Augusto Pinochet


Augusto José Ramón Pinochet Ugarte wurde am 25. November 1915 in Valparaíso geboren. Sein Vater Augusto Pinochet Vera stammte von einer bretonischen Familie ab, und durch seine Mutter Avelina Ugarte Martínez hatte er baskische Vorfahren.

Von 1931 bis 1935 besuchte Augusto Pinochet eine Militärschule in Santiago de Chile (Escuela Militar del Libertador Bernardo O’Higgins). 1953 schloss er sein Jurastudium an der Universidad de Chile ab.

Lucía Hiriart Rodríguez, die seit 1943 mit Augusto Pinochet verheiratet war, brachte drei Töchter (Inés Lucía, María Verónica, Jacqueline Marie) und zwei Söhne (Augusto Osvaldo and Marco Antonio) zur Welt. Es heißt, Pinochet habe außerdem während eines Aufenthalts in Quito in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre mit seiner Geliebten Piedad Noe einen Sohn gezeugt.

Der chilenische Staatspräsident Eduardo Frei Montalva (1911 – 1982) beförderte Augusto Pinochet 1970 zum Brigadegeneral.

Salvador Allende Gossens (1908 – 1973), der die Präsidentschaftswahlen vom 4. September 1970 gewann, übertrug Augusto Pinochet im Januar 1971 das Kommando über die Heeresgarnison in Santiago de Chile und beförderte ihn zum Divisionsgeneral.

Um die sich immer stärker zuspitzende Lage unter Kontrolle zu bekommen, holte Salvador Allende hochrangige Offiziere ins Kabinett. General Carlos Prats González (1915 – 1974), der Innenminister und Oberbefehlshaber der Streitkräfte, vereitelte denn auch mit regierungstreuen Militärs den Putschversuch eines Panzerregiments am 29. Juni 1973 („Tanquetazo“). Als der Kongress dem Staatspräsidenten in einer symbolischen Geste am 22. August das Misstrauen aussprach und die Generäle zum Rücktritt aufforderte, überließ Carlos Prats seine Ämter seinem Stellvertreter General Augusto Pinochet.

Am 11. September 1973 wurde der Staatspräsident durch einen Telefonanruf um 6.20 Uhr geweckt. Die Flotte in Valparaíso verlange seinen Rücktritt, hieß es. Nachdem Salvador Allende vergeblich versucht hatte, den Innenminister und Oberbefehlshaber der Streitkräfte Augusto Pinochet zu erreichen, begab er sich mit Regierungsmitgliedern, Familienangehörigen, seiner Privatsekretärin und langjährigen Geliebten Miria Contreras („La Payita“) sowie engen Freunden in den Präsidentenpalast La Moneda.

Die Putschisten, zu denen auch General Augusto Pinochet gehörte, forderten Salvador Allende zum Rücktritt auf, und als er sich weigerte, drohten sie um 9.30 Uhr mit der Bombardierung des Palastes. Daraufhin schickte Salvador Allende die meisten der Anwesenden aus dem Gebäude. Gegen Mittag begann die Bombardierung, und am frühen Nachmittag stürmte die Armee den Palast. Salvador Allende kapitulierte und zog sich in den „Saal der Unabhängigkeit“ zurück. Der offiziellen Version zufolge nahm er sich dort selbst durch einen Kopfschuss das Leben, es könnte aber auch sein, dass ihn aufständische Soldaten erschossen.

Schätzungsweise 20 000 Gegner der Militärjunta flohen ins Ausland.

Bereits am ersten Tag des Militärputsches in Chile wurden mehr als 2000 Menschen aus politischen Gründen von der Polizei oder vom Militär festgenommen, bis zum Ende des Jahres 1973 waren es mehr als 13 000. Öffentliche Gebäude

wurden in Konzentrationslager umfunktioniert. Berüchtigt war vor allem das Nationalstadion (Estadio Nacional) in Santiago de Chile, wo bis November 1973 mehr als 40 000 Gefangene eingesperrt waren. In den meisten Fällen erfuhren die Angehörigen nichts über das Schicksal der Häftlinge. Rechtsanwälte waren nicht zugelassen, und Gerichtsverfahren gab es keine. Viele der Gefangenen wurden gefoltert, und mindestens 3197 (Abschlussbericht der Rettig-Kommission, 1996), möglicherweise aber auch 5000, kamen ums Leben. Viele der Verschleppten verschwanden spurlos.

Ob Augusto Pinochet eine treibende Kraft hinter dem Putsch war oder sich erst in letzter Minute der Verschwörung anschloss, blieb bis heute umstritten. Jedenfalls riss er an der Spitze der Militärjunta die Macht an sich. Er ließ den Kongress auflösen und die zur Unidad Popular zählenden Parteien verbieten. Ohne demokratische Legitimierung wählten die Mitglieder der Militärjunta Pinochet am 17. Dezember 1974 zum Präsidenten von Chile.

