Sophie Scholl

Sophie Scholl

Sophie Scholl

Originaltitel: Sophie Scholl. Die letzten Tage - Regie: Marc Rothemund - Buch: Fred Breinersdorfer - Kamera: Martin Langer - Schnitt: Hans Funck - Musik: Reinhold Heil und Johnny Klimek - Darsteller: Julia Jentsch, Fabian Hinrichs, Gerald Alexander Held, Johanna Gastdorf, André Hennicke, Florian Stetter, Johannes Suhm, Maximilian Brückner, Jörg Hube, Petra Kelling, Franz Staber, Lilli Jung u.a. - 2005; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Nachdem die Geschwister Hans und Sophie Scholl am 18. Februar beim Verteilen von regimekritischen Flugblättern in der Münchner Universität festgenommen wurden, verhört ein Gestapo-Beamter Sophie Scholl tagelang im Wittelsbacher Palais. Am 22. Februar verurteilt Roland Freisler, der eigens angereiste Präsident des Volksgerichtshofes, Sophie Scholl, ihren Bruder Hans und Christoph Probst zum Tod. Wenige Stunden später legt Sophie Scholl sich auf die Guillotine ...
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Kritik

Die Darstellung konzentriert sich ganz auf Sophie Scholl in den letzten sechs Tagen ihres Lebens. Auf Nebenhandlungen und Rückblenden wurde verzichtet. Es ist ein sensibles Porträt, das vor allem von der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin Julia Jentsch getragen wird.
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„Sophie Scholl. Die letzten Tage“ beginnt mit der Vervielfältigung des letzten Flugblatts der „Weißen Rose“ am 17. Februar 1943 und endet mit Sophie Scholls Hinrichtung am 22. Februar um 17 Uhr.

Die Geschwister Hans und Sophie Scholl (Fabian Hinrichs, Julia Jentsch) verteilen am 18. Februar Flugblätter in der Münchner Universität. Ganz zum Schluss schiebt Sophie einen Stapel über die Brüstung, sodass die Flugblätter im Lichthof hinabflattern. Das wird den beiden zum Verhängnis: Der Hausmeister erwischt sie und alarmiert die Gestapo.

Tagelang wird Sophie Scholl im Wittelsbacher Palais von Robert Mohr (Gerald Alexander Held), einem Kriminalobersekretär der Gestapo, verhört. Zunächst kämpft Sophie darum, sich und ihren Bruder wieder freizubekommen. Sie behauptet, die Flugblätter in der Universität bereits vorgefunden zu haben. Dass sie einen der Stapel in den Lichthof flattern ließ, sei einen schlechter Scherz gewesen. Ihr Bruder und sie hätten sich nie für Politik interessiert. Den leeren Koffer habe sie dabei gehabt, weil sie nach Ulm fahren und von ihrer Mutter gewaschene Wäsche mitnehmen wollte. Mohr glaubt ihr kein Wort. Als Sophie Scholl erfährt, dass ihr Bruder Hans ein Geständnis ablegte, gibt sie das Leugnen auf und steht zu der Tat: „Ich bin stolz darauf.“ Sie setzt nun alles daran, die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ nicht zu verraten, obwohl Mohr sie gezielt nach Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf fragt. Mohr hat nie am Nationalsozialismus gezweifelt. Aber die tapfere Haltung der Einundwanzigjährigen nötigt ihm Respekt ab und bringt ihn zum Nachdenken. Am 20. Februar wird aus dem Verhör eine Diskussion darüber, ob man dem staatlichen Gesetz oder dem eigenen Gewissen zu folgen habe. Sie gipfelt in Sophie Scholls Feststellung: „Nicht ich, sondern Sie haben die falsche Weltanschauung.“ Robert Mohr konnte in der Weimarer Republik nur das Schneiderhandwerk erlernen; erst die Nationalsozialisten ermöglichten ihm eine Karriere. Obwohl er Studentinnen wie Sophie Scholl um ihre Privilegierung beneidet, baut er ihr eine „goldene Brücke“ und bietet ihr an, sie im Protokoll als bloße Mitläuferin ihres Bruders Hans darzustellen. Sie soll aussagen, die Tragweite der Flugblattaktion nicht erkannt zu haben. Das lehnt Sophie Scholl kompromisslos ab.

