Jenseits der Träume
Jenseits der Träume
Inhaltsangabe
Kritik
Die Kinderbuch-Illustratorin Claire Cooper (Annette Bening) lebt mit ihrem Ehemann, dem Flugkapitän Paul Cooper (Aidan Quinn), und ihrer gemeinsamen kleinen Tochter Rebecca (Katie Sagona) in einer Kleinstadt in Neuengland.
Immer wieder träumt Claire von einem Jungen, der in dem Dorf gelebt hatte, das 1965 bei der Anlage des nahen Stausees geflutet wurde. Als das Wasser kam, befand er sich allein in einem Zimmer und konnte nicht fliehen, weil ihn die Mutter ans Bett gekettet hatte. Außerdem sieht Claire in ihren Albträumen, wie ein Erwachsener – von dem nur eine Hand im Bild ist – ein vertrauensvolles kleines Mädchen in einen schrecklichen Garten mit Apfelbäumen führt.
Wenn Paul zwischen seinen Langstreckenflügen zu Hause ist, möchte er sich entspannen, aber die Albträume seiner Frau stören die Idylle, und die Ehe gerät dadurch in eine Krise.
Nach einer Kindertheater-Aufführung des Märchens „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, bei der auch Rebecca mitspielt, verschwindet das Mädchen. Suchmannschaften werden ausgeschickt. Als Rebeccas Leiche aus dem Stausee geborgen wird, springt Claire in das Auto ihres Mannes, rast damit los, durchbricht oberhalb des Sees absichtlich die Leitplanke und stürzt mit dem Wagen ins Wasser.
Der Suizid-Versuch misslingt: Claire wird gerettet und kommt im Krankenhaus wieder zu sich. Als sie über Albträume klagt, zieht der Neurochirurg Dr. Stevens (Dennis Boutsikaris) den Psychiater Dr. Silverman (Stephen Rea) hinzu, der sich mit Traumdeutung beschäftigt hat, aber niemand kann die quälenden Visionen abstellen.
Paul nimmt seinen gesamten Jahresurlaub, um seiner Frau beizustehen. Während er dann erstmals wieder fliegt und die Haushälterin Mary (Prudence Wright Holmes) unterwegs ist, um Zigaretten zu besorgen, hört Claire den Hund bellen und eine Kinderstimme. Sie schaut aus dem Fenster. Es ist niemand mehr da, aber die Schaukel bewegt sich noch. Sie geht hinunter. Auf dem Schaukelbrett liegt ein roter Apfel. Unvermittelt schaltet sich ein in der Nähe stehender Radiorecorder ein. Claire rennt hinter dem im Wald verschwundenen Hund her und stößt auf Detective Jack Kay (Paul Guilfoyle), der ihre Visionen als Hirngespinste abtat, als Paul ihm davon berichtete. Scheinbar beruhigt Claire sich, doch als sie zu Hause ist, liegen in der Küche Unmengen von roten Äpfeln. In Panik versucht sie, die Äpfel zu vernichten.
Gerade noch rechtzeitig kommt Paul zurück: Im Haus ist alles mit Blut oder roter Farbe verschmiert, und er findet seine Frau mit aufgeschnittenen Pulsadern vor.
Erneut kommt sie ins Krankenhaus. Sie hört ihren Hund bellen und klettert aus dem Fenster, um ihm zu folgen. Beim Überqueren einer stark befahrenen Straße lösen sie eine Massenkarambolage aus.
Daraufhin lässt Paul sich von Dr. Silvermann überreden und Claire in eine geschlossene psychiatrische Abteilung einweisen.
In der Gummizelle wird Claire wieder von einer Vision heimgesucht: Sie sieht, wie ihr Hund im Carlton Hotel an der auf dem Boden liegenden Leiche ihres Mannes herumreißt. Aufgeregt erzählt sie es den Pflegern, aber die stellen sie mit einer Injektion ruhig, ohne darauf zu achten, was sie sagt.
Kurz darauf wird Paul von einer Unbekannten angerufen, die ihm mitteilt, sie habe seinen entlaufenen Hund beim Carlton Hotel gesehen. Er fährt hin.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Hinter der losen Tapete an einer Wand in der psychiatrischen Anstalt entdeckt Claire einen Kinderreim, den sie bereits aus ihren Albträumen kennt, unterschrieben von Vivian Thompson. Das ist also der Name der Person, die in ihren Kopf eingedrungen ist.
Claire erzählt Dr. Silverman davon. Der sieht im Archiv nach und stellt fest, dass 1965 ein Junge (Devon Cole Borisoff) eingeliefert wurde, der so hieß. Die Eltern hatten ihn in dem Dorf zurückgelassen, das dem Stausee weichen musste. Im letzten Augenblick konnte er zwar gerettet werden, aber psychisch verkraftete er das alles nicht: Der Geisteskranke lebte in dem Zimmer, in dem nun Claire untergebracht ist – bis er (Geoffrey Wigdor) im Oktober 1972 durch die Lüftungsanlagen der Klinik floh. Dabei schnitt er einer Krankenschwester die Kehle durch und erschoss einen Wachmann.
