Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah - Originaltitel: The World According to Garp - Regie: George Roy Hill - Drehbuch: Steve Tesich, nach dem Roman "Garp und wie er die Welt sah" von John Irving - Kamera: Miroslav Ondricek - Schnitt: Ronald Roose und Stephen A. Rotter - Musik: David Shire - Darsteller: Robin Williams, Glenn Close, Mary Beth Hurt, John Lithgow, Jessica Tandy, James McCall, Hume Cronyn, Swoosie Kurtz, Amanda Plummer, Mark Soper - 1982; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Jenny arbeitet 1944 als Krankenschwester in einem Lazarett, und da sie sich zwar ein Kind, aber keinen Mann wünscht, nutzt sie die Dauererektion eines Sterbenden. Der auf diese Weise gezeugte T. S. Garp wird später Ringer und Schriftsteller, bringt dadurch seine Mutter auf die Idee, ebenfalls ein Buch zu schreiben – und bleibt im Schatten der gefeierten Autorin.


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Kritik

George Roy Hill verfilmte John Irvings Bestseller "Garp und wie er die Welt sah" (1978). Die Geschichte über den skurrilen T. S. Garp und seine feministische Mutter ist grotesk und tragikomisch. Es handelt sich um die Persiflage eines Bildungsromans und um eine Art Schelmenroman, denn Garp muss sich in einer chaotischen, aus den Fugen geratenen Welt voller Gewalt und Sexualität bewähren.
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Jenny Fields (Glenn Close) arbeitet als Krankenschwester in einem US-amerikanischen Lazarett. Sie wünscht sich ein Kind, aber keinen Mann. 1944 wird ein abgeschossener Bordschütze (Technical Sergeant) mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert, der nur noch seinen Namen sagen kann: „Garp“. Seltsamerweise hat er eine Dauererektion. Als er nur noch „‚arp“ herausbringt, legt Jenny sich auf ihn und bringt ihn kurz vor seinem Tod zur Ejakulation. Ihren auf diese Weise gezeugten Sohn nennt sie T. S. Garp.

Als kleiner Junge spielt Garp mit dem Nachbarmädchen hinter einer Hecke. „Ich weiß, wie man Kinder kriegt“, behauptet die Kleine: Auf ihre gestöhnte Klage über Kopfschmerzen soll er ihr das Kleid vom Leib reißen. Der Hund der Nachbarn glaubt, das Mädchen verteidigen zu müssen und stürzt sich auf Garp. Der kann zwar nach einiger Zeit schreiend zu seiner Mutter rennen, hat aber bei dem Kampf ein Stück Ohrläppchen eingebüßt.

Garp wünscht sich einen Vater, wie ihn die anderen Kinder haben, und weil er von seiner Mutter erfahren hat, dass sein Vater bei der Air Force war, träumt er davon, fliegen zu können. Einmal steigt er aufs Dach des Schulhauses, um es auszuprobieren, aber er bleibt in der Dachrinne hängen und ruft um Hilfe. Seine Mutter, die in dem Internat als Krankenschwester beschäftigt ist, rettet ihn von einem Balkon aus, aber die dabei abgerissene Dachrinne trifft den Rektor am Kopf. Nachdem er wieder zu sich gekommen ist, erzählt er überall, er habe Garp aufgefangen – und man lässt ihn in dem Glauben.

Kurz bevor Garp die High School verlässt, verliebt er sich in Helen Holm (Mary Beth Hurt), die Tochter seines Ringer-Trainers, die sehr viel liest und Garp erklärt, sie werde, wenn überhaupt, nur einen Schriftsteller heiraten. Also fängt Garp zu schreiben an – und bringt seine Mutter dadurch auf den Gedanken, es auch zu tun. Durch die Intrige einer eifersüchtigen Mitschülerin glaubt Helen, Garp treibe sich mit einer anderen herum und wirft das Manuskript, das er ihr zum Lesen geben wollte, zornig in die Luft. Beim Einsammeln der vom Wind aufgewirbelten einzelnen Seiten stößt Garp wieder auf den Nachbarhund, der knurrend vor einem der Blätter steht und die Zähne fletscht. Diesmal beißt Garp dem Hund ein Stück Ohr ab, und das Tier zieht sich winselnd zurück.

Jenny und Garp siedeln nach New York über. Als sie in einer Straße in Manhattan an einer Prostituierten vorbeikommen, fällt Jenny deren kurzer Rock auf und erfährt erst von Garp, dass es sich hier nicht um die jüngste Mode, sondern um das älteste Gewerbe der Welt handelt. Daraufhin spricht Jenny die junge Frau an und nimmt ihr Portemonnaie aus der Handtasche. Die Prostituierte stellt klar, dass sie für Schweinereien mit Mutter und Sohn nicht zu haben sei, aber Jenny will nur mit ihr reden und beispielsweise wissen, ob sie bei der Ausübung ihres Berufes „Wollust“ empfinde. Sie recherchiert für ihr Buch, das der Verleger John Wolfe (Peter Michael Goetz) einige Zeit später unter dem Titel „A Sexual Suspect“ (Eine sexuell Verdächtige) veröffentlicht. Zwar interessiert sich kaum ein Kritiker dafür, aber die Frauenbewegung feiert das Buch als Sensation. Sogar ins Idiom der Apachen übersetzt man es. Bei Garp ist es umgekehrt: Sein von den Kritikern gelobter Roman bleibt in den Buchhandlungen liegen.

