Einfach raus

Einfach raus

Einfach raus

Originaltitel: Einfach raus – Regie: Peter Vogel – Drehbuch: Torsten Schulz – Kamera: Günter Jaeuthe – Schnitt: Ina Alvermann – Musik: Hans-Peter Ströer – Darsteller: Inga Busch, Cosma Shiva Hagen, Fabian Busch, Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Renate Krößner, Bernd Stegemann, Max Urlacher, Andreas Elsholz, Joachim Paul Assböck, Sabrina Rattey u.a. – 1999; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Im Sommer 1989 will der 21-jährige Student Andreas Hallbrandt über die ungarisch-österreichische Grenze in den Westen. Nach zwei fehlgeschlagenen Fluchtversuchen möchte er in die bundesdeutsche Botschaft in Budapest, die jedoch wegen Überfüllung geschlossen ist. In einem bei der Zugliget-Kirche eingerichteten Zeltlager findet er Zuflucht. Während er darauf wartet, ausgeflogen zu werden, verliebt er sich in zwei Mädchen unter den Flüchtlingen ...
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Kritik

Formal und inhaltlich fehlt es dem Politdrama "Einfach raus" von Peter Vogel an Geschlossenheit. Die Besetzung ist erstklassig, aber die schauspielerischen Herausforderungen sind nicht besonders groß.
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Magdeburg, 2. Mai 1989. Der linientreue Lehrer und Parteisekretär Joachim Hallbrandt (Bernd Stegemann) und seine Ehefrau Karin (Renate Krößner) sind fassungslos, als im Fernsehen gezeigt wird, wie ungarische Grenzbeamte Stacheldrahtzäune an der Grenze nach Österreich abbauen. „Das ist der Anfang vom Ende“, befürchtet Joachim Hallbrandt. Beim Abendessen geben er und seine Frau die Nachricht ihrem einundzwanzigjährigen Sohn Andreas (Fabian Busch) weiter, der begeistert darauf reagiert.

Als die Familie Hallbrandt am 24. Juli 1989 wie jedes Jahr zu einem ungarischen Campingplatz fährt, beschließt Andreas, die Chance zu nutzen. Vergeblich versucht er, seine Eltern zu überreden, sich mit ihm nach Österreich abzusetzen. Sein Vater erklärt ihm, gerade wenn man die Lebensverhältnisse in der DDR verbessern wolle, müsse man im Land bleiben.

Nachts schleicht Andreas sich davon, aber er wird an der Grenze festgenommen. Nach kurzer Haft kehrt er zum Camping-Platz zurück und bringt seine Eltern dazu, ihn am 4. August mit dem Trabi nach Budapest zu fahren, wo er erfolgreich einen Pass der Bundesrepublik Deutschland beantragt. Auch der zweite Fluchtversuch misslingt, weil der ungarische Fluchthelfer während der Fahrt noch einmal 500 Westmark verlangt, die Andreas nicht hat. Frustriert kehrt er nach Budapest zurück.

Dort trifft er auf Michelle (Inga Busch) aus Erfurt, die mit ihrem Geliebten Hans (Max Urlacher) und dem befreundeten Paar Jörg und Angelika an den Plattensee gereist war, und zwar in der Hoffnung, vom nächstbesten Ausländer über die Grenze in den Westen geschmuggelt zu werden. Von Hans will sie sich ohnehin trennen. Aber er ahnte zunächst nichts und fühlte sich niedergeschlagen, als er beobachtete, wie Michelle einen Österreicher küsste und nackt mit ihm badete. Der Fremde war allerdings nicht bereit, ein Risiko einzugehen und lehnte es ab, sie mit über die Grenze zu nehmen. Als Hans erfuhr, was Michelle vorhat, wollte er sich ihr anschließen. Aber was sollte mit dem Auto geschehen, das er sich von seiner Mutter ausgeliehen hatte? Jörg versprach, es nach Erfurt zurückzubringen.

Zufällig treffen Hans und Michelle am 14. August auf ihrem Weg zur Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Budapest Andreas. Er schließt sich ihnen an. Die Botschaft ist allerdings wegen Überfüllung geschlossen. Zuflucht finden die drei jungen Leute in einem Flüchtlingslager, das der Malteser-Hilfsdienst bei der Zugliget-Kirche eingerichtet hat.

Dort tauchen am nächsten Tag auch Jörg und Angelika auf. Sie wollen sich die Chance nicht entgehen lassen, in den Westen zu gelangen. Hans bleibt nichts anderes übrig, als sich von Michelle zu verabschieden und mit dem Auto seiner Mutter und seinem kleinen Bruder nach Erfurt zurückzufahren.

Joachim Hallbrandt kehrt am 19. August an seinen Arbeitsplatz in Magdeburg zurück. Dort wird ihm jedoch eröffnet, dass er wegen seines fluchtwilligen Sohnes weder als Lehrer noch als Parteisekretär länger tragbar sei.

Während der Fahrt nach Ungarn fiel Andreas in einem anderen Auto aus der DDR ein hübsches Mädchen auf. In einem Fenster der bundesdeutschen Botschaft in Budapest sieht er die Sechzehnjährige wieder. Martina Reimann (Cosma Shiva Hagen) und ihre Eltern Manfred und Renate (Ulrich Mühe, Susanne Lothar) sind unter den Flüchtlingen, die in der Botschaft zusammengepfercht sind. Sie wollen zu einer Verwandten nach Baden-Baden.

Am 22. August 1989 werden die Botschafts-Flüchtlinge ausgeflogen. Die Menschen im Lager bei der Zugliget-Kirche müssen noch bis 10. September warten, dann dürfen auch sie in den Westen.

Dort studiert Andreas Maschinenbau und macht Karriere. Wie mit Michelle verabredet, fährt er genau zehn Jahre nach der Befreiung nochmals nach Budapest, aber er wartet vor der Zugliget-Kirche vergeblich auf sie.

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Aus den Perspektiven verschiedener Figuren erzählen Torsten Schulz (Drehbuch) und Peter Vogel (Regie) in dem Politdrama „Einfach raus“ von DDR-Bürgern, die im Sommer 1989 über die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Budapest oder die ungarisch-österreichische Grenze in den Westen wollten. Zwischen tragikomischen Szenen und kleinen Liebesgeschichten sind Aufnahmen eingestreut, die authentisch wirken sollen. Die eingeblendeten Orts- und Datumsangaben verstärken den pseudo-dokumentarischen Charakter. Das Nebeneinander verschiedener Stilmittel bewirkt einen Mangel an Geschlossenheit. Das gilt auch für die Handlung von „Einfach raus“, der es am großen Bogen fehlt. Die Besetzung ist erstklassig, aber die schauspielerischen Herausforderungen sind nicht besonders groß.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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