Das Sams
Das Sams
Inhaltsangabe
Kritik
Wenn Herr Taschenbier (Ulrich Noethen) für seine Zimmerwirtin Annemarie Rotkohl (Eva Mattes) auf den Markt geht, geschieht jedes Mal das Gleiche: Er ist so schüchtern, dass er am Gemüsestand übersehen wird, alle anderen sich vordrängen und für ihn nur noch die schäbigen Reste bleiben.
Aber an diesem Samstag geschieht noch etwas anderes: An einem der anderen Stände schreit eine seltsame Kreatur, die wie ein dickes rothaariges Kind mit Schweinerüssel statt Nase aussieht und Punkte im Gesicht hat. Was das wohl sei, fragen die ratlosen Schaulustigen, die es umringen. Herr Taschenbier tritt hinzu und überlegt: Letzten Sonntag schien die Sonne, am Montag traf er seinen Freund Anton Mon (Armin Rohde), am Dienstag hatte er wie üblich Dienst in der Regenschirmfabrik, in der er als Konstrukteur arbeitet, Mittwoch war die Mitte der Woche, am Donnerstag donnerte es und am Freitag bekam er überraschend frei. Also kann es sich bei dem kuriosen Wesen nur um ein Sams handeln. Weil die Antwort stimmt, streckt das Sams (ChrisTine Urspruch) freudig die Arme nach ihm aus und sagt „Papa“ zu ihm. Daraufhin entrüsten sich die Marktfrauen ebenso wie die Kundinnen über den vermeintlich nachlässigen Vater und fordern ihn auf, sich endlich seines schreienden Kindes anzunehmen. Widerstrebend hebt Herr Taschenbier das Sams auf und nimmt es mit.
Als es eingeschlafen ist, legt er es unterwegs ab, aber bald darauf lärmt das Sams vor dem Haus von Frau Rotkohl herum. In einem Rucksack versteckt schmuggelt Herr Taschenbier es in sein Zimmer. Dort wächst es innerhalb weniger Minuten auf das Doppelte seiner vorherigen Größe und sprengt den Rucksack. Dann knabbert das ständig hungrige Wesen erst einmal den Papierkorb an. Als Herr Taschenbier mit dem stark gewachsenen Sams in ein Geschäft geht, um ihm etwas Neues zum Anziehen zu kaufen, droht es den Verkäufer (Heinrich Schafmeister) in den Wahnsinn zu treiben, weil alle Nähte platzen, wenn es einatmet. Am Ende entscheidet sich das Sams für einen elastischen Taucheranzug. Und dann schreit es „Feuer“ und löst in dem Kaufhaus eine Panik aus.
Vor Frau Rotkohl kann Herr Taschenbier das freche, respektlose Sams nicht lange verbergen, denn auf der Suche nach Essbarem verwüstet es die Küche der Vermieterin.
In seiner Verzweiflung setzt Herr Taschenbier das Sams in ein Flugzeug, das gerade nach Sibirien startet. Aber bald darauf landet es mit einem Fallschirm in seinem Büro in der Regenschirmfabrik des sadistischen, geldgierigen Unternehmers Oliver Oberstein jr. (August Zirner). Herr Taschenbier sperrt es in seinen Spind, aber das Sams bleibt nicht lang darin.
Schließlich klärt das Sams den „Papa“ darüber auf, dass es sich bei den Punkten in seinem Gesicht um Wunschpunkte handelt. Sobald Herr Taschenbier sich etwas wünscht, geht es in Erfüllung und ein Punkt verschwindet aus dem Gesicht des Sams. Anfangs wünscht Herr Taschenbier sich nutzlose Dinge wie einen polaren Schneesturm im Zimmer, und weil er die Wünsche zu unbedacht formuliert, passiert viel Ungewolltes und er muss weitere Wunschpunkte für die Korrekturen verbrauchen. So werden er und das Sams während des Schneesturms von einem Eisbären bedroht, und als Herr Taschenbier dann unvorsichtigerweise einfach nur wünscht, dass es wieder warm im Zimmer werde, löst er durch das Schmelzwasser eine Überschwemmung aus. Kurz bevor die letzten Wunschpunkte verbraucht sind, kommt Herr Taschenbier auf eine rettende Idee und wünscht sich eine Wunschmaschine.
