Lola Montez


1805: Eliza Oliver wird als jüngstes der vier unehelichen Kinder des Verwaltungsbeamten Charles Silver Oliver und seiner Geliebten Mary Green geboren. Im selben Jahr heiratet Charles Oliver eine andere Frau.

1817: Bei seinem Tod hinterlässt Charles Silver Oliver, der inzwischen mit seiner Ehefrau sieben weitere Kinder zeugte, den illegitimen Kindern je 500 Pfund Sterling.

Dezember 1818: Der aus Schottland stammende britische Offizier Edward Gilbert kommt mit seiner Militäreinheit in die westirische Grafschaft Cork.

1819: Edward Gilbert begegnet der vierzehnjährigen Eliza Oliver, die – wie ihre beiden Schwestern als Gehilfin einer Putzmacherin in Cork arbeitet.

29. April 1820: Edward Gilbert und Eliza Oliver heiraten in der Christ Church in Cork. Gleich darauf beginnt für das Paar ein Leben mit vielen Umzügen, weil die britischen Armeeangehörigen häufig versetzt werden, damit sie sich nicht mit der Bevölkerung fraternisieren.

17. Februar 1821: Eliza Gilbert bringt in Grange, einem Dorf im Nordwesten Irlands, eine Tochter zur Welt – Elizabeth (»Eliza«) Rosanna Gilbert –, die später unter dem Namen Lola Montez bekannt wird.

14. März 1823: Nach sechs Dienstjahren bei der britischen Armee wird der sechsundzwanzigjährige Fähnrich Edward Gilbert nach Indien abkommandiert und geht mit seiner acht Jahre jüngeren Frau und seiner zweijährigen Tochter in der englischen Hafenstadt Gravesend an Bord eines Schiffes.

Sommer 1823: Die Familie trifft in Kalkutta ein. Gilberts Regiment ist weiter aufwärts am Ganges, in der Garnison Dinapore bei Patna, stationiert. Während der Reise erkrankt Gilbert an Cholera.

22. September 1823: Edward Gilbert wird in der Garnison Dinapor als Neuzugang und zugleich als Todesfall eingetragen.

Oktober 1823: Das Regiment versteigert die Habseligkeiten des Verstorbenen und bezahlt der Witwe den Erlös zusammen mit einer Hinterbliebenen-Abfindung aus.

November 1823: Weil das Geld nicht für eine Rückreise nach Großbritannien reicht, fährt Eliza Gilbert mit ihrer Tochter nach Kalkutta zurück. Auf der Reise oder in Kalkutta lernt sie Leutnant Patrick Craigie kennen, einen aus Montrose im Osten Schottlands stammenden Vierundzwanzigjährigen, der seit fünf Jahren bei der Britischen Ostindienkompanie in Indien Dienst tut.

16. August 1824: Patrick Craigie und Eliza Gilbert heiraten.

26. Dezember 1826: Bevor sich Leutnant Patrick Craigie mit seiner Frau zu seinem neuen Einsatzort in Meerut bei Delhi begibt, schickt er seine fünf Jahre alte Stieftochter zu seinem Vater nach Schottland und bittet Oberstleutnant William Innes, der mit seiner Ehefrau und seiner erwachsenen Tochter ebenfalls an Bord der »Malcolm« geht, während der Seereise auf das Mädchen aufzupassen.

19. Mai 1827: Die »Malcolm« läuft in Blackwall ein. Eliza wird von Verwandten ihres Stiefvaters abgeholt und zu ihren Großeltern Patrick und Mary Craigie nach Montrose gebracht.

1830: Elizas Stiefvater wird zum Hauptmann befördert.

Ende 1831: Catherine, eine Schwester von Elizas Stiefvater, zieht mit ihrem Ehemann William Rae von Montrose nach Monkwearmouth in der nordenglischen Grafschaft Durham, um dort ein Internat einzurichten. Sie nehmen Eliza mit.

14. September 1832: Catherine Rae bringt Eliza nach Reading zu Sir Jasper Nicolls, einen britischen Generalmajor, der im Frühjahr 1831 aus Indien zurückkam und von Patrick Craigie gebeten worden war, für eine gute Schulbildung von Eliza Gilbert zu sorgen.

Sir Jasper meldet die Elfjährige an der Aldridge Academy in Bath an, wo Eliza Gilbert mit rund fünfzehn weiteren Internatsschülerinnen unterrichtet wird. (Sir Jasper schätzt Patrick Craigie, hält allerdings weder etwas von dessen Ehefrau noch von deren Tochter.)

2. November 1836: Eliza Craigie geht in Kalkutta an Bord des Dampfers »Orient«, um ihre Tochter aus England zu holen, die bald sechzehn wird und damit ins heiratsfähige Alter kommt.

An Bord des Schiffes freundet sich Eliza Craigie mit dem neunundzwanzigjährigen irischen Leutnant Thomas James an, der zu einem Genesungsurlaub nach Hause reist.

Mai 1837: Eliza Craigie sieht ihre Tochter in Bath erstmals seit zehneinhalb Jahren wieder. Sie hat in Indien einen Bräutigam für sie ausgesucht. Um wen es sich handelt, wissen wir nicht. Möglicherweise ist es der vierundsechzigjährige Generalmajor Sir James Rutherford Lumley oder einer seiner beiden unverheirateten Söhne. Jedenfalls will sich Eliza Gilbert der von ihrer Mutter angestrebten Eheschließung entziehen und vertraut sich Leutnant James an, dem Verehrer ihrer Mutter, der inzwischen ebenfalls nach Bath gekommen ist.

Eliza Gilbert brennt mit dem dreizehn Jahre älteren Offizier nach Irland durch.

23. Juli 1837: Die beiden werden in Rathbeggan bei Dublin von Reverend John James, einem älteren Bruder des Bräutigams, getraut. Das Paar mietet eine Wohnung in Dublin.

Sommer 1837: Thomas James hält sich mit seiner Ehefrau einige Zeit bei seinem verwitweten Vater auf dem Familiensitz Ballycrystal am Mount Leinster in Südirland auf.

18. September 1838: Thomas James muss zurück nach Indien. Er schifft sich mit Eliza in Liverpool an Bord der »Bland« ein.

25. Januar 1839: Die »Bland« legt im Diamond Harbor unterhalb von Kalkutta an. Von dort reisen sie weiter nach Karnal nördlich von Delhi, wo Leutnant James sich zum Dienst zurückmeldet.

Frühjahrr 1839: Eliza verlässt ihren Ehemann und sucht Zuflucht bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in Kalkutta.

5. August 1839: Thomas James nimmt Urlaub und reist nach Kalkutta, um zusammen mit Major Craigie Elizas Rückkehr nach Großbritannien zu organisieren. Um einen Skandal zu vermeiden, heißt es, Eliza wolle sich dort von einer Rückenverletzung erholen, die sie sich bei einem Reitunfall zuzog. Craigies Schwester Catherine Rae sollte Eliza in London abholen und zu ihrem Bruder Thomas Craigie nach Leith bringen.

3. Oktober 1840: Major Craigie und Leutnant James bringen Eliza zur »Larkins«.

Mitte Oktober 1840: In Madras kommt der neunzehnjährige Leutnant George Lennox an Bord, ein Neffe des Herzogs von Richmond, der nach drei Jahren Dienst in Madras erstmals zu einem Heimaturlaub aufbricht. Empört beobachten Kapitän Charles Ingram und einige Passagiere, wie die beiden auf dem Schiff schamlos eine Affäre miteinander anfangen.

20. Februar 1841: Die »Larkins« trifft in Portsmouth ein. Bevor George Lennox zu seinen Eltern weiterfährt, verbringt er zwei Nächte mit Eliza James, die erste in einem Gasthof in Portsmouth, die zweite im Hotel »Imperial« in London.

Oktober 1841: Nachdem Lennox die Affäre mit Eliza James in London beendete, fährt sie zu Catherine Rae, die inzwischen in Edinburgh wohnt.

Anfang 1842: Eliza James möchte bei Fanny Kelly in London Schauspielunterricht nehmen, wird aber wegen ihrer dünnen Stimme und ihres Akzents abgelehnt. Daraufhin lässt sie sich vier Monate lang in spanischen Tänzen unterweisen.

März 1842: Eliza James erhält eine Vorladung: Sie muss sich wegen Ehebruchs vor dem Court of Arches in London – einem anglikanischen Kirchentribunal – verantworten, denn Thomas James will sich scheiden lassen und beschuldigt sie, ihn betrogen zu haben.

