Angels' Share

Angels‘ Share

Angels' Share

Angels' Share. Ein Schluck für die Engel – Originaltitel: The Angels' Share – Regie: Ken Loach – Drehbuch: Paul Laverty – Kamera: Robbie Ryan – Schnitt: Jonathan Morris – Musik: George Fenton – Darsteller: Paul Brannigan, John Henshaw, Gary Maitland, Jasmin Riggins, William Ruane, Siobhan Reilly, Roger Allam, David Goodall, Roderick Cowie, Scott Kyle, Alison McGinnes u.a. – 2012; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Robbie ist in Glasgow aufgewachsen. Zehn Monate nachdem er eine Haftstrafe wegen Körperverletzung verbüßt hat, schlägt er erneut einen anderen jungen Mann krankenhausreif. Weil er inzwischen eine feste Freundin hat, die auch noch schwanger ist, lässt ihn der Richter mit 300 Stunden Sozialarbeit davonkommen. Der Sozialarbeiter Harry nimmt Robbie und drei andere Straftäter mit zu einem Whisky-Meeting in Edinburgh – und bringt sie dadurch auf einen Gedanken, der ihr Leben verändern wird ...
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Kritik

"Angels' Share. Ein Schluck für die Engel" beginnt als realistisches Sozialdrama. Aber dann macht Ken Loach daraus eine "Feelgood"-Komödie, ein eher märchenhaftes und nicht ernst gemeintes Heist-Movie.
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Robbie (Paul Brannigan) ist in Glasgow aufgewachsen und hat viel Gewalt erfahren. Obwohl er erst Anfang 20 ist, verbüßte er bereits eine Haftstrafe wegen Körperverletzung. Als er zehn Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis auf einem Gehsteig steht und beinahe von einem forsch einparkenden Autofahrer gestreift wird, rastet er sofort aus und schlägt den ebenfalls jungen Mann krankenhausreif. Anthony (Roderick Cowie) – so heißt der schwer Verletzte – erblindet dabei auf einem Auge.

Vor Gericht weist die Verteidigerin (Kirstin Murray) darauf hin, dass Robbie inzwischen eine feste Freundin hat und in Kürze Vater wird. Um ihm eine Chance zu geben, erspart der Richter ihm eine weitere Haftstrafe und verurteilt ihn lediglich zu 300 Stunden Sozialarbeit.

Zu der von dem Sozialarbeiter Harry (John Henshaw) betreuten Gruppe gehören neben Robbie drei weitere junge Menschen: die Kleptomanin Mo (Jasmin Riggins) wurde beim Diebstahl eines Papageis aus einer Tierhandlung ertappt, Albert (Gary Maitland) stolperte kurz vor der Einfahrt eines Zuges betrunken von der Bahnsteigkante aufs Gleis und Rhino (William Ruane) kletterte betrunken auf Denkmälern herum.

Als bei Robbies Freundin Leonie (Siobhan Reilly) die Wehen einsetzen, wird er von Harry zum Krankenhaus gefahren. Allerdings lassen Leonies Vater und dessen Brüder Robbie nicht zu der Schwangeren, sondern schlagen ihn zusammen. Der Sozialarbeiter nimmt den Verletzten mit nach Hause, und als Leonie anruft und die Geburt eines gesunden Sohnes mitteilt, öffnet Harry eine Flasche 32 Jahre alten Whisky und trinkt mit Robbie auf das Kind.

Robbie nimmt sich fest vor, nie wieder zuzuschlagen und ein guter Vater zu werden. Aber mit einer deutlich sichtbaren Narbe im Gesicht und einer dicken Polizeiakte ist es nicht einfach, einen Job zu finden und ein normales Leben zu führen. Dazu kommt, dass Clancy (Scott Kyle) und Sniper (Neil Leiper), zwei Verwandte aus einem mit Robbies Vater – und deshalb auch mit ihm – verfeindeten Familienzweig, auf eine Gelegenheit warten, Robbie zu verprügeln.

