My Week with Marilyn

My Week with Marilyn

My Week with Marilyn

My Week with Marilyn – Originaltitel: My Week with Marilyn – Regie: Simon Curtis – Drehbuch: Adrian Hodges, nach den Büchern "The Prince, the Showgirl and Me. The Colin Clark Diaries" und "My Week with Marilyn" von Colin Clark – Kamera: Ben Smithard – Schnitt: Adam Recht – Musik: Conrad Pope – Darsteller: Michelle Williams, Kenneth Branagh, Eddie Redmayne, Emma Watson, Judi Dench, Julia Ormond, Derek Jacobi, Zoë Wanamaker, Dougray Scott u.a. – 2011; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Laurence Olivier dreht mit Marilyn Monroe in der weiblichen Hauptrolle die Komödie "The Prince and the Showgirl". Der legendäre Bühnendarsteller und die umjubelte Sexbombe kommen von Anfang an nicht miteinander klar. Marilyn Monroe gibt sich zwar in der Öffentlichkeit glamourös, tatsächlich wird sie jedoch von Selbstzweifeln gepeinigt. In ihrer Not vertraut sie sich dem 23-jährigen Colin Clark an, der als dritter Regieassistent zur Crew gehört ...
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Kritik

Es handele sich um eine wahre Geschichte, heißt es im Vorspann des Films "My Week with Marilyn", aber sie wirkt eher wie ein Wunschtraum Colin Clarks, aus dessen Perspektive sie erzählt wird.
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Sehr zum Missfallen des Kunsthistorikers Kenneth McKenzie Clark, Baron Clark, (Pip Torrens) bewirbt sich dessen jüngerer Sohn Colin Clark (Eddie Redmayne) 1956 bei der Filmgesellschaft, mit der Sir Laurence Olivier (Kenneth Branagh) in den Pinewood Studios in Iver Heath/Buckinghamshire die Komödie „The Sleeping Prince“ von Terence Rattigan verfilmen will. Der berühmte Theater- und Filmschauspieler wird Regie führen und die Rolle des Großherzogs Karl, des Prinzregenten von Karpathien, übernehmen. Für die weibliche Hauptrolle ist die Amerikanerin Marilyn Monroe (Michelle Williams) vorgesehen.

Obwohl es im Büro der Filmgesellschaft heißt, es gebe keine offenen Jobs, wartet der 23-jährige Eton- und Oxford-Absolvent Colin Clark dort, bis Laurence Olivier und seine Ehefrau Vivien Leigh (Julia Ormond) auftauchen. Der hochnäsige Schauspieler beachtet ihn nicht, aber Vivien Leigh erinnert sich daran, dass er dem jungen Mann vor einiger Zeit bei einer Abendgesellschaft einen Job versprach und setzt sich für Colin ein. Er wird daraufhin als dritter Regieassistent engagiert und nimmt sich ein Zimmer in einem einfachen Pub am Ort.

Einer seiner ersten Aufträge lautet, ein Haus für Marilyn Monroe und ihren frisch angetrauten Ehemann Arthur Miller (Dougray Scott) zu mieten. Es gefällt Laurence Olivier, dass der Regieassistent aus eigenem Entschluss zwei Häuser mietet, um die Paparazzi zu täuschen.

Umdrängt von Reportern steigt Marilyn Monroe aus dem Flugzeug. Begleitet wird sie nicht nur von Arthur Miller, sondern auch von ihrer Schauspiellehrerin Paula Strasberg (Zoë Wanamaker) und Milton Greene (Dominic Cooper), dem Mitinhaber der Filmgesellschaft „Marilyn Monroe Productions“. In der Pressekonferenz nach der Ankunft wird sie auf das Gerücht angesprochen, beim Schlafen nur drei Tropfen Chanel No. 5 zu tragen, und sie antwortet: „Jetzt, wo ich in England bin, schlafe ich in Yardley English Lavender.“

Am ersten Drehtag lässt Marilyn Monroe die Crew stundenlang warten, bis sie mit Paula Strasberg am Set erscheint. Und dann hat sie auch noch ihren Text vergessen. Laurence Olivier reagiert ungehalten. Er will auch nicht hinnehmen, dass Marilyn Monroe sich statt von ihm, dem Regisseur, ausschließlich von Paula Strasberg beraten lässt. Aber Dame Sybil Thorndike (Judi Dench), die in „The Prince and the Showgirl“ die Königinwitwe spielt, versucht die von Selbstzweifeln zerfressene junge Kollegin aufzubauen und verteidigt sie gegenüber Laurence Olivier.