6. Dezember 1842: Von Thomas James wegen Ehebruchs mit Eliza James angezeigt, erklärt George Lennox sich vor dem Oberhofgericht in London mit einer Geldstrafe einverstanden, um eine detaillierte Beweisaufnahme zu vermeiden.

Mitte Dezember 1842: Nachdem Eliza drei Vorladungen versäumt hat, erklärt der Court of Arches ihre Ehe mit Thomas James wegen ihres Ehebruchs für geschieden. Das Urteil begründet allerdings kein Recht auf Wiederverheiratung.

14. April 1843: Eliza James trifft in Southhampton ein. Sie kehrt von einem Aufenthalt in Südspanien zurück und gibt sich nun als Maria de los Dolores Porry y Montez aus – kurz: Lola Montez –, als Tochter einer verbannten spanischen Adelsfamilie und Witwe eines hingerichteten Rebellen. Im Zug nach London klagt sie dem sechsunddreißigjährigen Earl of Malmesbury ihr angebliches Leid und erreicht, dass er sie kurz darauf Benjamin Lumley vorstellt, dem Impresario des »Her Majesty’s Theatre«.

3. Juni 1843: Zwischen den Akten einer Aufführung der Oper »Der Barbier von Sevilla« in »Her Majesty’s Theatre« gibt Lola Montez ihr Debüt als spanische Tänzerin. Lumley erkennt zwar, dass sie nach den Maßstäben des Balletts schlecht tanzt, doch er rechnet damit, dass sie aufgrund ihres guten Aussehens, ihrer Ausstrahlung und ihres Temperaments für Zulauf sorgt.

15. Juni 1843: Die »Morning Post« veröffentlicht einen Leserbrief, in dem sich Lola Montez gegen das Gerücht zur Wehr setzt, sie sei gar keine spanische Tänzerin, sondern eine unmoralische Britin. Steif und fest behauptet sie, vor ihrer Ankunft im April noch nie in London gewesen zu sein.

Sommer 1843: Lola Montez wird Prinz Heinrich LXXII. vorgestellt, dem sechsundvierzigjährigen Herrscher des Fürstentums Reuß-Lobenstein-Ebersdorf, einem unverheirateten Verwandten von Königin Viktoria.

Mitte Juli 1843: Lola Montez reist nach Ebersdorf an der Saale und besucht Prinz Heinrich LXXII. Als dieser sie am vierten Tag ihres Aufenthalts wegen ungebührlichen Benehmens vor anderen Leuten zurechtweist und brüllt: »Madame! Ich bin hier der Herr!«, antwortet sie: »Und ich bin die Mätresse.« Daraufhin muss sie das Fürstentum verlassen.

7. August 1843: Lola Montez trifft in Dresden ein.

9. August 1843: Bei ihrem Auftritt im Hoftheater wird nur höflich applaudiert.

13. August 1843: Dritter und letzter Auftritt in Dresden.

Man sagt Lola Montez eine Affäre mit Prinz Albrecht nach, einem Bruder des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.

In Berlin verteidigt der dreizehnjährige Hans von Bülow – der spätere Dirigent – Lola Montez gegen aufdringliche Verehrer und stellt sie dann seinem Vater vor, dem Schriftsteller Karl Eduard von Bülow (1803 – 1853).

26. August 1843: Debüt am Königlichen Theater in Berlin.

6. September 1843: Lola Montez tanzt im Stadtheater von Potsdam vor König Friedrich Wilhelm IV.

7. September 1843: Nach dem ersten Akt der Oper »Die Regimentstochter« von Gaetano Donizetti tanzt Lola Montez im Neuen Palais vor dem preußischen König und seinem Besucher, dem russischen Zaren Nikolaus I.

Mitte September 1843: Als Lola Montez unmittelbar vor einer großen Parade zu Ehren des Gasts aus Russland in eine Sperrzone gerät und von einem Gendarm aufgehalten wird, schlägt sie mit ihrer Reitgerte nach dem Ordnungshüter. Über diesen Skandal berichteten sogar Zeitungen im Ausland.

8. Oktober 1843: Major Patrick Craigie stirbt in Dinapore im Alter von vierundvierzig Jahren.

Oktober 1843: Lola Montez kommt in Warschau an. Dort erhält sie ein Engagement im Grand Theater.

14. November 1843: Oberst Ignacy Abramowicz, der fünfzigjährige Direktor des Grand Theater, der Lola Montez loswerden möchte, verteilt Leute im Publikum, die sie ausbuhen. Nach diesem Eklat muss Lola Montez das Königreich Polen verlassen.

24. November 1843: Lola Montez trifft in Stettin ein.

30. November / 1. Dezember 1843: Sie tritt in Stettin auf.

9. Dezember 1843: Lola Montez erreicht Danzig, wo sie dreimal auftritt.

4. / 6. Januar 1844: Lola Montez tritt in Königsberg auf.

Aus St. Petersburg, wo man über den Vorfall in Warschau Bescheid weiß, reist sie übereilt wieder ab.

15. Februar 1844: Auf der Rückreise kommt sie durch Tilsit.

Ende Februar 1844: Lola Montez besucht entweder am 24. Februar in Dessau oder am 25. Februar in Köthen ein Konzert von Franz Liszt und begleitet ihn nach Dresden.

Affäre von Franz Liszt und Lola Montez. Sie stellt ihm Hans von Bülow vor. (Hans von Bülow heiratet 1857 Cosima, die Tochter seines Lehrers und Freundes Franz Liszt.)

März 1844: Mit einem Empfehlungsschreiben von Franz Liszt reist Lola Montez nach Paris. Sie nimmt Privatunterricht bei dem Choreografen Hippolyte Barrez und debütiert in der Königlichen Musikakademie – also der Oper – nach der Aufführung der Oper »Freischütz« von Carl Maria von Weber mit einem Tanz. Der Erfolg ist mäßig.

Lola Montez lebt von Geschenken und Darlehen, die sie von Freunden, Verehrern und Liebhabern bekommt.

Herbst 1844: Lola Montez begegnet dem neunundzwanzigjährigen Alexandre Henri Dujarier, einem Mitbesitzer und Kulturredakteur der Zeitung »La Presse«, und wird seine Geliebte.

6. März 1844: Sie debütiert im Theater an der Porte St. Martin, und Dujarier sorgt dafür, dass sie Erfolg hat.

11. März 1845: Dujarier duelliert sich mit Jean-Baptiste Rosemond de Beaupin de Beauvallon und kommt dabei ums Leben. Mit ihm verliert Lola Montez auch ihr Engagement im Theater an der Porte St. Martin.

Sommer 1845: Nachdem Lola Montez eine Woche in Spa verbracht hat, reist sie nach Bonn und weiter nach Baden-Baden. Nachdem sie dort einem Herrn schamlos ein Bein auf die Schulter gelegt hat, um ihre Gelenkigkeit zu beweisen, wird sie von der Polizei gezwungen, den mondänen Kurort zu verlassen. Sie kehrt nach Paris zurück.

26. März 1846: Lola Montez sagt als Zeugin im Mordprozess gegen Beauvallon aus. (Er wird freigesprochen.)

Sommer 1846: Lola Montez fährt mit ihrem Geliebten Francis Leigh, einer Zofe und einem Schoßhund nach Ostende. Ihr Gepäck besteht aus mehreren Schrankkoffern. Von dort reist Lola Montez nach Heidelberg, Bad Homburg und Stuttgart.


Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

Ein literarisches Porträt von Lola Montez finden Sie in dem Buch
„AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts“ von Dieter Wunderlich.
Piper Verlag, München 2009 – Leseprobe


5. Oktober 1846: Lola Montez kommt nach München und steigt im »Bayerischen Hof« ab.

Sie bewirbt sich beim Direktor des königlichen Hoftheaters, um Tanzauftritte in Zwischenakten. August Freiherr von Frays unterrichtet König Ludwig I. und erbittet dessen Weisung.

Im Hotel trifft Lola Montez einen Bekannten aus Paris, den fünfunddreißigjährigen Lebenskünstler Heinrich von Maltzahn, einen dreifachen Witwer, der sich gerade in München aufhält, um einen Sohn an der Universität einzuschreiben.

8. Oktober 1846: Vermutlich aufgrund einer Empfehlung seines ehrenamtlichen Kammerherrn Heinrich von Maltzahn gewährt König Ludwig I. Lola Montez eine Audienz.

10. Oktober 1846: Die Tänzerin debütiert in den Zwischenakten des Schwanks »Der verwunschene Prinz« von Johann von Plötz im Hoftheater.

