Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Originaltitel: Und Jimmy ging zum Regenbogen – Regie: Carlo Rola – Drehbuch: Jürgen Büscher, nach dem Roman "Und Jimmy ging zum Regenbogen" von Johannes Mario Simmel – Kamera: Frank Küpper – Schnitt: Friederike von Normann – Musik: Georg Kleinebreil – Darsteller: Heino Ferch, Dennenesch Zoudé, Wolf-Dietrich Sprenger, Elisabeth Rath, Judy Winter, Suzan Anbeh, Maria Mägdefrau, Edgar M. Böhlke, Peter Kurth, Ingo Hülsmann, Adolfo Assor, Götz Schubert u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der argentinische Arzt Manuel Aranda kommt 1989 nach Berlin, um die Leiche seines Vaters nach Argentinien zu überführen. Der 81-jährige Chemiefabrikant wurde von Valerie Steinfeld mit Zyankali vergiftet. Danach verübte die Buchrestauratorin Selbstmord. Ohne den Fall aufzuklären, legt das LKA ihn zu den Akten. Aber Manuel will wissen, wieso sein Vater ermordet wurde, und Valerie Steinfelds Enkelin Irene Waldeck möchte ebenfalls die Wahrheit herausfinden. Die Spur führt 50 Jahre zurück ...
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Kritik

In der Neuverfilmung des Romans "Und Jimmy ging zum Regenbogen" von Johannes Mario Simmel wurde die Handlung von Wien nach Berlin und von 1969 nach 1996 verlegt. Es handelt sich um einen spannenden Thriller mit einem komplexen Handlungsgeflecht.
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Der argentinische Arzt Manuel Aranda (Heino Ferch), der in Buenos Aires eine deutsche Schule besucht hatte und deshalb Deutsch spricht, kommt 1996 nach Berlin, um die Leiche seines Vaters nach Argentinien zu überführen. Rodolpho Aranda (Edgar M. Böhlke) war Chemiker und Besitzer einer der bedeutendsten Chemiefabriken in Südamerika. Während eines Aufenthalts in Deutschland wurde der Einundachtzigjährige in einer öffentlichen Bibliothek in Berlin von der ungefähr gleichaltrigen Buchrestauratorin Valerie Steinfeld (Maria Mägdefrau) vergiftet. Auf dem Video einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie Aranda sich mit einem Buch an einen Tisch setzt und augenscheinlich einen Herzanfall bekommt. Valerie Steinfeld bringt ihm ein Glas Wasser. Nachdem er es getrunken hat, klärt sie ihn darüber auf, dass Zyankali im Wasser aufgelöst war. Aranda bricht zusammen und stirbt. Valerie Steinfeld zerbeißt eine zweite Zyankali-Kapsel und verübt damit Selbstmord.

Kriminalrat Groll (Wolf-Dietrich Sprenger), der die Ermittlungen leitet, vermag den Fall nicht aufzuklären, und der Präsident des Landeskriminalamts (Götz Schubert) ordnet an, die Ermittlungen einzustellen. Dabei deutet er gegenüber Groll an, dass ausländische Geheimdienste in die Sache verwickelt seien.

In der Hoffnung, am Grab der Mörderin einen Hinweis zu finden, geht Manuel Aranda auf den Friedhof und trifft dort auf Valerie Steinfelds Enkelin Irene Waldeck (Dennenesch Zoudé). Obwohl Manuel es zunächst nicht glaubt, ist die junge Polizistin ebenso wie er darauf aus, die Wahrheit über den Mord und den Suizid herauszufinden. Während sie noch am Grab stehen, zielt ein französischer Heckenschütze auf Manuel, doch bevor er abdrücken kann, wird er von einem amerikanischen Geheimagenten getötet. Manuel und Irene bekommen davon gar nichts mit.

Zuerst argwöhnt Manuel, Irene wolle ihm nur klarmachen, dass ihre Großmutter ein guter Mensch war und zugleich versuchen, seinen Vater in ein ungünstiges Licht zu rücken, aber allmählich beginnt er, ihr zu vertrauen.

Auf einer Geschäftskarte, die er in der Brieftasche seines verstorbenen Vaters findet, steht der Name eines Edelbordells in Berlin: „Chez Nora“. Nora Hill (Judy Winter) rät ihm, nach „A P Sieben“ zu forschen. Damit habe sein Vater sich beschäftigt. Nora kannte offenbar nicht nur Rodolpho Aranda, sondern auch Valerie Steinfeld. Die beiden Zyankali-Kapseln, behauptet Nora, habe sie ihr vor fünfzig Jahren gegeben. Und sie erwähnt einen Sohn von Valerie Steinfeld, der bei der Waffen-SS war und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Ungarn fiel. Sein Name war Heinz Steinfeld.

