2046

2046

2046

2046 – Originaltitel: 2046 – Regie: Wong Kar-Wai – Drehbuch: Wong Kar-Wai – Kamera: Christopher Doyle – Schnitt: William Chang – Musik: Shigeru Umebayashi u.a. – Darsteller: Tony Leung, Gong Li, Zhang Ziyi, Faye Wong, Carina Lau, Maggie Cheung, Takuya Kimura, Chang Chen, Siu Ping-Lam, Wang Sum u.a. – 2004; 125 Minuten

Inhaltsangabe

1966 reist Chow Mo-wan von Singapur nach Hongkong und quartiert sich im Hotel "Oriental" ein. Die Zimmernummer 2046 inspiriert ihn zu einem SF-Roman mit dem Titel "2046" über eine unglückliche Liebe zwischen einem Japaner und einem weiblichen Androiden. Obwohl Chow glaubt, über die Zukunft zu schreiben, beschäftigt er sich in Wirklichkeit mit der Erinnerung an seine eigene unerfüllte große Liebe ...
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Kritik

Inhaltlich besteht "2046" aus Erinnerungen an gescheiterte Liebesbeziehungen. Aber es gibt keine lineare Handlung, sondern der kunstvolle Film wirkt wie ein poetischer, melancholischer Traum.
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1966 verlässt Chow Mo-wan (Tony Leung) Singapur und reist zurück nach Hongkong, wo er sich im Hotel „Oriental“ einquartiert. Weil das von ihm gewünschte Zimmer 2046 gerade renoviert wird, bietet ihm der Hotelier, Herr Wang (Wang Sum), fürs Erste das Zimmer 2047 an.

Chow schreibt an einem Science-Fiction-Roman mit dem Titel „2046“, der von einer Zeitreise per Eisenbahn ins Jahr 2046 handelt: In einem der Zugabteile befinden sich der Japaner Tak (Takuya Kimura) und ein bildhübscher weiblicher Androide (Faye Wong). Tak, der sich unsterblich in den Androiden verliebt, versucht vergeblich, ihn zu überreden, mit ihm gemeinsam auszusteigen.

Obwohl Chow glaubt, über die Zukunft zu schreiben, beschäftigt er sich in Wirklichkeit mit der Erinnerung an seine eigene unerfüllte große Liebe zu Su Li-zhen (Maggie Chung). Ihretwegen hatte er Hongkong vor einigen Jahren verlassen, aber er kann sie nicht vergessen. In Singapur traf er eine andere schöne Frau, die zufällig auch Su Li-zhen (Gong Li) hieß, aber aus Pnom Penh stammte. Die geheimnisvolle, stets schwarz gekleidete und einen schwarzen Handschuh tragende Spielerin erlöste ihn von seinen Spielschulden und verschaffte ihm das Geld für die Rückfahrt nach Hongkong.

In der Nachtklub-Tänzerin Mimi (Carina Lau) erkennt er eine Frau wieder, mit der er in Singapur zusammen war. Damals nannte sie sich Lulu. Chow besorgte ihr das Geld für die Fahrkarte nach Hongkong, aber Lulu alias Mimi tut so, als kenne sie ihn nicht.

Durch die dünne Wand des Hotelzimmers hört er Wang Jin Wen (Faye Wong), die ältere Tochter des Hoteliers, die Tanzschritte übt und dazu Selbstgesprüche in japanischer Sprache führt. Jin Wen ist nämlich in einen Japaner (Takuya Kimura) verliebt. Allerdings will ihr Vater nicht, dass sie ausgerechnet mit einem Japaner herummacht, und weil sie sich an das väterliche Verbot hält, trennt ihr Freund sich von ihr und kehrt in seine Heimat zurück. Während Jin Wen erkrankt und für einige Zeit in eine Klinik muss, läuft ihre jüngere Schwester Jie Wen (Jie Dong) ihrem allein erziehenden Vater davon.

