Albert Camus

Albert Camus wurde am 7. November 1913 in Mondovi bei Constantine in Algerien geboren, und zwar als Sohn einer Spanierin und eines Landarbeiters, dessen Vater aus dem Elsass stammte. Als er ein Jahr alt war, fiel sein Vater im Ersten Weltkrieg. Daraufhin zog die Mutter mit dem Kleinkind und ihrem älteren Sohn Lucien zu ihrer ebenfalls verwitweten Mutter nach Algier, wo sie in einer Fabrik und später als Putzfrau arbeitete. Ein Lehrer verschaffte Albert Camus durch ein Stipendium die Möglichkeit, mit zehn Jahren aufs Gymnasium zu wechseln.

Nach der Genesung von einer Tuberkuloseerkrankung (1932) studierte Albert Camus in Algier Philosophie. 1934 heiratete er die zwei Jahre jüngere Simone Hié, doch als er während einer gemeinsamen Reise 1936 merkte, dass sie sich prostituierte, um sich Morphium zu beschaffen, trennte er sich von ihr.

Mitte der Dreißigerjahre gründete er eine Schauspielertruppe, und er arbeitete als Zeitungsreporter, bis er wegen seiner kritischen Artikel gegen die Unterdrückung der arabischen Bevölkerung in Schwierigkeiten geriet und deshalb Algerien verließ. (Häufig liest man, Albert Camus sei ausgewiesen worden, aber das stimmt nicht.) Von da an lebte er zumeist in Paris, anfangs auf Kosten seiner zweiten Ehefrau, der Pianistin und Mathematiklehrerin Francine Faure aus Oran.

Im Zweiten Weltkrieg engagierte sich Albert Camus in der Résistance. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erzielte er 1942/43 mit der Erzählung „Der Fremde“ und dem Essay „Der Mythos von Sisyphos“.

Albert Camus glaubte nicht an Gott. Er leugnete alles Transzendente und hielt unser Dasein für bedeutungslos. Zwischen der Sinnlosigkeit des Lebens und dem Bedürfnis des Menschen, einen Sinn darin zu finden, existiert Albert Camus zufolge ein unauflöslicher Widerspruch. Der Mensch dürfe jedoch nicht resignieren – so Albert Camus –, sondern er müsse wie Sisyphos sein Los auf sich nehmen und ungeachtet der Absurdität des Daseins gegen Gewalt und Despotismus kämpfen. Statt humanen Werten gegenüber indifferent zu sein, gelte es, sich solidarisch verhalten.

Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie […]
Wenn ich mich frage, weswegen diese Frage dringlicher als irgendeine andere ist, dann antworte ich: der Handlungen wegen, zu denen sie verpflichtet […] Ob die Erde sich um die Sonne dreht oder die Sonne um die Erde – das ist im Grunde gleichgültig […] Dagegen sehe ich viele Leute sterben, weil sie das Leben nicht für lebenswert halten. Andere wieder lassen sich paradoxerweise für die Ideen und Illusionen umbringen, die ihnen einen Grund zum Leben bedeuten […] Also schließe ich, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens die dringlichste aller Fragen ist. (Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1959, Seite 9)

Albert Camus und Jean-Paul Sartre lernten sich 1944 kennen, aber die Beziehung zerbrach in einer heftigen Auseinandersetzung über den Essay „L’homme révolté“ (1951; Der Mensch in der Revolte, 1953).

1957 erhielt Albert Camus den Nobelpreis für Literatur.

Am 4. Januar 1960 kam er durch einen Verkehrsunfall bei Villeblevin ums Leben.

Albert Camus: Bibliografie (Auswahl)

  • Licht und Schatten (1937)
  • Hochzeit des Lichts (1938 – 1947)
  • Der Fremde (1942; verfilmt von Luchino Visconti mit Marcello Mastroianni)
  • Der Mythos von Sisyphos (1943)
  • Das Missverständnis (Uraufführung: 1944)
  • Caligula (Manuskript: 1938; Uraufführung: 1945)
  • Briefe an einen deutschen Freund (1945)
  • Die Pest (1947)
  • Der Belagerungszustand (Uraufführung: 1948)
  • Die Gerechten (Uraufführung: 1949)
  • Der Mensch in der Revolte (1951)
  • Heimkehr nach Tipasa (1954)
  • Der Sommer (1954)
  • Der Fall (1956)
  • Das Exil und das Reich (Erzählungen, 1957)
  • Die Besessenen (Uraufführung: 1959)
  • Der erste Mensch (1994)

Literatur über Albert Camus:

  • Herbert R. Lottman: Camus. Das Bild eines Schriftstellers und seiner Epoche
    (München 1988)
  • Brigitte Sändig: Albert Camus (Reinbek 2000)
  • Asa Schillinger-Kind: Albert Camus zur Einführung (Hamburg 1999)
  • Olivier Todd: Albert Camus. Ein Leben (Reinbek 1999)

© Dieter Wunderlich 2006

Albert Camus: Der Fremde
Albert Camus: Der erste Mensch

Thomas Bernhard - Holzfällen
Thomas Bernhard schmäht die Gesellschaft, indem er seine Selbstverachtung auf die anderen projiziert. Dabei wiederholt und variiert er seine Themen unaufhörlich, wie in einem Musikstück, etwa dem "Bolero". Trotz der Hoffnungslosigkeit wirkt der kunstvolle Roman "Holzfällen" nicht düster, sondern eher tragikomisch.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.