Leonie begleitet Robbie zu einer von einem Mediator (Robert McHarg) einberufenen Begegnung mit Anthony, dessen Eltern (Alison Mcginnes, Andy McLaren), Schwester (Kelly Scott) und Freundin (Lynsey Lawrie). Anthony schildert noch einmal, wie er von Robbie zusammengeschlagen wurde, und seine Mutter hält dem Täter vor, was er der Familie angetan hat. Robbie hört schweigend zu.

An einem seiner freien Tage nimmt Harry die Gruppe mit zur Besichtigung einer Whisky-Destillerie. Die Angestellte, die die Besucher herumführt, erklärt ihnen, dass von dem teilweise jahrzehntelang in Holzfässern lagernden Whisky jedes Jahr zwei Prozent verdunsten und man diesen Anteil als „Angels‘ Share“ bezeichnet. Robbie weist Mo entrüstet zurecht, als sie ihm beim Einsteigen ins Auto einige kleine Flaschen Whisky zeigt, die sie in der Brennerei gestohlen hat.

Kurz darauf stellen Clancy und seine Kumpane Robbie beim Billard. Statt sich auf eine Schlägerei einzulassen, rennt Robbie weg, bis Leonies Vater mit dem Auto neben ihm hält und ihn nach Hause fährt. Der Mann will Robbie überreden, auf Leonie und das Kind zu verzichten. Mit einem Geldangebot versucht er ihn aus Glasgow weglocken. Aber darauf geht Robbie nicht ein.

Einige Zeit später lädt der Sozialarbeiter Robbie ein, mit ihm zu einem Whisky-Meeting nach Edinburgh zu fahren. Als Mo das hört, möchte sie auch mitkommen, und weil Harry nicht nein sagen kann, wird er schließlich von vier jungen Straftätern begleitet. Bei einer Blindverkostung im Rahmen der Veranstaltung wird Robbie von dem Whisky-Grandmaster Rory McAllister (Charles MacLean) als einer von vier Freiwilligen auf die Bühne gerufen und fällt auch dem im Publikum sitzenden Whiskyhändler Thaddeus (Roger Allam) durch eine besonders feine Nase bzw. Zunge auf.

Zum Abschluss wird der Grandmaster nach dem besten Whisky gefragt, den er jemals getrunken habe. Da schwärmt er von einem Whisky aus der 1962 geschlossenen Destillerie Malt Mill, von dem es nur noch ein einziges Fass gibt, das in zwei Wochen versteigert werden soll und dessen Wert auf eine Million Pfund Sterling geschätzt wird.

Mit Hilfe von vertraulichen Unterlagen über die geplante Versteigerung, die Mo dem Grandmaster gestohlen hat, plant Robbie einen Coup. Die Beute soll ihm, Mo, Rhino und Albert einen Neuanfang ermöglichen.

Als Anhalter reisen die vier jungen Leute in Kilts zu einer abgelegenen Whisky-Brennerei am Dornoch Firth, wo die Auktion stattfinden wird. Gegenüber dem Manager Angus Dobie (David Goodall) geben sie sich als Mitglieder eines Whiskyclubs in Glasgow aus, die in ihrer Vereinspostille über das sensationelle Ereignis berichten wollen. Auf diese Weise erreichen sie, dass sie sich umsehen dürfen und nicht nur zur Versteigerung, sondern auch zur offiziellen Verkostung durch den Grandmaster Rory McAllister am Abend zuvor zugelassen werden.

Während der Verkostung versteckt Robbie sich hinter Fässern und lässt sich in dem Lager einschließen. Nachts kommen seine drei Kumpane und füllen über einen von Robbie durch eine Ritze geschobenen Schlauch vier Limonadenflaschen mit dem teuren Malt Mill. Dann werden sie gestört, weil Angus Dobie unerwartet mit Thaddeus auftaucht. Offenbar hat der Manager sich überreden lassen, den Händler heimlich von dem besonderen Whisky probieren zu lassen. Taddeus bietet eine hohe Summe für zwei Flaschen der außergewöhnlichen Spirituose, aber Dobie erklärt ihm, er habe nicht die Nerven für ein derartiges Geschäft.


