Ostpakistan / Bangladesch


Von 1858 bis 1947 gehörte Bengalen zu Britisch-Indien. Als der Subkontinent am 14. August 1947 unabhängig wurde, entstanden der vorwiegend von Hindus bevölkerte säkulare Staat Indien und das muslimische Pakistan. Dabei setzte sich Pakistan aus zwei durch Indien getrennte Territorien zusammen: Westpakistan mit der Hauptstadt Karatschi bzw. Islamabad (ab 1958) und Ostpakistan mit dem überwiegend muslimischen Teil der früheren Provinz Bengalen.

West- und Ostpakistan hatten zwar dieselbe Religion, unterschieden sich jedoch in Sprache und Kultur. Und wie sollte es in zwei 1500 Kilometer voneinander entfernten Landesteilen eine gemeinsame nationale Identität geben? Weil die Bengalen außerdem den Eindruck hatten, dass die Zentralregierung zwar ihre Überschüsse an Jute und Reis plünderte, aber das fruchtbare Gebiet politisch und wirtschaftlich benachteiligte, forderte Scheich Mujibur Rahman (1920 – 1975), der Gründer und Führer der Awami-Liga, die Autonomie für Ostpakistan.

Die Festnahme und Anklage des Scheichs Mujibur Rahman löste Ende 1968 heftige Unruhen in Ostpakistan aus. (Er wurde vom Gericht freigesprochen.)

Die Awami-Liga ging in Ostpakistan als klarer Sieger aus den ersten pakistanischen Parlamentswahlen im Dezember 1970 hervor. Staatspräsident Muhammad Yahya Khan verzögerte deshalb die Konstitution der Nationalversammlung und erklärte schließlich die Wahl für ungültig. Die Awami-Liga wurde verboten.

Im März 1971 proklamierte Mujibur Rahman die Unabhängigkeit Ostpakistans und rief in Dhaka zum Widerstand gegen die Zentralregierung auf. Die

pakistanische Armee marschierte daraufhin in Ostpakistan ein. Monatelang dauerten die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den regulären Soldaten und den Guerillakämpfern in Ostpakistan. Dabei sollen drei Millionen Menschen getötet worden sein. Unterstützt von Indien, setzte sich die Aufstandsbewegung durch, und im Dezember 1971 wurde Ostpakistan zum unabhängigen Staat Bangladesch. Die meisten anderen Staaten erkannten Bangladesch in den folgenden Monaten an. (Von Pakistan wurde Bangladesch erst im Februar 1974 anerkannt.)

Mujibur Rahman übernahm 1972 das Amt des Regierungschefs in Bangladesch. Am 15. August 1975 wurden er und seine Familie bei einem Militärputsch getötet. Fünfzehn Jahre lang folgte ein Staatsstreich dem anderen, bis das Land ab 1990 zur Ruhe kam.

Tahmima Anam veranschaulicht die Unruhen 1971 in Ostpakistan in ihrem Roman „Zeit der Verheißungen“.

© Dieter Wunderlich 2010

Tahmima Anam: Zeit der Verheißungen

Jorge Semprún - Was für ein schöner Sonntag!
1979 denkt Jorge Semprún über seine Zeit im KZ Buchenwald und sein politisches Engagement in den vergangenen Jahrzehnten nach. Dabei bilden sich Assoziationsketten von verschachtelten Erinnerungen, Wiederholungen und Variationen.
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