Unforgettable. Im Augenblick des Todes

Unforgettable. Im Augenblick des Todes

Unforgettable. Im Augenblick des Todes

Unforgettable. Im Augenblick des Todes – Originaltitel: Unforgettable – Regie: John Dahl – Drehbuch: Bill Geddie – Kamera: Jeffrey Jur – Schnitt: Eric L. Beason, Scott Chestnut – Musik: Christopher Young – Darsteller: Ray Liotta, Linda Fiorentino, Peter Coyote, Christopher McDonald, David Paymer, Duncan Fraser, Caroline Elliott, Colleen Rennison, Kim Cattrall, Stellina Rusich, Kim Coates, Suzy Joachim, Garwin Sanford, Jenafor Ryane u.a. – 1996; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Der Gerichtsmediziner David Krane sucht nach dem Mörder seiner Frau. Als er davon hört, dass es der Neurobiologin Martha Briggs gelungen ist, Gedächtnisinhalte durch den Austausch von Spinalflüssigkeit von einer Ratte auf eine andere zu übertragen, sieht er eine neue Möglichkeit, den Mörder zu erkennen. David verschafft sich Spinalflüssigkeit seiner toten Frau und raubt die von Martha entwickelte Substanz. Das Gemisch injiziert er sich – und erlebt, wie Mary gewürgt wird ...
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Kritik

"Unforgettable. Im Augenblick des Todes" ist ein spannender, rasant erzählter Psychothriller von John Dahl. Um ihn genießen zu können, muss man darüber hinwegsehen, dass das zentrale Plotelement abstrus ist.
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Dr. David Krane (Ray Liotta) arbeitet als Gerichtsmediziner in Seattle. Seine Ehefrau Mary (Stellina Rusich), eine Staatsanwältin, wurde vor einem Jahr in ihrem Haus ermordet. Weil David mit 2,5 Promille Alkohol im Blut in der Nähe des Hauses am Boden lag und sich an den Abend nicht erinnern kann, geriet er unter Mordverdacht. Staatsanwalt Stewart Gleick (Christopher McDonald) vertrat die Anklage. Allerdings musste David freigesprochen werden, weil man ihm aufgrund von Ermittlungsfehlern nichts nachweisen konnte.

Dass Mary in der fünften Woche schwanger war, stellte sich erst bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung heraus.

David bedauert zutiefst, dass es wegen seiner Alkoholkrankheit zwischen ihm und seiner Frau immer wieder zu Streitigkeiten gekommen war und ihm das Gericht das Sorgerecht für seine beiden kleinen Töchter Cara und Lindy (Caroline Elliott, Colleen Rennison) entzog. Sie wachsen nun bei Marys Schwester Kelly (Kim Cattrall) auf. David darf sie nur einmal pro Woche sehen.

Als er und sein Kollege Curtis Avery (David Paymer) zu einem Drugstore gerufen werden, in dem die Kunststudentin Donna Berman (Jenafor Ryane) und drei Männer erschossen wurden, entdeckt er ein Streichholzbriefchen, das in der gleichen Weise aufgebogen ist, wie ein anderes, das neben Marys Leiche am Boden lag. Deshalb nimmt David an, dass der Mörder seiner Frau auch hier zuschlug. Er weist Detective Don Bresler (Peter Coyote), der die Ermittlungen leitet, darauf hin.

Am Abend besucht David mit seiner Freundin Sheila Wills (Suzy Joachim) zusammen einen Vortrag der Neurobiologin Dr. Martha Briggs (Linda Fiorentino). Sie arbeitet an einem Verfahren, mit dem Gedächtnisinhalte von einer Ratte auf eine andere übertragen werden können. David bittet die Wissenschaftlerin um einen Termin am nächsten Morgen.

Martha führt ihm ihr Experiment vor: Sie steckt eine Katze und eine Ratte zusammen in ein Labyrinth. Weil die Ratte das Labyrinth nicht kennt, landet sie im toten Gang und kann wegen der Katze nicht mehr zurück. Nachdem Martha die beiden Tiere getrennt hat, injiziert sie der Ratte ein Präparat mit etwas Spinalflüssigkeit einer anderen Ratte, die sich die Wege im Labyrinth eingeprägt hat. Beim nächsten Durchgang findet die unerfahrene Ratte sofort das Mauseloch, durch das sie sich vor der Katze in Sicherheit bringen kann.