Pinochets Terrorregime erhob den Kampf gegen echte und vermeintliche Kommunisten zur Staatsräson. Wer als Feind galt, war auch im Ausland nicht sicher: Allendes Außenminister Orlando Letelier und der Allende-treue General Carlos Prats wurden in Washington und Buenos Aires jeweils mit einer Autobombe getötet. In Chile durchkämmten die Sicherheitskräfte systematisch die Armenviertel der Millionenstadt Santiago, wo Allende die größte Unterstützung genoss. 3200 Menschen wurden hingerichtet oder verschwanden spurlos. Weitere 28 000 wurden verhaftet und gefoltert. „Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden, damit sie fortbestehen kann“, verkündete Pinochet. (Carsten Volkery, Der Spiegel, 10. Dezember 2006)

Im Oktober 1978 legte eine von der Junta einberufene Kommission (Comisión de Estudios de la Nueva Constitución) einen Verfassungsentwurf vor, der von den Machthabern überarbeitet und 1980 in einer Volksabstimmung angenommen wurde. Aufgrund der neuen Verfassung (Carta fundamental) blieb Augusto Pinochet mit weitreichenden Vollmachten im Amt des Staatspräsidenten.

Bei einer weiteren Volksabstimmung zehn Jahre später (Oktober 1988) sprach sich eine Mehrheit dafür aus, bei den geplanten Präsidentschaftswahlen neben Augusto Pinochet auch andere Kandidaten zuzulassen. So kam es, dass der Christdemokrat Patricio Aylwin Azócar (* 1918) am 14. Dezember 1989 die ersten freien Wahlen in Chile nach dem Militärputsch von 1973 gewann und Augusto Pinochet am 11. März 1990 im Amt des Staatspräsidenten ablöste. Der General blieb allerdings Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Staatspräsident Patricio Aylwin berief 1991 eine Wahrheitskommission ein (Comisión Nacional de Verdad y Reconciliación, vulgo: Rettig-Kommission, nach dem Vorsitzenden Raul Rettig Guissen), deren Aufgabe es war, politische Morde und das spurlose Verschwinden von politischen Gegnern im Zuge des Militärputsches von 1973 zu untersuchen.

Im September 1998 reiste Augusto Pinochet nach Großbritannien, um sich dort medizinisch behandeln zu lassen. Außerdem traf er sich mit der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher (* 1925). Aufgrund eines von dem spanischen Richter Baltasar Garzón Real (* 1955) veranlassten Auslieferungsbegehrens wurde Augusto Pinochet am 16. Oktober in London festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Auch die Schweiz, Belgien und Frankreich beantragten die Auslieferung des ehemaligen chilenischen Diktators. Im November 1998 und im März 1999 erklärten Gerichte seine diplomatische Immunität für aufgehoben, und im April 1999 entschied der britische Innenminister Jack Straw (* 1946), dass General Pinochet an Spanien ausgeliefert werden durfte. Bevor es allerdings dazu kam, ordnete Jack Straw am 2. März 2000 aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Chilenen dessen Freilassung an. Augusto Pinochet kehrte nach Santiago de Chile zurück.

Der chilenische Richter Juan Salvador Guzmán Tapia (* 1939) bemühte sich, Augusto Pinochet wegen Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zu bekommen. Am 29. Januar 2001 erhob er Anklage, aber ein halbes Jahr später erklärte das Gericht den Angeklagten für verhandlungsunfähig.

Aus dem am 30. November 2004 von einer Nationalen Kommission (Comisión Nacional sobre Prisión Política y Tortura) vorgelegten Untersuchungsbericht geht hervor, dass unter der Herrschaft Pinochets Menschen, die man als politische Gegner verdächtigte, verschleppt, gefoltert und ermordet wurden, und zwar sowohl von der Polizei, als auch von den Geheimdiensten und allen Teilstreitkräften.

Eine weitere, von 2001 bis 2005 tätige Nationale Kommission (Comisión Nacional de Prisión Política y Tortura, vulgo: Valech-Kommission, nach dem Vorsitzenden Sergio Valech Aldunate) kam zu dem Schluss, dass es in der Zeit vom 11. September 1973 bis 10. März 1990 mindestens 27 255 politische Gefangene in Chile gegeben hatte. 94 Prozent von ihnen waren gefoltert worden.

Juan Guzmán Tapia erhob am 14. Dezember 2004 eine neue Anklage gegen Augusto Pinochet. Und das Oberste Gericht Chiles bestätigte am 15. September 2005 die Aufhebung der Immunität des Senators auf Lebenszeit. Bevor er sich jedoch vor einem Gericht hätte verantworten müssen, starb der Einundneunzigjährige am 10. Dezember 2006 in Santiago de Chile.

© Dieter Wunderlich 2010

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Robin Felder - Verzerrte Gesichter
In dem Roman "Verzerrte Gesichter" von Robin Felder geht es um menschliche Abgründe hinter der Fassade einer gutbürgerlichen Familie. Ein Whodunit-Krimi ist das nicht, denn den Serientäter kennen wir von Anfang an. Statt durch die Aufklärung eines Verbrechens entsteht die Spannung durch unerwartete Wendungen und die Frage, was als Nächstes passiert.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.