Volkswagen

Anlässlich der Eröffnung der 24. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin kündigte Hitler am 8. März 1934 einen für die breite Mehrheit der Bevölkerung erschwinglichen Pkw an. Der „Volkswagen“ sollte nicht mehr als 990 Reichsmark kosten, sparsam im Benzinverbrauch sein und Platz für eine Familie mit zwei, drei Kindern bieten.

Einen Prototyp, der diesen Vorstellungen nahekam, gab es bereits. Der jüdische, aus Ungarn stammende Ingenieur Josef Ganz (1898 ‒ 1967) hatte ihn 1931 konstruiert und 1932 mit der Ludwigsburger Standard-Fahrzeugfabrik auch einen Hersteller dafür gefunden. Der „Maikäfer“ war auf der IAMA 1933 präsentiert und als „Standard-Superior“ bzw. „Volkswagen“ zum Kauf angeboten worden.

Am 21. Mai 1933 hatte die Gestapo Josef Ganz in Frankfurt/M vorübergehend festgenommen. Im März 1934 floh er nach Liechtenstein. Später arbeitete er für Rapid in Dietikon.

Ein paar Wochen nach Hitlers Ankündigung, am 22. Juni 1934, beauftragte der Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie den Stuttgarter Ingenieur Ferdinand Porsche (1875 ‒ 1951) mit der Entwicklung des Volkswagens. Hitler ordnete zugleich den Bau einer entsprechenden Fabrik durch die von Robert Ley geführte Deutsche Arbeitsfront (DAF) an, die dann am 28. Mai 1937 die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ (GeZuVor) in Berlin gründete.

Als Standort der Produktionsstätte wählte man ein vorwiegend als Ackerland genutztes Gebiet, das zum größten Teil dem auf Schloss Wolfsburg residierenden Grafen Günther von der Schulenburg-Wolfsburg (1891 ‒ 1985) gehörte.

Am 26. Mai 1938 legte Hitler den Grundstein für die Fabrik bei Fallersleben und Schloss Wolfsburg. Parallel zum Bau der größten Autofabrik Europas sollte eine Stadt für die Arbeitskräfte entstehen. Die Pläne für die Fabrik stammten von Fritz Kuntze, der sich bei seinem Entwurf an einem Werk der Ford Motor Company in Dearborn/Michigan orientiert hatte. Die dazugehörige „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ wurde von dem Architekten Peter Koller konzipiert. („Kraft durch Freude“, KdF, lautete der Name einer Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront.)

Nach dem vom Bauhaus entwickelten Designleitsatz „Form follows function“ wurde die Fabrik für die – wiederum von Ford übernommene – Fließbandfertigung des Volkswagens optimiert.

Noch im selben Jahr benannte sich die GeZuVor in Volkswagenwerk um, und man berief Ferdinand Porsche zum Hauptgeschäftsführer.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, in Raten von 5 Reichsmark für den „KdF-Wagen“ zu sparen, aber die Beteiligung an dem Programm blieb hinter den Erwartungen zurück.

Der Rohbau der Produktionshallen stand im Herbst 1939. Aber aufgrund des am 1. September 1939 begonnenen Kriegs fehlte es an Stahl, und statt des Pkws für die geplante Massenmotorisierung baute man bis zum Zusammenbruch am 10. April 1945 in kleiner Stückzahl Kübel- und Schwimmwagen fürs Militär. Parallel dazu organisierte Ferdinand Porsches Schwiegersohn Anton Piëch (1894 – 1952) als Werksleiter von 1941 bis 1945 die Produktion von Rüstungsgütern wie der V1 durch Zwangsarbeiter und verlegte die Anlagen nach Zerstörungen durch Luftangriffe im Sommer 1944 unter die Erdoberfläche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg benannte die britische Militärregierung die „Stadt des Kdf-Wagens bei Fallersleben“ in „Wolfsburg“ um (26. Mai 1945) und führte die Fabrik als „Wolfsburg Motor Works“ weiter. Von 1946 an konnte der „Volkswagen“ endlich auch von Privatpersonen gekauft werden. 1949 übergab die britische Militärregierung das „Volkswagenwerk“ in Wolfsburg unter Auflagen dem Land Niedersachsen als Treuhänder.

Bis 1955 liefen eine Million „VW-Käfer“ vom Band.

Peter Prange schrieb den zweibändigen Roman „Eine Familie in Deutschland“, dessen fiktive Handlung vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte spielt und eng mit der Entwicklung des Volkswagens, dem Bau der Autofabrik und der Stadt Wolfsburg verbunden ist.

Georges Simenon - Der Mann, der den Zügen nachsah
In seinem fesselnden, grotesken Roman über die Entsozialisierung eines betrogenen, desillusionierten Mannes lässt Georges Simenon am Ende die Frage offen, ob der Protagonist gescheitert ist oder ob er sich aus den Zwängen des bürgerlichen Lebens befreit hat.
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