König Ludwig I. beauftragt den Hofmaler Joseph Karl Stieler (1781 – 1858) mit einem Porträt von Lola Montez für die seit 1827 im Nymphenburger Schloss zusammengestellte Galerie mit Gemälden schöner Münchnerinnen.

14. Oktober 1846: Lola Montez tanzt erneut im Hoftheater.

Der sechzigjährige König Ludwig I. besucht die Fünfundzwanzigjährige regelmäßig – oft zweimal am Tag – im »Bayerischen Hof« und nach ihrem Umzug im Gasthof »Goldener Hirsch«.

21. Oktober 1846: Lola Montez überredet Ludwig, den Schwestern Berta und Mathilde Thierry, einer Tänzerin und einer Schauspielerin, die sich ihr angeschlossen haben, 200 Gulden zu bewilligen.

Außer den beiden jungen Frauen zählt der sechsundzwanzigjährige Artillerieleutnant Friedrich Nußbammer zu den häufigsten Begleitern von Lola Montez bei ihren täglichen Ausfahrten.

Die mit einem Bildhauer verheiratete Sprachlehrerin Crescentia Ganser wird Lola Montez‘ Gesellschafterin und Dolmetscherin.

1. November 1846: Der König beginnt, Lola Montez heimlich ein Jahresgehalt von 10 000 Gulden in Monatsraten zu bezahlen. Weil er inzwischen gemerkt hat, dass seine neue Freundin verschwenderisch mit Geld umgeht, ersucht er seinen verwitweten Freund Carl Wilhelm Baron von Heideck, einen ungefähr sechzig Jahre alten General a. D., ihre Finanzen zu verwalten.

15. November 1846: Kurz vor Mitternacht geht Lola Montez mit ihrer Zofe zur Wohnung von Friedrich Nußbammer. Wir kennen zwar den Grund nicht, aber sie ist wütend und holt alle Bewohner des Hauses aus dem Schlaf. Der Leutnant sei nicht zu Hause, sagt die Vermieterin. Unvermittelt fällt Lola Montez in Ohnmacht. Ein auf der anderen Straßenseite wohnender Glasermeister nimmt sich ihrer an, bringt sie mit dem Geruch von Kölnisch Wasser wieder zu sich und gibt ihr einen Schluck Wein zu trinken.

16. November 1846: Lola Montez sucht noch einmal die Adresse Nußbammers auf und beschimpft die Vermieterin. In dem lautstark ausgetragenen Streit versucht sie, sich Respekt zu verschaffen, indem sie schreit: »Ich bin die Mätresse des Königs!« Die Nachricht über den Skandal verbreitet sich am nächsten Tag in ganz München. – Als der König Lola Montez besucht, überredet sie ihn, den Leutnant, der sie angeblich bedrängte, unverzüglich in eine andere Stadt zu versetzen. – An diesem Abend verlässt Ludwig I. in einer Pause seine Theaterloge, geht zu Lola Montez und berichtet ihr, Leutnant Nußbammer werde sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Würzburg machen. Dann kehrt er unter den Blicken des staunenden Publikums zu seiner peinlich berührten Familie und ausländischen Besuchern in der Königsloge zurück.

17. November 1846: Während Friedrich Nußbammer am Morgen seine Sachen packt, eilt Lola Montez zum König und erreicht, dass er den Marschbefehl für den Leutnant wieder aufhebt. Es habe sich nur um ein Missverständnis gehandelt, erklärt sie. Statt seine Freundin für launisch zu halten, glaubt Ludwig I., sie habe für Gerechtigkeit sorgen wollen, nachdem ihr klargeworden sei, dass sie sich täuschte.

17. November 1846: Lola Montez beschwert sich beim König über die Polizei, die wegen ihrer nächtlichen Ruhestörung am 15. November ermittelt. Ludwig I. gibt ihr daraufhin ein Schreiben an den siebenunddreißigjährigen Polizeidirektor Johann Nepomuk Freiherr von Pechmann mit, in dem er sich gegen die Verleumdung der vermeintlichen Spanierin verwahrt.

17. November 1846: Ludwig I. ändert sein Testament zugunsten von Lola Montez.

25. November 1846: Lola Montez drängt den König abzudanken und München mit ihr zu verlassen.

1. Dezember 1846: Ludwig I. erwirbt für Lola Montez ein Palais in der Barerstraße und übernimmt auch die Renovierungskosten, die auf 20 000 Gulden veranschlagt werden.

Dezember 1846: Crescentia Ganser, die ihre Arbeitgeberin inzwischen für die Polizei observiert, klärt den König nach Absprache mit Pechmann darüber auf, dass Lola Montez immer wieder auch zur späten Stunde Leutnant Nußbammer und andere Herren empfange. Betroffen wendet sich Ludwig an Baron von Heideck und ersucht ihn, Lola Montez mit den Vorwürfen zu konfrontieren. In dem Gespräch mit dem General bebt Lola Montez vor Zorn und schwört bei allem, was ihr heilig ist, die Behauptungen seien falsch. Als der König den Raum betritt, geht sie sofort zum Angriff über und beschuldigt ihn, er lasse sie bespitzeln. Dann beginnt sie zu schluchzen. Ludwig tröstet sie – und sie versöhnen sich. Ludwig I. lässt sich einreden, dass die Angebetete das Opfer von Intrigen sei und er umso entschlossener zu ihr halten müsse.

Dezember 1846: Lola Montez erhält eine Vorladung des Polizeichefs, denn sie wird beschuldigt, im Hauptpostamt einen Postangestellten angegriffen zu haben, der ihr ein zuvor aufgegebenes Päckchen nicht wieder herausgeben wollte. Lola Montez, die ohnehin wegen heftiger Menstruationsschmerzen gereizt ist, schickt den Boten mit der Vorladung zurück und lässt Pechmann ausrichten, sie verstehe kein Deutsch und er solle die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Dazu ist der Polizeidirektor nicht bereit, und er lässt die Vorladung erneut zustellen – nur um sie eine Viertelstunde später zerrissen wieder zu bekommen. Noch am selben Tag verlangt der König von ihm, die Ermittlungen gegen Lola Montez einzustellen und erinnert ihn daran, dass »die Belassung auf seiner Stelle vom König abhinge«, zumal er nur Verweser der Polizeidirektion sei. Freiherr von Pechmann lässt dennoch weiter ermitteln – bis er in die Provinz versetzt wird. Daraufhin fragen sich die Münchner gegenseitig, was der Unterschied zwischen Bayern und Preußen sei. Die Antwort lautet: In Preußen warf die Polizei Lola Montez hinaus, in Bayern ist es umgekehrt.

Januar 1847: Wilhelm von Kaulbach, den der König beauftragte, ein weiteres Porträt von Lola Montez zu malen, zeigt ihm einen mit Kohle gezeichneten Entwurf, auf dem sie wie Maria Stuart ein Schafott besteigt. Am Ende malt Kaulbach die Tänzerin in einem züchtigen schwarzen Samtkleid mit weißem Kragen, aber ihre Haltung entspricht der ihres Liebhabers auf dem offiziellen Staatsporträt von Max Haider aus dem Jahr 1826, und weil das einer Majestätsbeleidung gleichkommt, nimmt Ludwig I. das Gemälde nicht an.

17. Januar 1847: Aus Eifersucht ordnet Ludwig I. an, Leutnant Friedrich Nußbammer – der hinter vorgehaltener Hand als Liebhaber von Lola Montez bezeichnet wird – zu versetzen, aber er widerruft den Befehl noch am selben Tag.

19. Januar 1847: Der König besucht Lola Montez und findet bei ihr Friedrich Nußbammer vor, obwohl sie ihm versprach, den Rivalen nicht mehr ohne sein Einverständnis zu treffen.

26. Januar 1847: Um Ludwig I. zu besänftigen, schenkt ihm Lola Montez eine von dem Bildhauer Johannes Leeb angefertigte Nachbildung ihres rechten Fußes aus Alabaster. Ludwig I. küsst ihn, wenn ihn die Sehnsucht nach ihr übermannt. Leo von Klenze behauptet allerdings, der Künstler habe sich dabei nicht ans Original gehalten, denn die Füße der Tänzerin seien durch das Tragen enger Schuhe deformiert.

29. Januar 1847: Der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Melchior Freiherr von Diepenbrock (1798 – 1853), beschwört König Ludwig I., das im Volk für Unruhe sorgende Verhältnis mit Lola Montez zu beenden.

