Rotes Kornfeld
Rotes Kornfeld
Inhaltsangabe
Kritik
1929 wird Jiuer (Gong Li) in der chinesischen Provinz Shandong von Sänftenträgern zu ihrem Bräutigam Li Datou gebracht, dem doppelt so alten, leprakranken Besitzer einer Schnapsbrennerei. Kurz vor dem Dorf, in dem Li Datou auf sie wartet, werden Jiuer und die Männer auf dem Weg durch ein wildes Hirsefeld von einem Maskierten überfallen. Der Wegelagerer sammelt das Geld ein, das die Männer bei sich haben, reißt der Braut den roten Schleier herunter, und als er sieht, wie schön sie ist, zerrt er sie ins Feld, um sie dort zu vergewaltigen. Die von Yu Zhan’ao (Jiang Wen) angeführten Sänftenträger stürzen sich jedoch auf ihn und schlagen ihn tot. Dankbar blickt Jiuer ihren Retter an, als sie wieder in die Sänfte steigt.
Drei Tage nach der Hochzeit wird Jiuer von ihrem Vater abgeholt. Sie soll noch einmal kurze Zeit bei ihren Eltern verbringen, wie es die Tradition verlangt. Der Vater schimpft sie aus, weil sie sich ihren Ehemann mit einer Schere vom Leib hielt, obwohl dieser mit dem Maultier für sie bezahlt hat, auf dem sie nun reitet, während der Vater hinterherläuft. Im Hirsefeld, wo Jiuer bereits einen größeren Vorsprung vor ihrem Vater hat, wird sie erneut von einem Maskierten überfallen. Diesmal ist es Yu. Er trägt sie ins Feld, zertritt ein paar Pflanzen, und Jiuer legt sich erwartungsvoll vor ihm auf den Boden.
Im Elternhaus gerät sie erneut mit ihrem Vater in Streit und kehrt vorzeitig zu ihrem Ehemann zurück. Der wurde inzwischen ermordet. Die Witwe beschließt, die Schnapsbrennerei mit Hilfe des Vorarbeiters Luohan (Ten Rujun) und der Handlanger weiter zu betreiben. Sie fordert die Männer auf, mit ihr im Kollektiv zusammenzuarbeiten und sie nicht „Herrin“ zu nennen, sondern mit ihrem Namen anzusprechen. Das bringt Luohan jedoch nicht fertig.
Einige Zeit später kommt Yu betrunken ins Dorf und lässt sich von den Arbeitern nicht davon abhalten, zu Jiuer ins Haus zu gehen, denn er betrachtet sie seit ihrer Defloration im Kornfeld als seine Frau. Jiuer wirft ihn jedoch hinaus, verprügelt ihn mit einer Schaufel, und ihre Mitarbeiter legen Yu in einen leeren Schnapstrog.
Während er dort drei Tage lang seinen Rausch ausschläft, wird Jiuer von dem Räuber Sanpao (Ji Cunhua) entführt. Nachdem Luohan das geforderte Lösegeld bezahlt hat, kehrt Jiuer erschöpft zurück.
Yu klettert aus dem Schnapstrog. Weil er Jiuers Entführung nicht verhinderte, schämt er sich. Er läuft zu einer Metzgerei, die Sanpao gehört. Der Bandit fordert seine Kumpane auf, Yu die Zunge abzuschneiden. Da tut Yu so, als sei er noch betrunken und bereue es, die Metzgergesellen beleidigt zu haben. Auf diese Weise gelangt er in Sanpoas Nähe. Plötzlich zieht er ein Messer und bedroht ihn damit. Er will ihn töten, denn er nimmt an, Sanpoa habe Jiuer vergewaltigt. Als der Räuber jedoch beteuert, Jiuer nicht angerührt zu haben, weil er befürchtete, sich bei ihr mit Lepra anzustecken, lässt er ihn am Leben.
Während Yu fort ist, brennen Luohan und seine Männer neuen roten Schnaps. Dann holen sie Jiuer, um das Ereignis zu feiern. Yu taucht wieder auf – und uriniert aus Übermut in vier Fässer mit frischgebranntem Schnaps. Dann schaufelt er den Bottich aus. Niemand hindert ihn daran. Jiuer schaut fassungslos zu und wehrt sich auch nicht, als er sie hochhebt und ins Haus trägt, um mit ihr zu schlafen.