Die Methode funktioniert. Aber einige der Versuchstiere seien an Herzversagen gestorben, berichtet Martha. Dennoch will David sich als menschlicher Proband zur Verfügung stellen. Erschrocken lehnt Martha es ab, mit ihm zu experimentieren. Die Risiken und Nebenwirkungen sind noch viel zu groß.

Aus der Asservatenkammer des gerichtsmedizinischen Instituts entwendet David Gehirnflüssigkeit seiner toten Frau. In der Nacht bricht er in Marthas Labor ein und raubt ein Fläschchen mit der von ihr entwickelten Substanz. Nachdem er sich ein Gemisch der beiden Flüssigkeiten injiziert hat, erlebt er, wie seine Frau von einem Mann gewürgt wird und leblos am Boden liegen bleibt. Er fühlt die Atemnot, als wäre er Mary. Den Angreifer kann er allerdings nicht erkennen.

Durch die von Martha entwickelte Methode ist er in der Lage, sich die in der Spinalflüssigkeit selbst von Toten gespeicherten Erinnerungen zu eigen zu machen.

Am nächsten Tag stiehlt David Spinalflüssigkeit von Donna Berman aus der Asservatenkammer. Im Selbstversuch erlebt er, wie sie im Drugstore von einem Mann erschossen wird, den er deutlich sehen kann. Er lässt ein Phantombild anfertigen. Im Polizei-Computer wird es einem Kriminellen namens Eddie Dutton (Kim Coates) zugeordnet. Diesen Namen spielt er Don Bresler zu: Das sei der Raubmörder aus dem Drugstore.

Martha kommt aufgebracht zu ihm. Sie hat den Diebstahl in ihrem Labor entdeckt und verdächtigt David als Täter. Er gibt sofort zu, das Fläschchen gestohlen zu haben und berichtet ihr aufgeregt, dass die Methode auch beim Menschen hervorragend funktioniere. Trotz ihrer Bedenken erliegt sie der Versuchung, mit dem Experiment weiterzumachen. Nach einer medizinischen Untersuchung weist sie David allerdings darauf hin, dass er bereits sein Herz geschädigt habe.

David sucht nach Eddie Dutton. Als er ihn findet, schießt der Verbrecher auf ihn und rennt fort. David verfolgt ihn, so schnell es sein angegriffener Gesundheitszustand erlaubt. Dutton flüchtet in eine Kirche und nimmt dort ein Kind als Geisel. Polizei trifft ein. Don Bresler erschießt Eddie Dutton.

Nach diesem Vorfall wird David durch seinen Vorgesetzten Michael Stratton (Duncan Fraser) vom Dienst suspendiert. Trotzdem betritt er noch einmal den Untersuchungsraum, in dem Duttons Leiche auf dem Seziertisch liegt, und es gelingt ihm, unbemerkt etwas Spinalflüssigkeit abzusaugen.

Martha lässt David nicht mehr aus den Augen. Doch während sie schläft, schleicht er sich davon und setzt sich eine neue Spritze. Nun erlebt er aus Duttons Sicht, wie dieser Mary überfiel und würgte. Dabei erkennt er, dass Mary nach dem Überfall zwar am Boden lag, aber noch lebte. Dutton war nicht der Mörder!

Über seinen Kollegen Curtis Avery findet David heraus, dass Mary nicht von ihm, sondern von einem anderen Mann schwanger war. Aufgewühlt sucht er Kelly auf. Sie weiß nur, dass ihre Schwester eine Affäre mit einem Polizisten hatte und diese kurz vor ihrem Tod beenden wollte. Den Namen des Mannes kennt sie nicht.

David bricht zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht.

Marthas Labor geht in Flammen auf. Offenbar handelt es sich um Brandstiftung.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Stewart Gleick besucht David in der Klinik. Er hat seine Meinung über den Gerichtsmediziner geändert. Nun will er ihm helfen, den Mörder seiner Frau zu finden. Er weist David darauf hin, dass sich ein Detective namens Joseph Bodner (Garwin Sanford) an dem Tag, an dem Mary ermordet wurde, in suizidaler Absicht in den Kopf schoss und seither im Koma liegt. War Joseph Bodner Marys Liebhaber?

Da hält David es nicht länger im Krankenbett aus. Er verlässt unbemerkt die Klinik und fährt zum St. Paul’s Hospital, wo Bodner liegt. Dort nimmt er dem Komapatienten Spinalflüssigkeit ab.

