American History X

American History X

American History X

Originaltitel: American History X - Regie: Tony Kaye - Drehbuch: David McKenna - Kamera: Tony Kaye - Schnitt: Jerry Greenberg und Alan Heim - Musik: Anne Dudley - Darsteller: Edward Norton, Edward Furlong, Stacy Keach, Avery Brooks, Beverly D'Angelo, Jennifer Lien, Ethan Suplee, Fairuza Balk u.a. - 1998; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Als der amerikanische Neonazi Derek vier Schwarze dabei erwischt, wie sie sein Auto stehlen wollen, bringt er drei von ihnen brutal um und muss dafür drei Jahre ins Gefängnis. Durch diesen mörderischen Akt der Selbstjustiz wird er bei seinen Gesinnungsgenossen vollends zum Idol, und sein jüngerer Bruder Danny eifert ihm nach. Derek wird durch Erlebnisse während der Haft geläutert und versucht nach seiner Entlassung, auch Danny die Augen zu öffnen ...
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Kritik

In seinem packenden Film "American History X" befasst Tony Kaye sich mit Gewalt und Fanatismus im Allgemeinen sowie Rassenhass und Rechtsradikalismus im Besonderen. Das am Beispiel von zwei intelligenten Brüdern entwickelte Gesellschaftsporträt legt den Schluss nahe, dass Hass anerzogen ist.
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Dennis Vinyard (William Russ) ist Feuerwehrmann und lebt mit seiner Frau Doris (Beverly D’Angelo), seinen Söhnen Derek und Danny (Edward Norton, Edward Furlong) sowie den Töchtern Davina und Ally (Jennifer Lien, Tara Blanchard) in Venice Beach, Kalifornien. Als Derek – der in der Highschool als intelligenter Musterschüler gilt – beim Abendessen erzählt, dass sein schwarzer Lehrer Dr. Bob Sweeney (Avery Brooks) mit der Klasse das Buch eines schwarzen Schriftstellers durchnimmt, hält Dennis ihn dazu an, nicht auf den „Nigger-Blödsinn“ hereinzufallen.

Bald darauf wird Dennis Vinyard bei der Ausübung seines Berufes von einem Kriminellen erschossen. Derek verzweifelt über den Tod seines Vaters und macht die Schwarzen dafür verantwortlich. Er lässt sich das Haar abrasieren, ein Hakenkreuz auf die Brust tätowieren und schließt sich dem Neonazi Cameron Alexander (Stacy Keach) an, der ihn beauftragt, die frustrierten Jugendlichen des Viertels zusammenzutrommeln. Zunächst vertreiben die Skinheads – darunter Dereks ebenso fetter wie tumber Freund Seth Ryan (Ethan Suplee) – die Schwarzen vom Sportplatz. Dann überfallen sie den Supermarkt eines Koreaners, der dreißig illegale Einwanderer aus Mexiko beschäftigt und verwüsten die Regale.

Als Derek wieder einmal beim Abendessen seine Neonazi-Argumentation zum Besten gibt und – angefeuert von seiner Geliebten Stacey (Fairuza Balk) – Rassenhass predigt, widersprechen ihm der jüdische Freund seiner Mutter zaghaft und seine Schwester Davina so heftig, dass Derek ihr in seiner Wut gewaltsam Abfall in den Mund stopft. Doris, die nach dieser Szene von ihrem Freund verlassen wird, will Derek nicht mehr im Haus haben, und er sagt zu, am nächsten Morgen zu Stacey zu ziehen.

Nachts hört Danny Geräusche vor dem Haus und beobachtet durchs Fenster vier Schwarze, die gerade Dereks Wagen aufbrechen. Aufgeregt alarmiert er seinen älteren Bruder, der zwar gerade mit Stacey Sex hat, aber sofort von ihr ablässt, in eine Unterhose schlüpft, eine Pistole ergreift und die Autodiebe überrascht. Zwei von ihnen erschießt er, einer entkommt, dem dritten, der durch einen Schuss verletzt wehrlos am Boden liegt, zwingt er, in die Bordsteinkante zu beißen, bevor er ihm mit aller Kraft auf den Kopf tritt. Dafür erhält Derek drei Jahre Gefängnis.

Durch den mörderischen Akt der Selbstjustiz wird Derek vollends zum Idol der White-Power-Bewegung und seines Bruders Danny. Der eifert ihm nach, schließt sich der rechtsradikalen Gruppe um Cameron Alexander an und bietet seinen schwarzen Mitschülern unerschrocken Paroli. Der inzwischen Sechzehnjährige glaubt im Sinne seines Bruders zu handeln, als er kurz vor dessen Entlassung aus dem Gefängnis einen Schulaufsatz abliefert, in dem er das Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler verherrlicht. Dr. Sweeney, der bereits Derek unterrichtete und weiß, wie intelligent die beiden Brüder sind, droht Danny mit dem Hinauswurf aus der Highschool, gibt ihm aber noch eine letzte Chance: Danny muss sich bereit erklären, mit seinem Lehrer die amerikanische Geschichte durchzuarbeiten – „American History X“ – und innerhalb eines Tages einen Aufsatz schreiben, in dem er erklärt, wie es zu Dereks Gewalttat kam und welche Auswirkungen sie auf seine Familie hat.