Die Flucht Vivian Thompsons sieht Claire in ihren Wahnvorstellungen – und sie gelangt auf demselben Weg ins Freie. Allerdings tötet sie niemanden, sondern nimmt nur einem Wachmann den Wagen ab und fährt damit los, bis sie auf Vivian Thompson (Robert Downey jr.) trifft. Er nimmt sie mit in eine Apfelweinfabrik, wo er seit ein paar Tagen ein kleines Mädchen namens Ruby (Krystal Benn) gefangen hält. Der Geisteskranke, der eine schreckliche Kindheit hatte, weil ihn seine Mutter (Dossy Peabody) missbrauchte, glaubt, mit Claire als Frau und Ruby als Tochter wie in einer harmonischen Familie zusammenleben zu können. Claire versucht jedoch, mit Ruby zu fliehen. Daraufhin schlägt Vivian Thompson sie nieder und fesselt sie.
Inzwischen fährt Silverman zum Carlton Hotel und findet dort Pauls Leiche.
Als die Polizei die Apfelweinfabrik umstellt, befreit Ruby Claire und läuft den Beamten entgegen. Vivian Thompson nimmt Claire als Geisel. Beim Überqueren einer Brücke über den Stausee wird er von einem Hubschrauber aus angeschossen und reißt im Sturz Claire mit. Während sie ertrinkt, wird Vivian Thompson gerettet und durch ein Gerichtsurteil wieder in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingeliefert. Dort wird er von Albträumen und Visionen gequält, in denen er Claire zu sehen glaubt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Unter dem Titel „In Dreams. Jenseits der Träume“ verfilmte Neil Jordan den 1993 von der amerikanischen Schriftstellerin Bari Wood (* 1936) veröffentlichten Roman „Doll’s Eyes“. (Der Titel bezieht sich auf die Augen eines gefühllosen Serienmörders.) Bruce Robinson und Neil Jordan änderten jedoch nicht nur die Namen – aus Eve Tilden Dodd Klein wurde z. B. Claire Cooper, aus Adam Fuller Vivian Thompson, aus Sam Klein Paul Cooper, aus Terrence Bunner Dr. Silverman und aus Dave Levotsky Jack Kay –, sondern hielten sich auch nur lose an die literarische Vorlage.
Der Horrorthriller „Jenseits der Träume“ gleicht inhaltlich und formal einem Albtraum. Bruce Robinson und Neil Jordan erzählen keine kohärente Geschichte, sondern sie springen zwischen Ereignissen und bedrohlichen Visionen, wobei sich Einbildung und Wirklichkeit nicht eindeutig voneinander unterscheiden lassen. Handlung und Dramaturgie überzeugen nicht wirklich, aber der Film „Jenseits der Träume“ fasziniert durch seine optischen Qualitäten. Darius Khondji verdanken wir opulente, symbolträchige Aufnahmen, eine ausgetüftelte Farbregie und eine eindrucksvolle Kameraführung. Beispielsweise sehen wir Claire einmal in einem zinnoberroten Kleid, das in einer fast schwarz-weißen Umgebung zu leuchten scheint. Exzellent ist auch die schauspielerische Leistung von Annette Bening.
Der Titelsong „In Dreams“ stammt von dem Country- und Rock-Sänger Roy Orbison (1936 – 1988) aus dem Jahr 1963. (Über Roy Orbison gibt es die Fernsehdokumentation „In Dreams. The Roy Orbison Story“, Regie: Mark Hall, Drehbuch: Maryse Rouillard, Schnitt: François Gill, Mark Hall – 1999; 90 Min).
Die Unterwasser-Aufnahmen entstanden in dem riesigen Wassertank (53 000 000 Liter), in dem auch die Dreharbeiten für „Titanic“ stattgefunden hatten.
„In Dreams. Jenseits der Träume“ war ein Flop. In Deutschland (Premiere: 12. August 1999) nahmen nur zwei Kinos den Film ins Programm. Gerade einmal 435 Besucher wurden gezählt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009
Neil Jordan (kurze Biografie / Filmografie)
Neil Jordan: Mona Lisa
Neil Jordan: Interview mit einem Vampir
Neil Jordan: Butcher Boy. Der Schlächterbursche
Neil Jordan: Das Ende einer Affäre
Neil Jordan: The Good Thief / Der Dieb von Monte Carlo
Neil Jordan: Breakfast on Pluto
Neil Jordan: Die Fremde in dir
Neil Jordan: Ondine. Das Mädchen aus dem Meer