Oliver Stone's W
Oliver Stone's W
Inhaltsangabe
Kritik
George W. Bush (Kurzbiografie)
In der Politsatire „W.“ (Originaltitel), „W. Ein missverstandenes Leben“ (Titel der DVD in Deutschland) bzw. „Oliver Stone’s W.“ (Titel im deutschen Fernsehen) wird George W. Bush (Josh Brolin) porträtiert.
Stanley Weiser (Drehbuch) und Oliver Stone (Regie) versuchen, der Person George W. Bush näherzukommen. Zumeist in Rückblenden erzählen sie von den jungen Jahren des 43. US-Präsidenten und seinem Konflikt mit dem Vater (James Cromwell).
Nach einer Prügelei wird der Student George W. Bush 1966 festgenommen und muss seinen Vater, der damals Kongressabgeordneter war, telefonisch bitten, ihn aus dem Gefängnis zu holen. Mehrmals vermittelt George H. W. Bush seinem Sohn eine Stelle, aber dieser hält es nirgendwo lang aus, weder auf dem Ölfeld, noch im Sportartikelgeschäft oder bei einer Investmentbank an der Wall Street. Mehr als eine berufliche Karriere interessieren ihn Frauen; er amüsiert sich gern und trinkt häufig zu viel [Alkoholkrankheit]. 1971 behauptet die schwangere Susie Evans (Jennifer Sipes), George W. Bush sei der Vater ihres ungeborenen Kindes. Wieder muss George Bush sen. eingreifen, um einen Skandal zu verhindern. Er lässt seinen Sohn wissen, dass er schwer enttäuscht von ihm ist. George W. Bush gilt als schwarzes Schaf in der stolzen Bush-Familie.
1977 lernt er die Bibliothekarin Laura Welch (Elizabeth Banks) kennen, die noch im selben Jahr seine Ehefrau wird.
In dem Bestreben, die Achtung seines Vaters zu gewinnen, kandidiert George W. Bush in Texas für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus, unterliegt jedoch dem Demokraten Kent Hance (Paul Rae). Seine Niederlage führt er auf die angeblich unfaire Argumentation seines Konkurrenten bei einer öffentlichen Diskussion zurück, und als Laura andeutet, er sei bei diesem Auftritt nicht sehr überzeugend gewesen, fährt er das Auto, in dem sie gerade sitzen, zornig gegen die Wand.
Dass George Bush sen. 1992 als US-Präsident nicht wiedergewählt, sondern von dem Demokraten Bill Clinton abgelöst wird, führt George W. Bush auf die Entscheidung seines Vaters zurück, im Golfkrieg auf die Eroberung Bagdads und Vernichtung von Saddam Hussein (Sayed Badreya) zu verzichten.
George W. Bush, der sich im Schatten seines jüngeren Bruders Jeb (Jason Ritter) sieht, bewirbt sich 1994 gegen den Willen seiner Eltern, die ihm das gar nicht zutrauen, um das Amt des Gouverneurs von Texas. George und Barbara Bush (Ellen Burstyn) unterstützen währenddessen die Kandidatur ihres zweitältesten Sohnes Jeb für das Amt des Gouverneurs von Florida. Während Jeb Bush mit seiner Kandidatur scheitert, gewinnt George W. wider Erwarten die Wahl mit Unterstützung seines Beraters Karl Rove (Toby Jones) gegen die demokratische Amtsinhaberin Ann Richards.
1986 war George W. Bush von den Anglikanern zu den Methodisten konvertiert, denen auch seine Ehefrau angehört. 1999 eröffnet er dem Prediger Earle Hudd (Stacy Keach), Gott habe ihn berufen, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden.
Neben dem Familiendrama – dem Vater-Sohn-Konflikt in der Bush-Familie – nimmt die Zeit, in der George W. Bush als US-Präsident mit seinen Beratern zusammen den Irak-Krieg beschließt, einen großen Raum in „W. Ein missverstandenes Leben“ bzw. „Oliver Stone’s W.“ ein. Dabei zeigen Stanley
Weiser und Oliver Stone, wie George W. Bush von den Scharfmachern Dick Cheney (Richard Dreyfuss), Donald Rumsfeld (Scott Glenn) und Paul Wolfowitz (Dennis Boutsikaris) zum Krieg gedrängt wird, während der Skeptiker Colin Powell (Jeffrey Wright) vergeblich zur Besonnenheit mahnt und Condoleezza Rice (Thandie Newton) meistens schweigt. George W. Bush betont, dass er nicht aufgrund von tiefschürfenden Analysen entscheide, sondern aus dem Bauch heraus. Und darauf ist er stolz, denn obwohl er in Yale und Harvard studiert hat, sieht er sich als Pragmatiker und verachtet Intellektuelle. Es wird aber auch deutlich, dass George W. Bush oft mangelhaft informiert ist und zu Vereinfachungen neigt, wenn er Entscheidungen trifft, deren Tragweite er sich wohl nicht immer bewusst ist.