Nachts stellt Luohan fest, dass der rote Schnaps, in den Yu urinierte, vorzüglich geworden ist. Luohan klopft aufgeregt an die Tür des Wohngebäudes, bis Luohan öffnet. Luohan ignoriert ihn und ruft Jiuer zu, er gratuliere ihr zu der hervorragenden Qualität des neuen Schnapses. Dann verlässt er das Dorf.
Neun Jahre später: Jiuer und Yu haben einen Sohn. Er heißt Douguan. Jiuer schaut ihm beim Spielen zu. Plötzlich sieht sie Luohan am Dorfrand, aber er verschwindet sofort wieder.
Die feindliche japanische Armee dringt in die Gegend vor und zwingt die Bewohner, eine breite Schneise durch das wilde Hirsefeld zu trampeln. Einer der beiden Metzger häutet einen geschlachteten Esel, den die Japaner essen wollen. Als er damit fertig ist, befiehlt ihm ein japanischer Offizier, den gefangenen Räuber Sanpao bei lebendigem Leib zu häuten. Um Sanpao die Qual zu ersparen, ersticht der Metzger ihn – und wird daraufhin von den Japanern erschossen. Nun soll der zweite Metzgergeselle einen weiteren Gefangenen häuten. Es handelt sich um Luohan. Aus Furcht, wie sein Kollege erschossen zu werden, führt der Metzger den grausigen Auftrag aus. Dabei verliert er den Verstand. (Von Luohan heißt es, er habe als kommunistischer Partisan gegen die japanischen Invasoren gekämpft.)
Jiuer fordert Yu und die anderen Männer auf, Luohans Tod zu rächen. Nachts graben sie auf dem Weg zum Dorf ein Loch, platzieren zwei Sprengkörper darin und schaufeln alles wieder zu. Dann legen sie sich im Hirsefeld auf die Lauer.
Am nächsten Vormittag bereitet Jiuer ein großes Essen vor. Da kommt ihr Sohn Douguan gelaufen und berichtet, dass die Männer bisher vergeblich auf die Japaner gewartet haben und hungrig sind. Jiuer und eine Bedienstete gehen los, um ihnen etwas zum Essen zu bringen. Während sie noch unterwegs sind, nähert sich ein japanisches Militärfahrzeug. Die beiden Frauen werden erschossen. Die Sprengfallen funktionieren nicht, aber die Männer zünden den Schnaps in ihren Trinkschalen an und schleudern diese gegen das Fahrzeug, das daraufhin explodiert. Nur Yu und sein Sohn Douguan überleben den Anschlag.
In diesem Augenblick beginnt eine Sonnenfinsternis.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Der Film „Rotes Kornfeld“ (auch: „Das rote Kornfeld“) basiert auf dem 1987 veröffentlichten Roman „Das rote Kornfeld“ von Mo Yan (Übersetzung: Peter Weber-Schäfer, Unionsverlag 2007, 496 Seiten, ISBN 978-3293203839). Allerdings weicht die Handlung des Films an mehreren Stellen deutlich von der literarischen Vorlage ab.
Es handelt sich um ein wuchtiges Epos über das archaische Leben in einem chinesischen Dorf vor und während des „Langen Marsches“ (1934/35) und des japanischen Überfalls auf China (1937). Eine junge Frau behauptet sich in dieser von Männern beherrschten Gesellschaft – bis die Japaner alles zerstören. Erzählt wird die grausame Geschichte aus dem Off vom Enkel der beiden Hauptfiguren Jiuer und Yu Zhan’ao. Die grandiosen Bilder sind kunstvoll komponiert. Immer wieder dominiert die Farbe Rot.
Zhang Yimou, der bis dahin als Kameramann gearbeitet hatte, führte bei „Rotes Kornfeld“ zum ersten Mal selbst Regie. Er wurde dafür bei den Berliner Filmfestspielen 1988 mit dem „Goldenen Bären“ ausgezeichnet.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Zhang Yimou (Kurzbiografie)
Zhang Yimou: Judou
Zhang Yimou: Rote Laterne
Zhang Yimou: Leben!
Zhang Yimou: Hero
Zhang Yimou: House of Flying Daggers