Jakob Frank

Die Anfänge

Ja’akow Josef ben Jehuda Lejb wird 1726 in dem podolischen Dorf Korolówka geboren und wächst in Czernowitz auf, 80 Kilometer südlich des Geburtsorts, wo sein Vater Jehuda Lejb Buchbinder als Rabbiner amtiert. Rachel Hirschl, die Mutter, stammt aus Rzeszów. Auf der Flucht vor den Kosaken gelangt die streng orthodoxe jüdische Familie schließlich nach Bukarest. Dort beginnt Jakob Lejbowicz eine kaufmännische Lehre, aber statt sie zu beenden, zieht er nach Smyrna im Osmanischen Reich, wird dort 1750 Schüler des sabbatianischen Rabbi Issachar aus Podhajce und nennt sich nun Jakob Frank.

Beim Sabbatianismus handelt es sich um eine von dem selbsternannten Messias Schabbtai Zvi 1665 in Gaza begründete und von Baruchia Russo in Saloniki als Dönme weitergeführte kabbalistische Bewegung.

Im Juni 1752 heiratet Jakob Frank in der osmanischen Stadt Nikopol eine Tochter des jüdischen Händlers Jehuda Towa ha-Lewi. Die 14-Jährige heißt Chana und hat einen Zwillingsbruder namens Chaim. Im Oktober 1754 bringt Chana in Nikopol die Tochter Rachel Eva zur Welt.

Jakob Frank gründet 1755 eine eigene Bewegung, die in ihm einen weiteren Messias und zugleich eine Reinkarnation des biblischen Jakobs verehrt. Sein Ziel ist es, die Aschkenasim aus den mittelalterlichen Lebensverhältnissen zu befreien. Um die ungebildeten Ostjuden zu gewinnen, verwirft er den Talmud und setzt sich in Saloniki öffentlich mit nacktem Po auf eine Tora-Rolle.

Mit solchen Provokationen und mit seinen radikalen Ansichten gerät er in Konflikt mit der Dönme in Saloniki. Weil er dort seines Lebens nicht mehr sicher ist, flieht er 1755, kehrt nach Podolien zurück und schart Anhänger um sich. Die Verfolgung der Frankisten durch jüdische Gemeinden geht jedoch weiter.

Mikołaj Dembowski, der katholische Bischof von Kamieniec-Podolski, hofft auf eine werbewirksame Judenbekehrung und fordert deshalb die Frankisten nach einem Verhör am 31. März 1756 dazu auf, zur katholischen Kirche zu wechseln.

Das Rabbinat Podolien in Brody verhängt allerdings am 18. Juni den Bann über die Frankisten. Durch den Ausschluss aus den jüdischen Gemeinden verlieren viele von ihnen ihre Erwerbsmöglichkeiten. Und weil ihr Anführer sie dazu ermutigt hat, mit anderen Männern und Frauen als den eigenen Ehepartnern und -partnerinnen zu koitieren, werden Jakob Franks Anhängerinnen als Nutten beschimpft.

Disputationen und Taufe

Am 2. August 1756 formulieren die Kontratalmudisten ein – allerdings sektiererisches – Glaubensbekenntnis. Obwohl ihnen Mikołaj Dembowski am 27. August einen Schutzbrief ausstellt, müssen sie sich auch weiterhin vor jüdischen Gemeinden in Acht nehmen.

Im Juni 1757 findet in der Kathedrale von Kamieniec-Podolski eine achttägige Disputation mit den Antitalmudisten statt.

Jakob Frank kann nicht daran teilnehmen, denn er hält sich bereits seit einiger Zeit wieder im Osmanischen Reich auf, wo er sich sicherer als in der Heimat fühlt. Nachdem er zum Islam konvertiert ist, um einen Schutzbrief des Sultans zu bekommen, bietet man ihm ein großes Gut in Giurgiu an, aber Jakob Frank hat andere Pläne.

Abgesichert durch die Bestätigung des Schutzbriefes des im November 1757 gestorbenen Bischof Dembowski durch den polnischen König August III. kehrt Jakob Frank am 7. Dezember 1758 nach Podolien zurück und gründet in Iwanie – einem Dorf nahe einer Felsschneise am Dnjestr – einen chassidistischen Hofstaat.

