Toter Mann

Toter Mann

Toter Mann

Originaltitel: Toter Mann - Regie: Christian Petzold - Drehbuch: Christian Petzold - Kamera: Hans Fromm - Musik: Stephan Will - Darsteller: Nina Hoss, André Hennicke, Sven Pippig, Kathrin Angerer, Heinrich Schmieder u.a. - 2001; 90 Minuten

Inhaltsangabe

In einem Stuttgarter Hallenbad fällt Leyla ein Buch auf den Boden. Thomas hebt es auf. Er begegnet der attraktiven 26-Jährigen noch ein paar Mal, dann spricht er sie schüchtern an und lädt sie zum Essen ein. Abends hören sie in seiner Wohnung Musik. Als er am anderen Morgen aufwacht, ist sie fort. Vergeblich sucht er sein Notebook. Weil er Rechtsanwalt ist und vertrauliche Bürodaten ungeschützt auf der Festplatte gespeichert hat, macht er sich Sorgen ...
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Kritik

"Toter Mann" ist ein außergewöhnlich spannendes Psychodrama, das wegen der zurückhaltend eingesetzten filmischen Mittel umso eindringlicher wirkt – zumal die ausgezeichneten Darsteller ihre psychologisch ausgefeilten Rollen sehr nuanciert und intensiv spielen.

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In einem Stuttgarter Hallenbad fällt Leyla (Nina Hoss) ein Buch auf den Boden. Thomas (André Hennicke) hebt es auf. Er begegnet der attraktiven 26-Jährigen noch ein paar Mal, dann spricht er sie schüchtern an und lädt sie zum Essen ein. Als das Restaurant gerade schließt, kommt sie. Zu dieser späten Stunde kann er ihr nur noch Tiefkühlpizza in seiner Wohnung anbieten. Sie hören Musik. Dann scheint Leyla auf der Couch eingeschlafen zu sein. Thomas betrachtet sie liebevoll und knipst ein Foto von ihr. Als er am anderen Morgen aufwacht, ist sie fort. Vergeblich sucht er sein Notebook. Weil er Rechtsanwalt ist und vertrauliche Bürodaten ungeschützt auf der Festplatte gespeichert hat, macht er sich Sorgen. Kann es sein, dass Leyla den Computer mitgenommen hat? Als er das Foto sieht, stutzt er: Wieso hat Leyla die Augen auf? Er dachte, sie schliefe.

Thomas kennt weder ihren Nachnamen noch ihre Adresse. Aber er findet schließlich heraus, wo sie wohnt – gewohnt hat, genauer gesagt, denn sie ist plötzlich weggezogen, ohne eine neue Anschrift zu hinterlassen. Der Hausmeister zeigt ihm die leere Wohnung. Da findet Thomas ein Buch mit Anleitungen wie eine Frau einen Mann verführen kann: Man lässt etwas fallen, kommt Stunden zu spät zu einer Verabredung und zeigt sich ihm schlafend … Da wird Thomas klar, dass Leyla etwas anderes als Liebe von ihm wollte.

Leyla mietet inzwischen ein einsames Haus und beginnt als Küchenhilfe in einer Kantine zu arbeiten. In der Fabrik ist auch Blum (Sven Pippig) beschäftigt, der gerade nach 14 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wurde. Sein Anwalt ist übrigens Thomas.

Blum wundert sich, warum eine so schöne Frau als Küchenhilfe arbeitet. Seine Kumpel machen den bulligen, friedlichen Arbeiter darauf aufmerksam, dass Leyla immer wieder zu ihm hinschaut. Er kann es nicht fassen. Aber es ist nicht zu übersehen. Schließlich lädt sie ihn ein, zu ihr zum Essen zu kommen. Er besorgt einen Strauß Blumen und kauft sich eigens einen neuen Anzug.

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Inzwischen hat Thomas herausgefunden, dass Leyla die Schwester des vor 15 Jahren von Blum vergewaltigten und ermordeten Mädchens ist. Jetzt ahnt er, was sie vorhat. Auf dem schnellsten Weg fährt er zu Blum und zeigt ihm das Foto von Leyla. Blum gibt vor, die Frau auf dem Bild nie gesehen zu haben, doch als der Anwalt gegangen ist, sinkt er weinend zusammen. Wie hat er nur glauben können, dass er dem hübschen Mädchen gefällt!

Obwohl Blum weiß, dass er in Gefahr ist, hält er die Verabredung ein. Vor dem Essen beobachtet er, wie Leyla heimlich in der Küche etwas in seinen Campari träufelt. Sie ahnt nicht, dass er ihr zugesehen hat. Als sie ihm zuprostet, kippt er das Glas mit einem Zug hinunter.

Auf ein Bett gefesselt wacht er in einem mit Isoliermatten hermetisch abgedichteten Raum auf. An den Wänden hängen Polizeifotos, auf denen die Wunden des von ihm ermordeten Mädchens zu sehen sind. Leyla hält eine Schere in der Hand. Aber sie schafft es nicht, auf ihn einzustechen und befreit ihn schließlich von den Fesseln. Die beiden ahnen nicht, dass Thomas inzwischen die Polizei verständigt hat und das Haus bereits umstellt ist. Als die Tür auffliegt, reißt Blum die Schere an sich und tut so, als wolle er auf Leyla einstechen. Die Polizisten erschießen ihn.

Leyla steht unter Schock. Thomas steigt zu ihr in den Krankenwagen. Verwundert schaut sie ihn an, als er ihre Hand hält.

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Der Thriller „Toter Mann“ tarnt sich zu Beginn als Liebesfilm. Bald schon wird klar, dass Leyla nicht auf eine Liebesaffäre aus ist, sondern einen anderen Plan verfolgt. Aber welchen? Das deutet sich aufgrund des hervorragenden Drehbuchs erst gegen Ende des Filmes an. Mit ruhigem Atem und wenig Schnitten entwickelt Christian Petzold die Handlung. Er kommt ohne Rückblenden aus und wechselt nur ein paar Mal zwischen zwei Handlungssträngen, die sich am Anfang und am Ende verknüpfen: die Erlebnisse von Leyla und die von Thomas. Bei den Bildern wird auf jede Effekthascherei verzichtet; ihre Klarheit und Unaufdringlichkeit entspricht den lakonischen Dialogen. Musik ist nicht als Untermalung zu hören, sondern nur wenn sie in der Handlung gespielt wird. Klingt das nach einem langweiligen Film? Das täuscht! „Toter Mann“ ist ein außergewöhnlich spannendes Psychodrama, das wegen der zurückhaltend eingesetzten filmischen Mittel umso eindringlicher wirkt – zumal die ausgezeichneten Darsteller ihre psychologisch ausgefeilten Rollen sehr nuanciert und intensiv spielen.

„Toter Mann“ wurde zwar bei zwei Dutzend Filmfestspielen vorgestellt und im Fernsehen gezeigt, weil Christian Petzold jedoch unbedingt den Song „What the World Needs Now“ von Dionne Warwick als Leitmotiv haben wollte, verzichtete er aufs Kino: Die Einnahmen hätten vermutlich nicht ausgereicht, um die Lizenzkosten zu decken.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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