Am 21. Februar erfährt Sophie Scholl von ihrer Mitgefangenen Else Gebel (Johanna Gastdorf), dass auch Christoph Probst (Florian Stetter) verhaftet wurde. Das bedauert sie zutiefst, denn sie weiß, dass er drei Kinder und eine kranke Frau zu Hause hat.

Am 22. Februar reist Roland Freisler (André Hennicke), der Präsident des Volksgerichtshofes, eigens nach München, um über die Angeklagten Christoph Probst , Hans und Sophie Scholl zu Gericht zu sitzen. Man beschuldigt sie des Hochverrats, der Feindbegünstigung und der Wehrkraftzersetzung. Die Gerichtsverhandlung ist eine Farce: Freisler beschimpft die Angeklagten, und weder die Staatsanwälte noch die Pflichtverteidiger ergreifen das Wort. Plötzlich geht die Tür auf: Robert Scholl (Jörg Hube), der Vater der Geschwister Scholl, drängt in den Saal, aber Freisler lässt ihn hinauswerfen. Am Ende werden Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst zum Tod verurteilt.

Erst nach der „Gerichtsverhandlung“ dürfen Hans und Sophie Scholl ihre aus Ulm angereisten Eltern kurz sehen. Zu diesem Zeitpunkt weiß Sophie Scholl bereits, dass die Hinrichtung nicht erst ein einigen Wochen, sondern noch am selben Tag stattfinden wird. Ihre größte Sorge ist, wie ihre Mutter (Petra Kelling) mit der Hinrichtung von zwei Kindern fertig wird. Das wühlt Sophie noch einmal auf, aber dann beherrscht sie sich wieder und betet.

Unmittelbar vor der Hinrichtung um 17 Uhr dürfen Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst noch zusammen eine Zigarette rauchen. Dann geht Sophie Scholl als Erste durch den Hof zur Guillotine.

Helmuth James Graf von Moltke sorgt dafür, dass das letzte Flugblatt der „Weißen Rose“ über Skandinavien nach England gelangt. Millionenfach vervielfältigt, wird es Mitte 1943 von alliierten Flugzeugen über Deutschland abgeworfen.

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Marc Rothemund und Fred Breinersdorfer erzählen nicht die Geschichte der „Weißen Rose“, sondern konzentrieren sich bei ihrer Darstellung ganz auf Sophie Scholl und die letzten sechs Tage ihres Lebens. Sie haben auch keine Biografie im Sinn und verzichten auf jede Nebenhandlung bzw. Rückblende; sogar Hans Scholl bleibt schemenhaft. Eine Untersuchung der Motive und Hintergründe der Widerstandsbewegung „Die weiße Rose“ findet nicht statt. Kernstück des kammerspielartigen Films ist das tagelange Verhör Sophie Scholls durch den Gestapo-Beamten Robert Mohr. Julia Jentsch (*1978) macht daraus durch ihre außergewöhnliche schauspielerische Leistung ein sensibles und ergreifendes Porträt: Sophie Scholl, eine selbstbewusste, religiöse, ebenso demütige wie rebellische junge Frau, die machtlos der Willkür des Staates ausgeliefert ist.

Die Rekonstruktion des Verhörs wurde erst nach dem Auffinden der entsprechenden Protokolle möglich. Die Akten waren damals nach Berlin gebracht und in das Archiv des Volksgerichtshofes aufgenommen worden. Nach dem Krieg kamen sie nach Moskau und von dort später zurück nach Deutschland, zunächst ins Zentrale Parteiarchiv des Instituts für Marxismus-Leninismus der SED und schließlich ins Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit in Dahlwitz-Hoppegarten. Weil die „Weiße Rose“ in der DDR aus ideologischen Gründen nicht zur Widerstandsbewegung gezählt wurde, blieben die Protokolle bis zur Wende unter Verschluss.

