überreden will, ihre Einlagen zurückzufordern.

Währenddessen erhält Adele von Balthasar Engel das versprochene Theaterstück. Er verlangt kein Honorar dafür, denn er will nicht von ihr abhängig sein und nimmt an, dass man ihr demnächst das Handwerk legen werde. Adele wirft das Manuskript ins Kaminfeuer, ohne es gelesen zu haben. Sie muss einsehen, dass es ihr nicht gelungen ist, den jungen Dichter für sich zu gewinnen.

Weil sie selbst den Zusammenbruch ihres Schneeballsystems befürchtet, vergräbt sie heimlich eine Kiste voll Geld. Als Gendarmen mit mehreren Dutzend Männern Einlass begehren, füllt Adele rasch noch zwei Hutschachteln mit Banknoten und schickt zwei Knechte damit aus dem Gebäude. Nach wenigen Auszahlungen hat Adele kein Geld mehr, und der Kommissär will sie deshalb verhaften. Um ihn davon abzuhalten, weist ihn Adele darauf hin, dass selbst König Ludwig II. zu ihren Kunden gehöre, aber der Kommissär zerreißt den Schuldschein des Monarchen kurzerhand und nimmt sie fest.

Am nächsten Tag überlässt Therese Ederer dem Pfandleiher Stangl den Schuldschein des Grafen Hochstein für den halben Wert und kehrt mit dem Erlös zu ihren Eltern in Pfaffing zurück. Sie hat in den letzten Monaten viel gelernt.

20 Jahre später erzählt Balthasar Engel seinem Kollegen Hugo von Hofmannsthal in einem Wiener Kaffeehaus von Adele Spitzeder und inspiriert ihn dadurch zu dem Theaterstück „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“.

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Der Film „Die Verführerin Adele Spitzeder“ beginnt mit der Flucht der gescheiterten, völlig überschuldeten Schauspielerin vor ihren Gläubigern von Wien nach München und endet gut 20 Jahre später wieder in Wien mit einem Gespräch der Dichter Balthasar Engel und Hugo von Hofmannsthal über die Verführerin.

Adele Spitzeder war gewiss eine faszinierende Persönlichkeit. Wie es dieser trotz ihres Scheiterns als Schauspielerin selbstbewussten Frau gelang, in einer Zeit, in der Frauen noch ihrem Vater oder Ehemann gehorchen mussten, ein Schneeballsystem mit Geldeinlagen aufzubauen, die Gier der Menschen zu schüren und sich zugleich als Wohltäterin zu stilisieren, ist verblüffend. Obwohl sie im Filmtitel als Verführerin bezeichnet wird, legen sich Ariela Bogenberger (Drehbuch) und Xaver Schwarzenberger (Regie) bei der Charakterisierung von Adele Spitzeder nicht fest. Die Bandbreite, die sie dabei aufspannen, ist mindestens an einer Stelle überdehnt: Eine raffinierte, sozial kompetente Betrügerin wie Adele Spitzeder übergibt nicht dem Kommissär, der sie verhaften will, arglos das einzige Dokument, das sie davor bewahren könnte und sieht dann fassungslos zu, wie er es zerreißt.

Historisch ist die Geschichte, die in „Die Verführerin Adele Spitzeder“ erzählt wird, nur in den Grundzügen. Auch die meisten Nebenfiguren sind frei erfunden.

Der optisch opulente Fernsehfilm legt flott los, kommt aber nach einer halben Stunde ins Stocken und hängt in der Mitte durch. Weder die Motive der „Verführerin“ noch die der Verführten werden klar herausgearbeitet. Das liegt wohl auch daran, dass die Filmemacher sich nicht zwischen Biopic und Farce entscheiden konnten.

Aus Spitzeder hätte man gut ein Lehrstück über Gier und Geld machen können […] Der Fernsehfilm aber ist ein Komödienstadl in gepflegtem Oxford-Bairisch […] Über die elementare Wucht, die in dieser Geschichte steckt, wird krachledern hinweggepoltert. Es gibt keine Tiefe, keine Fallhöhe, kein bisschen Verzagen, und auch das Verführerische der Verführerin wirkt ein wenig holterdipolter. (Eva Rose Rüthli, Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2012)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Adele Spitzeder (Kurzbiografie)

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Nikola Hahn spielt mit Wörtern, stellt sie zu kleinen Gedichten zusammen, die sich sogar auf einem Handy-Display leicht lesen lassen. "HandyPoesie" lautet denn auch der Untertitel des Buches "Singende Vögel weinen sehen".
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.