9. Februar 1847: Der König antwortet dem Fürstbischof, der Schein trüge, Mätressenwirtschaft habe er noch nie gemocht.

Nacht vom 3./4. Februar 1847: Lola Montez gerät mit Ambros Havard, dem Wirt des »Goldenen Hirschen«, in Streit und ohrfeigt ihn. Dem Schneidermeister Ignaz Riehle, der Havard beisteht, zerbricht sie mit einem Hieb die Brille. Lola Montez ruft nach Ludwig I., der um 5 Uhr früh zu dem Gasthof eilt, es jedoch ablehnt, sich in die bereits angelaufenen polizeilichen Ermittlungen einzumischen.

Lola Montez bleibt nichts anderes übrig, als sich ein anderes Quartier zu suchen. Da ihr Palais noch renoviert wird, mietet sie eine Wohnung in der Theresienstraße.

6. Februar 1847: Lola Montez geht mit Mathilde Thierry, einem jungen englischen Seemann und ihrem Hund Turk spazieren. In der Nähe der Frauenkirche beißt Turk einen Lieferanten, der gerade sein Fahrzeug belädt. Als dieser einen Stock packt, um den Hund zu schlagen, ohrfeigt ihn Lola Montez mehrmals. Mehrere Zeugen des Vorfalls und weitere Passanten, die davon hören, folgen Lola Montez und ihren Begleitern. Als diese in den Laden des Silberschmieds Bartholomä Meyerhofer flüchten, rottet sich davor eine Menschenmenge zusammen. Als es dunkel wird, klettert Lola Montez im Hinterhof unbemerkt mit einer Leiter in ein Fenster des Gasthofs »Weißes Lamm« und entkommt.

7. Februar 1847: Demonstrativ unternimmt Lola Montez einen Spaziergang mit dem englischen Seemann.

8. Februar 1847: Der Staatsrat lehnt die vom König angestrebte Einbürgerung der Tänzerin ab. – Am Abend veranstalten Lolas Gegner einen Fackelzug.

10. Februar 1847: Trotzdem verleiht der König seiner Freundin das bayrische Indigenat, aber der Minister für den königlichen Haushalt weigert sich, das Dekret gegenzuzeichnen

11. Februar 1847: Der Innen- und Finanzminister Karl von Abel (1788 – 1859), der das Kabinett leitet, widersetzt sich dem königlichen Ansinnen ebenfalls. Nach seinem Vorbild reichen auch die übrigen Minister ihren Abschied ein.

Ludwig von Maurer wird Abels Nachfolger (»Kabinett der Morgenröte«).

18. Februar 1847: Der Senat der Universität beschließt, eine Delegation zu Abel zu schicken, um sich für seine Entscheidungen zugunsten der Hochschule zu bedanken.

1. März 1847: Der zweiundvierzigjährige Philosophieprofessor Ernst von Lasaulx verabschiedet sich mit einem Aushang am Schwarzen Brett von den Studenten, denn er wurde als Initiator der zu Abel geschickten Abordnung von Ludwig I. in den Ruhestand versetzt. Daraufhin begeben sich etwa hundert Studenten zum Haus des Professors und singen ihm zu Ehren Lieder. Am Nachmittag marschieren schätzungsweise sechstausend Studenten und Münchner Bürger zur Adresse von Lola Montez und drücken mit einem Pfeifkonzert ihr Missfallen aus. Der König eilt persönlich mit Innenminister Johann Zenetti in die Theresienstraße. Dort bleibt Zenetti auf der Straße, während Ludwig I. ins Haus geht – und wieder einmal auf Friedrich Nußbammer trifft. Nachdem berittene Truppen die Menge zerstreut haben, rotten sich Demonstranten vor der Residenz zusammen und werfen Scheiben ein. Als Königin Therese von einem Besuch bei Freunden zurückkehrt, schickt sie ihre Kutsche leer voraus, lässt sich einen Umhang um die Schultern legen, um nicht erkannt zu werden und geht zu Fuß nach Hause.

9. März 1847: Ludwig I. bekommt einen Hautausschlag und verlässt deshalb auch in den nächsten Tagen nicht seine Privatgemächer. Dass Lola Montez ihn trotzdem jeden Tag besucht, rührt den König.

20. März 1847: Die »Pictorial Times« in London druckt ein Bild, das Lola Montez mit einer Reitpeitsche zeigt und berichtet, es handele sich bei ihr in Wirklichkeit um eine sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre alte Britin, die Ehefrau eines Leutnants der Ostindischen Kompanie.

31. März 1847: Lola Montez beschwert sich bei führenden Zeitungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Paris und London über die Darstellung, die »jeglicher Grundlage oder Wahrheit« entbehre.

26. April 1847: König Ludwig I. verlässt erstmals wieder seine Gemächer.

15. Juni 1847: Königin Therese reist für einige Wochen nach Franzensbad.

17./18. Juni 1847: Ludwig I. verbringt die Nacht mit Lola Montez.

18. Juni 1847: Lola Montez empfängt den einundzwanzigjährigen Jurastudenten Elias (»Fritz«) Peißner und einige seiner Kommilitonen, die eine neue Burschenschaft gründen möchten.

22. Juni 1847: Lola Montez und Ludwig I. wollen den Sommer zusammen in Bad Brückenau verbringen. Die Tänzerin fährt mit dem Zug nach Nürnberg, wo sie freundlich empfangen wird. In Bamberg wird sie dagegen ausgepfiffen und mit Pferdeäpfeln beworfen. Deshalb beschließt sie, nicht dort zu übernachten, sondern noch in der Nacht in einer Kutsche über Würzburg nach Bad Brückenau weiterzufahren.

4. August 1847: Während Lola Montez von Bad Brückenau nach Würzburg reist, fährt Ludwig I. nach Aschaffenburg, wo er am 7. Oktober mit Therese verabredet ist.

In München verspricht Lola Montez dem Studenten Elias Peißner, sich für die inzwischen gegründete Burschenschaft »Alemannia« beim König einzusetzen, der etwa fünfzehn Studenten angehören, die nun ihre Entourage bilden.

25. August 1847: An seinem 61. Geburtstag erhebt Ludwig I. – der sich noch in Aschaffenburg befindet – seine Geliebte zur Gräfin von Landsfeld.

Marie Gräfin von Landsfeld stellt Elias Peißner dem König vor und beginnt eine Affäre mit dem Studenten, dem sie versichert, Ludwig I. sei nur ein väterlicher platonischer Freund, der eine Eheschließung von ihr und Peißner befürworten würde.

1. Dezember 1847: Prinz Ludwig von Öttingen-Wallerstein übernimmt die Leitung eines neuen Kabinetts (»Lola-Ministerium«).

1. Dezember 1847: Ludwig I. und Lola Montez schlafen zum letzten Mal miteinander.

Januar 1848: Friedrich von Thiersch, der Rektor der Universität, ermahnt die Studenten zum regelmäßigen Besuch der Vorlesungen. Sobald jedoch ein Alemanne den Hörsaal betritt, verlassen ihn die anderen Studenten, um ihre Abneigung gegen die Lola Montez gewogene Burschenschaft zu zeigen.

27. Januar 1848: Lola Montez übergibt dem König eine Petition von Elias Peißner mit der Bitte, zugunsten des Corps Alemannia einzugreifen.

7. Februar 1848: Prinz Ludwig von Öttingen-Wallerstein fährt zur Universität, um aufgebrachte Studenten zu beruhigen.

8. Februar 1848: Wieder wird eine Vorlesung boykottiert.

9. Februar 1848: Im Hofgarten kommt es zu Studentenunruhen: Die Alemannen werden im Rottmann’schen Kaffeehaus belagert. Als König Ludwig I. während eines Empfangs in der Residenz davon hört, sorgt er sich um Lola Montez, weil er befürchtet, sie könne zugunsten des Corps Allemania eingreifen. Er zieht eine Lodenjacke über den schwarzen Gesellschaftsanzug, läuft zur Barerstraße und fängt seine Geliebte ab, die gerade auf dem Weg zum Hofgarten ist. Er überredet sie, umzukehren und begleitet sie zu ihrem Palais. Bevor er in die Residenz zurückkehrt, nimmt er ihr das Versprechen ab, sich nicht in die Unruhen einzumischen. Sobald er fort ist, eilt Lola Montez zum Rottmann’schen Kaffeehaus. Zu Fuß überquert sie den Odeonsplatz, obwohl sich dort inzwischen etwa dreitausend Schaulustige drängen. Sie wird erkannt. Die Menge johlt. Die Situation ist so bedrohlich, dass Lola Montez in die Theatinerkirche flüchtet. Aber die Meute verfolgt sie. Von acht oder zehn Polizisten eskortiert, bringt Lola Montez sich in der Residenz in Sicherheit. König Ludwig I. befiehlt daraufhin, die Universität zu schließen. Das bedeutet, dass alle Studenten, die nicht zu den ständigen Bewohnern Münchens gehören, die Stadt verlassen müssen.

