Citizen Kane

Citizen Kane

Citizen Kane

Originaltitel: Citizen Kane - Regie: Orson Welles - Drehbuch: Herman J. Mankiewicz und Orson Welles - Kamera: Gregg Toland - Schnitt: Robert Wise - Musik: Bernard Herrmann - Darsteller: Orson Welles, Joseph Cotten, Dorothy Comingore, Agnes Moorehead, William Alland, Everett Sloane, Paul Stewart, George Coulouris u.a. - 1941; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Der amerikanische Zeitungsmagnat Charles Foster Kane stirbt 1941 auf seinem monströsen Schloss Xanadu. Eine Schnee-Glaskugel fällt aus seiner Hand und zerschellt am Boden. Sein letztes Wort lautet: "Rosebud". Was meinte er damit? Das versucht der Wochenschau-Reporter Thompson herauszufinden, um etwas Besonderes über den Tod des Verlegers berichten zu können ...
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Kritik

Mit "Citizen Kane" setzte Orson Welles Maßstäbe. Revolutionär waren damals sowohl der Aufbau des Filmes als auch die Kamera- und Lichtführung. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern wie ein Puzzle: Stück für Stück.
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Der amerikanische Zeitungsmagnat Charles Foster Kane (Orson Welles) stirbt 1941 auf seinem monströsen Schloss Xanadu. Eine Schnee-Glaskugel fällt aus seiner Hand und zerschellt am Boden. Sein letztes Wort lautet: „Rosebud“. Was meinte er damit?

Das versucht der Wochenschau-Reporter Thompson (William Alland) herauszufinden, um etwas Besonderes über den Tod des Verlegers berichten zu können. Er liest deshalb AufzeichnungenWalter P. Thatchers, des ehemaligen Vormundes von Charles Foster Kane, und er befragt Menschen, die ihn gut kannten: den Generalbevollmächtigen Bernstein (Everett Sloane), den früheren Freund Jedediah Leland (Joseph Cotten), den Butler Raymond (Paul Stewart) und die zweite Ehefrau SusanAlexander (Dorothy Comingore). Keiner von ihnen durchschaut die ganze Persönlichkeit Kanes, aber jeder trägt aus seiner Perspektive zu dem Gesamtbild bei. Die Teilaspekte fügen sich wie die Teile eines Puzzles zusammen.

Kanes Mutter (Agnes Moorehead) erhielt ein wertlos erscheinendes Grundstück übertragen. Als sich herausstellte, dass es eine Goldmine barg, sorgte sie dafür, dass ihr Sohn in die Obhut des Bankiers Walter P. Thatcher (George Coulouris) kam und dieser die Vormundschaft für ihn übernahm. Damit wollte sie ihm eine gute Ausbildung sichern und ihm einen Weg eröffnen. Von seinem 25. Geburtstag an sollte er über das Vermögen verfügen können.

Kane machte sich nichts aus dem vielen Geld und aus dem ererbten Industrie-Imperium. Er interessierte sich lediglich für eine Zeitung, die auch zu seinem Besitz gehörte. Den altmodischen Chefredakteur Carter (Erskine Sanford) zwang er, aus der braven Tageszeitung „Inquire“ ein auflagenstarkes Sensationsblatt zu machen. Kane engagierte sich mit seiner Zeitungfür die sozial Schwachen. Sein Freund warft ihm vor, er sei so sehr Egozentriker, dass es ihm dabei gar nicht um die Menschen gehe, sondern lediglich darum, von ihnen geliebt zu werden.

Nach einem Aufenthalt in Europa heiratete Kane Emilie Norten (Ruth Warrick), die Nichte desUS-Präsidenten.

Eines Tages begegnete er Susan Alexander. Sie hatte sich gerade in einer Apotheke ein Mittel gegen ihre Zahnschmerzen geholt und lachte, als sie Kane am Straßenrand stehen sah: Gesicht und Anzug waren schmutzig, weil eine vorbeifahrende Kutsche ihn bespritzt hatte. Susan nahm ihn mit in ihre nahegelegene Wohnung, damit er seine Kleidung in Ordnung bringen konnte. Sie erzählte ihm, dass sie gerne singen würde.

