Zwei Banditen. Butch Cassidy and the Sundance Kid

Zwei Banditen. Butch Cassidy and the Sundance Kid

Zwei Banditen. Butch Cassidy and the Sundance Kid

Originaltitel: Butch Cassidy and the Sundance Kid - Regie: George Roy Hill - Drehbuch: William Goldman - Kamera: Conrad L. Hall - Schnitt: John C. Howard und Richard C. Meyer - Musik: Burt Bacharach - Darsteller: Paul Newman, Robert Redford, Katharine Ross, Strother Martin, Henry Jones, Jeff Corey u.a. - 1968; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Nach Überfällen auf die Union Pacific Railway werden die Banditen Butch Cassidy und The Sundance Kid von einem Spezialaufgebot des Eisenbahnpräsidenten gejagt. Es gelingt ihnen zwar, sich mit ihrer Freundin Etta nach Bolivien abzusetzen, aber auch dort geraten sie nach den ersten Banküberfällen in Schwierigkeiten ...
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Kritik

"Zwei Banditen" wirkt zunächst wie ein alter Western, aber nach den ersten Bildern lässt sich erkennen, dass es sich eher um eine Parodie auf das Genre handelt, um eine nostalgische Tragikomödie über eine Zeit des technischen und gesellschaftlichen Umbruchs.
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Der Wilde Westen um 1900. In einer Pokerrunde wird Harry Longbaugh alias The Sundance Kid (Robert Redford) von seinem Gegner Macon (Donnelly Rhodes) beschuldigt, falsch gespielt zu haben, und er soll deshalb den Raum ohne seinen Gewinn verlassen. Macon ahnt zunächst nicht, wen er vor sich hat, aber der berühmte Bandit gibt sich damit zufrieden, ihm den Revolvergürtel abzuschießen, bevor er mit seinem Kumpan Robert Leroy Parker alias Butch Cassidy (Paul Newman) weiterreitet.

Während Butch und Sundance einige Banken auskundschaften, spielt sich in der von Butch gegründeten „Hole in the Wall“-Bande Harvey Logan (Ted Cassidy) als Boss auf. Als Butch und Sundance zurückkehren, fordert Harvey den bisherigen Bandenchef zum Messerkampf heraus. Butch sagt, man müsse sich erst noch über die Regeln einigen, doch Harvey erwidert unwirsch, in so einem Zweikampf gebe es keine Regeln. Er hat den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da tritt Butch ihm zwischen die Beine und meint trocken: „Na, wenn es keine Regeln gibt …“ – An dem Plan seines unterlegenen Herausforderers, statt Banken die Eisenbahn zu überfallen, hält er allerdings fest.

Nachdem die Banditen den Zug angehalten haben, fordern sie den Bewacher des Güterwaggons auf, die Tür zu öffnen. Woodcock (George Furth) weigert sich jedoch und beruft sich auf seine Verantwortung gegenüber Mr Harriman, dem Präsidenten der Eisenbahngesellschaft Union Pacific (Edward Henry Harriman, 1848 – 1909). Die Banditen müssen den Waggon mit Dynamit aufsprengen, um an den Tresor mit dem Geld heranzukommen. Woodcock wird dabei nur leicht verletzt.

Der Sheriff (Kenneth Marsh) ruft nach Freiwilligen, um die Banditen zu verfolgen, aber mit Butch Cassidy und The Sundance Kid will niemand sich anlegen. Ein beherzter Fahrradverkäufer (Henry Jones) nützt die Gelegenheit, tritt vor die versammelte Menschenmenge und wirbt für das neue Wunder der Technik, bis der Sheriff ihn fortjagt. Butch und Sundance beobachten das alles von der Veranda eines Saloons aus und amüsieren sich prächtig.

Dann reiten sie zu der sechsundzwanzigjährigen Lehrerin Etta Place (Katharine Ross), die mit beiden eng befreundet ist aber nur mit Sundance ins Bett geht, einfach, weil sie schon mit ihm zusammen war, als sie Butch kennen lernte. Das hält Butch allerdings nicht davon ab, sie am nächsten Morgen aus dem Bett zu holen und mit ihr auf der Lenkstange seines neuen Fahrrads herumzufahren. Als er ihr noch ein paar Kunststücke vorführt, stürzt er rückwärts auf eine Viehweide und entgeht gerade noch – wieder mit Etta auf der Lenkstange – dem Angriff eines Bullen.

Der Eisenbahnzug wird von den Banditen auch auf dem Rückweg überfallen. Woodcock macht erneut Schwierigkeiten. Erst als Butch und Sundance zum Schein eine keifende alte Frau aus dem Zug bedrohen, öffnet er die Schiebetür. Aber den Tresor hat er inzwischen mit Stahlbändern verstärken lassen, und als die Banditen ihn sprengen, wirbeln die ganzen Geldscheine durch die Luft.