10. Februar 1848: Die Studenten protestieren mit einem Umzug. Berittene Polizisten unter dem Befehl des Hauptmanns August Baur von Breitenfeld versuchen, die Menge auseinanderzutreiben. Münchner Bürger – vor allem Gastwirte und Vermieter, die an den Studenten verdienen – strömen zum Rathaus, um gegen die vom König angeordnete geschäftsschädigende Schließung der Universität zu protestieren. Während eine Deputation auf eine Audienz beim König wartet, stellen sich etwa zweitausend Bürger schweigend und in Reihen formiert auf dem Max-Joseph-Platz vor der Residenz auf. Weil Ludwig I. das als Provokation empfindet, weigert er sich, die Abordnung zu empfangen. Erst als Prinz Luitpold und seine Ehefrau Augusta intervenieren, lässt der König die Männer vor, teilt ihnen jedoch nur brüsk mit, dass die Universität geschlossen bleibe. Daraufhin rottet sich eine Menschenmenge vor dem Palais von Lola Montez in der von Polizisten abgeriegelten Barerstraße zusammen. Als die Ordnungshüter und eine Schwadron Kürassiere die Demonstranten mit aufgepflanzten Bajonetten zurückdrängen, jubelt ihnen Lola Montez vom Balkon aus zu. Weil Gerüchte kursieren, die Polizei sei brutal gegen friedliche Studenten vorgegangen, es habe Verletzte und einen Toten gegeben (was nicht stimmt), werfen Randalierer vor dem Polizeipräsidium Brauereiwagen um und werfen Pflastersteine in die Fenster. Sprechchöre verlangen, Lola Montez aus der Stadt zu verjagen: »Die Hur‘ muss raus!« – Ludwig I. schickt seiner Geliebten am Abend eine Nachricht, in der er sie vor weiteren Ausschreitungen warnt und ihr rät, den nächsten Tag am Starnberger See zu verbringen. Sie bleibt jedoch trotzig in der Stadt.

11. Februar 1848: Der neue Kriegsminister General Heinrich von der Mark erklärt dem König, er werde sich lieber erschießen als Armeeeinheiten zur Verteidigung von Lola Montez gegen aufgebrachte Münchner einzusetzen. – Ludwig I. sieht sich gezwungen, die Universität wieder zu öffnen. Im Ministerrat erklärt der König, er werde Lola Montez zwar nicht ausweisen, aber dafür sorgen, dass sie München von sich aus verlässt. Unmittelbar nach der Sitzung geht er zu Fuß zu seiner Geliebten. Der Tumult vor ihrem Palais ist schon von weitem zu hören. Lola Montez will nicht fliehen, aber der Leutnant Theodor Weber und der Kutscher Georg Humpelmeyer bringen sie mit einem Zweispänner fort. Als der König kurz darauf eintrifft, verwüsten und plündern die Demonstranten bereits das Palais und er wird von einem Pflasterstein am Arm getroffen. – Weil die Tore der Residenz verriegelt sind, lenkt Georg Humpelmeyer die Kutsche zu einem Gasthof in Großhesselohe. Dort schreibt Lola Montez rasch ein paar Zeilen an den König und schickt den Kutscher damit zur Residenz. Ungeduldig wartet sie auf Antwort. Schließlich hält sie es nicht mehr aus: Sie verkleidet sich als einfache Frau, lässt sich vom Wirt in die Stadt zurückfahren und zur Tarnung von seiner siebzehnjährigen Tochter begleiten. Nachdem sie vergeblich versuchten, in die Residenz zu gelangen, fahren sie zu dem Jagdschloss Blutenburg. In das dort vom Pächter Joseph Schäfer bewirtschaftete Ausflugslokal haben sich die Alemannen zurückgezogen. Während die Studenten die Nacht im Gastraum verbringen, schlafen Lola Montez und Elias Peißner gemeinsam in einem der ungeheizten Zimmer im Obergeschoss.

12. Februar 1848: Am frühen Morgen fährt Ludwig I. mit Franz von Berks, einem Mitglied des Staatsrats, nach Großhesselohe. Aber dort trifft er sie nicht mehr an. – Bald darauf melden sich in der Blutenburg zwei Polizisten, die von Berks den Auftrag erhielten, Lola Montez nach Lindau zu bringen. Zuerst zerreißt sie wütend den Befehl, aber dann lässt sie sich von den Beamten sowie den Alemannen Elias Peißner, Ludwig Leibinger und Jacob Härtreiß in einer Kutsche zum Bahnhof in Pasing und mit dem Zug nach Lindau bringen.

Von dort soll Lola Montez in die Schweiz weiterreisen. Während sie in Lindau auf ihr Gepäck aus München wartet – und nun mit Ludwig Leibinger statt mit Elias Peißner schläft –, erhält sie einen Brief des Königs, in dem dieser sich darüber beklagt, dass sie die Nacht in der Blutenburg mit seinem Rivalen verbrachte.

24. Februar 1848: An Bord des Dampfers »Ludwig« überquert Lola Montez den Bodensee, und von Romannshorn fährt sie mit einer Kutsche nach Zürich, wo sie im Hotel »Baur« einen Brief des in Bern tätigen britischen Diplomaten Robert Peel vorfindet, den sie im Sommer 1846 kennen lernte, der ihr nun seine Hilfe anbietet und sie nach Bern einlädt.

Anfang März 1848: Neue Unruhen in München. Da es ohnehin politisch brodelt, wirkt der Skandal um König Ludwig I. und Lola Montez wie ein Katalysator. Die Bürger haben jeden Respekt vor dem Monarchen verloren.

6. März 1848: Demonstranten stürmen das Zeughaus in München und ziehen mit den dort erbeuteten Waffen zur Residenz, wo sie sich von Ludwigs jüngerem Bruder Karl besänftigen lassen. Der König sieht sich gezwungen, den Liberalen erhebliche Zugeständnisse zu machen (»Märzproklamation«), aber die Turbulenzen halten an.

8. März 1848: Weil Lola Montez den Sturz des bayrischen Königs befürchtet und sich Sorgen um das von ihm bezahlte Einkommen macht, reist sie als Mann verkleidet mit einem Freund, dem litauischen Baron Georges Meller-Zakomelsky. in einer Kutsche von Bern nach München. Dort suchen sie Caroline Wegner auf, die Tochter eines Polsterers, mit der Lola Montez sich angefreundet hatte. Ein Nachbar, dem die französisch sprechenden Besucher verdächtig vorkommen, läuft zum Polizeipräsidium und kommt mit zwei Beamten zurück. Die Wegners behaupten, die beiden Besucher seien bereits wieder gegangen, aber bei der Hausdurchsuchung finden die Polizisten eine der beiden gesuchten Personen und nehmen sie mit ins Präsidium. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem vermeintlichen Mann um Lola Montez handelt, wird der Polizeidirektor Xaver Mark geweckt, der mitten in der Nacht den König in der Residenz aufsucht, weil er einerseits den Volkszorn befürchtet, wenn bekannt wird, dass Lola Montez in der Stadt ist und es andererseits nicht wagt, sie ohne königliche Einwilligung auszuweisen. Ludwig I. kleidet sich rasch an und folgt Mark zum Polizeipräsidium, um mit der Festgenommenen zu sprechen. Sie drängt ihn, Geld für sie im Ausland anzulegen. Ludwig erinnert sie daran, dass sie am 11. April in Lausanne verabredet sind und beschwört sie, unverzüglich wieder abzureisen. In München sei es viel zu gefährlich für sie.

9. März 1848: Lola Montez reist im Morgengrauen ab. Die Nachricht von ihrem nächtlichen Aufenthalt in München verbreitet sich rasch.

15. März 1848: Wegen des Gerüchts, Lola Montez halte sich im königlichen Schloss in Fürstenried auf, versucht eine Menschenmenge, die Anlage zu stürmen.