Aus der Begegnung entwickelte sich ein Verhältnis. Das wurde Kane zum Verhängnis, als er für den Posten des Gouverneurs kandidierte, um die Korruption zu beseitigen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Der skrupellose Gegenkandidat (Ray Collins) setzte ihn unter Druck: Entweder er gebe bekannt, dass er krank sei und deshalb nicht weiter kandidieren könne oder man werde das Verhältnis in der Presse ausschlachten. Kane wollte sich nicht erpressen lassen und opferte dafür auch seine Ehe.

Er ärgerte sich darüber, dass Susan in den Schlagzeilen nur in Anführungszeichen als „Sängerin“ bezeichnet wurde. In Chicago baute er ihr ein Opernhaus, aber sie blamierte sich bei der Premiere. Leland wollte eine Rezension für den „Inquire“ schreiben, aber er betrank sich und kam über die ersten Zeilen nicht hinaus. Kane schrieb den Artikel zu Ende – so wie Leland in begonnen hatte: als Verriss. (Damit – glaubt Leland später – wollte er seine Unbestechlichkeit beweisen.) Dann feuerte Kane seinen ehemaligen Freund. Susan zwang er, weiter zu singen – bis sie versuchte, sich umzubringen.

Danach zog er sich mit ihr in das von hohen Zäunen umwehrte Schloss Xanadu zurück. Überall stapelten sich dort die klassischen Statuen aus Europa, die Kane in blinder Sammelwutzusammentrug. Kane verstand nicht, dass Susan sich einsam fühlte und langweilte. Das Prunkschloss war für sie ein Gefängnis. Kane wollte sie durch Geschenke gewinnen, aber sie warf ihm vor, dass er sich aus dem Geld, das er für die Geschenke ausgebe, sowieso nichts mache und nicht mit demHerzen schenke. Er sei so sehr auf sich fixiert, dass er nicht lieben könne.

Als sie ihn verließ, verwüstete er in einem Anfall von Raserei ihr Zimmer und beruhigte sich erst, als er eine Schnee-Glaskugel fand. Er murmelte „Rosebud“ und steckte die Kugel ein.

Nachdem der Reporter das Schloss verlassen hat, wird ein Kinderschlitten zusammen mit anderem Gerümpel in den Ofen geworfen. Auf dem Schlitten war eine Rosenknospe abgebildet und darüber stand „Rosebud“. Rauch steigt aus dem Kamin auf.

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Orson Welles soll bei dem Filmprojekt ursprünglich an Howard Hughes gedacht haben, doch am Ende erkannte sich der Zeitungszar William Randolph Hearst (1863 – 1951) in der Figur Charles Foster Kane wieder – und versuchte, „Citizen Kane“ zu unterdrücken. Über die Auseinandersetzung von William Randolph Hearst und Orson Welles drehten Thomas Lennon und Michael Epstein 1996 die Dokumentation „The American Experience. The Battle Over Citizen Kane“. Drei Jahre später folgte der Fernsehfilm „Citizen Kane. Die Hollywood-Legende“ (TV-Titel) bzw. „Die Legende. Der Kampf um Citizen Kane“ (DVD-Titel) von Benjamin Ross.

Originaltitel: The American Experience. The Battle Over Citizen Kane – Regie: Thomas Lennon, Michael Epstein – Drehbuch: Richard Ben Cramer, Thomas Lennon – Kamera: Greg Andracke, Michael Chin – Schnitt: Ken Eluto – Musik: Brian Keane – 1996; 110 Minuten

Es ging Orson Welles in „Citizen Kane“ aber nicht um eine Biografie. Stattdessen wollte er zeigen, dass ein Mensch nicht aus einer Perspektive allein zu verstehen ist. Man kann nur versuchen, aus verschiedenen Mosaiksteinen so gut wie möglich ein Bild zusammenzusetzen. Und auch dann werden immer einige Steine fehlen. Bei dem von Orson Welles selbst gespielten Protagonisten geht es um Aufstieg und Fall eines erfolgreichen Unternehmers, der seine Ideale verrät und glaubt, mit Geld und Macht alles erreichen zu können. Am Ende bleibt er verbittert zurück, und auf dem Sterbebett trauert er seiner verlorenen Kindheit nach.

