Werther

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Werther

Originaltitel: Werther – Regie: Uwe Janson – Drehbuch: Uwe Janson, nach dem Roman "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe – Kamera: Philipp Sichler – Schnitt: Florian Drechsler – Musik: Christopher Bremus, Miss Kenichi – Darsteller: Stefan Konarske, Hannah Herzsprung, David Rott, Fritz Roth, Aaron Hildebrand, Harald Schrott, Julia Dietze, Alwara Höfels, Stephan Kampwirth, Jan Pohl, Ingrid Sattes u.a. – 2008; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Der erfolglose junge Berliner Fotograf Werther verliebt sich unsterblich in Lotte, eine junge Frau, die ihm zufällig über den Weg läuft. Bald darauf sieht er sie wieder, ausgerechnet in dem Verlagshaus, in dem er gerade erfuhr, dass man keinen Fotoband mit ihm machen werde. Werther gesteht Lotte seine Liebe, aber sie weist ihn darauf hin, dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammen sei. Tatsächlich ist sie die Geliebte des Verlegers Albert ...
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Kritik

In seinem ambitionierten, artifiziellen Film "Werther" hat Uwe Janson die Handlung des über 230 Jahre alten Briefromans "Die Leiden des jungen Werther" ins heutige Berlin versetzt und für die Dialoge großenteils Gossensprache gewählt.
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Kurz nachdem sich die erfolglose Nachwuchssängerin Romy (Julia Dietze) von ihrem Freund Werther (Stefan Konarske) getrennt hat, stößt der Möchtegern-Fotograf bei einer Tankstelle in Berlin mit Lotte (Hannah Herzsprung) zusammen – und verliebt sich unsterblich in die Unbekannte.

Bald darauf sieht er sie wieder, ausgerechnet in dem Verlagshaus, in dem Albert (David Rott) ihm gerade mitteilte, dass er keinen Fotoband mit ihm machen werde. Werther spricht Lotte an und gesteht ihr seine Liebe, aber sie weist ihn darauf hin, dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammen sei und lässt ihn stehen.

Frustriert fährt Werther in einer Tiefgarage das Auto seines Vaters zu Schrott.

Sein Freund Wilhelm (Aaron Hildebrand) hilft ihm, Lottes Adresse herauszufinden und geht mit ihm und „Onkel Bernd“ (Fritz Roth) zu der Villa. Eine junge Frau namens Nancy (Alwara Höfels) öffnet ihnen. Während Werther zu Lotte ins Obergeschoss hinaufläuft, flirten Nancy und Wilhelm, denn sie fühlen sich zueinander hingezogen. Als Werther behauptet, Lotte trage keine Unterwäsche, streift sie zum Beweis des Gegenteils ihr Höschen ab und wirft es ihm an den Kopf.

Es stellt sich heraus, dass das Anwesen dem Verleger Albert gehört. Der gibt an diesem Abend eine Gartenparty im Schnee und belauert eifersüchtig Lotte und Werther. Er sieht allerdings nicht, wie sich die beiden nach einer Schlittenfahrt küssen.

Als Albert mit Lotte und seinem Mitarbeiter Sunny (Jan Pohl) während der Party in ein Einkaufszentrum fährt, um Nachschub zu kaufen, folgen ihnen Werther, Wilhelm und Onkel Bernd. In dem Geschäft wird Wilhelm beim Ladendiebstahl ertappt, aber Werther hält die Angestellten mit Onkel Bernds Pistole davon ab, seinen Freund festzuhalten. Es handelt sich zwar nur um eine Wasserpistole, aber sie sieht wie eine echte Waffe aus.

Auf dem Parkplatz bietet Albert seinem Rivalen an, mit ihm und Lotte im Auto zurückzufahren und drückt ihm den Zündschlüssel in die Hand. Unterwegs reißt Werther plötzlich das Steuer herum und lässt den Wagen in den Straßengraben schleudern. Es kommt zu einer Prügelei zwischen Albert, Sunny, Werther, Wilhelm und Onkel Bernd, doch als die Sirene eines zum Einkaufszentrum fahrenden Streifenwagens zu hören ist, fahren Albert und Sunny los. Lotte weigert sich, mit ihnen mitzukommen und bleibt bei Werther.

Onkel Bernd stirbt. Im Krematorium füllen Lotte und Werther die Asche in Onkel Bernds Mütze. Die hängen sie an einen Ballon und lassen ihn aufsteigen.

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Weil Lotte nicht zu ihm zurückkommt, wirft Albert die Partygäste wütend hinaus. Dann nimmt er ein Gewehr und macht sich zusammen mit Sunny auf die Suche nach Lotte und Werther.

Während Wilhelm und Nancy an einem Waldsee beim Angeln sitzen, küssen sich Lotte und Werther vor einer Hütte in der Nähe. Albert entdeckt das Paar. Zornig befiehlt er seinem Adlatus, Werther zu erschießen, aber Sunny bringt es nicht fertig, einen Menschen zu töten und lässt sich von Werther das Gewehr abnehmen. Lotte läuft fort. Alfred folgt ihr und holt sie ein, aber sie weist ihn ab, dreht sich um und will zu Werther zurück. Da sieht sie, wie Werther die Gewehrmündung von unten ans Kinn hält. Sie schreit, aber da drückt er auch schon ab.

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Uwe Janson hat die Handlung des über 230 Jahre alten Briefromans „Die Leiden des jungen Werther“ ins heutige Berlin versetzt. Werther, dem Johann Wolfgang von Goethe zweifellos autobiografische Züge verliehen hat, kann als Freigeist verstanden werden. In Uwe Jansons Adaptation handelt es sich um einen Außenseiter, der mit seiner absolut gesetzten Liebe zu Lotte gegen die Konsumgesellschaft rebelliert, in der seine Fotos nur nach ihrem Marktwert beurteilt werden.

Werther, Lotte, Wilhelm und Albert entsprechen Charakteren des Romans, aber „Onkel Bernd“ gibt es nur im Film. Uwe Janson symbolisiert mit ihm den Freitod bzw. den Tod schlechthin und spiegelt Werthers Unangepasstheit in der Figur. Für die Rolle war zunächst Dieter Pfaff vorgesehen, doch als er erkrankte, sprang Fritz Roth ein.

Für die Dialoge wählte Uwe Janson großenteils Gassensprache („Werther ist der geilste Sack in Berlin“, „Scheiß auf die Liebe!“), aber zwischendurch deklamiert Werther Originaltext aus Goethes Roman. Auch formal ist der Theaterfilm „Werther“ zeitgemäß: Philipp Sichler ging mit der wackligen und heftig bewegten Handkamera dicht an die Gesichter heran. Computerbearbeitungen, Wischeffekte und hektische Schnitte (Florian Drechsler) verstärken den „Sturm-und-Drang“-Charakter.

Obwohl Stefan Konarske eine eindrucksvolle schauspielerische Leistung zeigt, reißt einen „Werther“ nicht wirklich mit; dazu ist der Film zu ambitioniert und artifiziell.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.