Nach ihrer Versöhnung wollen Garp und Helen ein Haus kaufen und eine Familie gründen. Die Immobilienmaklerin ist begeistert, denn sie hat in „A Sexual Suspect“ von Garps Zeugung gelesen und erklärt dem Paar, ihr Mann verbrenne das Buch von Jenny Fields, sobald er es in die Finger bekomme, aber sie kaufe jedes Mal ein neues Exemplar. Während der Besichtigung rammt ein Sportflieger das Haus, und nachdem er sich aus dem Wrack befreit hat, bittet er darum, das Telefon benützen zu dürfen. Der Unfall bestärkt Garp in seinem Entschluss, das Haus zu kaufen, denn er hält es für unwahrscheinlich, dass es zweimal von einem Flugzeug getroffen wird.

Aus Solidarität mit der elfjährigen Ellen James, der ein Mann nach der Vergewaltigung die Zunge abtrennte, damit sie ihn nicht verraten konnte, schneiden sich einige Frauen selbst die Zunge ab und tun sich in einer männerfeindlichen Gemeinschaft zusammen, die Jenny in ihrem riesigen Haus betreut. Als Garp zum ersten Mal zu Besuch kommt, wird er von den stummen Frauen beinahe gelyncht, bis sich herausstellt, wer er ist. Garp und Helen befreunden sich mit Roberta (John Lithgow), die früher ein erfolgreicher Footballspieler war, sich zur Frau umoperieren ließ (die Zunge jedoch behielt) und inzwischen bei Jenny und ihren Schützlingen lebt.

Obwohl Helen zwei Söhne hat – Duncan und Walt – kehrt sie schließlich wieder in ihren Beruf als Lehrerin zurück. Michael Milton (Mark Soper), ein Halbwüchsiger in ihrem Literaturkurs, umwirbt die Dreißigjährige, bis sie ihm in sein Zimmer folgt. Es dauert nicht lang, bis eine eifersüchtige Mitschülerin Garp in einem Brief über die Affäre seiner Frau aufklärt. Verstört fährt er mit den Kindern in ein Fast-Food-Restaurant und besucht anschließend mit ihnen eine Kinovorstellung. Zwischendurch ruft er immer wieder zu Hause an, redet mit Helen und nimmt ihr das Versprechen ab, dass sie das Verhältnis sofort beendet. Sie telefoniert daraufhin mit Michael, um Schluss mit ihm zu machen, aber er kommt sofort zu ihr und bringt sie dazu, zu ihm ins Auto zu steigen, angeblich nur, damit er sich verabschieden kann. Dann weigert er sich jedoch, wieder zu fahren und will ein letztes Mal einen von ihr geblasen bekommen; danach werde er sie in Ruhe lassen, verspricht er. Während Helen sich über Michaels Schoß beugt, ruft Garp erneut an, und weil niemand abhebt, rast er mit den Kindern auf dem Rücksitz heim. Wie gewohnt, schaltet er auf der Anhöhe vor dem Haus die Zündung aus und steuert den Wagen in vollem Schwung in die Einfahrt – wo er auf Michaels Auto kracht. Durch den Aufprall kommt Walt ums Leben, Duncan verliert ein Auge, Garp bricht sich den Kiefer, und Helen beißt Michaels Penis ab.

Lange Zeit reden Garp und Helen nicht mehr miteinander. Neun Monate nach der Versöhnung wird Helen von einer Tochter entbunden, die sie Jenny nennen.

Im Wahlkampf für das Amt des Gouverneurs engagiert Jenny Fields sich für die weibliche Kandidatin. Bei einer Massenveranstaltung tritt auch sie ans Mikrofon. Neben ihr steht Roberta als Bodyguard. Zu spät bemerkt Roberta den Gewehrlauf, der sich aus einer angelehnten Wohnmobiltür schiebt. Jenny wird tödlich getroffen.

Weil zum Begräbnis seiner Mutter nur Frauen zugelassen sind, verkleidet Garp sich, aber er wird erkannt und vertrieben.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernimmt Garp das Training der Ringer. Während einer Übungsstunde schleicht eine junge Frau sich in die Halle und schießt auf Garp. Im Rettungshubschrauber, der ihn nach Boston ins Krankenhaus bringt, sitzt Helen an seiner Seite. Garp freut sich, dass er endlich fliegt.

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George Roy Hill verfilmte John Irvings Bestseller „The World According to Garp“ (1978) – deutsch: „Garp und wie er die Welt sah“ (Übersetzung: Jürgen Abel, Rowohlt Verlag, Reinbek 1979, 635 Seiten). Die Geschichte über den skurrilen T. S. Garp und seine feministische Mutter ist grotesk und tragikomisch. Es handelt sich um die Persiflage eines Bildungsromans und um eine Art Schelmenroman, denn Garp muss sich in einer chaotischen, aus den Fugen geratenen Welt voller Gewalt und Sexualität bewähren.

Garp wird dargestellt von Thomas Peter Daikos (fliegendes Baby), Brandon Roth (Kind), James McCall (Jugendlicher) und Robin Williams (Erwachsener).

George Roy Hill spielt übrigens den verunglückten Piloten des Privatflugzeugs, und John Irving, der seit seinem vierzehnten Lebensjahr Ringer ist und sich später eigens eine private Sporthalle bauen ließ, tritt als Ringrichter auf.

Die Songs stammen von Michael Bruce („Long Way to Go“), Mack Gordon und Harry Warren („There Will Never Be Another You“), John Lennon und Paul McCartney („When I’m Sixty-Four“).

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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