Weil Martha befürchtet, dass David keine weitere Injektion überleben würde, will sie dieses Mal den Selbstversuch durchführen. Zur Dokumentation schaltet sie ein Bandgerät ein. David bereitet alles weitere vor und fesselt sie mit Klebeband an einen Stuhl, zu ihrem eigenen Schutz, wie er sagt. Aber dann setzt er sich die Spritze selbst.

Er sieht Joseph Bodner mit Mary. Sie will die Affäre beenden. Er vertraut ihr an, dass Don Bresler, mit dem zusammen er Streife fährt, korrupt ist und ihn immer wieder zu Verbrechen anstiftet. Eddie Dutton arbeitet Bresler als Spitzel zu. Beispielsweise verriet er ihm einmal Ort und Zeit eines Drogengeschäftes. Die beiden Detectives stellten die Männer. Als Bresler plötzlich das Feuer eröffnete, blieb Bodner nichts anderes übrig, als ebenfalls zu schießen. Keiner der Gangster überlebte. So konnte Bresler Geld und Drogen an sich nehmen. – Mary rät nun Bodner, sich zu stellen und vor Gericht als Kronzeuge aufzutreten. Als Bresler das herausfindet, schießt er Bodner in den Kopf und täuscht einen Suizid vor. Danach beauftragt er Dutton, die Staatsanwältin Mary Krane als Mitwisserin auszuschalten. Als er hinkommt, stellt er fest, dass sie noch atmet. Da tötet er die Wehrlose mit einem Schürhaken.

Während David das nacherlebt und Martha befürchtet, dass er stirbt, betritt Bresler das Haus. Er sieht die Spritze und begreift, was vor sich geht. Ohne weiteres gibt er zu, den Sprengkörper im Labor gelegt und Mary ermordet zu haben. Statt Martha zu befreien, legt er Feuer. David kommt zu sich und stürzt sich auf Bresler. Der geht zu Boden. In diesem Augenblick trifft Kelly mit ihren Nichten Cara und Lindy vor dem brennenden Haus ein. David reißt Martha die Klebebänder ab und rettet sich mit ihr ins Freie. Dann kehrt er trotz der Flammen zurück, um Bresler und das Tonbandgerät herauszuholen. Der Mörder seiner Frau soll vor ein Gericht gestellt werden.

In einem Krankenhausbett schlägt David die Augen wieder auf. Martha ist bei ihm.

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„Unforgettable. Im Augenblick des Todes“ ist ein Psychothriller, in dem es weniger um die Aufklärung eines Verbrechens geht (Whodunit), als um den Schmerz eines Mannes, dessen Frau ermordet wurde und der es zutiefst bedauert, die Ehe durch die Auswirkungen seiner Alkoholkrankheit belastet zu haben. Nun kann er Mary nicht mehr um Verzeihung bitten. Umso besessener versucht er, den Mörder aufzuspüren und schreckt dabei vor gefährlichen medizinischen Selbstversuchen nicht zurück.

Auf ethische Fragen im Zusammenhang mit Tier- und Menschenversuchen gehen Bill Geddie (Drehbuch) und John Dahl (Regie) in „Unforgettable. Im Augenblick des Todes“ allerdings nicht ein. Stattdessen kommt es ihnen auf spannende Unterhaltung an. Action-Szenen, grelle Effekte und rasche Schnitte sorgen für Dynamik. Am Ende erklingt der Song „Unfortgettable“ von Nat King Cole.

Es gibt begeisterte Kritiken über „Unforgettable. Im Augenblick des Todes“, zum Beispiel von Fritz Göttler in der Süddeutschen Zeitung vom 9. August 1997. Er spricht von einem großen Film und einem Höhepunkt der Kunst. Diesen Enthusiasmus teile ich nicht. Am meisten stört mich das zentrale Element des Plots, das neurobiologische Experiment. Dass sich durch die Injektion von Spinalflüssigkeit anderer Menschen, auch toter, deren Gedächtnisinhalte in Form von intensiven Erlebnissen nachvollziehen lassen, ist nicht einmal eine Utopie, sondern völliger Quatsch.

Für den Film „Unforgettable. Im Augenblick des Todes“ fand sich in Deutschland kein Verleih. Er wurde 1996 bei der Berlinale erstmals gezeigt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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