Watergate-Affäre


In der Nacht vom 16./17. Juni 1972 wurden fünf ehemalige FBI- bzw. CIA-Agenten ertappt, die mit Kameras und Abhörgeräten in die Wahlkampfzentrale der Demokratischen Partei im Watergate-Building in Washington, D. C., eingebrochen waren. Bernard Barker, Virgilio Gonzalez, Eugenio Martinez, James W. McCord und Frank Sturgis handelten „im zumindest indirekten Auftrag des ‚Komitees zur Wiederwahl Nixons'“ (Immanuel Geiss, Geschichte griffbereit, Band 4, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1983, Seite 707).

Am 8. November 1972 wurde der Republikaner Richard M. Nixon erneut zum Präsidenten gewählt, und sein demokratischer Herausforderer George McGovern unterlag.

Im Januar 1973 mussten sich die festgenommenen Einbrecher vor Gericht verantworten.

Robert Woodward und Carl Bernstein von der „Washington Post“ deckten die „Watergate-Affäre“ auf – und lösten damit eine Staatskrise aus. Die beiden Journalisten verrieten nicht, wer ihr wichtigster Informant war, der sich hinter dem Decknamen „Deep Throat“ verbarg. (Erst 2005 outete der ehemalige stellvertretende FBI-Direktor W. Mark Felt sich selbst. Er starb im Dezember 2008 im Alter von 95 Jahren.) Obwohl Spuren zu Justizminister John N. Mitchell und ins Weiße Haus führten, leugnete US-Präsident Richard Nixon zunächst, etwas von dem Einbruch ins Watergate-Gebäude gewusst zu haben. Diese Lüge konnte er jedoch nicht aufrechterhalten. Vermutlich hatte er vor seiner Wiederwahl befürchtet, dass Larry O’Brien, der Wahlkampfleiter der Demokraten, durch Howard Hughes über Insiderwissen in Bezug auf Nixons Spendenaffäre im Jahr 1960 verfügen könnte.

Aufgrund der Veröffentlichungen und Untersuchungen sah Richard Nixon sich am 30. April gezwungen, seine Berater H. Robert („Bob“) Haldeman und John Ehrlichman fallen zu lassen, die ebenso wie die Einbrecher – und später weitere Nixon-Berater – zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden.

Im Sommer erfuhr die Öffentlichkeit, dass Nixon die Gespräche im Oval Office des Weißen Hauses aufzeichnen ließ. Nachdem Nixon sich lange Zeit geweigert hatte, die Bänder herauszugeben, stellte sich heraus, dass bedeutende Teile davon gelöscht worden waren. Im August 1974 tauchte ein Mitschnitt vom 23. Juni 1972 auf, der bewies, dass Richard Nixon und Bob Haldeman wenige Tage nach dem Einbruch im Watergate-Building überlegt hatten, wie sie die Ermittlungen blockieren konnten. Der Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses leitete ein Impeachment-Verfahren gegen Nixon ein. Der US-Präsident klammerte sich an sein Amt, bis sogar seine eigenen Parteifreunde ihn zur Aufgabe drängten, weil die Regierung nicht mehr handlungsfähig war. Am 8. August 1974 erklärte Richard Nixon seinen Rücktritt und überließ das Weiße Haus dem bisherigen Vizepräsidenten Gerald R. Ford, der bei den Präsidentschaftswahlen 1976 gegen den Demokraten James („Jimmy“) E. Carter unterlag.

In „Forrest Gump“ gibt es eine Szene, in der Gump gegenüber dem Watergate-Building in Washington, D. C., übernachtet, den Einbruch beobachtet und meldet.
Alan J. Pakula verarbeitete die Watergate-Affäre in seinem Film „All the President’s Men“ („Die Unbestechlichen“). Richard Nixon wurde von Oliver Stone in dem Film „Nixon“ („Nixon. Der Untergang des Präsidenten“) porträtiert. Der Agententhriller „The three Days of the Condor“ („Die drei Tage des Condor“) schürte das während der Watergate-Affäre entstandene Misstrauen der Bevölkerung gegenüber staatlichen Organen.

Die Unbestechlichen – Originaltitel: All the President’s Men – Regie: Alan J. Pakula – Drehbuch: William Goldman, nach dem Buch „Die Watergate-Affäre“ von Carl Bernstein und Bob Woodward – Kamera: Gordon Willis – Schnitt: Robert L. Wolfe – Musik: David Shire – Darsteller: Dustin Hoffman (Carl Bernstein), Robert Redford (Bob Woodward), Jack Warden (Harry M. Rosenfeld), Martin Balsam (Howard Simons), Hal Holbrook („Deep Throat“), Jason Robards (Ben Bradlee), Jane Alexander (Judy Hoback), Meredith Baxter (Debbie Sloan), Ned Beatty (Martin Dardis), Stephen Collins (Hugh W. Sloan), Penny Fuller (Sally Aiken) u.a. – 1976; 125 Minuten

Nixon. Der Untergang des Präsidenten – Originaltitel: Nixon – Regie: Oliver Stone – Drehbuch: Stephen J. Rivele, Christopher Wilkinson und Oliver Stone – Kamera: Robert Richardson – Schnitt: Brian Berdan und Hank Corwin – Musik: John Williams – Darsteller: Anthony Hopkins (Richard M. Nixon), Joan Allen (Pat Nixon), Powers Boothe (Alexander Haig), Ed Harris (E. Howard Hunt), Bob Hoskins (J. Edgar Hoover), E.G. Marshall (John Mitchell), David Paymer (Ron Ziegler), David Hyde Pierce (John Dean), Paul Sorvino (Henry Kissinger), Mary Steenburgen (Hannah Nixon), J.T. Walsh (John Ehrlichman), James Woods (H.R. Haldeman), Brian Bedford (Clyde Tolson), Kevin Dunn (Charles Colson), Fyvush Finkel (Murray Chotiner), Annabeth Gish (Julie Nixon Eisenhower), Tom Bower (Frank Nixon), Tony Goldwyn (Harold Nixon) u.a. – 1995; 185 Minuten

Literatur über den Watergate-Skandal

  • Bob Woodward: Der Informant. Deep Throat, die geheime Quelle der Watergate-Enthüller (2005)
  • Alicia Shepard: Woodward und Bernstein. Leben im Schatten von Watergate (2008)

© Dieter Wunderlich 2006 / 2008

Nadine Gordimer - Niemand, der mit mir geht
Eindrucksvoll zeigt Nadine Gordimer, wie eine starke weiße Südafrikanerin, die sich für die Verständigung zwischen Buren und Schwarzen engagiert, ihre persönliche Einsamkeit akzeptiert, um ihre Unabhängigkeit nicht zu verlieren. "Niemand, der mit mir geht" ist ein kluger und komplexer, faszinierender und anregender Roman.
Niemand, der mit mir geht