Frau Rotkohl hätte Herrn Taschenbier längst hinausgeworfen, aber ein Wunsch sorgt dafür, dass sie ständig das Gegenteil dessen sagt, was sie denkt. Es verwirrt sie, als sie sich das Kind als wohlerzogene loben hört, aber sie kann nicht anders und fordert ihren Mieter ausdrücklich auf, bei ihr zu bleiben.
Als in der Schirmfabrik eine neue Designerin anfängt, eine attraktive junge Frau namens Margarete März (Aglaia Szyszkowitz), verliebt Herr Taschenbier sich in sie, ist jedoch viel zu schüchtern, um es ihr zu sagen.
Obwohl er keinen Führerschein hat, wünscht er sich ein schönes rotes Auto herbei, um Frau März zu imponieren. Allerdings krachen Herr Taschenbier und das Sams kurz darauf mit dem Wagen ins Wohnzimmer von Herrn Lürcher (Gert Burkard). Der ruft die Polizei, aber als zwei Polizisten (Duo „Badesalz“: Gerd Knebel und Henni Nachtsheim) kommen, um den Unfall aufzunehmen, hat sich Herr Taschenbier bereits gewünscht, dass alles wieder in Ordnung ist, und die Beamten argwöhnen, dass Herr Lürcher sich einen schlechten Scherz erlaubte. Bald darauf geht Herr Oberstein zum Parkplatz und traut seinen Augen nicht: Sein schönes rotes Auto wurde zu Schrott gefahren.
Weil das Sams immer hungrig ist, wünscht Herr Taschenbier sich mit ihm in ein feines Restaurant. Dort reißt das Sams erst einmal anderen Gästen die Gerichte vom Tisch und knabbert dann die Speisekarte an. Herr Oberstein ist auch da, und zwar mit Frau März, die er eifrig umwirbt. Nach einer unfreiwilligen Tanzeinlage von Herrn Taschenbier werden er und das Sams hinausgeworfen. Gleich in der Nähe befindet sich ein Imbissstand. Weil die Würstchen, die sie bekommen, verkohlt sind, wünschen sie diese auf den Tisch von Herrn Oberstein und die edlen Gerichte, die dort serviert werden sollten, auf ihre Pappteller. Margarete März, der es missfällt, dass Herr Oberstein ihre Hand auf dem Tisch ergreift, hat beim Anblick der verbrannten Würstchen genug: Sie steht auf und verlässt das Restaurant.
Als Anton Mon seinen Freund besucht, verliebt er sich in Annemarie Rotkohl, und sie erwidert seine Gefühle.
Während die beiden miteinander flirten, wünscht Herr Taschenbier sich und das Sams auf eine Südseeinsel. Im nächsten Augenblick sitzen sie auf einer unbewohnten Insel, die nicht viel größer als die Grundfläche von Frau Rotkohls Haus ist. Mit einem Wunschpunkt, den das Sams für Notfälle versteckt hat, wünschen sie sich zurück ins Zimmer. Weil Anton Mon genau zur gleichen Zeit vor die Wunschmaschine tritt und die beiden auf den Platz vor dem Haus wünscht, geraten der Wunschpunkt und die Wunschmaschine miteinander in Widerspruch. Das Sams beginnt zu fiebern, und die Wunschmaschine zerbirst. Herr Taschenbier macht sich Sorgen um das Sams, das ihm längst ans Herz gewachsen ist, aber glücklicherweise erholt es sich wieder.
Allerdings gibt es keine Wunschpunkte und keine Wunschmaschine mehr. Herr Taschenbier ist bereit, darauf zu verzichten, aber das Sams klärt ihn darüber auf, dass sich neue Wunschpunkte herbeizaubern lassen, indem man in einer Nacht auf einen Samstag bei Vollmond auf ein Hausdach steigt und „Gatsmas“ sagt. Ängstlich klettert Herr Taschenbier mit dem Sams auf ein Dach. Weil er zu ungeduldig ist und das Sams auffordert, endlich „Gatsmas“ zu rufen, das Wort also selbst ausspricht, bekommt er die Punkte selbst ins Gesicht.