16. März 1848: König Ludwig I. besucht Caroline Wegner und fragt sie, ob sie wisse, wohin ihre Freundin gefahren sei. Weil er beim Betreten und Verlassen des Hauses gesehen wird, entsteht das Gerücht, Lola Montez verstecke sich darin. Die von einer aufgebrachten Menge alarmierte Polizei durchsucht das Gebäude, entdeckt aber nichts Verdächtiges. – Am Abend heißt es, Lola Montez befinde sich im Polizeipräsidium. Das wird daraufhin gestürmt und verwüstet.

Mitte März: Lola Montez trifft sich mit Elias Peißner in Frankfurt am Main.

17. März 1848: Die Bürger verlangen von König Ludwig I., dass er anordnet, Lola Montez zu verhaften, falls sie das Land Bayern noch einmal betreten sollte. Ludwig erklärt daraufhin, die Gräfin von Landsfeld habe »das bayerische Indigenat zu besitzen aufgehört«.

19. März 1848: Ludwig I., der sich von seinen Freunden verraten fühlt und über die Haltung der Münchner Bevölkerung erbost ist, ruft seine vier erwachsenen Söhne zu sich und teilt ihnen mit, er habe sich entschlossen, zugunsten seines sechsunddreißigjährigen Sohnes Maximilian II. abzudanken.

Lola Montez erhält die Nachricht vom Rücktritt des Königs in Bern. Er schreibt ihr, er verfüge nur noch über ein Fünftel seines bisherigen Einkommens. Davon werde er ihr weiterhin 20 000 Gulden pro Jahr geben, aber er sei nicht mehr in der Lage, zusätzliche Rechnungen von ihr zu bezahlen.

Statt am 11. April in Lausanne möchte Ludwig I. sich nun am 16. April in Vevey mit Lola Montez treffen. Die hält Vevey für zu klein. Sie nimmt sich eine Suite im Hotel de Bergues in Genf und sucht in der Umgebung ein für den Aufenthalt des Königs geeignetes Anwesen.

5. April 1848: Lola Montez entdeckt in Pregny das Château de l’Impératrice, einen früheren Wohnsitz der Kaiserin Josephine mit Zugang zum Genfer See. Sie mietet das Anwesen für sechs Monate. Um es bewohnbar zu machen, benötigt sie die Einrichtung ihres Palais in München, die in sechsundfünfzig Kisten geschickt wird. Ludwig bezahlt die Frachtrechnung, denn Lola Montez hat wieder einmal nichts als Schulden. Immer wieder geht es in ihren Briefen um Geld.

Gerüchte über das geplante Treffen Ludwigs I. mit Lola Montez in der Schweiz sorgen für so viel Unruhe in der Bevölkerung, dass der abgedankte König es nicht wagen kann, seine Absicht zu verwirklichen.

26. April 1848: Im Theatre Royal in London wird die Farce »Lola Montes or A Countess for an Hour« von Joseph Sterling Coyne uraufgeführt. Die Aufführung wird zwar nach wenigen Tagen verboten – möglicherweise auf Drängen des bayrischen Botschafters –, aber ab 22. Mai ist das abgeänderte Stück wieder zu sehen, nun unter dem Titel »Pas de Fascination or Catching a Governor« und mit einer Hauptfigur namens Zephirine Joliejambe.

24. Mai 1848: Lola Montez zieht ins Château de l’Impératrice. Es wird bald zu einem Treffpunkt von Verehrern, von denen einige hin und wieder dort übernachten.

Ende Juli 1848: Auguste Papon, ein Hochstapler, der sich als »Marquis de Sard« ausgibt, zieht zu der falschen Spanierin ins Château de l’Impératrice..

Ludwig I. plant inzwischen, einen Verwandtenbesuch in Innsbruck für einen Abstecher nach Malans und ein heimliches Treffen mit Lola Montez zu nutzen.

17. August 1848: Lola Montez schreibt Ludwig, der sich in Berchtesgaden aufhält, sie brauche Geld, um zu dem geplanten Rendezvous am 2. September 1848 in Malans reisen zu können.

25. August 1848: Lola Montez macht sich auf den Weg nach Malans.

29. August 1848: Dort erhält sie einen Brief des Königs, der nach München zurück musste, weil man ihn dort beschuldigte, ihr auf Staatskosten Schmuck geschenkt zu haben.

Ende Oktober 1848: Lola Montez zieht mit Papon in ein kleineres Haus bei Genf um.

Während die Siebenundzwanzigjährige eine Affäre mit dem sieben Jahre jüngeren Julius Graf von Schwandt beginnt, trennt sie sich von Auguste Papon.

27. November 1848: Lola Montez bricht mit ihrer Zofe, Georges Baron Meller-Zakomelsky und dessen Diener nach London auf.

1. Dezember 1848: In einem Brief an Ludwig I. droht Auguste Papon, kompromittierende Dokumente zu veröffentlichen, wenn der König ihn nicht zum Kammerherrn ernenne und ihm nicht eine bestimmte Summe bezahle. Ludwig I. befürchtet, Papon könne im Besitz von Briefen an Lola Montez sein.

Dezember 1848: Lola Montez reist nach Genf zurück, packt dort ihren Hausrat, schickt damit einen Kutscher nach London und reist selbst wieder dorthin.

Januar 1849: Elias Peißner ersucht Ludwig I. um finanzielle Unterstützung, damit er sein Jurastudium außerhalb von Bayern abschließen kann. Der König fragt ihn über Lola Montez aus, und Peißner gibt widerstrebend zu, dass sie nicht nur mit ihm, sondern auch mit seinem Kommilitonen Ludwig Leibinger geschlafen habe. Ludwig I. fühlt sich niedergeschmettert.

1. Februar 1849: Der erste Band von Auguste Papon mit Enthüllungen über Ludwig I. und Lola Montez erscheint. (Im März folgt eine Fortsetzung.)

22. März 1849: Lola Montez lässt ihren Besitz in London versteigern und etwa zur selben Zeit ihr – allerdings mit Hypotheken belastetes – Palais in München verkaufen, denn sie möchte nach Spanien. In der spanischen Botschaft in London bemüht sie sich um einen Pass, aber niemand glaubt ihr, dass sie Spanierin sei.

13. Juli 1849: Lola Montez erhält einen Heiratsantrag von Leutnant George Trafford Heald, einem einundzwanzigjährigen Erben eines großen Vermögens mit einem Jahreseinkommen von 7000 bis 8000 Pfund (ungefähr 9 Millionen Euro).

19. Juli 1849: »Maria de los Dolores de Landsfeld« wird die Ehefrau von George T. Heald und damit britische Staatsbürgerin. Die Zeremonie findet zunächst in der römisch-katholischen Kirche in der King Street statt und wird danach in der anglikanischen St. George’s Church wiederholt.

Susanna Heald, eine Tante des Bräutigams, misstraut der Braut und beauftragt den Anwalt William Clarkson mit Nachforschungen.

6. August 1849: Aufgrund einer Anzeige von Susanna Heald verhaften der Polizeiinspektor John Whall und ein Sergeant Lola Montez wegen Bigamie. Mit Hilfe von Zeugen wird Lola Montez als Eliza Gilbert James entlarvt, die Frau, deren Ehe mit Captain Thomas James 1842 mit der Auflage geschieden worden war, dass keiner der Ehepartner zu Lebzeiten des anderen wieder heiraten darf. Dass James noch lebt, wird ebenfalls nachgewiesen. Nur gegen eine Kaution wird Lola Montez bis zur Hauptverhandlung aus der Haft entlassen.

7. August 1849: George T. Heald und Lola Montez reisen über Paris nach Marseille und von dort an Bord der »Marie Antoinette« nach Rom.

27. August 1849: Sie treffen in Neapel ein. Dort erreicht sie die Nachricht, dass die Kaution verloren wäre, wenn Lola Montez die Gerichtsverhandlung am 10. September versäumen würde. Daraufhin reisen sie sofort zurück.

7. September 1849: Das Paar trifft in London ein.

8. September 1849: Als Lola Montez begreift, dass sie durch ihre Teilnahme an der Verhandlung zwar ihre Kaution retten könnte, das Gericht sie jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit wegen Bigamie zu einer Haftstrafe verurteilen würde, setzt sie sich nach Frankreich ab und trifft am 10. September in Boulogne ein. – In einem Brief erklärt sie Ludwig I., sie werde zu Unrecht in England verfolgt, denn bei ihrer Ehe mit James habe es sich um eine reine Formsache gehandelt, die erforderlich gewesen sei, um sie vor den Nachstellungen eines lüsternen Vormunds zu schützen. Sie benötige nun dringend Geld von Ludwig I. – Der König, der inzwischen weiß, wie hoch Healds Jahreseinkommen ist, halbiert jedoch mit Wirkung vom 1. Oktober seine regelmäßigen Zuwendungen.

