Romy

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Romy

Originaltitel: Romy – Regie: Torsten C. Fischer – Drehbuch: Benedikt Röskau – Kamera: Holly Fink – Schnitt: Benjamin Hembus – Darsteller: Jessica Schwarz, Thomas Kretschmann, Heinz Hoenig, Maresa Hörbiger, Joachim Paul Assböck, Sandro Lohmann, Nadja Bobyleva, Erni Mangold, Guillaume Delorme, Holger Handtke, Karlheinz Hackl, Johannes Thanheiser, Alicia von Rittberg u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Romy Schneider, die bei ihren Großeltern und im Internat aufgewachsene Tochter eines berühmten Schauspieler-Ehepaars, wird Mitte der 50er-Jahre durch die Titelrolle in drei "Sissi"-Filmen populär. Weil sie nicht als "süßes Mädel" abgestempelt werden möchte, strebt sie nach Charakterrollen. Sie zieht nach Paris, lebt dort mit Alain Delon zusammen, spielt in französischer Sprache Theater und entwickelt sich zu einer hervorragenden, von Reportern verfolgten Schauspielerin. Doch ihre Ehen scheitern, und ihr Sohn verunglückt mit 14 tödlich ...
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Kritik

Durch Pseudo-Dokumentaraufnahmen hat Torsten C. Fischer in "Romy" den Eindruck der Authentizität verstärkt. Obwohl die Episoden knapp, faktenorientiert und unsentimental sind, macht es der Film nachvollziehbar, wie verzweifelt Romy Schneider ungeachtet ihrer Schönheit und ihres Erfolgs war.
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Romy Schneider (Kurzbiografie)

Romy (Stella Kunkat / Alicia von Rittberg / Jessica Schwarz), die Tochter des seit 1945 geschiedenen österreichischen Schauspieler-Ehepaars Magda Schneider (Maresa Hörbiger) und Wolf Albach-Retty (Karlheinz Hackl), lebt von 1949 bis 1953 im Internat Goldenstein in Elsbethen, einem Vorort von Salzburg. Sie leidet darunter, dass ihr Vater sie kein einziges Mal besucht.

Im Sommer 1953 spielt Magda Schneider – die inzwischen mit dem Gastronomen Hans Herbert Blatzheim (Heinz Hoenig) verheiratet ist – in München in dem Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“. Als Filmtochter der Hauptdarstellerin, schlägt jemand vor, könne man doch gleich ihre leibliche Tochter engagieren. Rosemarie („Romy“) Albach fährt mit dem Zug nach München und erhält aufgrund der Probeaufnahmen die Rolle. Unter dem Künstlernamen „Romy Schneider“ wird sie bekannt.

1955 dreht Ernst Marischka (Luis Lamprecht) mit der sechzehnjährigen Romy Schneider und dem zehn Jahre älteren Karlheinz Böhm den Unterhaltungsfilm „Sissi. Mädchenjahre einer Kaiserin“ über Elisabeth von Österreich. „Sissi, die junge Kaiserin“ und „Sissi. Schicksalsjahre einer Kaiserin“ folgten 1956 und 1957. Die außergewöhnlich erfolgreiche Trilogie verschafft Romy Schneider nicht nur sehr viel Popularität, sondern auch das Image eines „süßen Mädels“. Deshalb weigert sie sich trotz einer Millionengage, die Sissi ein viertes Mal zu spielen. Stattdessen strebt sie anspruchsvolle Charakterrollen an.

Während der Dreharbeiten zu einer Neuverfilmung von Arthur Schnitzlers „Liebelei“ verliebt sich Romy Schneider 1958 in den drei Jahre älteren französischen Filmschauspieler Alain Delon (Guillaume Delorme). Sie folgt ihm nach Paris und lebt dort mit ihm zusammen.

Durch Alain Delon lernt Romy Schneider den italienischen Regisseur Luchino Visconti (Alberto Di Stasio) kennen, der ihr eine Hauptrolle in dem Theaterstück „Schade, dass du eine Hure bist“ anbietet. Trotz ihrer Angst vor dem Versagen sagt sie zu. Die französischsprachige Premiere im Théâtre de Paris am 29. März 1961 ist ein voller Erfolg. Bei der anschließenden Feier erklärt Alain Delon ihr, dass er niemandem gehöre und küsst demonstrativ eine andere Frau (Inga Birkenfeld).