Zwei Bittschriften an Władysław Aleksander Łubieński, den Erzbischof von Lemberg, bleiben 1759 unbeantwortet. In der Hoffnung auf eine zweite Disputation formulieren die Antitalmudisten ein neues Glaubensbekenntnis, und Sztepan Mikulski, der Administrator von Lemberg, geht darauf ein.

In der von Juli bis September 1759 dauernden zweiten Disputation in der Lateinischen Kathedrale von Lemberg stehen die Rabbiner Chajim Kohen Rappoport, Nathan ben Mosche und David ben Abraham zehn Frankisten gegenüber. Außerdem nehmen Vertreter der Szlachta, der katholischen Kirche und polnischer Behörden daran teil. Am Ende erklärt Sztepan Mikulski die traditionellen Juden für besiegt.

Kurz darauf findet eine Massentaufe statt. Auch Jakob Frank lässt sich am 17. September in der Johanneskathedrale in Warschau taufen. Sein Taufpate, der polnische König August III., lässt sich zwar bei der Zeremonie vertreten, erhebt Jakób Józef Frank-Dobrucki – so der neue Name – aber zugleich in den Adelsstand. Chana, nun Anna Frank-Dobrucki, und die Tochter Eva werden im Jahr darauf ebenfalls getauft.

Internierung

Aber als die katholische Kirche durch die Beichten neuer Mitglieder zu der Auffassung gelangt, dass es sich bei den Frankisten um eine Sekte handelt und den Anführer verdächtigt, nur zum Schein Christ geworden zu sein, schreitet der Apostolische Nuntius Nikolaus Serra Anfang 1760 ein. Jakob Frank wird ab Februar 1760 wegen Häresie im befestigten Kloster Jasna Góra in Częstochowa (Tschenstochau) interniert. Seine Ehefrau darf 1762 zu ihm ziehen, und er bekommt die Erlaubnis, Anhänger als Gäste zu empfangen. Jakob Frank zeugt im Kloster weitere vier Kinder: Jakob (1763 – 1769), Rochus (1765 – 1813), Joseph (1767 – 1807) und Josepha Franziska (1769 – ?).

Anna Frank-Dobrucki stirbt 1770 in Częstochowa und wird im Höhlensystem bei Korolówka beigesetzt.

Im August 1772 bricht die fast zwei Jahre lang erfolgreiche Verteidigung des Klosters Jasna Góra gegen russische Angriffe zusammen, und König Stanisław August Poniatowski gibt es auf. Die Russen lassen Jakob Frank und seine Tochter Eva am 21. Januar 1773 frei, und sie verlassen das Land.

Brünn und Wien

Zuflucht finden sie in Brünn, wo Schöndl bzw. Katharina Dobrušk lebt, eine Cousine Jakob Franks. Dort gibt es keine nennenswerte jüdische Gemeinde, also auch keine ernsthafte Gegnerschaft für die Antitalmudisten. Unbehelligt kann Jakob Frank in Brünn eine militärisch organisierte Kompanie zusammenstellen.

1775 werden Vater und Tochter von Kaiser Joseph II. in Wien empfangen. Aber zehn Jahre später untersagt der Kaiser den Druck kabbalistischer Bücher und distanziert sich von Jakob Frank.

Hofstaat im Isenburger Schloss in Offenbach

Der verlässt Brünn am 10. Februar 1786 mit seiner Gefolgschaft und nimmt die Einladung des Fürsten Wolfgang Ernst II. zu Isenburg und Büdingen nach Offenbach an. Der zu den Freimaurern gehörende Protestant bietet ihm Schutz vor der katholischen Inquisition und stellt ihm das unbewohnte Isenburger Schloss in Offenbach zur Verfügung. Jakob Frank residiert dort als Baron von Frank-Dobrucki und verfügt schließlich über einen Hofstaat von etwa 400 Anhängern. Er empfängt zudem Besuch aus Österreich und Osteuropa und nimmt Gastgeschenke entgegen.

Am 10. Dezember 1791 stirbt Jakob Frank im Isenburger Schloss an einem Schlaganfall.

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020

Olga Tokarczuk: Jakobs Bücher

Magdalen Nabb - Tod in Florenz
"Tod in Florenz" ist ein unterhaltsamer, passagenweise volkstümlicher Kriminalroman von Magdalen Nabb, der allerdings formal nicht ganz überzeugt.
Tod in Florenz