Nachdem Heald ebenfalls in Frankreich eingetroffen ist, reist das Paar über Marseille nach Barcelona. Dort streiten sie so heftig, dass Lola Montez ihren Begleiter mit einem Dolch verletzt. Er verlässt sie, kehrt jedoch nach drei Tagen zu ihr zurück.

5. Dezember 1849: Lola Montez und Heald gehen in Barcelona an Bord des Dampfers »El Cid«.

17. Dezember 1849: Sie erreichen Cadiz. Dort hält Heald es nicht länger aus, immer wieder auch vor anderen Personen von Lola Montez gedemütigt zu werden. Unter dem Vorwand, einen Spaziergang zu machen, verlässt er Weihnachten das Quartier und kehrt allein nach England zurück.

Ende Januar 1850: Lola Montez verlässt Cadiz und kehrt nach Boulogne zurück.

Ende März 1850: Lola Montez richtet sich im Château Beaujon nahe den Champs Elysées in Paris ein. Heald versöhnt sich mit ihr und zieht zu ihr.

1. Juli 1850: Nach den Monatswechseln für das erste Halbjahr schickt Ludwig I. kein Geld mehr.

Heald verlässt Lola Montez endgültig. Lola Montez versucht, die auf Kredit gekauften Möbel durch einen Nebenausgang hinauszuschaffen und in Sicherheit zu bringen, aber ein Gerichtsvollzieher hindert sie daran.

Mitte Sedptember 1850: Lola Montez zieht in eine kleinere Wohnung in Paris um, die der mit ihr befreundete Michel de Corail für sie mietete. Um an Geld zu kommen, schreibt Lola Montez Memoiren.

8. Januar 1851: Die Tageszeitung »Le Pays« beginnt mit der Veröffentlichung der Memoiren in Form einer Fortsetzungsgeschichte. Als die Zeitung jedoch verkauft wird, brechen die neuen Besitzer die Serie ab.

Ende März 1851: Lola Montez fleht Ludwig I. noch einmal um Geld an, aber der König antwortet nicht darauf.

Während eines Aufenthalts in Rom erhält Ludwig I. alle seine Briefe von Lola Montez zurück. Erleichtert bedankt er sich und schickt seiner früheren Geliebten zum letzten Mal Geld.

Sommer 1851: Lola Montez zieht noch einmal um und bereitet sich täglich vier Stunden lang auf ein Comeback als Tänzerin vor.

26. August 1851: Lola Montez unterschreibt einen ab 15. September gültigen Halbjahresvertrag mit der Agentur Roux, die für Auftritte in Frankreich, den USA, auf Kuba, in Brasilien, Mexiko, Chile, Peru und Afrika sorgen will.

12. September 1851: Bei einer privaten Vorführung im Jardin Mabille in Paris probiert Lola Montez die neu einstudierten Tänze aus.

16. September 1851: Beginn der Tournee in Boulogne.

1. Okober 1851: Auftritt in Aachen.

5. Oktober 1851: Der in Köln geplante Auftritt wird von der Polizei verboten. – Auch die Veranstaltungen in Düsseldorf und Koblenz fallen aus, weil man Lola Montez erklärt, sie sei nirgendwo in Preußen willkommen.

Lola Montez lässt den Vertrag mit Roux platzen und beschäftigt den Amerikaner Edward Payson, den sie seit einem halben Jahr kennt, als Manager.

20. November 1851: Lola Montez geht in Le Havre an Bord der »Humboldt«, die nach einem Zwischenaufenthalt in England Kurs auf New York nimmt.

5. Dezember 1851: Lola Montez trifft in New York ein.

29. Dezember 1851: Als Star einer Tanz-Show am Broadway beginnt Lola Montez ihre Bühnenkarriere in den USA. Wegen des Erfolgs wird das zunächst für eine Woche angesetzte Engagement bis 16. Januar verlängert.

Bevor Lola Montez in Philadelphia, Boston und anderen Städten an der Ostküste gastiert, beauftragt sie Charles P. T. Ware jun., ein Stück über ihre Erlebnisse im Königreich Bayern zu schreiben.

25. Mai 1852: Weltpremiere von »Lola Montez in Bavaria« in New York. In dem Stück, in dem sich Lola Montez selbst spielt, debütiert sie als Schauspielerin. Sie geht damit auch auf Tournee. Weitere Rollen folgen.

30. Dezember 1852: Lola Montez kommt nach New Orleans. Dort gerät sie mit einer Zofe in Streit, die sie daraufhin wegen Körperverletzung anzeigt. Als zwei Polizisten Lola Montez festnehmen wollen, bedroht sie einen von ihnen mit einem Dolch, aber der andere packt sie von hinten. Sie tritt und beißt, bis sie losgelassen wird. Im nächsten Augenblick greift sie nach einem Giftfläschchen, und bevor jemand sie daran hindern kann, schluckt sie mit einer theatralischen Geste dessen Inhalt. Danach sinkt sie zu Boden. Innerhalb weniger Tage erholt sie sich wieder.

26. Februar 1853: Lola Montez erreicht Cincinnati.

7. April 1853: Sie kehrt nach New Orleans zurück. Dort gerät sie mit dem Souffleur George T. Rowe in Streit und es kommt zu einem Handgemenge. Rowe zeigt sie am nächsten Tag wegen Körperverletzung an. Diesmal kommt sie nur gegen eine Kaution auf freien Fuß.

22. April 1853: Die Kaution hindert Lola Montez nicht daran, mit dem Postdampfer »Philadelphia« abzureisen.

1. Mai 1853: Die »Philadelphia« legt in Aspinwall (heute: Colón) an. Von dort aus überquert sie die Landenge von Panama.(Den Kanal gibt es noch nicht.)

5. Mai 1853: Von Panama City aus fährt sie mit dem Seitenraddampfer »Northener« nach San Francisco. Während der zweiwöchigen Reise beginnt sie eine Affäre mit dem Journalisten Patrick Purdy Hull.

21. Mai 1853: Das Schiff läuft in San Francisco ein.

Mai 1853: Dort wird sie vom American Theater für das Stück »The School for Scandal« engagiert. Außerdem tritt sie mit einem lasziven »Spider-Dance« auf, bei dem sie so tut, als suche sie unter ihren Röcken nach einer Spinne.

30. Mai 1853: Nach (zu) kurzer Probezeit beginnen die Aufführungen des Stücks »Lola Montez in Bavaria«.

2. Juli 1853: Lola Montez heiratet Patrick P. Hull und erwirbt damit die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Zweiunddreißigjährige nennt sich »Maria Dolores Eliza Rosana Landsfeld Heald« und macht sich fünf Jahre jünger.

Juli 1853: Lola Montez tanzt in Marysville, Kalifornien, und fährt dann weiter in die Goldgräberstadt Grass Valley. Unter den etwa zweitausend Bewohnern sind nur dreihundert Frauen.

13. September 1853: Hull überwirft sich mit seiner Frau und reist allein nach San Francisco zurück, während Lola Montez beschließt, in Grass Valley ein Haus mit Garten zu erwerben.

Das wird im Lauf der Zeit zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinde, und Lola Montez freundet sich mit John E. Southwick an, dem Direktor und Mitbesitzer einer Mine.

Mai 1855: Lola Montez gewinnt den Musiker Charles Eigenschenk für ihr Vorhaben, zu Gastspielen nach Australien zu reisen und stellt eine Theatertruppe zusammen, zu der auch der siebenundzwanzigjährige Frank Folland (bürgerlich: Augustus Noel Follin) gehört, der sich von seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern in Cincinnati getrennt hat.

6. Juni 1855: Die Schiffsreise auf der »Funny Major« nach Australien beginnt in San Francisco.

16. August 1855: Die »Funny Major« läuft im Hafen von Sydney ein.

23. August 1855: Eröffnungsvorstellung von »Lola Montez in Bavaria« in Sydney.

In der nächsten Zeit erweitert die Truppe ihr Repertoire um weitere Komödien. Schließlich tritt Lola Montez auch mit ihrem Spinnentanz auf.

9. September 1855: Lola Montez trennt sich von ihrer Truppe und geht nur mit Charles Eigenschenk und Frank Folland an Bord eines Schiffes nach Melbourne. Die zurückgelassenen Schauspieler schalten Anwälte ein, und der Gerichtsvollzieher Thomas Brown schafft es gerade noch auf den Dampfer »Waratah«. Während er Lola Montez auffordert, ihm an Land zu folgen, legt das Schiff ab. Am Ende bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit einer Barkasse zurückzurudern.

