Gespenster

Gespenster

Gespenster

Originaltitel: Gespenster – Regie: Christian Petzold – Drehbuch: Harun Farocki, Christian Petzold – Kamera: Hans Fromm – Schnitt: Bettina Böhler – Musik: Stefan Will, Marco Dreckkötter (Johann Sebastian Bach) – Darsteller: Julia Hummer, Sabine Timoteo, Marianne Basler, Aurélien Recoing, Benno Fürmann, Anna Schudt, Claudia Geisler, Philipp Hauß, Victoria Trauttmansdorff, Peter Kurth u.a. – 2005; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Vor längerer Zeit wurde die damals dreijährige Tochter des Ehepaares Pierre und Françoise in einem Berliner Supermarkt entführt. Françoise, die darüber psychisch erkrankte, reist immer wieder von Paris nach Berlin, um nach Marie zu suchen. Eines Tages glaubt sie, ihre Tochter in einem entwurzelten Mädchen namens Nina wiedergefunden zu haben, doch Ninas neue Freundin, die obdachlose Diebin Toni, hält Françoise für eine Spinnerin und raubt ihr die Brieftasche ...
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Kritik

In dem nüchternen, hoffnungslosen Drama "Gespenster" geht es um Verlust, Einsamkeit und Entfremdung, flüchtige Beziehungen und unerfüllte Sehnsüchte. Unter den Darstellern überzeugen vor allem Marianne Basler und Julia Hummer.
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Der Franzose Pierre (Aurélien Recoing) fährt nach Berlin, um seine Ehefrau Françoise (Marianne Basler) in einer psychiatrischen Anstalt abzuholen. Als ihre gemeinsame Tochter Marie drei Jahre alt war und Françoise beim Einkaufen in einem Supermarkt in Berlin kurz nicht aufpasste, wurde das Kind entführt. Seither sucht Françoise immer wieder in Berlin nach Marie. Pierre bringt seine Frau in ein Hotel; am nächsten Tag will er mit ihr nach Paris zurückkehren. Françoise stiehlt sich jedoch davon, um die verbleibenden Stunden zur weiteren Suche nach ihrer Tochter zu nutzen.

Am selben Tag beobachtet Nina (Julia Hummer) – ein entwurzeltes Mädchen, das im Heim lebt und im Berliner Tiergarten Müll aufsammeln muss –, wie zwei Kerle eine junge Frau verfolgen und sie verprügeln, weil sie ihnen offenbar Schmuck gestohlen hat. Nina nähert sich neugierig und schaut gebannt zu, ohne einzugreifen. Ihr Vorarbeiter (Peter Kurth) ertappt sie hundert Meter von ihrem Arbeitsplatz entfernt und leert zur Strafe den von ihr bereits aufgesammelten Unrat wieder auf der Wiese aus.

Kurze Zeit später bestiehlt die gerade verprügelte Frau die Gruppe von Müllsammlern und rennt davon. Bei der Flucht zerreißt ihr Top. Nina, die zwei T-Shirts übereinander anhat, gibt ihr eines davon. Die Diebin, die nur ein paar Jahre älter als Nina ist, heißt Toni (Sabine Timoteo). Statt weiterzuarbeiten, geht Nina mit Toni mit. Als sie mit ihrer neuen Freundin in ihrem Zimmer entdeckt wird, wirft die Heimleiterin (Claudia Geisler) sie hinaus und droht mit der Polizei.

Bei H&M in der Friedrichstraße zeigt Toni, die jede Chance zu nutzen versucht, der schüchternen, trotzigen und in sich gekehrten Nina, wie man Kleider klaut.

Am Ausgang wird Nina von Françoise aufgehalten, die glaubt, sie sei ihre Tochter. Toni kommt dazu, hält die Französin für eine Spinnerin und raubt ihr die Brieftasche. Nina rennt mit ihr davon.

Danach nimmt Toni Nina zu einem Casting mit, wo sie Lügengeschichten über ihre Freundschaft erzählen. Oliver, der Regisseur (Benno Fürmann), lädt die beiden für den Abend zu einer Party in seiner Villa ein. Seine Ehefrau Kai (Anna Schudt) ohrfeigt ihn, als sie beobachtet, wie er die beiden miteinander tanzenden und sich küssenden Mädchen anstarrt. Als Nina am nächsten Morgen in der Villa aufwacht, liegt Toni nicht mehr neben ihr im Bett, und von Kai erfährt sie, dass Toni mit Oliver weg ist.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Allein irrt Nina durch die Straßen – und trifft erneut auf Françoise, die sie mit ins Hotel nimmt und zum Frühstück einlädt. Pierre kommt hinzu und fordert seine Frau auf, mit zum Auto zu kommen. Wie in Trance steht Françoise auf, wendet sich von Nina ab und lässt sich zum Ausgang führen. Nach ein paar Schritten bittet sie Pierre, dem Mädchen etwas Geld zu geben. Nina protestiert; sie wolle bei ihrer Mutter bleiben, schreit sie, aber Pierre hält sie fest, erklärt ihr, seine Frau sei schwer krank und bringt Nina dazu, von ihr abzulassen.

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Zwei entwurzelte, unbehauste Mädchen irren durch Berlin, ohne zu wissen, was sie eigentlich wollen. Eine verstörte Französin sucht verzweifelt nach ihrer Tochter, die vor Jahren in Berlin entführt wurde und jagt dabei einem Gespenst nach. In dem Film „Gespenster“ geht es um Verlust, Einsamkeit und Entfremdung, flüchtige Beziehungen und unerfüllte Sehnsüchte. Das nüchtern erzählte Drama bleibt hoffnungslos.

Christian Petzold und Harun Farocki entwickeln die zunächst aus zwei Handlungssträngen bestehende Geschichte chronologisch. Nur einmal gibt es in „Gespenster“ eine Rückblende: Dabei handelt es sich um die Aufnahme der Kindesentführung durch eine Überwachungskamera.

Während Überwachungskameras von oben filmen, folgt Hans Fromm den Figuren mit seiner Kamera stets in Augenhöhe; hin und wieder sehen wir eine Szene auch aus Ninas Perspektive. Manche Einstellungen sind extrem lang; aber die Handlung wird stringent und schnörkellos geführt.

Unter den Darstellern überzeugen vor allem Marianne Basler und Julia Hummer.

„Gespenster“ bildet zusammen mit „Die innere Sicherheit“ und „Yella“ die so genannte „Gespenster-Trilogie“ von Christian Petzold.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Christian Petzold: Die innere Sicherheit
Christian Petzold: Toter Mann
Christian Petzold: Wolfsburg
Christian Petzold: Yella
Christian Petzold: Jerichow
Christian Petzold: Dreileben. Etwas Besseres als der Tod
Christian Petzold: Barbara
Christian Petzold: Phoenix

Wilhelm Genazino - Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman
"Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" spielt um 1960 im Rhein-Main-Gebiet. Das Leben ist bieder und banal. Es passiert nichts Großes, aber gerade deshalb gelingt es Wilhelm Genazino, das Besondere im Alltäglichen einzufangen und es mit leiser Komik und verhaltener Ironie wiederzugeben.
Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.