Obwohl Fred Breinersdorfers Drehbuch auf den Dokumenten basiert und gegen Ende zu nicht nur der Tag, sondern auch die Uhrzeit eingeblendet werden, haben die Filmemacher „Sophie Scholl. Die letzten Tage“ nicht als nüchterne Dokumentation, sondern als spannenden, erschütternden Thriller konzipiert. Bei Szenen wie dem Flugblattabwurf aus alliierten Flugzeugen nach Sophie Scholls Hinrichtung verdrängt die Fiktion aus Gründen der Dramaturgie die historischen Fakten.

Im Juli 2005 gab es für „Sophie Scholl. Die letzten Tage“ einen Deutschen Filmpreis („Lola“) in Silber. Außerdem wurde Julia Jentsch in der Kategorie „Beste weibliche Hauptdarstellerin“ mit einer goldenen „Lola“ ausgezeichnet, und sie erhielt im Dezember 2005 für ihre Rolle in „Sophie Scholl“ den Europäischen Filmpreis.

Unter dem Titel „Fünf letzte Tage“ hatte Percy Adlon 1982 einen ebenfalls kammerspielartigen Film aus der Sicht der Mitinhaftierten Else Gebel über Sophie Scholl gedreht.

Fünf letzte Tage (1982; 110 Minuten) – Regie: Percy Adlon – Buch: Percy Adlon – Kamera: Horst Lermer – Musik: Franz Schubert – Darsteller: Lena Stolze (Sophie Scholl), Irm Hermann (Else Gebel), Willi Spindler, Hans Hirschmüller, Philip Arp, Joachim Bernhard, Ossi Eckmüller, Hans Stadlbauer, Gert Burckhard u.a.

Zur gleichen Zeit drehte Michael Verhoeven – ebenfalls mit Lena Stolze als Sophie Scholl – einen Film über die „Weiße Rose“. Er beginnt mit Sophie Scholls Immatrikulation in München (Mai 1942) und endet mit ihrer Hinrichtung (Februar 1943).

Die Weiße Rose (1982; 120 Minuten) – Regie: Michael Verhoeven – Drehbuch: Michael Verhoeven und Mario Krebs – Kamera: Axel de Roche – Schnitt: Barbara Hennings – Musik: Konstantin Wecker – Darsteller: Lena Stolze (Sophie Scholl), Wulf Kessler (Hans Scholl), Oliver Siebert (Alexander Schmorell), Ulrich Tukur (Willi Graf), Werner Stocker (Christoph Probst), Martin Benrath (Kurt Huber), Anja Kruse (Traute Lafrenz), Ulf-Jürgen Wagner (Fritz Hartnagel), Mechthild Reinders (Gisela Schertling), Peter Kortenbach (Falk Harnack), Gerhard Friedrich (Robert Scholl), Sabine Kretzschmar (Magdalene Scholl), Heinz Keller (Werner Scholl), Susanne Seuffert (Inge Scholl), Christina Schwartz (Elisabeth Scholl), Beate Himmerlstoss (Herta Probst), Monika Madras (Clara Huber), Hans Jürgen Schatz (Studentenführer), Werner Schnitzer (Dr. Wust), Reinhold Olszewski (Gauleiter Paul Giesler) u.a.

Im Rahmen der Recherchen für den Kinofilm „Sophie Scholl. Die letzten Tage“ interviewte Ulrich Chaussy vor laufender Kamera u. a. Walter Gebel, den Neffen von Else Gebel, die mit Sophie Scholl die Gefängniszelle geteilt hatte, und Willi Mohr, den Sohn Robert Mohrs, des damaligen Kriminalobersekretärs bei der Gestapo, von dem Sophie Scholl verhört worden war. Aus diesem und anderem Material – Bilder, Dokumente, weitere Interviews – machte die Regisseurin Marieke Schroeder den siebzigminütigen Dokumentarfilm „Sophie Scholl. Allen Gewalten zum Trotz“, der am 20. Februar 2005 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Sophie Scholl (Kurzbiografie)
Die Weiße Rose
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Filme über das „Dritte Reich“

Herman Koch - Der Graben
Dass Herman Koch in seinem sati­rischen Roman "Der Graben" den Protagonisten als Ich-Erzähler auf­treten lässt, ist nicht un­pro­ble­ma­tisch, denn es handelt sich um einen Egozentriker mit wenig Empathie und vielen Vorurteilen.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.