Frost / Nixon

Frost / Nixon

Frost / Nixon

Frost / Nixon – Originaltitel: Frost / Nixon – Regie: Ron Howard – Drehbuch: Peter Morgan nach seinem Bühnenstück "Frost / Nixon" – Kamera: Salvatore Totino – Schnitt: Dan Hanley, Mike Hill, Robert Komatsu – Musik: Hans Zimmer – Darsteller: Frank Langella, Michael Sheen, Sam Rockwell, Kevin Bacon, Matthew Macfadyen, Oliver Platt, Rebecca Hall, Toby Jones, Andy Milder u.a. – 2008; 115 Minuten

Inhaltsangabe

1977 geht der drei Jahre zuvor aus dem Amt geschiedene US-Präsident Richard Nixon auf den Vorschlag des britischen Fernsehmoderators David Frost ein, für 600 000 $ ein mehrstündiges Interview zu führen. Er geht davon aus, dass der politisch unerfahrene Talkmaster ungefährlich sei und ihm eine Bühne für seine Rehabilitierung liefern werde. Genauso kommt es. Das Projekt droht Frosts Karriere zu beenden und ihn finanziell zu ruinieren ...
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Kritik

In dem Polit- und Mediendrama "Frost / Nixon" geht es um ein Interview, das sich zum Psychoduell entwickelt. Peter Morgan und Ron Howard setzen dabei vor allem auf den verbalen Schlagabtausch.
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Als US-Präsident Richard Nixon (Frank Langella) wegen der Watergate-Affäre und der heimlichen Aufzeichnung von Gesprächen im Weißen Haus mit einem Impeachment rechnen muss, kündigt er am 8. August 1974 in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt an.

Der britische, auch in Australien tätige TV-Moderator David Frost (Michael Sheen) sieht die Sendung und erfährt, dass er einer von 400 Millionen Zuschauern ist. Daraufhin bemüht er sich um ein Interview mit Nixon.

Bevor sich ein Kontakt herstellen lässt, wird der zurückgetretene US-Präsident von seinem Nachfolger Gerald Ford von jeglicher gerichtlicher Verfolgung wegen mutmaßlicher Amtsvergehen freigestellt. Nach einem Krankenhausaufenthalt zieht Nixon sich auf eine Strandvilla in San Clemente, Kalifornien, zurück, wo er seine Autobiografie schreiben und sich rehabilitieren will.

Der Literaturagent Swifty Lazar (Toby Jones) rät ihm 1977, sich auf das von David Frost vorgeschlagene Interview einzulassen. Nixon geht davon aus, dass der politisch unerfahrene Talkmaster ungefährlich sei und ihm eine Bühne für die Darlegung seiner Sichtweise liefern werde. Auch sein ehemaliger Stabschef Jack Brennan (Kevin Bacon) verspricht sich von dem Fernsehinterview eine positive Wirkung auf Nixons Bild in der Öffentlichkeit.

Mit der halben Million Dollar Honorar, die Nixon für viermal neunzig Minuten Interview bekommen soll, ist er nicht zufrieden. Lazar gelingt es, die Summe auf 600 000 Dollar zu steigern.

David Frost versucht vergeblich, mit einer der großen Fernsehanstalten einen Vertrag über die Ausstrahlung zu schließen. Wenn er seinen Plan nicht fallen lassen will, muss er Sponsoren finden und zumindest einen Teil der 2 Millionen Dollar, die das Vorhaben kostet, aus eigener Tasche finanzieren.

Im Flugzeug nach Amerika lernt David Frost eine in Monte Carlo lebende attraktive junge Frau namens Caroline Cushing (Rebecca Hall) kennen. Er erzählt ihr, dass er sich mit Richard Nixon treffen werde und lädt sie ein, ihn dabei zu begleiten. Kurz entschlossen sagt sie zu – und wird Frosts Geliebte.

Mit Hilfe des Journalisten Bob Zelnick (Oliver Platt), des Buchautors James Reston jr. (Sam Rockwell) und des mit ihm befreundeten Produzenten John Birt (Matthew Macfadyen) bereitet David Frost sich auf die Interviews vor. Die beiden Amerikaner Zelnick und Reston hoffen, dass es ihm gelingen wird, Nixon in die Enge zu treiben und klarzustellen, dass er sein Amt missbrauchte.

Am 23. März 1977 wird das erste der vier Interviews aufgenommen. Kurz vor dem Beginn verunsichert Nixon Frost durch gezielte Provokationen. Während die Kameras laufen, nutzt er jede Chance, seine Handlungsweise zu rechtfertigen bzw. in einem günstigen Licht darzustellen, und Frost wagt es nicht, den Redefluss des gewieften Politikers zu unterbrechen. Nach drei Interviews muss Frost davon ausgehen, dass es ihm auch im letzten Teil nicht gelingen wird, Nixon in die Enge zu treiben.


