Margarete Steiff
Margarete Steiff
Inhaltsangabe
Kritik
Als Folge einer Kinderlähmung ist Margarete Steiff (Annika Luksch) gehunfähig und kann auch die rechte Hand nicht bewegen. Die Eltern (Susanne von Borsody, Herbert Knaup) machen sich große Sorgen um das dritte ihrer vier Kinder, denn was soll aus dem behinderten Mädchen werden?
Margarete verliert jedoch ihre Hoffnung nicht und wird in ihrem Optimismus von ihrem jüngeren Bruder Fritz (Niklas Ehrensperger / Felix Eitner) unterstützt. In einem alten Leiterwagen zieht Fritz seine Schwester durch ihre Heimatstadt Giengen und bringt sie auf diese Weise auch zur Schule, wo sie den Lehrer zuerst verärgert, weil sie nur mit der linken Hand schreiben kann und dann mit ihren Leistungen beim Kopfrechnen beeindruckt.
Als junge Frau (ab jetzt: Heike Makatsch) hört Margarete Steiff von dem Spezialisten Dr. Werner (Harald Krassnitzer) in Wien. Weil die Eltern nicht genügend Geld für eine Operation besitzen, wenden sie sich an den Stiftungsrat von Giengen und erreichen, dass die Kosten übernommen werden.
Während der Bahnfahrt nach Wien lernt Margarete Steiff den jungen, aus Salzburg stammenden Handlungsreisenden Julius Tichy (Hary Prinz) kennen, durch den sie erfährt, dass es in Amerika Nähmaschinen gibt.
Die Operation misslingt. Dr. Werner schenkt der Patientin wenigstens einen Rollstuhl. Die Eltern sind entsetzt, als ihre erwachsene Tochter bei der Ankunft in Giengen aus dem Zug gehoben werden muss, und sie begreifen, dass die weite Reise vergeblich war, aber Margarete hat sich in Wien damit abgefunden, dass sie für immer gehunfähig bleiben wird: „Wenn man immer nur hofft auf ein anderes Leben, dann lebt man gar nicht.“
Überraschend kommt Julius Tichy nach Giengen: Er wollte Margarete Steiff wiedersehen, erfährt jedoch erst jetzt, dass sie auf einen Rollstuhl angewiesen ist, denn im Zug sah er sie nur im Sitzen. Margarete bringt drei Freundinnen dazu, ihre Ersparnisse zusammenzulegen und sich von Julius Tichy eine Nähmaschine besorgen zu lassen. Damit, so glaubt sie, könnten sie mehr Geld verdienen als mit Handarbeiten. Als Julius die Maschine bringt, stellt Margarete entsetzt fest, dass sie mit ihrer verkrüppelten rechten Hand das Schwungrad nicht bedienen kann. Aber sie gibt nicht auf, dreht die Maschine um und lernt, mit der steifen rechten Hand wenigstens den Stoff zu führen, sodass sie die Linke für die Bedienung des Antriebs frei bekommt. Die erhofften Aufträge für Näh- und Schneiderarbeiten bleiben erst einmal aus, denn die Giengener Frauen wollen sich nichts mit einer Maschine nähen lassen. Da hat Margarete Steiff eine Idee: In nächtelanger Arbeit näht sie ein wunderschönes Seidenkleid, das ihre Freundin Charlotte (Bernadette Heerwagen) beim nächsten Dorffest trägt. Noch am selben Abend bestellen die ersten Damen ein solches Kleid. Julius Tichy unterstützt Margarete Steiff beim Materialeinkauf und lässt sich von ihr überreden, in Giengen zu bleiben. Eifersüchtig beobachtet Fritz Steiff seine Schwester, die sich in Julius verliebt hat.
Zu den nebenbei von Margarete Steiff hergestellten Gegenständen gehören Filzelefanten. Die sind eigentlich als Nadelkissen gedacht, aber auf dem Weihnachtsmarkt finden die Stofftiere bei den Kindern großen Anklang, und das bringt Margarete auf den Gedanken, sie als Spielzeug anzubieten.
