Van Helsing
Van Helsing
Inhaltsangabe
Kritik
Einer unerklärlichen Bestimmung gehorchend, jagt Gabriel van Helsing (Hugh Jackman) gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Geheimauftrag des Vatikans Monster und andere Fabelwesen, die das Böse verkörpern. Weil die von ihm getöteten Kreaturen im Tod wieder ihr menschliches Aussehen zurückgewinnen und außer den Eingeweihten in der Kirche niemand die Zusammenhänge kennt, gilt van Helsing als meistgesuchter Mörder Europas. Einsam lebt er am Rande der Gesellschaft.
Nachdem er in Paris Dr. Jekyll bzw. Mr Hyde (Robbie Coltrane) vom Turm der Kirche Notre Dame gestürzt hat, schickt ihn Kardinal Jinette (Alun Armstrong) nach Transsilvanien, wo er Wladislaus Graf Dracula (Richard Roxburgh) zur Strecke bringen soll.
Graf Dracula (1422 – 1462) war zwar vor mehr als 400 Jahren ermordet worden, hatte aber durch einen Teufelspakt Unsterblichkeit als Vampir erlangt. Mit seinen drei lüsternen Bräuten Aleera (Elena Anaya), Verona (Sylvia Colloca) und Marischka (Josie Maran) zeugte er in den vier Jahrhunderten unzählige Nachkommen, die wie in Kokons eingesponnene Fledermäuse an der Decke des Schlosses „Frankenstein“ hängen. Dem Schlossherrn Dr. Victor Frankenstein (Samuel West) war es vor einem Jahr geglückt, aus sieben Leichen ein Monster (Shuler Hensley) zusammenzusetzen und ihm mit einer komplizierten elektrischen Apparatur Leben einzuhauchen. Als er sich weigerte, die Vitalität seines Geschöpfes auf Draculas Brut zu übertragen und sie zum Leben zu erwecken, brachte der Vampir ihn um und führt seither mit seinem Diener Igor (Kevin J. O’Connor) die von Dr. Frankenstein erdachten Experimente selbst fort.
Van Helsing wird von dem Klosterbruder Carl (David Wenham) für seinen neuen Auftrag nicht nur mit Knoblauch, sondern auch mit ausgeklügelten Waffen ausgestattet, beispielsweise mit einem silbernen Pflock und einer Armbrust, mit der ohne Nachladen Garben silberner Pfeile verschossen werden können. Gegen seinen Willen muss Carl, der bisher nur in der Erfinderwerkstatt der kirchlichen Geheimorganisation gearbeitet hat, den Monsterjäger auf der Reise nach Transsilvanien begleiten.
In einem Dorf bei Schloss „Frankenstein“ treffen van Helsing und Carl auf Anna Valerious (Kate Beckinsale). Seit ihr Bruder Velkan (Will Kemp) durch den Biss eines Vampirs zum Werwolf wurde, ist sie die letzte Überlebende einer alten Adelsfamilie, zu der auch Graf Dracula gehört und die seit vierhundert Jahren verflucht ist. Nur wenn es gelingt, Dracula zu töten, bevor das Geschlecht ausgestorben ist, können die Seelen der Valerious gerettet werden.
Gleich nach der Ankunft muss van Helsing sich des Angriffs der drei fliegenden Bräute des Vampirs erwehren, die es zugleich auf Anna abgesehen haben.
Anna hindert van Helsing daran, den Werwolf zu töten, von dem sie weiß, dass es sich um ihren Bruder handelt, denn sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Velkan retten zu können. Van Helsing will ihr dabei helfen und begleitet sie in das seit dem Tod von Dr. Frankenstein vermeintlich leer stehende Schloss, in dem Graf Dracula mit seinen Bräuten haust.
Sobald van Helsing auf den Vampir trifft, rammt er ihm den mitgebrachten silbernen Pflock ins Herz, aber Graf Dracula zieht ihn aus der Brust und wirft ihn fort. Er kennt Gabriel van Helsing offenbar aus längst vergangenen Zeiten, aber der Vampirjäger kann sich nicht an seine Vergangenheit erinnern.
