Taxi Driver
Taxi Driver
Inhaltsangabe
Kritik
Weil der sechsundzwanzigjährige Travis Bickle (Robert De Niro) kaum noch schlafen kann, seit er im Vietnamkrieg war, fährt er nachts Taxi in New York und geht danach ins Pornokino. Freunde hat er keine; er ist einsam. Angewidert beobachtet er, was sich in der Großstadt abspielt: Prostitution, Unzucht, Gewalt, Drogenmissbrauch, Alkoholismus usw. „Ich hoffe, eines Tages wird ein großer Regen diesen ganzen Abschaum von der Straße spülen“, schreibt er in sein Tagebuch.
Inmitten des Drecks, den er jeden Tag sieht, kommt ihm die blonde Betsy (Cybill Shepherd) wie ein Engel vor. Sie arbeitet im Wahlkampfbüro des Senators Charles Palantine (Leonard Harris), der für das Amt des US-Präsidenten kandidiert. Tagelang beobachtet Travis sie vom Taxi aus durch die Fensterscheiben des Büros, dann spricht er sie an und verabredet sich mit ihr. Beim zweiten oder dritten Date führt er sie ins Pornokino aus, ohne sich etwas dabei zu denken. Nachdem Betsy die ersten Filmszenen gesehen hat, verlässt sie empört das Kino und will von Travis nichts mehr wissen.
Eines Nachts lässt sich ein Mann (Martin Scorsese) von Travis in eine bestimmte Straße fahren und bleibt dort im Fond sitzen, während die Uhr weiterläuft. Seine Ehefrau sei dort oben in der Wohnung eines Schwarzen, erklärt er dem Taxi Driver. Er beabsichtige, sie mit einer 44-er Magnum zu erschießen, da bleibe weder von ihrem Gesicht noch von ihrer Pussy etwas übrig.
Bei einem Schwarzhändler (Steven Prince) besorgt Travis sich zwei Pistolen und zwei Revolver. Wie besessen trainiert er seinen erschlafften Körper und bringt sich wieder in Form. Seinen Eltern, mit denen er offenbar seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr hatte, schreibt er, es gehe ihm gut, er arbeite streng geheim für die Regierung und verdiene damit eine Menge Geld.
Beim Einkaufen wird er zufällig Zeuge eines Raubüberfalls. Travis schießt den Verbrecher nieder und flüchtet, weil er keinen Waffenschein besitzt – während der Ladenbesitzer den schwer verletzt am Boden liegenden Räuber totprügelt.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Mit der Absicht, Senator Palantine auf einer Wahlkampfveranstaltung vor Betsys Augen zu erschießen, mischt Travis sich unter die Zuhörer, doch als er in seine Jacke greift, um eine Waffe herauszuziehen, werden Bodyguards auf ihn aufmerksam, und er läuft davon.
Vor einiger Zeit beobachtete Travis, wie eine zwölfjährige Hure vor ihrem Zuhälter fliehen wollte, aber mit Gewalt daran gehindert wurde. Als er sie zufällig wiedersieht, spricht er sie an. Iris (Jodie Foster) verweist ihn an ihren Zuhälter Matthew (Harvey Keitel) und geht mit ihm in ein Stundenhotel, nachdem die beiden Männer den Preis ausgehandelt haben. Zu ihrer Verwunderung hält Travis sie davon ab, sich auszuziehen und drängt sie stattdessen, sich von ihm aus diesem abscheulichen Milieu herausholen zu lassen. Iris hat jedoch nicht vor, dieses Leben aufzugeben und erklärt Travis, bei dem von ihm beobachteten Fluchtversuch sei sie bekifft gewesen und Matthew habe sie nur vor sich selbst beschützt. Sie durchschaut nicht, dass Matthew sie schamlos ausnützt.
Am nächsten Tag steckt Travis sein ganzes Geld in einen an Iris adressierten Umschlag und legt einen Zettel dazu: „Wenn du dies bekommst, werde ich tot sein.“ Dann schießt er Matthew in den Bauch und geht erneut in das nahe Stundenhotel. Bei einem Schusswechsel tötet Travis den Betreiber und einen Freier, der gerade mit Iris zusammen war, wird aber auch selbst schwer verletzt. Während Iris vor Entsetzen schreit, versucht Travis sich selbst zu erschießen, aber er hat keine Munition mehr. Minuten später stehen Polizisten mit gezogenen Waffen in der Tür.
