Titus
Titus
Inhaltsangabe
Kritik
Der römische Feldherr Titus Andronicus (Anthony Hopkins) kehrt zwar siegreich von einem Feldzug gegen die Goten zurück, aber einundzwanzig seiner fünfundzwanzig Söhne sind gefallen. Bevor er die Leichen feierlich in der Familiengruft bestattet, will er den Göttern den erstgeborenen Sohn der Gotenkönigin Tamora (Jessica Lange) opfern, die mit ihren drei Söhnen Alarbus, Demetrius und Chiron (Raz Degan, Matthew Rhys, Jonathan Rhys Meyers) in Gefangenschaft geraten war. Tamora fleht Titus um Gnade an, doch er lässt sich nicht erweichen und befiehlt, Alarbus zu töten.
Während des Feldzugs verstarb der römische Kaiser. Seine Söhne Saturninus (Alan Cumming) und Bassianus (James Frain) konkurrieren um die Nachfolge. Der Volkstribun Marcus Andronicus (Colm Feore) verkündet zwar, das römische Volk habe seinen Bruder, den siegreichen Feldherrn Titus Andronicus, zum Nachfolger erkoren, aber der lehnt das Amt ab, und auf seinen Rat hin wird Saturninus, der ältere der beiden Kaisersöhne, als neuer Imperator ausgerufen.
Saturninus, ein verschlagener Egomane, verlangt bei seinem Amtsantritt Titus‘ Tochter Lavinia (Laura Fraser) zur Frau. Obwohl Lavinia bereits mit Bassianus verlobt ist, fügt ihr Vater sich dem kaiserlichen Begehren und schenkt Saturninus außerdem als Zeichen seiner Unterwürfigkeit die gotischen Gefangenen. Beim Anblick Tamoras scheint der Kaiser seine gerade getroffene Wahl zu bedauern, und als eine seiner ersten Amtshandlungen lässt er die Gotenkönigin und ihre Söhne Demetrius und Chiron frei.
Bassianus läuft mit Lavinia davon, und die vier noch lebenden Brüder Lavinias halten zu dem bis dahin glücklichen Paar. Einer von ihnen, Mutius (Blake Ritson), stellt sich seinem Vater in den Weg, aber der zieht sein Schwert und tötet ihn.
Saturninus nimmt den Vorfall zum Anlass, Tamora anstelle von Lavinia zu seiner Frau zu machen. Als er Titus und dessen Söhne zur Rechenschaft ziehen will, vermittelt die Gotenkönigin zwischen ihnen, nicht weil sie Mitleid mit dem Feldherrn hat, im Gegenteil: Sie will sich selbst an ihm und seinen Angehörigen rächen. Auf ihren Rat hin begnadigt Saturninus Bassianus, Titus und dessen Kinder.
Während einer Treibjagd ertappen Bassianus und Lavinia die Gotenkönigin mit ihrem Liebhaber, dem intriganten Mohren Aaron (Harry J. Lennix), abseits von der Jagdgesellschaft in einer verfänglichen Situation. Kurz darauf kommen Demetrius und Chiron dazu. Damit der Kaiser nichts von Tamoras Untreue erfährt, erstechen sie Bassianus. Im Einverständnis mit ihrer Mutter vergewaltigen sie Lavinia und schneiden ihr anschließend die Zunge und beide Hände ab, damit sie nicht verraten kann, wer Bassianus ermordet und sie geschändet hat.
Durch eine Intrige sorgt Aaron dafür, dass Saturninus Titus‘ Söhne Quintus und Martius (Kenny Doughty, Colin Wells) für die Mörder seines Bruders Bassianus hält. Vergeblich versucht Lucius (Angus Macfadyen), seine beiden zum Tod verurteilten Brüder zu retten. Zur Strafe wird er verbannt. Er läuft zu den Goten über.
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Aaron erklärt Titus Andronicus, er könne seine zum Tod verurteilen Söhne wiederhaben, wenn er dem Kaiser dafür seine Hand schicke. Ohne zu zögern, lässt Titus sich die linke Hand abschlagen und gibt sie dem tückischen Mohr mit. Kurz darauf überbringt man Titus die abgetrennten Köpfe von Quintus und Martius.
