Leukotomie, Lobotomie

Die Leukotomie bzw. Lobotomie wurde 1935 von dem portugiesischen Neurochirurgen Antonio Caetano de Egas Moniz (1874 – 1955) eingeführt. Für die Entwicklung dieser Methode erhielt er 1949 zusammen mit dem Schweizer Walter Rudolf Hess (1881 – 1973) den Nobelpreis für Medizin.

Die Begriffe Lobotomie (von lobus: Stirnlappen) und Leukotomie (von leukos: weiße Substanz des Gehirns) verwendet man praktisch synonym. Man versteht darunter eine irreversible Methode der Psychochirurgie, bei der Nervenverbindungen zwischen präfrontalen Regionen und dem Thalamus durchtrennt werden.

Bei der von Antonio Moniz eingeführten und von dem amerikanischen Psychiater Walter Freeman (1895 – 1972) in Zusammenarbeit mit dem Neurochirurgen James Winston Watts (1904 – 1994) verfeinerten Methode wurde auf beiden Seiten der Stirn ein Loch in die Schädeldecke gebohrt. Durch diese Öffnungen schob der Neurochirurg ein als Leukotom bezeichnetes spezielles Messer bis kurz vor die Mitte des Schädels und schwenkte es dann in exakt vorgegebenen Winkeln, um Nervenbahnen zu durchschneiden.

Walter Freeman entwickelte schließlich die Zeit und Kosten sparende transorbitale Lobotomie bzw. Leukotomie. Statt die Schädeldecke zu öffnen, setzte er das Leukotom zwischen Lid und Augapfel an, durchstieß damit den an dieser Stelle dünnen Schädelknochen (Orbita) und durchtrennte mit einer präzisen Seitwärtsbewegung des Leukotoms den Schläfenlappen. Diesen Eingriff führte Walter Freeman nacheinander auf beiden Seiten durch. Für die transorbitale Lobotomie brauchte der Patient nicht in Vollnarkose versetzt zu werden.

Etwa 3600 Patienten soll Walter Freeman operiert haben. Um die transorbitale Lobotomie zu verbreiten, reiste er in einem Wohnmobil („Lobomobil“) durch die USA und führte die Methode in Hörsälen und im Fernsehen vor.

Die Lobotomie bzw. Leukotomie diente dazu, schwer Geistesgestörte von heftigen Affekten und Schmerzen zu befreien, aber dies ging mit einer dementen Abstumpfung bzw. Willenlosigkeit einher. (Dieser Aspekt wurde in dem Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Ken Kesey und dessen Verfilmung thematisiert.)

Wegen der durch die Lobotomie ausgelösten Persönlichkeitsveränderungen geriet die Methode in den Fünfzigerjahren in Verruf und wurde durch Psychopharmaka abgelöst.

© Dieter Wunderlich 2007

Joyce Carol Oates: Zombie
Ken Kesey: Einer flog über das Kuckucksnest
Milos Forman: Einer flog über das Kuckucksnest

Flavio Steimann - Bajass
Flavio Steimann bedient sich zwar des Genres der Kriminalromane, aber "Bajass" ist eher eine düstere Milieu- bzw. Gesellschaftsstudie, die sich durch eine dichte Atmosphäre, eine treffsichere Wortwahl und eine historisierende Sprache auszeichnet.
Bajass

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.