Weil ihnen die von Dr. Frankenstein geschaffene Kreatur entkommen ist, versuchen Graf Dracula und Igor, die Lebensenergie von Velkan Valerious auf die mit einer der drei Bräute gezeugten Wesen zu übertragen. Das gelingt zunächst auch, doch während die blutgierige Brut wie ein Schwarm Fledermäuse über die Dorfbewohner herfällt, bricht die elektrische Spannung zusammen, die ihnen Leben gibt, und sie werden zerstört.
Offenbar funktioniert das Experiment nur, wenn die Lebenenergie von Dr. Frankensteins Geschöpf ausgeht. Um das Frankenstein-Monster dem Zugriff Draculas zu entziehen, wollen es van Helsing, Anna und Carl so schnell wie möglich nach Rom bringen, doch unterwegs werden sie von Draculas Bräuten und dem Werwolf angegriffen. Van Helsing tötet den Werwolf mit einem silbernen Pfeil, und der Sterbende verwandelt sich wieder in Annas Bruder Velkan. Weil van Helsing in dem Kampf gebissen wurde, ist damit zu rechnen, dass er sich allmählich selbst in einen Werwolf verwandelt.
Nachdem es einer der fliegenden Bräute gelungen ist, Anna zu entführen, schlägt Dracula vor, sie bei einem Maskenball in der Walpurgisnacht gegen Dr. Frankensteins Kreatur auszutauschen. Weder Dracula noch van Helsing haben vor, sich an die Abmachung zu halten. Bei dem Ball entreißen van Helsing und Carl zwar Anna dem Vampir, aber dessen Helfer haben inzwischen herausgefunden, wo das Frankenstein-Monster versteckt ist und es in ihre Gewalt gebracht.
Graf Dracula soll ein Heilmittel besitzen, das Werwölfe wieder in Menschen zurückverwandelt. Während van Helsing, der mehr und mehr zum Werwolf wird, nach dem Vampir sucht, um ihn zu töten, zwingen Anna und Carl den Diener Igor dazu, sie zu dem Heilmittel zu führen – aber in dem Raum sperrt er sie ein.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Nachdem es Carl und Anna gelungen ist, mit dem Elexier aus ihrem Gefängnis auszubrechen, suchen sie van Helsing. Der hat sich inzwischen vollends in einen Werwolf verwandelt und kämpft mit dem Vampir auf Leben und Tod. Bevor Dracula zugrunde geht, verrät er seinem Gegner, dass dieser ihn 1462 schon einmal getötet hatte.
Mutig schreitet Anna auf den Werwolf zu und injiziert ihm das Heilmittel. Doch bevor es wirkt und das Monster sich wieder in Gabriel van Helsing zurückverwandelt, bringt es Anna um.
Weil Graf Dracula vor der letzten Überlebenden des Geschlechts Valerious starb, sind die Seelen von Anna und ihren Vorfahren gerettet.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Die 1912 gegründete Filmgesellschaft „Universal“ produzierte die Horrorfilme „Dracula“ (1931) „Frankenstein“ (1931) und „Der Wolfsmensch“ (1941). Zu Beginn des folgenden Jahrtausends schrieb Stephen Sommers ein Drehbuch, in dem die mythische Figur des Werwolfs auf die monströse Kreatur aus dem Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ (1818) von Mary Shelley und den Vampir-Grafen aus dem Roman „Dracula“ (1897) von Bram Stoker trifft und baute auch noch den Schizophrenen aus dem Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde“ (1889) von Robert Louis Stevenson mit ein.