Als Romy Schneider 1963 von Dreharbeiten mit ihrem Vater Wolf Albach-Retty nach Paris zurückkommt, findet sie die Wohnung leer vor, denn Alain Delon reiste mit der Schauspielerin Nathalie Bathélemy nach Mexiko. Romy Schneider schneidet sich die Pulsadern auf, wird aber noch rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht.

Als Hans Herbert Blatzheim am 1. April 1965 im Europa Center in Berlin das Restaurant „Haus der Nationen“ eröffnet, verschafft ihm seine Stieftochter durch ihre Anwesenheit die gewünschte Publicity. Dabei lernt sie den vierzehn Jahre älteren, mit der Schauspielerin Anneliese Römer verheirateten Berliner Boulevard-Regisseur und -Schauspieler Harald Haubenstock alias Harry Meyen (Thomas Kretschmann) kennen. Sie werden ein Paar und heiraten nach seiner Scheidung am 15. Juli 1966. Am 3. Dezember wird Romy in Berlin von einem Sohn entbunden, den sie David nennt.

Erst allmählich merkt sie, dass Harry Meyen unter schweren Depressionen leidet und von Tabletten abhängig ist. Berufliche Misserfolge verschlimmern seinen Zustand. Der Halbjude wirft seiner Schwiegermutter vor, mit den Nationalsozialisten sympathisiert zu haben. Magda Schneider beteuert, sie habe fünf Einladungen Hitlers abgelehnt, aber ihn einmal auf dem Obersalzberg besuchen müssen.

Wolf Albach-Retty stirbt am 21. Februar 1967. Bei seiner Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof klettern Reporter über den Zaun, um Romy Schneider am Grab ihres Vaters fotografieren zu können.

Romy Schneider und Alain Delon stehen 1968 noch einmal in „Der Swimmingpool“ zusammen vor der Kamera.

Magda Schneider ist entsetzt, als ihre Tochter auf dem Titelbild des „Stern“ vom 6. Juni 1971 unter den Frauen zu sehen ist, die demonstrativ bekennen: „Wir haben abgetrieben.“ Romy Schneider erklärt ihrer Mutter, sie strebe nach einer Rolle in einem anspruchsvollen Film. Vergeblich versucht sie, die Hauptrolle in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ zu bekommen.

1973 trennt Romy Schneider sich von ihrem Mann und zieht mit David von Berlin nach Paris. Harry Meyen weist darauf hin, dass Romy Schneider zu Beginn ihrer Ehe nahezu kein Geld mehr besaß und verlangt deshalb die Hälfte ihres derzeitigen Vermögens. Tatsächlich hatte der im Mai 1968 verstorbene Hans Herbert Blatzheim auch die Ersparnisse seiner Stieftochter durch fehlgeschlagene Investitionen vernichtet. Mit der Drohung, ihr wegen Alkohol- und Drogenabhängigkeit das Sorgerecht für David entziehen zu lassen, bringt Harry Meyen Romy Schneider dazu, in seine finanziellen Forderungen einzuwilligen. Im Juni 1975 erfolgt die Scheidung. (Harry Meyen erhängt sich am 15. April 1979 in Hamburg.)

Um doch noch eine Hauptrolle in einer Böll-Verfilmung spielen zu können, erwirbt Romy Schneider die Filmrechte an „Gruppenbild mit Dame“. Dass Heinrich Böll (Hermann Beyer) zwar am Drehbuch mitarbeitete, sich dann jedoch vom Projekt zurückzog und nicht zu den Dreharbeiten kommt, frustriert Romy Schneider. Sie schreibt ihm einen verzweifelten Brief, den sie allerdings nicht abschickt.

Am 18. Dezember 1975 heiratet Romy Schneider den neun Jahre jüngeren Daniel Biasini, der im Vorjahr als ihr Privatsekretär anfing. Am 21. Juli 1977 wird sie von ihrer Tochter Sarah entbunden.

