Verdammnis

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Verdammnis

Verdammnis – Originaltitel: Flickan som lekte med elden – Regie: Daniel Alfredson – Drehbuch: Jonas Freykberg nach dem Roman "Verdammnis" von Stieg Larsson – Kamera: Peter Mokrosinski – Schnitt: Mattias Morheden – Darsteller: Noomi Rapace, Michael Nyqvist, Peter Andersson, Lena Endre, Michalis Koutsogiannakis, Annika Hallin, Sofia Ledarp, Georgi Staykov, Mikael Spreitz, Per Oscarsson, Yasmine Garbi u.a. – 2009; 125 / 180 Minuten

Inhaltsangabe

Der Journalist Dag Svensson bietet der Zeitschrift "Millennium" eine gründlich recherchierte Enthüllungsgeschichte über Zwangsprostitution an. Dabei greift er auch auf die Erkenntnisse seiner Freundin Mia Bergman zurück, die über dieses Thema promoviert. Als Dag, Mia und der Anwalt Nils Bjurman mit einer Pistole erschossen werden, auf der man Lisbeth Salanders Fingerabdrücke sicherstellt, fahndet Inspektor Jan Bublanski nach ihr, und die Medien stilisieren Lisbeth zu einer gemeingefährlichen Psychopathin ...
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Kritik

Weil in der Verfilmung zwar nahezu alle Nebenhandlungen fehlen, aber ebenso hektisch wie im Roman "Verdammnis" zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin- und hergesprungen wird, versteht man die Zusammenhänge wohl nur bruchstückhaft.
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Die aus den Romanen „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ bestehende „Millennium-Trilogie“ des schwedischen Journalisten und Schriftstellers Stieg Larsson wurde von Niels Arden Oplev („Verblendung“) und Daniel Alfredson („Verdammnis“, „Vergebung“) verfilmt. Jeden der drei Filme gibt es in einer dreistündigen Fernseh- und einer erheblich gekürzten Kinofassung.

Jonas Freykberg (Drehbuch) und Daniel Alfredson (Regie) haben bei ihrer Verfilmung des Romans „Verdammnis“ von Stieg Larsson massiver gekürzt als es Niels Arden Oplev (Regie), Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg (Drehbuch) bei „Verblendung“ taten. Obwohl der Film weit mehr als das Buch auf Lisbeth Salander zugeschnitten ist, verwarf Jonas Freykberg den kompletten ersten Teil der literarischen Vorlage: Lisbeths Reisen, die Brustvergrößerung, ihre Liebesbeziehung auf Grenada und den Mordanschlag während eines Wirbelsturms. Weil zwar nahezu alle Nebenhandlungen fehlen, aber ebenso hektisch wie im Roman zwischen den verschiedenen Handlungssträngen bzw. Perspektiven hin- und hergesprungen wird, versteht man die Zusammenhänge im Film wohl nur bruchstückhaft, wenn man das Buch nicht kennt. Dazu kommt, dass Stieg Larsson in „Verdammnis“ und „Vergebung“ eine Handlung in zwei Teilen erzählt, die einzelnen Handlungsstränge also erst im dritten Band der „Millennium“-Trilogie zusammengeführt werden. Wer sich nur den zweiten Film anschaut, kann sich kein vollständiges Bild machen. Das Ende bleibt nicht nur offen, sondern besteht sogar aus einem Cliffhanger.

Durch die Fokussierung auf die Figur Lisbeth Salander verschiebt sich auch der Akzent von den sozialkritischen Elementen der Vorlage zum Rachemotiv der Protagonistin. Glücklicherweise ist die Rolle der Protagonistin mit Noomi Rapace hervorragend besetzt. Weil sie die gegensätzlichen Charaktereigenschaften der androgynen, bisexuellen Goth-Punk-Lady überzeugend verkörpert, lohnen sich auch die vielen Nahaufnahmen ihres ausdrucksstarken Gesichts.

Close-ups sind neben hektischen Schnittfolgen aber auch die einzigen Stilmittel, die Daniel Alfredson in seiner sonst biederen Filmsprache einsetzt. Dass Dialoge statt spektakulärer Action-Szenen die Handlung voranbringen, ist in meinen Augen zunächst eher ein Pluspunkt, aber Daniel Alfredson und Peter Mokrosinski (Kamera) fällt dabei optisch wenig ein. Von der düsteren Atmosphäre, die Niels Arden Oplev in seiner Verfilmung des ersten Bandes der Millennium-Trilogie evozierte, ist in „Stieg Larsson. Verdammnis“ nichts geblieben.

An mehreren Stellen weicht die Verfilmung vom Roman ab. Beispielsweise gelingt es Paolo Roberto – im Buch ein international erfolgreicher Schwergewichtsboxer, im Film ein Kick-Boxer – in der Vorlage, den Hünen Roland Niedermann durch einen Schlag mit einem Balken vorübergehend außer Gefecht zu setzen und mit Miriam Wu zu fliehen. Im Film liegen Paolo Roberto und Miriam Wu bewusstlos in der Scheune, als Niedermann sie in Brand steckt.

Ich teile nicht die weit verbreitete Ansicht, dass Literaturverfilmungen immer schlechter als die Vorlagen sind. Es gibt zahlreiche Gegenbeispiele, aber „Stieg Larsson. Verdammnis“ gehört nicht dazu.

Darsteller und Figuren in „Stieg Larsson. Verdammnis“:

  • Noomi Rapace: Lisbeth Salander
  • Tehilla Blad: Lisbeth Salander als Kind
  • Michael Nyqvist: Mikael Blomkvist
  • Lena Endre: Erika Berger
  • Peter Andersson: Nils Bjurman
  • Michalis Koutsogiannakis: Dragan Armanskij
  • Annika Hallin: Annika Giannini
  • Sofia Ledarp: Malin Erikson
  • Jacob Ericksson: Christer Malm
  • Reuben Sallmander: Enrico Giannini
  • Yasmine Garbi: Miriam Wu
  • Ralph Carlsson: Gunnar Björk
  • Georgi Staykov: Alexander Zalachenko
  • Hans Christian Thulin: Dag Svensson
  • Jennie Silfverhjelm: Mia Bergman
  • Per Oscarsson: Holger Palmgren
  • Sunil Munshi: Dr. Sivarnandan
  • Anders Ahlbom Rosendahl: Dr. Peter Teleborian
  • Mikael Spreitz: Ronald Niedermann
  • Johan Kylén: Jan Bublanski
  • Tanja Lorentzon: Sonja Modig
  • Paolo Roberto: Paolo Roberto
  • Magnus Krepper: Hans Faste
  • Niklas Hjulström: Richard Ekström
  • Ola Wahlström: Per-Åke Sandström
  • Donald Högberg: Jerker Holmberg
  • David Druid: Tony Scala
  • Daniel Gustavsson: Niklas Eriksson
  • Pelle Bolander: Sonny Nieminen
  • Thomas Lindblad: Magge Lundin
  • Dennis Önder: Refik Alba
  • Olga Henrikson: Irina Hammujärvi

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Stieg Larsson: Verblendung / Verfilmung 2009 / 2011
Stieg Larsson: Verdammnis
Stieg Larsson: Vergebung

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.