Gerade an diesem Tag wird Derek aus dem Gefängnis entlassen. Danny freut sich, seinen Bruder wieder zu Hause zu haben; auch Doris, Davina und die kleine Ally begrüßen ihn herzlich. Wenige Minuten nach seiner Heimkehr taucht Seth Ryan auf, um seinen Freund zu einer Willkommens-Party abzuholen, die Cameron Alexander für ihn gibt.

Weder Danny noch Stacey oder die anderen Freunde von früher ahnen, was Derek während der Haft erlebte. Zuerst war es ihm gelungen, sich durch eine Machtdemonstration den Respekt der Schwarzen zu verschaffen, die im Gefängnis die Macht hatten. Dann machte ihm ein anderer Weißer seine Stellung in der Hackordnung streitig, und weil Derek sich nicht von ihm einschüchtern ließ, wurde er von sechs weißen Gefangenen in der Dusche festgehalten, während der Rivale ihn von hinten vergewaltigte. Solchermaßen gedemütigt, musste Derek befürchten, dass auch die Schwarzen über ihn herfallen würden, aber das geschah überraschenderweise nicht, und er ahnte auch warum: Inzwischen hatte er sich nämlich mit dem schwarzen Mithäftling befreundet, mit dem zusammen er in der Wäscherei arbeitete. Als Derek dann auch noch beobachtete, wie ein rechtsradikaler weißer Häftling mit Latinos Geschäfte machte, brach sein Weltbild vollends zusammen. Er begriff, dass Cameron Alexander ihn und seine blinde Wut missbraucht hatte und er auf dessen Hasstiraden hereingefallen war.

Auf der Gartenparty, die Cameron für ihn gibt, versucht Derek seiner Geliebten Stacey klarzumachen, dass er nicht mehr zur Gruppe gehören möchte. Sie versteht ihn nicht und weist darauf hin, dass Cameron die auf das Zehnfache vergrößerte Gruppe straff organsiert habe und damit die Szene von Seattle bis San Diego beherrsche. Derek bittet sie, auf ihn zu warten und gehtzu seinem früheren Mentor ins Haus. Bei dem Versuch einer Aussprache gerät er allerdings in Streit mit ihm und schlägt ihn zu Boden. „Nun bist zu ein toter Mann!“, droht Cameron. Als Derek wieder ins Freie kommt, hat Stacey bereits die anderen vor ihm gewarnt. Seth versucht, Derek mit vorgehaltener Pistole aufzuhalten, aber der überwältigt ihn, reißt ihm die Waffe aus der Hand und flieht.

Danny versteht die Welt nicht mehr, läuft seinem Bruder nach und prügelt auf ihn ein. Der beruhigt ihn und erzählt, warum er seine Ansichten geändert hat. Danach reißen Derek und Danny in ihrem Zimmer gemeinsam die Nazi-Symbole von der Wand.

Dr. Sweeney kommt mit einem Polizisten zu Derek, berichtet, dass Cameron und Seth auf der Intensivstation im Krankenhaus liegen und verlangt von ihm, alles zu versuchen, um die Gewalttätigkeiten zu beenden. Zögernd geht Derek darauf ein und will nur noch seinen Bruder zur Schule begleiten, bevor er mit den früheren Gesinnungsgenossen redet. Er sieht, wie Danny das Gebäude mit seiner Schulfreundin Lizzy (Michelle Christine White) betritt. Plötzlich wittert er Gefahr für seinen Bruder und rennt ihm nach. Aber er kommt zu spät: Inzwischen hat bereits ein schwarzer Schüler Danny im Waschraum erschossen.

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In seinem packenden Film „American History X“ befasst Tony Kaye sich mit Gewalt und Fanatismus im Allgemeinen sowie Rassenhass und Rechtsradikalismus im Besonderen. Wie wird aus einem Vorzeigeschüler ein hasserfüllter Neonazi und Mörder? Das am Beispiel von zwei Brüdern entwickelte Gesellschaftsporträt legt den Schluss nahe, dass Hass anerzogen ist, man sich also auch wieder davon befreien kann.

„American History X“ beginnt mit der Ermordung der Autodiebe und springt dann sofort drei Jahre weiter zu dem Tag, an dem Derek aus dem Gefängnis entlassen wird. Die entscheidenden Ereignisse davor und dazwischen werden in Rückblenden – zum Teil in Schwarz-Weiß – erzählt. Erst im letzten Drittel des Films – wenn Derek seinem jüngeren Bruder die Augen öffnet – lösen einige vielleicht etwas zu rührselige Bilder die bis dahin nüchtern-brutaler Szenen ab.

Für seine überzeugende Darstellung des verblendeten Skinheads und des nach der Verbüßung seiner Haftstrafe geläuterten, verantwortungsbewussten jungen Mannes wurde Edward Norton zu Recht für einen „Oscar“ nominiert.

Weil Regisseur Tony Kaye mit der von Edward Norton angeregten Nachbearbeitung nicht einverstanden war, distanzierte er sich am Ende von dem Film, verhinderte dessen Aufführung beim Filmfestival in Boston und versuchte vergeblich, durch eine gerichtliche Klage die Produktionsgesellschaft New Line Cinema zu zwingen, seinen Namen im Vor- und Nachspann durch ein Pseudonym zu ersetzen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Tanguy Viel - Paris – Brest
Der Roman "Paris – Brest" von Tanguy Viel ist aus einem Vor und Zurück von Andeutungen, Ankündigungen und Fragmenten kunstvoll komponiert und funkelt vor Witz, Esprit, Ironie und Sarkasmus.
Paris – Brest