Das Scheitern auch dieser Ehe versucht Romy Schneider mit Alkohol und Tabletten zu verdrängen. Im Februar 1981 trennen sie und Daniel Biasini sich. Der vierzehnjährige David besteht darauf, bei seinem Stiefvater zu bleiben, obwohl er seine Mutter damit sehr verstört.

Im Mai 1981 muss ihr wegen eines Tumors die rechte Niere entfernt werden. Reporter belagern das Krankenhaus. Einer von ihnen (Philippe Jacq) besticht die junge Krankenschwester Anne-Catherine (Nadja Bobyleva), ihm Aufnahmen von Romy Schneider durchs geöffnete Fenster zu ermöglichen, und weil dies nicht möglich ist, selbst mit einer Minikamera Bilder von der schlafenden Patientin zu machen. Beim Verlassen des Krankenhauses duckt Romy Schneider sich wegen der Pressemeute im Auto.

Am 5. Juli 1981 verunglückt David beim Überklettern eines Eisengitters und erliegt seinen Verletzungen im Krankenhaus, bevor Romy Schneider eintrifft.

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Das Schicksal, die Radikalität ihres Lebensweges sind einzigartig. Sie bricht mit dem 50er-Jahre-Mief der eigenen Familie, verlässt ihre Heimat, verzichtet später für das Sorgerecht ihres Kindes auf ihr halbes Vermögen, überhaupt steht sie mit allem für Aufbruch und Modernität in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Sie hat diesen Kampf für sich noch vor der Studentenbewegung geführt. Es gehörte doch ungeheuerer Mut dazu, sich auf der Titelseite eines Magazins zur Abtreibung zu bekennen und als kaum Erwachsene auf eine Millionengage zu verzichten mit der Weigerung, Sissi IV zu spielen. Ich habe einmal mit Götz George gesprochen, der in Romy Schneiders erstem Film auch seine erste Filmrolle hatte. Und George betonte, wie unglaublich und einzigartig es sei, dass sie im Ausland in einer ihr völlig fremden Sprache Theater spielte, dann Filme drehte und so erfolgreich wurde. (Torsten C. Fischer in einem Interview mit Christopher Keil, Süddeutsche Zeitung, 11. November 2009)

Benedikt Röskau (Drehbuch) und Torsten C. Fischer (Regie) beginnen ihren Film über Romy Schneider mit Szenen aus dem Krankenhaus, in dem ihr im Mai 1981 eine Niere entfernt werden musste. Dann durcheilen sie bedeutsame Stationen ihres Lebens und enden mit dem Tod ihres vierzehnjährigen Sohnes am 5. Juli 1981. Obwohl die Episoden knapp, faktenorientiert und unsentimental sind, macht es der Film „Romy“ nachvollziehbar, wie verzweifelt diese hier von Jessica Schwarz gespielte Frau ungeachtet ihrer Schönheit und ihres Erfolgs war.

Den Eindruck der Authentizität hat Torsten C. Fischer in „Romy“ durch Pseudo-Dokumentaraufnahmen verstärkt: Diese Sequenzen sind zwar erst während der Dreharbeiten entstanden, sehen aber so aus, als stammten sie aus privaten Schmalfilmen. Dafür sorgen außer Grobkörnigkeit und mitunter Schwarz-Weiß-Bildern Verwacklungen, hastige Schwenks und Zooms.

Romy bot die Gelegenheit zu filmischen Reflexionen über das eigene Berufsfeld. Das Genre des Biopics schätze ich wenig. Meistens verkrampft es unter der Last der zu erzählenden Lebensstationen […] Wir haben uns sehr um einen eigenen Look bemüht, allein die Materialvielfalt, mit der wir gearbeitet haben, sollte die Tatsache, dass es sich bei Romy Schneider eben vor allem um unser aller Projektionen auf sie handelt, reflektieren. (Torsten C. Fischer, a. a. O.)

„Romy“ wurde am 11. November 2009 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt (Erstes Programm). 5,25 Millionen Menschen sollen sich den Film angeschaut haben (Marktanteil: 16,7 Prozent).

Das Projekt eines mit Yvonne Catterfield in der Titelrolle geplanten Kinofilms (Regie: Josef Rusnak) über Romy Schneider hatte man im Sommer 2009 abgesagt oder zumindest verschoben.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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