11. September 1855: Die »Waratah« legt in Melbourne an.

20. November 1855: Lola Montez reist nach Adelaide.

18. Dezember 1855: Sie ist wieder in Melbourne.

28. Dezember 1855: Sie reist nach Sydney zurück.

6. Februar 1856: Erneute Reise nach Melbourne.

Als Lola Montez von ihrem Hotelfenster in Ballarat Henry Erle Seekamp kommen sieht, den Herausgeber der »Ballarat Times«, in der ein kritischer Artikel über sie erschienen war, geht sie hinunter und greift ihn mit einer Peitsche an. Seekamp schlägt mit seiner Peitsche zurück. Dann prügeln sich die beiden, bis sie von anderen Gästen festgehalten werden.

22. Mai 1856: Lola Montez und Frank Folland verlassen Australien auf dem Dreimastschoner »Jane A. Falkenberg«.

Juni 1856: George Trafford Heald stirbt in einem Pflegeheim in Folkestone, Grafschaft Kent, im Alter von achtundzwanzig Jahren an Tuberkulose.

7./8. Juli 1856: Folland feiert während der Überfahrt seinen 29. Geburtstag. In den frühen Morgenstunden geht er über Bord. Ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelt, bleibt offen. Lola Montez ist tief getroffen.

26. Juli 1856: Ankunft in San Francisco.

Lola Montez schreibt Follands Witwe und bietet der Familie finanzielle Hilfe an. Sie lässt sie ihren Schmuck versteigern, und weil die Witwe sich weigert, etwas von ihr anzunehmen, schickt sie den Erlös Follands Stiefmutter Susan Danforth Follin, damit sie ihn für die beiden Halbwaisen verwahrt.

9. September 1856: Lola Montez tritt wieder in Sacramento auf.

Von dort reist sie noch einmal nach Grass Valley und verkauft ihr Haus.

17. Oktober 1856: Letzte Vorstellung in Kalifornien.

20. November 1856: Lola Montez verlässt San Francisco auf dem Dampfer »Orizaba« und kehrt nach New York zurück.

Mai / Juni 1857: Lola Montez lässt sich von dem Rhetoriker Chauncey Burr ausbilden und bereitet mit ihm zusammen ihre ersten Vorträge vor.

29. Juni 1857: In Hamilton, Ontario, beginnt Lola Montez mit einem Vortrag über »Schöne Frauen« ihre Karriere als Rednerin.

Sommer / Herbst 1857: Sie hält in New York, Neuengland und Montreal einstündige Vorträge zum Beispiel über »Galanterie«, »Das Geistesleben und die Frauen von Paris« und »Heldinnen der Geschichte und willensstarke Frauen«.

12. Dezember 1857: Lola Montez verlässt New York an Bord der »Fulton« und reist nach Le Havre, um in Paris den dreiundvierzigjährigen Prinzen Ludwig Johann Sulkowski zu heiraten. Sulkowski, der 1848 aus Österreich geflohen war, betreibt im Norden des Staates New York eine Farm. Dass er dort auch eine Frau und fünf Kinder hat, weiß Lola Montez nicht. Erst in Paris merkt sie, dass er sie getäuscht hat. Daraufhin kehrt sie sofort wieder zurück.

18. Januar 1858: Lola Montez geht in Boston von Bord der »America« und fährt von dort nach New York.

3. Februar 1858: Sie nimmt ihre Vorträge wieder auf.

10. April 1858: Lola Montez besucht Maria Elizabeth Buchanan, geborene Thomson, die Ehefrau des Floristen Isaac Buchanan, die durch Zeitungsberichte auf sie aufmerksam wurde, sie als ihre Mitschülerin Eliza Gilbert in Montrose wiedererkannte und ihr schrieb. Die beiden Frauen werden Freundinnen.

5. / 13. April 1858: Lola Montez erzählt in zwei Vorträgen ihre Lebensgeschichte.

Der »New York Herald« zählt Lola Montez neben Edward Everett und Horace Greeley zu den »wichtigsten Vortragskünstlern der Zeit«.

Ende Juni 1858: Sie veröffentlicht Vortragstexte als Buch. Aufgrund des Erfolgs folgt ein zweiter Band.

8. November 1858: Lola Montez verlässt New York an Bord des Dampfers »Pacific«. C. Chauncey Burr und sein Vater begleiten sie nach Europa.

23. November 1858: Ankunft in Galway.

8. Dezember 1858: Sie hält in Dublin einen Vortrag über »Amerika und sein Volk«.

Frühjahr 1859: Sie setzt die Vortragstournee in England und Schottland fort. Die Veranstalter verlangen doppelt so viel Eintritt wie bei Lesungen von Charles Dickens.

Anfang April 1859: Lola Montez beendet die Vortragstournee in London.

Mitte April 1859: Während die Burrs in die USA zurückkehren, bleibt Lola Montez in London und pachtet ein großes Haus am Ostrand des Hyde-Parks in der Absicht, sich die monatlichen Kosten mit anderen Mietern zu teilen. Interessenten bleiben jedoch aus, und erneut türmen sich Schulden auf.

10. Juni 1859: Aus finanziellen Gründen beginnt sie wieder mit Vorträgen.

Aber sie muss das Haus aufgeben, und ihre Einrichtung wird beschlagnahmt. Ein älteres Ehepaar nimmt sie in einem Landhaus in Derbyshire auf, aber nach einem Streit wird Lola Montez Ende September hinausgeworfen.

4. Oktober 1859: Lola Montez schifft sich in Southampton auf dem Dampfer »Hammonia« nach New York ein.

15. Dezember 1859: Lola Montez hält einen Vortrag mit dem Titel »John Bull at Home« vor dreitausend Zuhörern in der Mozart Hall.

25. Januar 1860: Sie beginnt eine Vortragstournee in Philadelphia.

30. Juni 1860: Lola Montez erleidet in New York City einen Schlaganfall. Sie fällt ins Koma. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie linksseitig gelähmt und unfähig zu sprechen. Isaac und Maria Buchanan nehmen sie bei sich auf und stellen die Krankenschwester Margaret Hamilton als Pflegerin für sie ein.

Sobald Lola Montez dazu in der Lage ist, ändert sie ihr Testament zugunsten ihrer Freunde und deren Sohnes David.

Dezember 1860: Lola Montez kann ohne Hilfe aufstehen und ein paar Schritte gehen. Aber sie holt sich eine Lungenentzündung.

17. Januar 1861: Lola Montez stirbt genau einen Monat vor ihrem vierzigsten Geburtstag.

Lola Montez blieb unvergessen. Max Ophüls drehte mit Martine Carol in der Titelrolle einen Film über Lola Montez, der am 23. Dezember 1955 ins Kino kam. Am 22. Oktober 1958 hatte das Musical »Lola Montez« von Peter Stannard, Peter Benjamin und Alan Burke in Melbourne Premiere, und am 7. August 2003 fand im Deutschen Theater in München die Uraufführung des Musicals »Lola Montez« von Peter Kreuder und Maurus Pacher statt.

Originaltitel: Lola Montès – Regie: Max Ophüls – Drehbuch: Max Ophüls, Jacques Natanson, Annette Wademant, Franz Geiger und Claude Heymann, nach dem Roman »La vie extraordinaire de Lola Montès« von Cécil Saint-Laurent – Kamera: Christian Matras – Schnitt: Madeleine Gug und Jacqueline Douarinou – Musik: Georges Auric – Darsteller: Martine Carol, Peter Ustinov, Adolf Wohlbrück, Henri Guisol, Lise Delamare, Paulette Dubost, Oskar Werner, Jean Galland, Will Quadflieg, Héléna Manson, Germaine Delbat, Willy Eichberger, Jacques Fayet, Friedrich Domin, Werner Finck, Ivan Desny, Walter Kiaulehn, Willy Rösner, Gustav Waldau, Béatrice Arnac, Daniel Mendaille, Claude Pinoteau u.a. – 1955; 110 Minuten

© Dieter Wunderlich 2008
Wichtigste Quelle: Bruce Seymour: Lola Montez

Bruce Seymour: Lola Montez
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts

William Gibson - Quellcode
Über die Charaktere der Figuren in dem Agententhriller "Quellcode" erfahren wir kaum etwas; die Handlung dient William Gibson wohl nur dazu, eine paranoide Gesellschaft darzustellen. Das ist denn auch das Besondere an "Quellcode".
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.