Heavenly Creatures

Heavenly Creatures

Heavenly Creatures

Originaltitel: Heavenly Creatures – Regie: Peter Jackson – Drehbuch: Peter Jackson und Frances Walsh – Kamera: Alun Bollinger – Schnitt: James Selkirk – Musik: Peter Dasent – Darsteller: Melanie Lynskey, Kate Winslet, Sarah Peirse, Simon O'Connor, Diana Kent, Clive Merrison, Gilbert Goldie, Peter Elliot, Jed Brophy, Geoffrey Heath u.a. - 1994; 105 Minuten

Inhaltsangabe

1952 befreunden sich in der neuseeländischen Kleinstadt Christchurch zwei 14-jährige, fantasiebegabte Außenseiterinnen: Juliet Hulme und Pauline Yvonne Parker Rieper. Immer stärker verwischen sich für sie die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung. Auch die "Intensität ihrer Freundschaft" macht den Eltern Sorgen. Als das Ehepaar Hulme 1954 die Scheidung einreicht, Juliet zu Verwandten nach Südafrika soll und Pauline ihre Freundin nicht begleiten darf, kommt es zur Katastrophe.
mehr erfahren

Kritik

Trotz der grauenhaften Tat, über die aus der kindlichen Perspektive der Hauptfiguren erzählt wird, handelt es sich bei "Heavenly Creatures" nicht nur um eine spannende, mitreißende Mordballade, sondern auch um ein außergewöhnlich poetisches Werk.
mehr erfahren

1952 wird die vierzehnjährige Juliet Hulme (Kate Winslet) in die Mädchen-Highschool der neuseeländischen Kleinstadt Christchurch aufgenommen. Durch ihre vorlauten Antworten während des Unterrichts bringt die arrogante Engländerin, die mit ihren vornehmen Eltern Dr. Henry und Hilda Hulme (Clive Merrison, Diana Kent) bereits auf den Bahamas und an anderen Orten der Erde war, die Lehrerinnen gegen sich auf, und unter ihren Mitschülerinnen gilt sie von Anfang an als Außenseiterin – wie Pauline Yvonne Parker Rieper (Melanie Lynskey), die in sich gekehrte, mürrische Tochter eines Fischhändlers, deren Eltern Herbert Rieper und Honorah Parker Rieper (Simon O’Connor, Sarah Peirse) aus finanziellen Gründen Zimmer an Studenten vermieten müssen, obwohl sie kaum genug Platz für die sechsköpfige Familie haben.

Juliet und Pauline werden enge Freundinnen.

Zu Weihnachten bekommt Pauline ein Tagebuch geschenkt. Darin hält sie vom 1. Januar 1953 an fest, was sie mit Juliet gemeinsam erlebt. Sie errichten dem Tenor Mario Lanza und einigen männlichen Filmstars einen Altar. Nachdem sie im Kino den Film „Der dritte Mann“ gesehen haben, bilden sie sich ein, sie würden von Orson Welles verfolgt und finden das schaurig schön. Um dem Einerlei der Alltagswelt zu entfliehen, basteln sie aus Plastilin Figuren und erträumen sich ein mittelalterliches Königreich, indem sie Charles und Deborah sind. Mit überbordender Fantasie denken sie sich aus, dass sie zweimal im Jahr die „vierte Welt“ betreten dürfen, bei der es sich um ein Paradies handelt, in dem riesige Schmetterlinge herumflattern und Einhörner friedlich am stillen Seeufer stehen. Juliet und Pauline halten sich für Genies und sind überzeugt, dass sie als Schriftstellerinnen in Hollywood große Karrieren vor sich haben.

Kurz nachdem Juliet erfahren hat, dass ihre Eltern vorhaben, für vier Monate ohne ihre Tochter nach England zurückzukehren, spuckt sie bei einem Hustenanfall während des Unterrichts Blut. Vor der Abreise bringen Henry und Hilda Hulme ihre Tochter deshalb in ein Lungensanatorium. Juliet und Pauline schreiben sich täglich Briefe, in denen sie die Rollen von Charles und Deborah übernehmen. Sobald Juliet Besuch empfangen darf, bringt Pauline ihre Mutter dazu, mit ihr hinzufahren.

Pauline lässt sich von dem Musikstudenten John (Jed Brophy), einem der Untermieter ihrer Eltern, verführen. Als ihr Vater sie zusammen im Bett erwischt, muss John noch in der Nacht das Haus verlassen. Aber Pauline besucht ihn heimlich und lässt sich von ihm deflorieren. Erst als Juliet aus dem Sanatorium kommt, beendet Pauline die Affäre mit John.

Die „Intensität der Freundschaft“ der beiden Mädchen macht den Eltern zunehmend Sorgen. Henry Hulme sucht Honorah Parker Rieper auf und schlägt ihr vor, mit Pauline Yvonne den Arzt Dr. Bennett (Gilbert Goldie) zu konsultieren. Der hält Pauline für lesbisch. Daraufhin beginnt die entsetzte Mutter, die Kontakte der beiden engen Freundinnen einzuschränken.