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Vier Tage vor dem letzten Interview erhält er mitten in der Nacht einen Anruf des ehemaligen Präsidenten. Nixon scheint angetrunken zu sein. In überraschender Offenheit weist er Frost darauf hin, dass sie sich beide aus kleinen Verhältnissen nach oben arbeiteten. Sie stünden sich in einem Duell gegenüber, bei dem es nur einen Gewinner geben könne, meint er. Nixon geht davon aus, dass er seinen Herausforderer besiegen und diesen dadurch in den finanziellen Ruin treiben wird.

Dieses Telefongespräch bringt David Frost dazu, sich mit ganzer Kraft gegen die drohende Niederlage zu stemmen und sich auf das vierte und letzte Interview am 22. April 1977 besonders gründlich vorzubereiten.

Diesmal bringt Frost den Expräsidenten vor dem Beginn der Aufnahme aus dem Konzept, indem er ihn auf das nächtliche Telefonat anspricht – an das Nixon sich nicht erinnern kann. Frost drängt sein Gegenüber in die Defensive. Plötzlich sagt Nixon: „Wenn ich als Präsident etwas tue, ist es nicht illegal.“ Auf diesen entlarvenden Satz, mit dem Nixon zugibt, dass er sich über das Gesetz stellt, folgt erst einmal Schweigen. Entsetzt unterbricht Jack Brennan die Aufnahme. Aber Nixon ist es leid, den Amtsmissbrauch zu leugnen. Er setzt das Interview fort und entschuldigt sich dafür, das amerikanische Volk und die Demokratie verraten zu haben.

Aufgrund des vierten Teils wird die Interview-Serie zu einem Riesenerfolg. David Frost, dessen Sendungen in Großbritannien und Australien bereits aus dem Programm genommen wurden, gilt nun wieder als gefragter Fernsehmoderator.

Noch einmal begegnet er Richard Nixon. Der beglückwünscht ihn dazu, dass er von den Menschen gemocht wird. Das sei ihm nicht möglich gewesen, sagt er. Mit seinen intellektuellen Fähigkeiten hätte er wohl einen guten Journalisten abgegeben, aber im Amt des US-Präsidenten fehlte es ihm an Charisma. Nixon möchte wissen, ob er Frost tatsächlich einmal nachts angerufen habe. Der Fernsehmoderator bestätigt es, will aber nicht über den Inhalt des Gesprächs reden, ohne das er Nixon auch im vierten Anlauf nicht gewachsen gewesen wäre.

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David Frost wurde am 7. April 1939 als Sohn eines methodistischen Geistlichen in Tenterden, Kent, geboren. Er studierte Literatur, arbeitete bei einem Studententheater mit, schrieb für zwei Zeitschriften und trat als Kabarettist auf. In den Sechzigerjahren wurde er Moderator einer politsatirischen Fernsehsendung. Er führte Interviews mit britischen Premierministern und US-Präsidenten, mit der israelischen Regierungschefin Golda Meir, dem persischen Schah Mohammad Reza Pahlavi, mit Prinz Charles, Orson Welles, Mick Jagger, den Beatles, dem Boxweltmeister Muhammad Ali und vielen anderen Prominenten. Berühmt wurde er 1977 durch ein achtundzwanzig Stunden langes Interview mit dem drei Jahre zuvor zurückgetretenen US-Präsidenten Richard Nixon, das an zwölf Tagen nach und nach aufgenommen wurde. Dabei äußerte Nixon die Ansicht, der Präsident stehe über dem Gesetz und gestand schließlich, das Volk verraten zu haben.

Von dem legendären Interview ließ sich der englische Autor Peter Morgan (* 1963) zu dem Theaterstück „Frost / Nixon“ inspirieren, das 2006 in London uraufgeführt wurde. Für die Verfilmung unter der Regie von Ron Howard schrieb er das Drehbuch.

Die Darstellung ist nicht authentisch. Fiktiv sind beispielsweise das nächtliche Telefongespräch und die Versuche Nixons, Frost unmittelbar vor den Aufnahmen zu verunsichern. Nixons Geständnis erfolgte bereits im dritten Interview, wurde jedoch aus dramaturgischen Gründen ans Ende des Theaterstücks bzw. Films verschoben.

Während im Theater je ein Erzähler aus den Teams von David Frost und Richard Nixon auftreten, kommentieren im Film mehrere Teammitglieder das Geschehen wie Zeitzeugen in einer Dokumentation.

In dem schnörkellosen Polit- und Mediendrama „Frost / Nixon“ geht es um einen Politiker und einen Journalisten, die scheinbar ein Interview über Sachfragen führen, tatsächlich jedoch in einem Psychoduell um ihre Reputation kämpfen. Es wird deutlich, dass es bei Politikern nicht nur auf die Inhalte ihrer Erklärungen ankommt, sondern auch auf die Inszenierung. Allerdings vereinfacht „Frost / Nixon“ die in der Realität recht komplexen Vorgänge sehr, und die Handlung wirkt trotz des realen Hintergrunds konstruiert.

„Frost / Nixon“ wurde in fünf Kategorien für einen „Oscar“ nominiert (Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller Frank Langella, Schnitt), ging jedoch bei der Verleihung leer aus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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