Fellinis Stadt der Frauen

Fellinis Stadt der Frauen

Fellinis Stadt der Frauen

Fellinis Stadt der Frauen - Originaltitel: La città delle donne - Regie: Federico Fellini - Drehbuch: Federico Fellini und Bernadino Zapponi - Kamera: Giuseppe Rotunno - Musik: Luis Enriquez Bacalov - Darsteller: Marcello Mastroianni, Anna Prucnal, Bernice Stegers, Ettore Manni, Donatella Damiani, Jole Silvani, Fiammetta Baralla, Hélène Calzarelli, Isabelle Canto da Maya, Catherine Carrel, Stéphane Emilfork u.a. - 1979; 133 Minuten

Inhaltsangabe

Als Snàporaz wieder einmal einer Schönen nachsteigt, verirrt er sich in ein Hotel, in dem gerade militante Feministinnen tagen. Von ihnen bedroht und gejagt, flüchtet er sich in die Burg eines alternden Don Juans, der anlässlich seiner 10 000. Eroberung ein Fest feiert.
mehr erfahren

Kritik

Mit ungezügelter Fabulierlust karikiert Federico Fellini typische Ängste, Vorurteile und Fantasien von Männern. "Fellinis Stadt der Frauen" ist ein von skurrilen Ideen überbordender, surrealer Bilderbogen.
mehr erfahren

Snàporaz (Marcello Mastroianni) ist während einer Bahnfahrt eingenickt. Als er nach einer Tunnelfahrt die Augen öffnet, fällt sein Blick auf eine attraktive, elegante Dame (Bernice Stegers), die ihm gegenüber Platz genommen hat. Verstohlen mustert er sie. Als sie zur Toilette geht, folgt er ihr und versucht in dem engen Raum, Sex mit ihr zu haben. Da hält er Zug, die Unbekannte erklärt, sie müsse hier aussteigen, verlässt den Waggon aber auf der falschen Seite und geht querfeldein. Snàporaz folgt ihr lüstern in den Wald, lässt sich jedoch von ihr übertölpeln und verliert ihre Spur.

Schließlich kommt er zu einem Hotel („Miramare“), in dem sich militante Feministinnen versammelt haben. In Reden, Gruppenübungen, Diavorführungen, Film- und Theateraufführungen protestieren die Frauen gegen ihre Unterdrückung; einige fordern ein gesetzliches Verbot der Penetration, rufen zur Kastration der Männer auf und treten für das Recht auf Masturbation ein. Eine Gastsprecherin aus den USA führt ihre sechs Ehemänner auf der Bühne vor. Auch die Schöne aus dem Zug ist da – und hetzt ihre Geschlechtsgenossinnen gegen den alternden Weiberhelden Snàporaz auf. Der versucht, zu fliehen, aber es gelingt ihm nicht. In einer Sporthalle, zu der ihn zwei der Feministinnen mit dem Aufzug bringen, übt eine Frauengruppe an einer lebensgroßen Puppe den gezielten Tritt in die männlichen Genitalien. Snàporaz, den sie dazu gebracht haben, Rollschuhe anzuschnallen, stürzt eine Treppe hinunter. „Scheiß Weiber!“, schreit er zurück.

Eine ältere, offenbar aus Osteuropa stammende Heizerin (Jole Silvani) nimmt sich seiner an und verspricht, ihn mit dem Motorrad zum Bahnhof zu bringen. Aber sie hält bei einem Gewächshaus, holt ihre üppige rechte Brust hervor und fordert ihn auf, auch das Fell ihrer „Katze“ anzufassen. Während sie an dem Verzweifelten herumzerrt, taucht eine zeternde Greisin auf: ihre Mutter. Die prügelt auf ihre fliehende Tochter ein, beschimpft sie als Hure und trägt zwischendurch einer jungen Frau auf, Snàporaz zum Bahnhof zu bringen.

Das Mädchen geht mit ihm durch ein Maisfeld zu einem Cabriolet, in dem schon vier ihrer Freundinnen warten. Lachend und singend brechen sie auf. Unterwegs schließen sich noch weitere Autos mit ausgelassenen jungen Frauen an. Es wird bereits dunkel. Als eines der Mädchen mit einer Pistole auf ein Flugzeug im Landeanflug zielt, springt Snàporaz aus dem Wagen und läuft allein weiter. Sie verfolgen ihn mit ihren Autos bis zum Waldrand.