Gerade als Margarete Steiff aufgrund guter Geschäfte erwartungsvoll in die Zukunft schaut, erfolgt der nächste Schicksalsschlag: Fritz prügelt sich mit Julius und zwingt ihn, seiner Schwester endlich die Wahrheit zu gestehen: Julius liebt nicht Margarete, sondern deren Freundin Charlotte und wird sie in den nächsten Tagen mit nach Salzburg nehmen, um sie dort zu heiraten. Margaretes Frustration schlägt in Aggression um: Weil sie glaubt, ihr Lieblingsbruder habe darüber Bescheid gewusst und ihr nichts gesagt, will sie ihn nie wieder sehen.
Um ihren Kummer und ihre Einsamkeit zu vergessen, arbeitet Margarete Steiff wie besessen. Aus ihrem kleinen Nähgeschäft wird im Lauf der Jahre eine Fabrik für Spielsachen aus Filz. Durch die Kosten des ehrgeizigen Neubaus und die schlechte Wirtschaftslage droht ihr schließlich der Konkurs. Fritz, der seine geliebte Schwester in all den Jahren nicht aus den Augen verloren hat, weiß davon und passt sie nach dem Kirchgang ab, um sich wieder mit ihr zu versöhnen. Margarete sah längst ein, dass sie ihrem Bruder Unrecht getan hatte; sie litt deshalb unter Schuldgefühlen, aber sie war zu stur, um den ersten Schritt zu tun.
Fritz und Margarete Steiff erfinden einen Stoffbären mit beweglichen Extremitäten, den sie auf der nächsten Spielwarenmesse vorstellen wollen. Kurz vor dem Beginn der Messe verlangt der Bankdirektor von der Unternehmerin, die mit den Zinsen und Tilgungen für die Kredite in Verzug geraten ist, die Überschreibung ihres Betriebs. Statt den vorbereiteten Vertrag zu unterschreiben, wirft Margarete Steiff ihn hinaus. Am Messestand erfährt sie aus einem Telegramm, dass die Bank im Eilverfahren einen Pfändungsbeschluss erwirkte und das Stofftier-Unternehmen am nächsten Tag zwangsversteigert werden soll. Nur der Verkauf der hundert neuen Stoffbären könnte sie jetzt noch retten. Die Ausstellungsstücke werden zwar bestaunt, aber in diesen schlechten Zeiten kann sich niemand 4 Mark dafür leisten. Kurz bevor die Messe schließt, taucht ein amerikanischer Einkäufer auf und bestellt für Weihnachten dreitausend Teddybären. Margarete Steiff und ihr Bruder Fritz atmen auf.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In ihrem rührenden Filmporträt setzen sich Xaver Schwarzenberger (Regie), Susanne Beck und Thomas Eifler (Drehbuch) zugunsten der Dramaturgie unbeschwert über die tatsächliche Biografie von Margarete Steiff (1847 – 1909) hinweg und erzählen eine weitgehend fiktive Geschichte. Das Bild, das sie dabei von Margarete Steiff entwerfen, ist zwar zutreffend, und Heike Makatsch wirkt in dieser Rolle sehr überzeugend, aber es bleibt die Frage, warum die Filmemacher eine Geschichte mit einigen schnulzigen und unplausiblen Szenen erfunden haben, statt die Biografie dieser außergewöhnlichen Frau wiederzugeben, deren wahre Lebensgeschichte eindrucksvoll genug gewesen wäre.
Eine authentische und lebendige Darstellung von Margarete Steiff finden Sie in dem Buch „WageMutige Frauen. 16 Porträts aus drei Jahrhunderten“ von Dieter Wunderlich (Piper Taschenbuch, München 2008).
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005/2007
Margarete Steiff (Kurzbiografie)
Xaver Schwarzenberger: Ein anderer Liebhaber
Xaver Schwarzenberger: Krambambuli
Xaver Schwarzenberger: Annas Heimkehr
Xaver Schwarzenberger: Die Verführerin Adele Spitzeder