Irene hat noch nie etwas von einem Onkel Heinz gehört. Sie stellt ihre Mutter zur Rede. (Ihr Vater, ein afroamerikanischer GI, fiel in Vietnam.) Schluchzend weist Marta Waldeck (Elisabeth Rath) darauf hin, dass sie beim Tod ihres zehn Jahre älteren Bruders Heinz erst sechs Jahre alt war. Zum ersten Mal erzählt sie ihrer Tochter, dass sie bei einer Pflegemutter namens Maria Germer aufwuchs. Ihre leibliche Mutter war damals für sie „Tante Valerie“. Damit wollte Valerie Steinfeld sie schützen, denn bei ihrem Vater handelte es sich um einen Juden, der nach England emigriert war und von dort über den Rundfunk zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufrief. Wieso ihr Bruder Heinz als Halbjude bei der Waffen-SS war? Das kann auch Marta Waldeck sich nicht erklären.

In einem alten Tagebuch von Valerie Steinfeld liest Irene, dass ihr Onkel Heinz wegen seines jüdischen Vaters als Schüler von einem Chemielehrer mit dem Namen Karl Friedjung schikaniert und angezeigt worden war. Ihre Großmutter hatte daraufhin behauptet, Heinz‘ leiblicher Vater sei nicht ihr jüdischer Ehemann gewesen, sondern ein Arier namens Willy Schäfer. Deshalb konnte sich der Junge, der seiner Mutter schon als Kind gedroht hatte, sie bei der Gestapo anzuzeigen, weil sie BBC gehört hatte, zur Waffen-SS melden.

Steinfeld, der Vater von Marta und Heinz, starb 1944 an einem Leberkarzinom.

Karl Friedjung wurde 1945 als Kriegsverbrecher gesucht, bis sein Chemielabor explodierte und man ihn für tot erklärte.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In einem Schuh seines Vaters entdeckt Manuel den Schlüssel eines Gepäckschließfaches, in dem sich eine Kladde mit der Aufschrift „A P Sieben“ befindet. Die Aufzeichnungen sind codiert.

Dass Manuel Gebrauch von den offenbar brisanten Unterlagen seines Vaters macht, wollen sowohl der französische als auch der amerikanische Geheimdienst verhindern. Der französische Agent Mercier (Ingo Hülsmann) versucht noch immer, ihn zu töten; der CIA-Agent Grant (Peter Kurth) zieht es vor, ihn zu observieren und ihn vor einem Anschlag zu bewahren, denn er vermutet, dass nur Manuel in der Lage ist, die Aufzeichnungen zu entschlüsseln. Die Amerikaner warnen deshalb auch Manuel und Irene vor einer Bombe, die die Franzosen unter ihrem Auto versteckt haben.

Manuel trifft sich mit Yvonne (Suzan Anbeh), die ihr Anglistikstudium durch die Arbeit im „Chez Nora“ finanziert und ihm bei seinem Besuch dort einen Notizzettel zusteckte. Sie kannte seinen Vater gut und teilte seine Begeisterung für Rudyard Kipling. Einmal dachten sie zusammen darüber nach, wie man eine Gedichtzeile des britischen Dichters ins Deutsche übersetzen könne und kamen dabei auf „Und Jimmy ging zum Regenbogen“. Als Yvonne bemerkt, dass Irene Waldeck in der Nähe ist, rennt sie davon. Dabei wird sie von Geheimagenten verfolgt. Beim Versuch, auf die andere Straßenseite zu kommen, wird sie von einem Auto erfasst und getötet.

„Und Jimmy ging zum Regenbogen“. Manuel ist überzeugt, dass es sich bei diesem Satz um den Codierungsschlüssel handelt. Mit Hilfe eines Computers gelingt es ihm tatsächlich, den Text in der Kladde seines Vaters zu entschlüsseln. Es handelt sich um einen Hinweis auf ein Video. In dem Film erklärt sein Vater, er habe ein in kleinsten Mengen tödliches Nervengas erfunden, das im Krieg eingesetzt werden könnte, um Menschen zu töten und Wälder zu entlauben. Entsetzt verbrennt Manuel die Kladde und das Video.

Manuel will mit Irene, die inzwischen seine Geliebte geworden ist, so schnell wie möglich nach Buenos Aires fliegen. Deshalb sucht er den argentinischen Botschafter auf. Von dem erfährt er, dass die Fabrik seines Vaters kürzlich durch eine gewaltige Explosion zerstört wurde. Offenbar wollte die argentinische Regierung verhindern, dass in ihrem Land Massenvernichtungswaffen entwickelt und hergestellt werden. Außerdem erfährt Manuel, dass sein Vater nicht, wie er glaubte, in Argentinien geboren wurde, sondern nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland eingereist war. Sein richtiger Name lautete Karl Friedjung. Der Botschafter warnt Manuel davor, nach Argentinien zurückzukehren: Man würde ihn dort sofort verhaften.

Kriminalrat Groll, der Irene heimlich liebt, appelliert an Manuel, sich von ihr zu trennen, denn an seiner Seite wäre sie ihres Lebens nicht sicher. Irene will auf keinen Fall, dass Manuel sie verlässt. Doch während einer Liebesnacht verschwindet er unbemerkt: Er weiß, dass die Geheimdienste ihn weiter jagen werden und verzichtet aus Liebe auf Irene.