Eine Alarmanlage heult. Dr. Santino Cazzonius (Ettore Manni), der Besitzer einer seltsamen Festung, lässt drei Doggen los und feuert aus seinem Gewehr ein paar Warnschüsse ab. Als er jedoch merkt, dass es sich nicht um „Lesben“, sondern um einen anderen Mann handelt, bietet er Snàporaz Zuflucht. Während Cazzonius sich für die Feier anlässlich seiner 10 000. Eroberung umzieht, sieht sein Besucher sich in der Fotogalerie des Erotomanen um und schaltet per Knopfdruck die zu den Bildern gehörenden Tonaufnahmen ein. In einer Ecke begegnet Snàporaz unversehens seiner Ehefrau Elena (Anna Prucnal), die aus irgendwelchen Gründen auch zu dem Fest eingeladen wurde. Sie wirft ihm vor, er habe sie vernachlässigt.

Cazzonius bläst die 10 000 Kerzen einer riesigen Torte aus. Dann wirft er Münzen und Perlen auf den Boden, damit eine stehende junge Frau sie mit ihrer Vagina aufsaugen und wieder fallen lassen kann.

Eine weibliche Polizeitruppe erschießt einen der Wachhunde, verschafft sich Zugang und weist auf die in fünfzehn Minuten beginnende Sperrstunde hin.

Während draußen ein Sturm tobt, geht Snàporaz in sein Zimmer und schlüpft in ein bereitgelegtes Nachthemd. Als Elena Liebe mit ihm machen möchte, wehrt er müde ab: „Bei diesem Wetter?!“ Schließlich kriecht er unter das Bett – und taucht auf der anderen Seite in einer überdimensionalen Vulva auf, die zur Dekoration einer Zirkus- oder Jahrmarktsdekoration gehört. Während er in einer unendlich langen Rutschbahn dahingleitet, verlöschen die Lichter. Er landet in einem Laufstall für Kinder und wird von einem Frauengremium verhört. An einer Strickleiter klettert er nach oben, steigt in die Gondel eines Ballons und fliegt davon. Aber eine Feministin schießt den Ballon mit einer Maschinenpistole ab.

Da erwacht er jäh im Eisenbahnabteil. Von seiner Frau Elena, die ihm gegenüber sitzt, erfährt Snàporaz, dass er zwei Stunden geschlafen hat. Die attraktive, elegante Dame vom Beginn seines Albtraums kommt herein und setzt sich. Gleich darauf nehmen noch zwei weitere Feministinnen in dem Abteil Platz. Der Zug fährt, wie zu Beginn des Films, in einen Tunnel.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Militante Feministinnen liefen Sturm gegen das Zerrbild ihrer Anschauungen in „Fellinis Stadt der Frauen“. Aber Federico Fellini hatte wohl gar nicht die Absicht, sich ernsthaft mit der Frauenbewegung auseinanderzusetzen. Ihm kam es stattdessen darauf an, typische Ängste, Vorurteile und Fantasien von Männern zu karikieren. „Fellinis Stadt der Frauen“ ist ein von skurrilen Ideen überbordender, surrealer Bilderbogen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002/2003

Federico Fellini (kurze Biografie / Filmografie)

Federico Fellini: La Strada
Federico Fellini: Das süße Leben
Federico Fellini:
Federico Fellini: Julia und die Geister
Federico Fellini: Fellins Roma
Federico Fellini: Amarcord
Federico Fellini: Ginger und Fred

Friedrich Ani - All die unbewohnten Zimmer
Wer einen Thriller erwartet, wird von "All die unbewohnten Zimmer" enttäuscht sein, denn Friedrich Ani legt wenig Wert auf Action und Suspense. Stattdessen lässt er sich viel Zeit, ebenso schräge wie psychisch kaputte Romanfiguren zu beobachten, die vom Leben in der heutigen Welt überfordert und an den eigenen Erwartungen gescheitert sind.
All die unbewohnten Zimmer