„Wir lüften den Schleier über den jungen Bush, dann zeigen wir den gescheiterten Mann vor seinem 40. Lebensjahr, der danach zum Christentum konvertierte und mehr Erfolg hatte, als er je zu träumen wagte. Im dritten Akt konzentrieren wir uns auf die Phase, in der er die meiste Macht besaß – bis zu den Anfängen des Irakkriegs.“ (Oliver Stone)
„Oliver Stone’s W“ ist keine geradlinig erzählte Biografie, sondern mehr eine flotte und mitreißende Collage aus Episoden, wobei der Film immer wieder zwischen den Jahren hin und her springt.
„I want a fair, true portrait of the man. How did Bush go from an alcoholic bum to the most powerful figure in the world? It’s like Frank Capra territory on one hand, but I’ll also cover the demons in his private life, his bouts with his dad and his conversion to Christianity, which explains a lot of where he is coming from. It includes his belief that God personally chose him to be President of the United States, and his coming into his own with the stunning, preemptive attack on Iraq. It will contain surprises for Bush supporters and his detractors.“ (Oliver Stone)
Stanley Weiser und Oliver Stone verteufeln George W. Bush nicht, sondern sie zeigen ihn als widersprüchlichen Menschen mit Stärken und Schwächen. Dabei entwerfen sie ein tragikomisches Bild.
Dem Film zufolge wurde George W. Bush durch die Verachtung seines Vaters in die Politik getrieben. Ob das den Tatsachen entspricht, bleibt offen. Auf jeden Fall sehen wir in „Oliver Stone’s W“ eine anrührende, facetten- und konfliktreiche Filmfigur. Das verdanken wir nicht zuletzt dem Hauptdarsteller Josh Brolin, der die Mimik und Gestik von George W. Bush genau beobachtet hat und nuancenreich nachspielt.
Erst im Herbst 2007 schrieb Stanley Weiser das Drehbuch für „W.“. Anfang 2008 stand die Finanzierung des Filmprojekts. Gedreht wurde von Mai bis Juli 2008 in Shreveport, Louisiana. Am 17. Oktober 2008 kam „W.“ in die amerikanischen Kinos. In Deutschland wagte sich kein Verleih an den Film, aber Pro7 zeigte ihn am 23. Januar 2009, drei Tage nachdem die DVD in den Handel gekommen war.
In der nicht erwähnte Darsteller und ihre Rollen:
Bruce McGill (George Tenet), Randall Newsome (Paul Bremer), Thomas Wallace (John Negroponte), W. Douglas Waterfield (Richard Armitage), Noah Wyle (Don Evans), Rob Corddry (Ari Fleischer), Colin Hanks (David Frum), Michael Gaston (Tommy R. Franks), Tom Kemp (David Kay), J. Grant Albrecht alias Charles Fathy (Jacques Chirac), Jesse Bradford (Margaret Thatcher), Ioan Gruffudd (Tony Blair), Allan Kolman (Vladimir Putin), Brinkley A. Maginnis (Anita Bush) u.a.
Deutsche Synchronsprecher in „Oliver Stone’s W“: Michael Iwannek (George W. Bush), Manja Doering (Laura Bush), Norbert Gescher (George H. W. Bush), Klaus Sonnenschein (Dick Cheney), Udo Schenk (Paul Wolfowitz), Florian Halm (Tony Blair), Reinhard Kuhnert (Donald Rumsfeld), Oliver Feld (Don Evans), Detlef Bierstedt (George Tenet), Jürgen Kluckert (Earle Hudd), Ernst Meincke (Tommy R. Franks) u.a.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009
George W. Bush (Kurzbiografie)
Oliver Stone (kurze Biografie / Filmografie)
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