Der beherrscht sich nur mit Mühe, denn Marilyn Monroe verspätet sich auch an den nächsten Drehtagen und versteht oft nicht, auf was es ihm bei einer Szene ankommt.

Colin verliebt sich währenddessen in die Garderobiere Lucy (Emma Watson) und geht mit ihr aus. Die beiden verabreden sich für das nächste Wochenende, aber Colin versetzt Lucy, denn Marilyn verlangt nach ihm. Sie las in Aufzeichnungen ihres Mannes, dass er enttäuscht von ihr sei. Inzwischen ist er in die USA zurückgekehrt. Marilyn fühlt sich deshalb nicht in der Lage weiterzuarbeiten. Sie bleibt in dem für sie gemieteten Landhaus und bittet telefonisch darum, dass Colin ihr Gesellschaft leistet. Er fährt zu ihr, und sie reden stundenlang miteinander. Die verunsicherte Schauspielerin vertraut ihm, denn sie spürt, dass er im Konflikt mit dem Regisseur auf ihrer Seite steht.

Milton Greene, der selbst vor einigen Jahren eine kurze Affäre mit Marilyn Monroe hatte, warnt Colin davor, dass sie ihm das Herz brechen werde. Da kommt ihr Chauffeur Roger Smith (Philip Jackson) angefahren und fordert Colin zum Einsteigen auf. Im Fond, unter einer Decke versteckt, kauert Marilyn. Statt zu drehen, fährt sie mit Colin aufs Land und geht mit ihm spazieren. An einem Seeufer zieht sie sich unbekümmert aus, geht nackt ins Wasser und amüsiert sich über Colins Verklemmtheit.

Nachts soll Colin erneut zu Marilyn ins Haus kommen. Sie hat sich in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen und offenbar zu viele Tabletten geschluckt. Colin holt eine Leiter und klettert durchs Fenster. Sie ist kaum bei Besinnung. Er legt sich zu ihr aufs Bett. Ein paar Stunden später wacht sie schreiend auf, klagt über Leibschmerzen und befürchtet, ihr ungeborenes Kind zu verlieren. Ein Arzt untersucht sie und gibt ihr eine Beruhigungsspritze. Ob sie wirklich schwanger ist oder war, erfährt Colin nicht.

Danach einigen sich Marilyn und Colin darauf, ihre freundschaftliche Beziehung nicht fortzusetzen.

Am letzten Drehtag versucht Colin, Lucy zurückzugewinnen und gesteht ihr, dass Marilyn sein Herz gebrochen habe.

Zur Verblüffung des Wirts und der Gäste erscheint Marilyn Monroe vor ihrer Abreise in dem Pub, in dem Colin wohnt, um sich von ihm mit einem Kuss zu verabschieden.

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1956 verfilmte Laurence Olivier (Sir Laurence Kerr Olivier, Baron Olivier of Brighton, 1907 – 1989) die Komödie „The Sleeping Prince“ von Terence Rattigan (1911 – 1977). Der legendäre Film- und Theaterschauspieler beteiligte sich an der Produktion, führte Regie und übernahm die männliche Hauptrolle in „The Prince and the Showgirl“ („Der Prinz und die Tänzerin“).

Der Prinz und die Tänzerin – Originaltitel: The Prince and the Showgirl – Regie: Laurence Olivier – Drehbuch: Terence Rattigan, nach seinem Theaterstück „The Sleeping Prince“ – Kamera: Jack Cardiff – Schnitt: Jack Harris – Musik: Richard Addinsell – Darsteller: Marilyn Monroe, Sir Laurence Olivier, Dame Sybil Thorndike, Richard Wattis, Jeremy Spenser, Esmond Knight, Paul Hardwick, Rosamund Greenwood, Aubrey Dexter, Maxine Audley u.a. – 1957; 115 Minuten

Dass er sich Marilyn Monroe als Filmpartnerin ausgesucht hatte, bereute Laurence Olivier, denn die von Selbstzweifeln zerfressene amerikanische Filmschauspielerin war notorisch unzuverlässig. Umgekehrt empfand Marilyn Monroe, die am 9. Juli mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Arthur Miller angereist war, den Regisseur als hochnäsig und herablassend: „Er wollte freundlich sein, kam mir aber vor wie einer, der gerade ein Elendsviertel besuchte.“ (zit. W. J. Weatherby: Conversations with Marilyn, New York 1976, S. 84) Nach einer Woche Proben begannen am 7. August die Dreharbeiten. Sie dauerten bis November.