Mit „Citizen Kane“ setzte Orson Welles Maßstäbe. Revolutionär waren damals sowohl der Aufbau des Filmes als auch die Kamera- und Lichtführung. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Es gibt sogar Szenenwechsel bzw. Zeitsprünge mitten in einem Satz, den eine Figur spricht. Wie bei einem Puzzle setzt sich Stück für Stück ein Bild zusammen. Orson Welles versetzt den Zuschauer gewissermaßen in die Position des recherchierenden Reporters – der häufig nur angeschnitten von hinten zu sehen ist. Zumeist verharrt die Kamera während einer Einstellung an einem festen Platz, und der befindet sich mitunter auf Bodenhöhe. Details werden – wie im Theater – weder durch Schnitte noch durch Zoomeffekte hervorgehoben. Um so sorgfältiger hat Gregg Toland die Einstellungen komponiert und dabei auf Licht- und Schatteneffekte geachtet.

Die Dreharbeiten für „Citizen Kane“ begannen am 29. Juni 1940. Am 1. Mai 1941 fand die Premiere im Palace Theatre in New York statt. In Deutschland kam der Film erstmals am 29. Juni 1962 in die Kinos.

Für das Drehbuch von „Citizen Kane“ erhielten Orson Welles und Herman J. Mankiewicz einen „Oscar“. Nominiert hatte man den Film in acht weiteren Kategorien: Film, Regie, Hauptdarsteller, Kamera, Schnitt, Musik, Szenenbild, Ton.

Was meint Charles Foster Kane mit „Rosebud“ (Rosenknospe)? Den Schlitten, den er als Kind besaß? Immer wieder wurde darüber spekuliert. Der Underground-Filmer Kenneth Anger behauptete in seinem 1959 in Paris veröffentlichten Buch „Hollywood Babylon“, William Randolph Hearst habe die Klitoris seiner Geliebten Marion Davies „Rosebud“ genannt.

Deutsche Synchronstimmen: Hans Nielsen (Charles Foster Kane), Peter Pasetti (Jedediah Leland), Elisabeth Ried (Emily Monroe Norton Kane), Klaus W. Krause (Walter Parks Thatcher), Erich Ebert (Jerry Thompson), Eric Jelde (Kanes Vater), Norbert Gastell (Oberkellner), Thomas Reiner (Raymond), Helmo Kindermann (Rawlston) – Buch und Regie: Manfred R. Köhler.

Die Opernsängerin Jean Forward synchronisierte Susan Alexanders Gesangsauftritte und sang dabei absichtlich schlecht, wie es der Rolle entsprach. Aus Sorge um ihre Reputation beim Opernpublikum wollte sie jedoch nicht unter den Mitwirkenden aufgeführt werden.

1971 behauptete die amerikanische Filmkritikerin Pauline Kael, Herman J. Mankiewicz habe das Drehbuch für „Citizen Kane“ weitgehend allein geschrieben. Damit löste sie eine Diskussion über den Anteil von Orson Welles an dieser Arbeit aus. Wer wieviel dazu beigetragen hat, lässt sich nicht mehr feststellen, aber es handelte sich wohl schon um ein Gemeinschaftswerk.

Viele Cineasten halten „Citizen Kane“ für den besten Film aller Zeiten. In einer vom Amerikanischen Filminstitut 2007 unter 1500 Regisseuren, Schauspielern, Autoren und Kritikern durchgeführten Abstimmung kam der Klassiker erneut auf Platz 1, vor „Der Pate“ und „Casablanca“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002/2007

Benjamin Ross: Citizen Kane. Die Hollywood-Legende

Orson Welles: Die Lady von Shanghai
Orson Welles: Im Zeichen des Bösen

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Das Buch "Zettels Traum" besteht aus Faksimiles des dreispaltigen Typoskripts im Format DIN A 3. Die "Handlung" ist meistens in der mittleren Spalte zu lesen; links davon sind Zitate von Edgar Allen Poe zu finden und am rechten Rand Randglossen des Ich-Erzählers Daniel Pagenstecher.
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