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Nach der Auktion schenkt Robbie dem leer ausgegangenen Whiskyhändler eine Probe aus einer kleinen Flasche ein. Taddeus begreift beim ersten Schluck, was ihm der junge Mann da anbietet. Er vereinbart mit Robbie die Übergabe von drei Flaschen in Glasgow und ist bereit, dafür 200 000 Pfund zu zahlen.

Unterwegs werden die vier Tramper jedoch von zwei gegen Jugendliche voreingenommene Streifenpolizisten (Jim Sweeney, Russell Anderson) angehalten und durchsucht. Dass die jungen Leute vier mit gestohlenem Malt Mill gefüllte Limonadenflaschen bei sich haben, entgeht den tumben Gesetzeshütern.

Als sie fort sind, jubeln die vier Diebe. Dabei zerschlägt Albert versehentlich zwei der Flaschen.

In Glasgow trifft Robbie sich mit Taddeus und erreicht nicht nur, dass dieser 100 000 Pfund für eine einzige Flasche Whisky bezahlt, sondern ihm außerdem eine feste Anstellung in einer Whisky-Destillerie in Stirling vermittelt.

Die andere Flasche mit gestohlenem Whisky findet Harry kurz darauf in seiner Wohnung mit einer Karte von Robbie vor. Der Junge bedankt sich mit diesem „Angels‘ Share“ dafür, dass der Sozialarbeiter ihm eine Chance gab.

Und die wird Robbie nutzen.

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Vier junge, zu Sozialarbeit verurteilte Verlierertypen aus Glasgow bekommen eine Chance, ihr Leben zu ändern und erweisen sich als lernfähig. Ken Loach plädiert mit „Angels‘ Share. Ein Schluck für die Engel“ dafür, an das Gute im Menschen und an die Möglichkeit zur Veränderung zu glauben.

Mit einem Glas Whisky trinken der Gewalttäter Robbie und der Sozialarbeiter Harry auf die Geburt von Robbies Sohn. Die ernsthafte Beschäftigung mit der Herstellung und dem Geschmack von Whisky ermöglicht Robbie ein neues Leben. Das Grundkapital dafür – und für den Neuanfang von drei anderen Straftätern – ergaunert er allerdings durch den Diebstahl von vier Flaschen Malt Mill aus einem Fass, das für über eine Million Pfund Sterling versteigert wird. Zu Schaden kommt dabei niemand, denn dem neuen Besitzer geht es nur um eine gewinnbringende Geldanlage, nicht um den Genuss.

„Angels‘ Share. Ein Schluck für die Engel“ beginnt wie andere Kinofilme von Ken Loach als realistisches Sozialdrama. Aber nach kurzer Zeit wird daraus eine „Feelgood“-Komödie, ein eher märchenhaftes und nicht ernst gemeintes Heist-Movie. Zu einer Ganzheit fügen sich diese Bestandteile nicht.

Bei den Darstellern der vier jungen Straftäter handelt es sich übrigens um Laien.

Das Gauner-Quartett zapft den teuren Malt Mill in leere Flaschen der von A. G. Barr in Glasgow hergestellten Limonade Irn-Bru ab.

Das wertvolle Fass Whisky, das versteigert wird, stammt aus einer Destillerie mit dem Namen Malt Mill. Die gab es tatsächlich. Sie existierte von 1908 bis 1962. Als der Film „Angels‘ Share. Ein Schluck für die Engel“ ins Kino kam, stellte die Lagavulin-Destillerie auf der Insel Islay eine 50 Jahre alte Flasche Malt Mill aus der letzten Abfüllung aus.

Die in „Angels‘ Share. Ein Schluck für die Engel“ gezeigte Besichtigung einer Whisky-Brennerei wurde in Deanston bei Stirling gedreht. Für die Außenaufnahmen bildete die Destillerie Glengoyne südlich von Killearn die Kulisse. Die mit der Malt-Mill-Auktion zusammenhängenden Szenen entstanden auf dem Gelände von Balblair in Edderton.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.