Travis erholt sich von den Schussverletzungen. In Zeitungsartikeln wird er wie ein Held gefeiert. Iris ist zu ihren Eltern zurückgekehrt, und ihr Vater bedankt sich dafür in einem Brief bei Travis.
Eines Tages steigt Betsy in das Taxi, das Travis nun wieder fährt. Sie erwähnt die Lobeshymnen auf den Taxi Driver in den Zeitungen, aber Travis bleibt unbeteiligt und weigert sich am Ende, von ihr Geld für die Fahrt anzunehmen. Er sagt nur „geschenkt“ und fährt weiter.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Taxi Driver“ ist das verstörende Psychogramm eines Vietnamkriegs-Veteranen, eines einsamen, verzweifelten Mannes, der sich gegen die Unmoral in der Großstadtgesellschaft aufbäumt, obwohl er selbst nichts dabei findet, in Pornokinos zu gehen. Er will eine Kinderprostituierte aus dem Milieu herausholen und steigert sich immer stärker in die Mission hinein, mit der er seiner Existenz einen Sinn geben will. Als seine Hilflosigkeit in Wut umschlägt, unternimmt er einen Amoklauf gegen Gewalt und Kriminalität. Dieser Taxi Driver ist ein zerrissener, höchst widersprüchlicher und moralisch fragwürdiger Charakter.
Listen, you fuckers, you screwheads. Here is a man who would not take it anymore. A man who stood up against the scum, the cunts, the dogs, the filth, the shit. Here is someone who stood up. (Travis Bickle)
Paul Schrader soll in dem Drehbuch für „Taxi Driver“ eigene Erlebnisse verarbeitet haben.
Travis Bickle in „Taxi Driver“ – das war letztlich Paul. Er schrieb das Buch in drei, vier Wochen, schrieb über seine Einsamkeit, seine damaligen Obsessionen, Frustrationen als junger Mann, seine religiösen Zweifel und Fragen.
(Martin Scorsese in einem Interview mit Patrick Roth, „Süddeutsche Zeitung“, 4. Mai 2000)
Viele Szenen in „Taxi Driver“ entziehen sich einer eindeutigen Interpretation. Offen bleibt auch die Frage, ob der Taxi Driver am Ende tatsächlich als Volksheld gefeiert wird oder sich das nur im Sterben vorstellt.
Das beklemmende Psychodrama reißt einen auch mehr als dreißig Jahre nach seiner Entstehung noch immer mit. Dafür sorgen nicht nur das packende Drehbuch und die eindrucksvolle Inszenierung, sondern vor allem auch die schauspielerischen Leistungen von Robert De Niro, Harvey Keitel und Jodie Foster.
Wegen der geltenden Jugendschutz-Bestimmungen durfte die damals dreizehnjährige Jodie Foster nur unter Aufsicht ihrer Mutter drehen und musste in einigen Szenen von ihrer älteren Schwester gedoubelt werden.
„Taxi Driver“ wurde für vier „Oscars“ nominiert: bester Film, bester Hauptdarsteller (Robert De Niro), beste Nebendarstellerin (Jodie Foster), beste Musik.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2008
Martin Scorsese (Kurzbiografie)
Martin Scorsese: Boxcar Bertha. Die Faust der Rebellen
Martin Scorsese: Hexenkessel
Martin Scorsese: Wie ein wilder Stier
Martin Scorsese: The King of Comedy
Martin Scorsese: Die Farbe des Geldes
Martin Scorsese: Die letzte Versuchung Christi
Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Woody Allen: New Yorker Geschichten
Martin Scorsese: Goodfellas
Martin Scorsese: Kap der Angst
Martin Scorsese: Zeit der Unschuld
Martin Scorsese: Casino
Martin Scorsese: Kundun
Martin Scorsese: Bringing Out the Dead
Martin Scorsese: Gangs of New York
Martin Scorsese: Aviator
Martin Scorsese: Departed. Unter Feinden
Martin Scorsese: Shutter Island
Martin Scorsese: Hugo Cabret
Martin Scorsese: The Wolf of Wall Street
Martin Scorsese: Silence