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1970 veröffentlichte Johannes Mario Simmel („Es muss nicht immer Kaviar sein“) den Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“. Alfred Vohrer verfilmte die literarische Vorlage Ende 1970. Buch und Film spielen 1969 in Wien, wo der argentinische Chemiker Rafaelo Aranda von der Buchhändlerin Valerie Steinfeld vergiftet wurde. Irene Waldeck, eine Nichte der Mörderin, die sich nach der Tat auch selbst das Leben nahm, möchte ebenso wie Manuel Aranda, der Sohn des Ermordeten, die Zusammenhänge verstehen.

Originaltitel: Und Jimmy ging zum Regenbogen – Regie: Alfred Vohrer – Drehbuch: Manfred Purzer, nach dem Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ von Johannes Mario Simmel – Kamera: Charly Steinberger – Schnitt: Jutta Hering – Musik: Erich Ferstl – Darsteller: Alain Noury, Horst Tappert, Konrad Georg, Horst Frank, Judy Winter, Doris Kunstmann, Heinz Moog, Eva Zilcher, Heinz Baumann, Herbert Fleischmann, Peter Pasetti, Friedrich G. Beckhaus, Paul Edwin Roth, Klaus Schwarzkopf, Jochen Brockmann, Bruno Dallansky, Karl Walter Diess, Franz Elkins u.a. – 1971; 130 Minuten

In ihrer Neuverfilmung verlegten Jürgen Büscher (Drehbuch) und Carlo Rola (Regie) die Handlung von Wien nach Berlin und verschoben sie außerdem um dreißig Jahre. Aus Irene Waldeck machten sie statt einer Nichte der Mörderin die Enkelin und zugleich aus der Angestellten eine Polizistin. Die von Dennenesch Zoudé, der Lebensgefährtin von Carlo Rola, dargestellte Figur ist von einer Neben- zu einer Hauptrolle avanciert. Um ihre dunkle Hautfarbe zu erklären, erfand Jürgen Büscher einen afroamerikanischen GI als Vater.

Die zeitliche Verschiebung nimmt dem Thema, um das es Johannes Mario Simmel in dem Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ ging, viel von seiner Brisanz: Die Achtundsechziger wollten nicht wie die Generation ihrer Eltern bei politischen Verbrechen wegschauen und protestierten deshalb gegen den Vietnam-Krieg, in dem die Amerikaner Napalm einsetzten. Zugleich wurde damals kritisiert, dass viele NS-Verbrecher noch immer frei herumliefen, vor allem in Lateinamerika. Die Neuverfilmung spielt jedoch nicht 1969, sondern 1996, als diese Themen nicht mehr aktuell waren.

Carlo Rola hat „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ eher kühl und bedächtig inszeniert. Die Jahrzehnte zurückliegenden Ereignisse werden nicht in längeren Rückblenden dargestellt, sondern in Dialogen und ganz kurzen Einblendungen. Heino Ferch ist es nicht gelungen, den Charakter Manuel Aranda lebendig oder gar widersprüchlich darzustellen. Stattdessen begegnet er Irene Waldeck anfangs mit übertrieben verkniffener Miene und wandelt sich dann über Nacht zum zärtlichen Liebhaber. Trotz dieser Schwächen handelt es sich auch bei der Neuverfilmung des Simmel-Romans von Jürgen Büscher und Carlo Rola um einen spannenden Thriller mit einem komplexen Handlungsgeflecht.

Bemerkenswert ist, dass die Berliner Schauspielerin Judy Winter (* 1944) die Rolle der sphinxhaften Bordellbesitzerin Nora Hill auch bereits in der Romanverfilmung von Alfred Vohrer spielte. Ende 1970 musste die damals Fünfundzwanzigjährige „auf alt“ geschminkt werden.

Oliver Berben soll sich für alle fünfunddreißig Romane von Johannes Mario Simmel die Filmrechte gesichert haben. Die Verfilmung von „Gott schützt die Liebenden“ wurde bereits gedreht. Geplant sind angeblich: „Liebe ist nur ein Wort“, „Niemand ist eine Insel“ und „Alle Menschen werden Brüder“.

Originaltitel: Gott schützt die Liebenden – Regie: Carlo Rola – Drehbuch: Günter Schütter, Sarah Kirkegaard, nach dem Roman „Gott schützt die Liebenden“ von Johannes Mario Simmel – Kamera: Frank Küpper – Schnitt: Friederike von Normann – Musik: Georg Kleinebreil – Darsteller: Peter Simonischek, Iris Berben, Johannes Silberschneider, Nina Proll, Joachim Paul Assböck, Gitta Schweighöfer, Sabrina Kruschwitz, Fritz von Friedl, Hannelore Minkus, David Ali Hamade, Jana Thies, Barbara Weber, Anna Moik-Stötzer, Hans Klima, Minouche Petrusch, Josef Griesser, Frank Schenk u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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"Fahrenheit 451" gehört zu den großen dystopischen Romanen des 20. Jahrhunderts. Ray Bradbury veranschaulicht eine Gesellschaft, in der die Menschen in der Freizeit nur noch Unterhaltungsprogramme konsumieren. Bücher verbrennt man, weil selbstständiges Denken als Ursache nonkonformen Verhaltens verpönt ist.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.