Den Unterlagen von Warner Bros. zufolge hatte Marilyn 55 Tage gearbeitet, Olivier nur zwölf mehr. Doch die Gerüchte aus diesem und den folgenden Jahren sollten den Eindruck einer verantwortungslosen, drogensüchtigen Schauspielerin erwecken, mit der kaum noch zu arbeiten war. The Prince and the Showgirl dementiert dieses Urteil, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Kosten des Films unter den Vorgaben der Kalkulation blieben und dass nur zwei Tage lang Szenen nachgedreht werden mussten. (Donald Spoto: Marilyn Monroe, S. 369)

Beobachtet wurden Marilyn Monroe und Laurence Olivier von Colin Clark (1932 – 2002), dem jüngeren Sohn des Kunsthistorikers Kenneth McKenzie Clark, Baron Clark (1903 – 1983), der darüber später zwei Bücher schrieb: „The Prince, the Showgirl and Me. The Colin Clark Diaries“ (1995) und „My Week with Marilyn“ (2000; „Meine Woche mit Marilyn. Eine wahre Geschichte“, Übersetzung: Bernadette Ott, Schirmer-Mosel-Verlag, München 2012, 224 Seiten, ISBN 978-3-8296-0599-1). In den vor 2011 veröffentlichten Biografien über Marilyn Monroe wird Colin Clark nicht erwähnt, und es gibt keine Bestätigung, dass seine Darstellung einigermaßen der Wahrheit entspricht. Glaubwürdig ist die Geschichte nicht. Ein ebenso unerfahrener wie unbedeutender Mitarbeiter auf dem Set, mit dem Marilyn Monroe vertrauensvoll kuschelt und nackt in einem See schwimmt? Ein dritter Regieassistent, also ein besserer Laufbursche, bei dem Sir Laurence Olivier sich am Ende eigens mit Handschlag für das Geleistete bedankt? Wie Colin Clark sich als jugendlichen Helden darstellt, könnte ein Wunschtraum sein.

Abgesehen davon wäre der Konflikt zwischen dem blasierten Engländer Sir Laurence Olivier und der unter prekären Verhältnissen aufgewachsenen Amerikanerin Marilyn Monroe, zwischen der Erfolg gewohnten Theaterlegende und der umjubelten Sexbombe Stoff für einen guten Plot, zumal Marilyn Monroe auch noch von einem inneren Gegensatz zerrissen wird, dem zwischen ihrem glamourösen Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit und der Privatperson, der es an Selbstvertrauen mangelt. Adrian Hodges (Drehbuch) und Simon Curtis (Regie) haben daraus allerdings kaum mehr als unterhaltsames, bunt bebildertes Wohlfühl-Kino gemacht.

Michelle Williams ist in Posen zu sehen, die wir von Marilyn Monroe kennen. Sie imitiert auch Gesangsnummern. Aber das sind letztlich Klischees, die mehr mit der Stilisierung der Filmikone als mit Marilyns Persönlichkeit zu tun haben. Der Charakter wird in anderen Szenen von „My Week with Marilyn“ angedeutet, etwa wenn die Filmfigur sich naiv über die Schönheit der Natur freut, mit Laurence Oliviers Regieanweisungen nichts anzufangen weiß oder nach der Einnahme zu vieler Tabletten ohnmächtig im Bett liegt. Ein Psychogramm entsteht daraus in „My Week with Marilyn“ aber nur ansatzweise.

Michelle Williams und Kenneth Branagh wurden für ihre Rollen in „My Week with Marilyn“ für einen „Oscar“ in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin bzw. Bester Nebendarsteller nominiert.

Synchronsprecher in „My Week With Marilyn“: Schaukje Könning (Marilyn Monroe), Konrad Bösherz (Colin Clark), Martin Umbach (Laurence Olivier), Gisela Fritsch (Sybil Thorndike), Gabrielle Pietermann (Lucy), Beate Gerlach (Paula Strasberg), Matti Klemm (Arthur Miller), Robin Kahnmeyer (Milton Greene), Christin Marquitan (Vivien Leigh), Rainer Gerlach (Owen Morshead) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Marilyn Monroe (Kurzbiografie)
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.