Anfang 1954 haben Paulines schulische Leistungen deutlich nachgelassen. Nach einem heftigen Streit mit ihrer Mutter bricht Pauline die Schule ab und versucht sich vorübergehend als Schreibkraft.

Um sich das Geld für eine Reise nach Amerika zu beschaffen, fangen Juliet und Pauline an, ihre Eltern zu bestehlen.

Ihre Fantasiewelten werden aggressiver. Sie stellen sich vor, wie Personen, die ihnen in die Quere kommen, in dem mittelalterlichen Königreich umgebracht werden.

Henry und Hilda Hulme nehmen Bill Perry (Peter Elliott) im Haus auf, einen Mann, den Hilda in ihrem Eheberatungsinstitut kennen gelernt hat. Am 23. April 1954 ertappt Juliet ihre Mutter mit Bill Perry im Bett und erfährt, dass ihre Eltern sich scheiden lassen wollen. Ihr kürzlich als Collegelehrer entlassener Vater beabsichtigt, sich in England eine neue Stelle zu suchen, und Juliet soll zu einer Verwandten in Südafrika.

Pauline will sich unter keinen Umständen von Juliet trennen, aber ihre Mutter erlaubt ihr nicht, nach Südafrika zu reisen. Daraufhin redet Pauline nicht mehr mit ihren Eltern. Um es den Mädchen leichter zu machen, darf Pauline am 11. Juni für die letzten drei Wochen vor Juliets Abreise zu den Hulmes ziehen. Pauline steigert sich immer mehr in den Hass gegen ihre Mutter hinein, die sie nicht mit nach Südafrika reisen lässt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am 22. Juni unternehmen die beiden Freundinnen mit Honorah Parker Rieper einen Ausflug in den „Victoria Park“. Wie verabredet, bringt Juliet in ihrer Handtasche einen Ziegelstein mit. Damit erschlagen sie Paulines Mutter, als diese sich bückt.

Dann rennen sie verstört schreiend zu Juliets Mutter.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Das Filmdrama „Heavenly Creatures“ basiert auf einem authentischen Kriminalfall: Während der Dreharbeiten outete sich die erfolgreiche englische Schriftstellerin Anne Perry als Juliet Hulme und bekannte sich in einem Interview zu ihrer Vergangenheit.

Während des Vorspanns von „Heavenly Creatures“ sehen wir idyllische Aufnahmen der neuseeländischen Kleinstadt Christchurch. Dann rennen zwei blutverschmierte Mädchen in Panik auf einem Waldweg, ohne auf die Zweige zu achten, die ihnen ins Gesicht schlagen. „Mutter, Mutter!“, schreien sie, „es ist etwas Furchtbares passiert!“ Erst am Ende des von da an chronologisch erzählten Films werden wir erfahren, was die Mädchen soeben getan haben.

Peter Jackson und seine Ehefrau Frances Walsh, die zusammen das Drehbuch schrieben, leuchten in Abgründe, die sich hinter bürgerlichen Fassaden auftun. Sie veranschaulichen, wie die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasie zusammenbrechen und aus psychischen Verletzungen mörderische Wut entstehen kann. Peter Jackson und Frances Walsh schildern die Ereignisse einfühlsam, ohne sie zu werten, aus der kindlichen Perspektive der beiden Hauptfiguren. Aus der Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung entstehen unterschwellig Ironie und schwarzer Humor.

Trotz der grauenhaften Tat, um die es in „Heavenly Creatures“ geht, handelt es sich nicht nur um eine spannende, mitreißende Mordballade, sondern auch um ein außergewöhnlich poetisches Werk. Die ambitionierte Kameraführung und die sorgfältig durchdachte Farbregie tragen dazu maßgeblich bei. Die Kamera fährt einige Male aus großer Höhe herab, und wenn die Mädchen durch den Wald rennen, simuliert die Kamera ihre Augen: Dann schlagen Zweige mit ihren Blättern gegen das Objektiv. Bei der Veranschaulichung der Fantasiewelten setzt Peter Jackson eindrucksvolle Spezialeffekte ein.

Melanie Lynskey stand in „Heavenly Creatures“ erstmals vor der Kamera, und für Kate Winslet war es die erste Hauptrolle. Das Drehbuch von Peter Jackson und Frances Walsh wurde für einen „Oscar“ nominiert. Und bei den Filmfestspielen in Venedig gab es für „Heavenly Creatures“ einen „Silbernen Löwen“.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

Peter Jackson: The Frighteners
Peter Jackson: Der Herr der Ringe
Peter Jackson: King Kong

John Irving - In einer Person
Die sexuelle Orientierung der bzw. des Einzelnen droht durch gesellschaftliche Normen und Konventionen geprägt zu werden. John Irving plädiert für Freiheit und Toleranz. Leider wälzt er das Thema in seinem Roman "In einer Person" auf 720 Seiten aus und wiederholt sich dabei viel zu häufig.
In einer Person