Der Blaue Engel

Der Blaue Engel

Der Blaue Engel

Der Blaue Engel - Regie: Josef von Sternberg - Drehbuch: Carl Zuckmayer, Karl Vollmüller und Robert Liebmann, nach dem Roman "Professor Unrat" von Heinrich Mann - Kamera: Günther Rittau und Hans Schneeberger - Schnitt: Sam Winston und Walter Klee - Musik: Friedrich Hollaender - Darsteller: Emil Jannings, Marlene Dietrich, Kurt Gerron, Hans Albers, Rosa Valetti, Reinhold Bernt, Eduard von Winterstein, Hans Roth, Rolant Varno, Rolf Müller u.a. - 1930; 108/124 Minuten

Inhaltsangabe

Der verschrobene 57-jährige Gymnasiallehrer Immanuel Rath redet sich ein, es sei seine Pflicht, die Schüler vor dem Umgang mit der Barsängerin Lola-Lola zu bewahren – und gerät dabei selbst in den Bann der erregenden Frau ...
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Kritik

Durch "Der Blaue Engel", die erfolgreiche Verfilmung des Romans "Professor Unrat" von Heinrich Mann, stieg die bis dahin unbekannte Berliner Schauspielerin Marlene Dietrich über Nacht zum Weltstar auf.
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Der siebenundfünfzigjährige Gymnasiallehrer Immanuel Rath (Emil Jannings) nimmt vorsichtig seinen toten Vogel aus dem Käfig. „Na, gesungen hat er sowieso nicht mehr“, kommentiert seine Haushälterin und wirft den Kadaver in den Ofen.

Der Professor ist sein eigener Gefangener und eigentlich auch mehr tot als lebendig. Seit sechsundzwanzig Jahren unterrichtet er am örtlichen Gymnasium, und seit mehreren Schülergenerationen kennt man den verschrobenen Lehrer unter dem Spitznamen „Unrat“. Raat behandelt die Schüler wie Erzfeinde; am liebsten würde der Gymnasiastenschreck seine autoritäre Herrschaft auch außerhalb des Klassenzimmers durchsetzen, zumal die Stadt voll ist von seinen ehemaligen Schülern.

Als in der Klasse offenherzige Bilder der Barsängerin Lola-Lola (Marlene Dietrich) auftauchen, glaubt Rath, einigen seiner Schüler wieder einmal etwas nachweisen zu können. Nachdem er herausgefunden hat, dass sie regelmäßig in die Hafenspelunke „Der Blaue Engel“ gehen, wo Lola auftritt, redet er sich ein, es sei seine Pflicht, das zu unterbinden und sucht die Sängerin in ihrer Garderobe auf: „Ich bin hier in amtlicher Eigenschaft. Sie verführen meine Schüler!“ Lola zieht sich währenddessen für den nächsten Auftritt um.

Auf der Bühne zeigt sie ihre Beine bis hinauf zu den Strapsen und singt mit rauchiger Stimme: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt und sonst gar nichts. Das ist, was soll ich machen, meine Natur. Ich kann halt lieben nur und sonst gar nichts …“

Auch am nächsten Abend begibt sich Rath wieder in den „Blauen Engel“. Die Schüler sitzen bereits bei Lola in der Garderobe. Um sie vor dem Lehrer in Sicherheit zu bringen, sperrt Kiepert (Kurt Gerron), der Chef der Künstlertruppe, sie in den Keller. Rath kommt Abend für Abend, verliebt sich in die leichtlebige Barsängerin und ist kaum noch wiederzuerkennen.

Als der Schuldirektor (Eduard von Winterstein) hört, wie Rath im Klassenzimmer verspottet wird, entlässt er den Lehrer.

Einmal wird Rath in Lolas Bett wach und hört ihren Vogel im Käfig zwitschern. Nach einiger Zeit macht er ihr einen Heiratsantrag, und sie nimmt ihn an.

Rath tingelt mit Kieperts Truppe herum und lässt sich überreden, als Dummer August aufzutreten. Bald merkt er, dass Lola ihn betrügt. Als Kiepert ein Gastspiel im „Blauen Engel“ ankündigt, protestiert Rath, aber er kann sich nicht dagegen wehren. Während Lola im ausverkauften Saal singt, lässt er sich schminken. Apathisch beobachtet er, wie seine Frau mit ihrem Liebhaber, dem Artisten Hans-Adalbert Mazeppa (Hans Albers), flirtet. Kiepert führt dem Publikum Zauberkunststücke vor und kündigt seinen „Zauberlehrling August“ an, einen in der Stadt bestens bekannten früheren Schulprofessor. Höhnische Rufe begrüßen Rath. Der stürzt sich hinter den Kulissen auf Lola, wird jedoch überwältigt und in eine Zwangsjacke gesteckt. „Und alles wegen einem Weib“, wundert sich Kiepert.

Als man ihn gehen lässt, wankt Rath aus dem „Blauen Engel“. Durchs Fenster hört er Lola singen. Er schleicht zu der Schule, an der er früher unterrichtete, beugt sich über den Katheder, und seine Hände umkrallen das Holz. So findet der Pedell den Toten.

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Bis zur Hochzeit des Schulprofessors stimmt die Filmhandlung von „Der Blaue Engel“ mit der Romanvorlage „Professor Unrat“ einigermaßen überein, aber von da an erfanden die Drehbuchautoren – unter ihnen Carl Zuckmayer – eine eigene Geschichte. Dabei machten sie aus der Gesellschaftssatire Heinrich Manns ein Melodram: „Der Blaue Engel“.

Nach der Umstellung auf den Tonfilm benötigte die Ufa einen neuen Erfolg, um sich auch in diesem Medium international zu profilieren. Der Produzent Erich Pommer engagierte den aus Österreich stammenden Hollywood-Regisseur Josef von Sternberg und schlug den auch in den USA erfolgreichen deutschen Schauspieler Emil Jannings als Zugpferd vor. Der hatte bereits 1923 mit Heinrich Mann über eine Verfilmung des Romans „Professor Unrat“ gesprochen. Joseph Vilsmaier zeigt in seiner Filmbiografie „Marlene“, wie es weiterging: Heinrich Mann hätte gern Trude Hesterberg in der Rolle der Barsängerin gesehen, aber Josef von Sternberg engagierte gegen den Rat von Erich Pommer und Emil Jannings eine völlig unbekannte Berliner Schauspielerin, die er 1929 in dem Revuestück „Zwei Krawatten“ gesehen hatte: Marlene Dietrich. Durch den erfolgreichen Film, dessen Premiere am 1. April 1930 im Gloria Palast in Berlin gefeiert wurde, stieg Marlene Dietrich über Nacht zum Weltstar auf.

Übrigens gab es außer der ursprünglichen, 108 Minuten langen Fassung von „Der Blaue Engel“ ab Juni 1930 auch eine um 16 Minuten längere Version.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Heinrich Mann: Professor Unrat

Marlene Dietrich (Kurzbiografie)
Joseph Vilsmaier: Marlene

Josef von Sternberg: Shanghai-Express

Lauren Groff - Licht und Zorn
Lauren Groff hat den grandiosen Roman "Licht und Zorn" in zwei Teile gegliedert. In "Licht" erzählt sie aus Lottos Sicht, in "Zorn" aus Mathildes Perspektive, und im zweiten Teil ergänzt sie nicht nur die Geschichte, sondern zieht mit unerwarteten Wendungen den Boden darunter weg.
Licht und Zorn

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.