Bevor sie das Geld einsammeln können, tauchen die von Mr Harriman eigens engagierten Verfolger auf, die von Sheriff le Force angeführt und von dem Indianer „Lord Baltimore“ als Fährtensucher unterstützt werden. Die Banditen trennen sich, aber die Verfolger bleiben zusammen und jagen niemanden außer Butch und Sundance. Die können sich kurze Zeit in einem Bordell verstecken, aber es bleibt Butch keine Zeit, sich mit Agnes (Cloris Leachman) zu vergnügen, denn sie werden verraten. In den Bergen treiben die Verfolger sie in die Enge. Sundance ist bereit, im Kampf gegen die Übermacht zu sterben, aber sein Kumpan will sich lieber in den Cañon stürzen. Sundance gesteht kleinlaut, er könne nicht schwimmen, aber da lacht Butch: „So ‚was Verrücktes! Du kommst doch schon tot unten an!“ Sie springen in die Tiefe und werden von dem Wildwasser fortgerissen.

Bald darauf tauchen sie wieder bei Etta auf; weil sie jedoch wissen, dass sie hier nicht bleiben können, kommt Butch auf einen alten Traum zurück: Zu dritt reisen sie mit der Eisenbahn nach New York, von dort mit einem Dampfer nach Südamerika und weiter mit dem Zug nach Bolivien.

Etta versucht, ihnen beizubringen, wie die wichtigsten Redewendungen, die bei Banküberfällen erforderlich sind, auf Spanisch heißen, aber es fällt Butch und Sundance schwer, sich im Ernstfall daran zu erinnern. Nachdem sie nach einem Banküberfall mit Müh und Not der Polizei entkommen sind, beschließen sie, ihr Geld zumindest vorübergehend durch ehrliche Arbeit zu verdienen und lassen sich unter den Namen Smith und Jones von einem Minenbesitzer anstellen. Sie sollen ihn eskortieren, wenn er in der nächsten Stadt die Wochenlöhne für seine Arbeiter holt. Unterwegs werden sie überfallen. Der Minenbesitzer stirbt im Kugelhagel. Seine beiden Leibwächter stehen plötzlich sechs wild aussehenden Bolivianern gegenüber. Butch gesteht seinem Kumpan, dass er noch nie einen Menschen erschossen hat. Doch jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig: nach einer Minute liegen die Angreifer tot im Staub.

Bei einer Rast erkennt der Junge, der sich um die zwei Pferde und das Maultier kümmern soll, mit dem Butch und Sundance unterwegs sind, das Brandzeichen eines der Tiere und alarmiert die Polizei. Butch und Sundance verschanzen sich in einem Bauernhof und werden von einem großen Polizeiaufgebot umstellt. Rasch geht ihnen die Munition aus. Sundance gibt Butch Rückendeckung, während er zum Maultier läuft, um die restlichen Munitionsgurte zu holen, aber dabei werden sie beide angeschossen. Die inzwischen angeforderte Armeeeinheit trifft ein und geht in Stellung. Butch Cassidy und The Sundance Kid haben keine Chance, aber statt sich zu ergeben, stürmen sie aus der Tür – mitten hinein in den Kugelhagel. Das Bild friert ein.

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Robert Leroy Parker alias „Butch Cassidy“ und Harry Longbaugh alias „The Sundance Kid“ haben wirklich gelebt. Sie gehörten um 1900 zu den meistgesuchten Banditen des „Wilden Westens“. Auf der Flucht vor den Privatdetektiven der Pinkerton Agentur schlugen sie sich bis Chile durch und gelangten 1902 nach Patagonien, wo sie anfingen, Rinder zu züchten – aber nebenher auch noch einige Banken ausraubten.

Der Film „Zwei Banditen“ beginnt denn auch passend mit einem Film im Film über die zwei Banditen, und die erste Episode besteht aus sepiafarbigen Bildern, als ob es sich um alte Dokumentaraufnahmen handeln würde. Außerdem wird ihre Reise nach Südamerika durch unbewegte Schwarzweiß-Fotografien illustriert.

„Zwei Banditen“ wirkt zunächst wie ein alter Western, aber nach den ersten Bildern lässt sich erkennen, dass es sich eher um eine Parodie auf das Genre handelt. In welchem Westernklassiker würde ein Bandit mit einer jungen Frau auf der Lenkstange seines Fahrrads laut lachend durch die Gegend fahren und auf der Weide von einem Bullen gejagt werden? Noch komischer sind die lakonischen Dialoge von Butch Cassidy und The Sundance Kid. „Zwei Banditen“ ist eine nostalgische Tragikomödie über eine Zeit des technischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Den Präsidenten der Union Pacific Railway, der Butch und Sundance jagen lässt, zeigt George Roy Hill überhaupt nicht und die Gruppe ihrer Verfolger nur aus der Ferne. Damit deutet er an, dass die von nun an entscheidenden Männer anonym tätig sind. Vielleicht sind Butch und Sundance gescheitert, weil sie nicht mehr zeitgemäß waren, wahrscheinlicher aber haben sie genau so gelebt, wie sie sich das wünschten.

Der Song „Raindrops Keep Falling on My Head“, der während des skurrilen Fahrradausflugs von Butch und Etta zu hören ist, stammt wie die Filmmusik von Burt Bacharach. Er erhielt dafür gleich zwei „Oscars“. Auch für das Drehbuch (William Goldman) und die Kameraführung (Conrad L. Hall) gab es die Trophäen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.