Lord Elgin und der Zweite Opiumkrieg

Zweiter Opiumkrieg

Obwohl China als Folge des Ersten Opiumkriegs (1839 – 1842) nicht mehr berechtigt war, englische Schiffe zu durchsuchen, enterten chinesische Beamte am 8. Oktober 1856 die in Hongkong registrierte, unter britischer Flagge fahrende „Lorcha Arrow“ und nahmen ein Dutzend Besatzungsmitglieder wegen Schmuggels fest. Dieser Vorfall löste den Zweiten Opiumkrieg aus, und Frankreich beteiligte sich daran.

Die englisch-indisch-französischen Truppen unter dem Befehl des Admirals Sir Michael Seymour eroberten 1857 Kanton und im Jahr darauf die Dagu-Festungen am Peiho Fluss. Dann, am 26./27. Juni 1858, beendete der Vertrag von Tianjin die Kriegshandlungen. China sollte (nach Fuzhou, Kanton, Ningbo, Shanghai, Xiamen) zusätzliche Häfen (Dengzhou, Hankou, Jiujiang, Kaohsiung, Nanjing, Kiungchow, Niuchuang, Shantou, Tanshui, Zhenjiang) für den Handel mit den Vertragspartnern (Großbritannien, Frankreich, Russland, USA) öffnen, zögerte jedoch die Ratifizierung des aufgezwungenen Abkommens hinaus, und als Kaiser Xianfeng 1859 keine westlichen Vertretungen in der geschlossenen Stadt Peking zuließ, wurde der Zweite Opiumkrieg fortgesetzt.

Ein Angriff der alliierten Seestreitkräfte gegen die Festungen zum Schutz der Pei-Ho-Mündung scheiterte im Juni 1859, aber im August 1860 eroberten sie unter dem Kommando von General Sir James Hope Grant (1808 – 1875) die Festungen von Dagu. Als 20 der 30 festgenommenen Mitglieder einer britisch-französischen Delegation in Peking gefoltert und hingerichtet wurden, nahm ein britisch-französisches Expeditionsheer die chinesische Hauptstadt ein. Der britische Sonderkommissar James Bruce, 8. Earl of Elgin und 12. Earl of Kincardine, ließ im Oktober 1860 den Alten Sommerpalast verwüsten, ein Meisterwerk der Architektur und Gartenkunst. Charles-Guillaume-Marie-Apollinaire-Antoine Cousin-Montauban, comte de Palikao (1796 – 1878), der Oberkommandierende der französischen Truppen, weigerte sich allerdings, an dem Zerstörungswerk mitzuwirken. Außer Wertsachen und Kunstschätzen raubten die Eroberer fünf Hunde einer dem kaiserlichen Hof vorbehaltenen Rasse, von denen bis heute alle europäischen Pekinesen abstammen.

Am 18. Oktober 1860 sah sich Prinz Gong gezwungen, den um die sogenannte Pekinger Konvention erweiterten Vertrag von Tianjin im Namen des kranken, in die Mandschurei geflohenen Kaisers Xianfeng zu ratifizieren. Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA erhielten damit das Recht, diplomatische Vertretungen in Peking zu eröffnen. Der Opiumimport wurde legalisiert und die christliche Mission uneingeschränkt erlaubt. Außerdem verpflichtete sich China zur Zahlung von Reparationen an Großbritannien und Frankreich.

Lord Elgin

James Bruce, der spätere 8. Earl of Elgin und 12. Earl of Kincardine, wurde am 20. Juli 1811 in London als Sohn des Archäologen Thomas Bruce, 7. Earl of Elgin, und dessen zweiter Ehefrau Elizabeth geboren. Nach dem Schulbesuch in Eton studierte er bis 1835 an der Oxford University.

Am 22. April 1841 heiratete er Elizabeth Mary, eine Tochter von C. L. Cumming Bruce. Drei Monate später ließ er sich ins Unterhaus wählen. Lord Elgin starb am 14. November 1841. Weil James‘ aus der ersten Ehe des Vaters stammender Halbbruder George 1840 unverheiratet und kinderlos gestorben war, erbte er den Adelstitel und wechselte damit nolens volens ins Oberhaus.

1842 wurde James Bruce, 8. Earl of Elgin und 12. Earl of Kincardine, Gouverneur von Jamaika. Lady Elgin, die dort bald nach der Ankunft die Tochter Elma geboren hatte, starb im Sommer 1843.

Am 7. November 1846 heirateten Lord Elgin und Lady Mary Louisa Lambton, eine Tochter des Ersten Earl of Durham. Das Ehepaar reiste Anfang 1847 nach Kanada, wo Lord Elgin das Amt des Generalgouverneurs antrat und die frühe Entwicklung des Landes prägte.

1857, nach dem Beginn des Zweiten Opiumkriegs, kam Lord Elgin als Sonderkommissar nach China.

Im Januar 1861 übernahm Lord Elgin das Amt des Vizekönigs von Indien. Er starb am 20. November 1863 in Dharmshala.

Stephan Thome machte aus Lord Elgin eine der Hauptfiguren seines vor dem Hintergrund des Taiping-Aufstands (1851 – 1864) und des Zweiten Opiumkrieges (1856 – 1860) in China spielenden Romans „Gott der Barbaren“.

© Dieter Wunderlich 2018

Stephan Thome: Gott der Barbaren

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.