Dracula – Originaltitel: Dracula – Regie: Tod Browning – Drehbuch: John L. Balderston, Hamilton Deane, Garrett Fort u.a., nach dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker – Kamera: Karl Freund – Schnitt: Milton Carruth und Maurice Pivar – Musik: Philip Glass (Filmversion von 1999) – Darsteller: Bela Lugosi (Graf Dracula), Helen Chandler (Mina Seward), David Manners (Jonathan Harker), Dwight Frye (Renfield), Edward Van Sloan (Prof. Abraham Van Helsing), Herbert Bunston (Dr. Jack Seward), Frances Dade (Lucy Weston), Joan Standing (Krankenschwester Briggs), Charles K. Gerrard (Martin) u. a. – 1931; 75 Minuten
Frankenstein – Originaltitel: Frankenstein. The Man Who Made a Monster – Regie: James Whale – Drehbuch: Garrett Fort, Francis Edwards Faragoh, Peggy Webling, John L. Balderston, nach dem Roman „Frankenstein“ von Mary W. Shelley – Kamera: Arthur Edeson – Schnitt: Clarence Kolster – Musik: Bernhard Kaun – Darsteller: Colin Clive, Mae Clarke, Boris Karloff, John Boles, Edward Van Sloan, Frederick Kerr, Dwight Frye, Lionel Belmore, Marilyn Harris u. a. – 1931; 70 Minuten
Dr. Jekyll und Mr Hyde – Originaltitel: Dr. Jeykll and Mr Hyde – Regie: Rouben Mamoulian – Drehbuch: Samuel Hoffenstein, Percy Heath, nach dem Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde“ von Robert Louis Stevenson – Kamera: Karl Struss – Schnitt: William Shea – Musik: Herman Hand – Darsteller: Fredric March, Miriam Hopkins, Rose Hobart, Holmes Herbert, Halliwell Hobbes, Edgar Norton, Tempe Pigott u. a. – 1931, 100 Minuten
Arzt und Dämon – Originaltitel: Dr. Jekyll and Mr Hyde – Regie: Victor Fleming – Drehbuch: John Lee Mahin, nach dem Roman „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde“ von Robert Louis Stevenson – Kamera: Joseph Ruttenberg – Schnitt: Harold F. Kress – Musik: Franz Waxman – Darsteller: Spencer Tracy, Ingrid Bergman, Lana Turner, Donald Crisp, Ian Hunter, Barton MacLane, C. Aubrey Smith, Peter Godfrey, Sara Allgood, Frederick Worlock, William Tannen, Frances Robinson, Denis Green, Billy Bevan, Forrester Harvey, Lumsden Hare, Lawrence Grant, John Barclay u. a. – 1941; 115 Minuten
Der Wolfsmensch – Originaltitel: The Wolf Man – Regie: George Waggner – Drehbuch: Curt Siodmak – Kamera: Joseph A. Valentine – Schnitt: Ted J. Kent – Musik: Charles Previn, Hans J. Salter, Frank Skinner – Darsteller: Bela Lugosi, Claude Rains, Warren William, Ralph Bellamy, Patric Knowles, Maria Ouspenskaya, Evelyn Ankers, J. M. Kerrigan, Fay Helm, Forrester Harvey, Lon Chaney jr. u. a. – 1941; 70 Minuten
Aus dem niederländischen Vampirforscher Abraham van Helsing in „Dracula“ machte Stephen Sommers den deutlich jünger wirkenden – tatsächlich bereits 400 Jahre alten – Gabriel van Helsing, eine Mischung aus James Bond 007, Man in Black, Batman und Zorro. Dieser Gabriel van Helsing wird in der Werkstatt eines Waffenerfinders wie James Bond von Q ausgestattet und dann wie Professor Abronsius in „Tanz der Vampire“ von einem Assistenten nach Transsilvanien begleitet.Stephen Sommers, der am Ende nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern den Film „Van Helsing“ auch inszenierte, strebte offenbar einen Genremix aus Klamauk, Horror, Action und Tragödie an. Wie Wladislaus Graf Dracula scheitert Stephen Sommers in seinen Bemühungen, Leben zu schaffen; die plakativen Charaktere von Gabriel van Helsing, Anna Valerious und Graf Dracula lassen die Kinobesucher gleichgültig. Dadurch hat Stephen Sommers viel von dem Potenzial des Plots verschenkt. „Van Helsing“ ist nicht mehr als ein spaßiges, unterhaltsames Horrorspektakel mit sehenswerten, aber auch nicht bahnbrechenden Spezialeffekten aus den Computern der Firma „Industrial Light and Magic“ von George Lucas.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Mary Shelley: Frankenstein oder Der moderne Prometheus
Bram Stoker: Dracula