Baal
Baal
Inhaltsangabe
Kritik
Der junge, exaltierte Berliner Dichter und Rockmusiker Baal (Matthias Schweighöfer) hält sich für ein Genie und wird auch von seiner Umgebung so verehrt. In seinem Narzissmus und seiner grenzenlosen Arroganz macht er sich einen Spaß daraus, seine Bewunderin Emilie (Rike Schmid) nicht nur abzuweisen, sondern auch noch zu demütigen. Als er am nächsten Morgen nackt aus seinem Rausch erwacht, liegt Johanna (Anna Brüggemann), die fünfzehnjährige Freundin seines Anhängers Johannes (Volker Bruch), ebenfalls nackt neben ihm. Sie bettelt um seine Zuneigung, aber er stößt sie brutal zurück und lacht sie aus. Daraufhin ertränkt sie sich in der Elbe. Unbekümmert schläft Baal als Nächstes mit Sophie (Sheri Hagen), einer Schwarzen, die er „weiße Wolke“ nennt.
Weil Baal Geld benötigt, sieht der Gaststättenbesitzer John (Toks Körner) eine Chance, ihn für seinen Betrieb zu vereinnahmen. Er zwingt ihn, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er eine Gesetzesübertretung zugibt und glaubt, Baal damit in der Hand zu haben. Der findet sich jedoch nicht damit ab, dass er während seiner Auftritte keinen Alkohol zu trinken bekommt und verhöhnt das Publikum. Bevor die von John alarmierte Polizei auftaucht, um Baal festzunehmen, bittet er seinen Freund Ekart (Pasquale Aleardi), auf Sophie aufzupassen.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis verdächtigt er die beiden, ihn betrogen zu haben. Als Sophie merkt, dass sie schwanger ist, wendet Baal sich von ihr ab. Ekart ist bereit, sich um sie zu kümmern, aber sie liebt trotz allem nur Baal und bleibt allein zurück.
Im Wald stößt Baal auf Holzfäller. Einer von ihnen ist gerade tödlich verunglückt. Um auf den Toten anzustoßen, suchen seine Kollegen nach der Flasche Kirsch, die er bei sich hatte – aber die hat Baal bereits ausgetrunken. In ihrer Wut drücken die Holzfäller Baal mit dem Kopf in eine Schlammpfütze, lassen ihn dann aber laufen.
Bei einem Streit ersticht Baal heimtückisch seinen treuen Freund Ekart. Der greift sterbend nach dem Messer und fügt seinem Mörder eine Stichverletzung zu. Baal verkriecht sich in einer Waldhütte. Die Holzfäller finden ihn zwar, überlassen ihn aber sich selbst, und er stirbt einsam.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In „Baal“ geht es um ein vermeintliches Dichter- und Musikergenie, das sich und seine engsten Freunde zerstört, weil es sich in seinem egomanisch-narzisstischen Wahn gegen jede Vereinnahmung wehrt, nach einem schrankenlosen Leben giert und glaubt, keinerlei Rücksichten nehmen zu müssen.
Bertolt Brecht schrieb „Baal“ – sein erstes Theaterstück – 1918 im Alter von zwanzig Jahren. Die Uraufführung fand am 8. Dezember 1923 in Leipzig statt. Gleich darauf verbot der Oberbürgermeister das anarchische, expressionistische Stück, von dem Bertolt Brecht bis 1935 insgesamt fünf verschiedene Versionen schuf.
1969 verfilmte Volker Schlöndorff „Baal“. Mit dem Film, der am 7. Januar 1970 im Hessischen Fernsehen und am 21. April 1970 im Ersten Programm gezeigt wurde, war Helene Weigel höchst unzufrieden. Sie und andere Erben Bertolt Brechts untersagten deshalb jede weitere Vorführung oder Ausstrahlung. (Regie und Drehbuch: Volker Schlöndorff – Kamera: Dietrich Lohmann – Musik: Klaus Doldinger – Darsteller: Rainer Werner Fassbinder (Baal), Siegfried Graue (Ekart), Margarethe von Trotta (Sophie), Günther Neutze (Mech), Miriam Spoerri (Emilie), Marian Seydowsky (Johannes), Irmgard Paulis (Johanna), Hanna Schygulla, Irm Hermann, Christine Schubert, Eva Pampuch, Sabine von Maydell u.a. – 1969; 90 Minuten)
Uwe Janson (*1959) verlagerte Bertolt Brechts Theaterstück „Baal“ ins moderne Berlin. Die hektisch zwischen verschiedenen Handlungs- bzw. Wirklichkeitsebenen hin und her springenden Bilder bilden mit der Punkrockmusik und Bertolt Brechts Originaltexten eine Einheit.
Im Rahmen der „Berlinale“ wurde „Baal“ am 6. Februar 2004 uraufgeführt. In der Ankündigung hieß es:
Baal ist eine wüste Eloge auf die Selbstliebe und eine Absage an Gleichgültigkeit und Nivellierung der Menschen. Mit jungen Schauspielern hat Uwe Janson das Stück neu erzählt und szenisch in eine Gegenwart der Gegensätze transformiert. Die dynamische Inszenierung unternimmt das Wagnis, einen heutigen Baal zu erzählen, ohne den ursprünglichen Baal aus dem Brecht-Stück zu verraten.
Musiktitel in „Baal“:
- „I burn ya“, Komposition: Oliver Biehler, Interpretation: The Baal Allstars
- „I was“, Komposition: Oliver Biehler, Interpretation: The Baal Allstars
- „Wie nie“, Komposition und Interpretation: Tim Sander und Matthias Schweighöfer
- „Cover me“, Komposition: Oliver Biehler, Interpretation: The Baal Allstars
- „Luise“, Komposition: Oliver Biehler, Interpretation: The Baal Allstars
- „Lies“, Komposition: Oliver Biehler, Interpretation: The Baal Allstars
- „Kornfeld“, Komposition und Interpretation: Matthias Schweighöfer und Pasquale Aleardi
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Kritik: © Dieter Wunderlich 2004
Bertolt Brecht (Kurzbiografie)