Den ersten davon benutzt er, um die Punkte auf den Bauch zu verschieben, wo sie unter dem Hemd verborgen sind.
Eifersüchtig wünscht das Sams, dass sein „Papa“ und Margarete März sich nicht mehr begegnen. Aber Herr Taschenbier wehrt sich gegen den Wunsch des Sams und kämpft sich zu ihr vor. Da gibt das Sams seinen Widerstand auf. Herr Taschenbier, Margarete März und das Sams werden zu einer glücklichen Familie.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Für „Das Sams. Der Film“ greifen Paul Maar und Ulrich Limmer auf Episoden in mehreren Bänden einer Kinderbuchreihe von Paul Maar (* 1937) zurück: „Eine Woche voller Samstage“ (1973), „Am Samstag kam das Sams zurück“ (1980) und „Neue Punkte für das Sams“ (1992). Zur Reihe gehören darüber hinaus: „Ein Sams für Martin Taschenbier“ (1996), „Sams in Gefahr“ (2002), „Onkel Alwin und das Sams“ (2009) und „Sams im Glück“ (2011).
Das eintönige Leben des schüchternen Herrn Taschenbier wird durch die Begegnung mit einem frechen, respektlosen Wesen völlig verändert. Ben Verbong, Paul Maar und Ulrich Limmer verzichten in der Verfilmung auf die in der literarischen Vorlage deutliche Kritik am sozialen Fehlverhalten etwa des Unternehmers und der Vermieterin. Stattdessen liefern sie Unterhaltung pur. Schrullige Figuren wie Anton Mon, anarchischer Humor und viele komische Einfälle wie zum Beispiel die Szene mit dem Duo „Badesalz“ machen die Komödie „Das Sams. Der Film“ zu einem Vergnügen für die ganze Familie. Beim Sams handelt es sich nicht um eine Computeranimation, sondern es wird von der nur 1,32 Meter großen Schauspielerin ChrisTine Urspruch mit einem Minimum an Maske dargestellt. Neben ihr überzeugt Ulrich Noethen in der männlichen Hauptrolle. Hervorzuheben sind die farbenfrohen, perfekt ausgeleuchteten und ansprechend komponierten Bilder.
Unter dem Titel „Das Sams wird Filmstar“ veröffentlichte Paul Maar ein Buch zum Film (Oetinger Verlag, Hamburg 2001, 172 Seiten, ISBN 3-7891-4230-1).
Einige der Geschichten über das Sams kamen auch auf die Bühne (u. a. mit der Augsburger Puppenkiste). Auf die Verfilmung durch Ben Verbong im Jahr 2001 folgten „Sams in Gefahr“ (2003) und „Sams im Glück“ (2012).
Originaltitel: Sams in Gefahr – Regie: Ben Verbong – Drehbuch: Paul Maar und Ulrich Limmer, nach dem Kinderbuch „Sams in Gefahr“ von Paul Maar – Kamera: Jan Fehse – Schnitt: Alexander Berner – Musik: Nicola Piovani – Darsteller: Ulrich Noethen, ChrisTine Urspruch, Dominique Horwitz, Armin Rohde, Eva Mattes, Ina Weisse, Jasmin Tabatabai, Constantin Gastmann, Gert Burkard, Laura Roll, Gottfried John, Ernst Jacobi, Rosemarie Fendel u.a. – 2003; 100 Minuten
Originaltitel: Sams im Glück – Regie: Peter Gersina – Drehbuch: Paul Maar und Ulrich Limmer, nach dem Kinderbuch „Sams im Glück“ von Paul Maar – Kamera: Gerhard Schirlo – Schnitt: Kai Schröter – Musik: Nicola Piovani – Darsteller: ChrisTine Urspruch, Ulrich Noethen, Aglaia Szyszkowitz, Eva Mattes, Armin Rohde, August Zirner, Anna Thalbach, Gustav-Peter Wöhler, Anna Böttcher, Heio von Stetten u.a. – 2012; 100 Minuten
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Ben Verbong: In einer heißen Nacht