Um vor Herrn Wang zu verheimlichen, dass dessen ältere Tochter Briefe mit ihrem japanischen Verehrer wechselt, lässt Chow die Briefe des Japaners an sich adressieren und gibt sie Jin Wen weiter. Sie hilft ihm dafür wie eine Sekretärin beim Schreiben des nächsten Romans, der den Titel „2047“ trägt.

Zu seiner Überraschung erfährt Chow eines Tages, dass Herr Wang vorhat, zur Hochzeit von Jin Wen nach Japan zu reisen und das Hotel während seiner Abwesenheit seiner inzwischen zurückgekehrten jüngeren Tochter anzuvertrauen.

Als Chow und die attraktive Demi-Monde-Dame Bai Ling (Zhang Ziyi) sich im Hotel „Oriental“ begegnen, verlieben sie sich, aber sie gestehen sich ihre Gefühle nicht ein, sondern tun so, als handele es sich um eine ausschließlich sexuelle Beziehung, etwa indem Chow nach jeder Liebesnacht Geld bezahlt. Es ist ein Spiel mit dem Wechsel zwischen Hingabe und Zurückweisung. Als Bai Ling verspricht, sie werde keine Männer mehr ins Hotel mitbringen und Chow bittet, sich zumindest in seinem Zimmer mit keinen anderen Frauen mehr zu treffen, lehnt dieser ihr Ansinnen ab. Schließlich verlangt Bei Ling von einem reichen Freier 5000 Dollar und bietet das Geld dann Chow für eine letzte Liebesnacht an, aber er weist sie brüsk zurück – und hört nie wieder von ihr.

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Bei der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong an die Volksrepublik China am 1. Juli 1997 sicherte die chinesische Regierung Hongkong bis 2046 Autonomie zu. 2046 ist auch die Nummer eines Hotelzimmers, der Titel eines Science-Fiction-Romans des Protagonisten Chow Mo-wan – und der Titel dieses Films von Wong Kar-Wai.

„2046“ ist eine Fortsetzung des Filmes „In the Mood for Love. Der Klang der Liebe“ von Wong Kar-wai. Es geht um unerfüllte Sehnsüchte, Liebe und Verlust; es ist ein Reigen von Erinnerungen an gescheiterte Liebesbeziehungen. Aber es gibt keine lineare Handlung, sondern „2046“ wirkt wie ein Traum, in dem Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukunftsvisionen verknüpft sind. Der elegische Film ist eine faszinierende Collage aus ästhetischen Bildern, dem Kommentar des melancholischen Ich-Erzählers Chow Mo-wan aus dem Off und sehr verschiedenen Musikstücken. Musikalische Aspekte wie Tempowechsel, Wiederholungen und Spiegelungen bestimmen auch die Struktur des kunstvoll inszenierten Films.

Folgende Musikstücke sind in „2046“ ganz oder ausschnittweise zu hören:

  • Zbigniew Preisner: Decision
  • Peer Raben: Sisyphos
  • Shigeru Umebayashi: 2046
  • Ernesto Lucuona und Morse Theodora: Siboney
  • Peer Raben: Dark Chariot
  • Alberto Dominguez: Perfidia
  • Vincenzo Bellini: Norma
  • Pablo Beltran Ruiz und Norman Gimbel: Sway
  • Mell Torme und Robert Wells: The Christmas Song
  • Georges Delerue: Julien et Barbara
  • Vincenzo Bellini: Il Pirata
  • Secret Garden: Adagio
  • Yan Huan: Yue Er Wan Wan Zhao Jiu Zhou
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Wong Kar-Wai: Chungking Express
Wong Kar-Wai: Fallen Angels
Wong Kar-wai: In the Mood for Love. Der Klang der Liebe
Wong Kar-wai: My Blueberry Nights
Wong Kar-wai: The Grandmaster

Günter de Bruyn - Zwischenbilanz
Wenn der 60-Jährige sich an seine Kindheit und Jugend erinnert, versucht er nicht, sich zum Helden zu stilisieren oder die Erlebnisse zu dramatisieren, sondern er erzählt schlicht und besonnen, leise und mit feinem Humor. Unaufdringlich kommt er auch auf den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die Gründung der DDR zu sprechen.
Zwischenbilanz