Inzwischen hat Marcus Andronicus seine verstümmelte Nichte Lavinia gefunden und zu ihrem verzweifelten Vater gebracht. Lavinia nimmt einen Stab in den Mund und schreibt damit die Namen Demetrius und Chiron in den Sand.
Tamora bekommt heimlich ein Kind, und weil es schwarz ist, beauftragt sie eine Krankenschwester (Geraldine McEwan), es zu Aaron zu bringen, damit dieser es töte. Aaron will jedoch, dass sein Sohn lebt: Er ersticht die Krankenschwester und flieht mit dem Kind. Unterwegs wird er von den Goten aufgegriffen, die unter Lucius‘ Führung gegen Rom marschieren.
Als die Nachricht von den anrückenden Goten den Kaiserpalast erreicht, schlägt Tamora ein Treffen des Imperators mit Lucius in Titus‘ Haus vor. Als Racheengel verkleidet, besucht sie Titus mit ihren ebenfalls maskierten Söhnen und redet ihm ein, er könne sich an seinen Gegnern rächen, wenn er sie zusammen mit Lucius in sein Haus einlade. Titus tut so, als erkenne er Tamora nicht und behält ihre beiden Begleiter da. Sobald Tamora fort ist, lässt er Demetrius und Chiron von seinen Getreuen überwältigen und schneidet ihnen die Kehle durch.
Aus Blut und Knochenmehl der beiden Jungen bereitet er eine Pastete zu, die er bei dem angeblichen Versöhnungsmahl mit Lucius der Kaiserin und dem Kaiser vorsetzt. Während die beiden davon essen, führt er Lavinia herein, bezichtigt Demetrius und Chiron, sie geschändet und verstümmelt zu haben und bricht ihr mit einem Ruck das Genick, um sie von ihrem Leid zu erlösen. Saturnius will Demetrius und Chiron holen lassen und zur Rede stellen, aber Titus erklärt der Tafelrunde, die beiden seien bereits da – in Form der Pastete. Hasserfüllt rammt er Tamora einen Dolch in den Hals, Saturninus stürzt sich auf Titus und ersticht ihn, wird aber im nächsten Augenblick von Lucius getötet.
Auf Wunsch des römischen Volkes proklamiert Marcus Andronicus seinen Neffen Lucius zum neuen Kaiser.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Julie Taymor verfilmte die 1593 oder 1594 uraufgeführte Tragödie „Titus Andronicus“ von William Shakespeare. Aber keine Sorge: Ihr Film ist alles andere als ein verstaubtes Bühnenstück. Julie Taymor veranschaulicht mit „Titus“, dass die Shakespeare-Tragödie zeitlos ist: Egoismus und Konkurrenz, Gewalt und Rache bestimmen das Leben über die Jahrhunderte hinweg.
Die Handlung spielt zwar im antiken Rom und in der Umgebung der Stadt, aber wir sehen eine Fantasiewelt mit einer pompösen Architektur, wie die Faschisten sie schätzten. In dieser Kulisse werden Aufmärsche wie unter Mussolini inszeniert. Neben Marschkolonnen römischer Krieger in ihren Rüstungen rattern Motorräder und Autos; der römische Volkstribun benutzt ein Mikrofon für seine Ansprache; die Söhne der Gotenkönigin trinken aus Dosen und vertreiben sich die Zeit an Spielautomaten. Auch die Kostüme scheinen aus verschiedenen Jahrtausenden zu stammen. Daraus ergibt sich jedoch kein chaotisches Stilgewirr, sondern die Ausstatter haben es ähnlich wie zum Beispiel bei „William Shakespeare’s Romeo und Julia“ von Buz Luhrmann verstanden, die Widersprüche zu einem eigenständigen, verblüffenden Gesamteindruck zu verbinden, zu dem die absichtlich gewählte Künstlichkeit und eine Theatralik nach dem Vorbild von Peter Greenaway („Prosperos Bücher“) perfekt passen.
Ansonsten hält sich Julie Taymor hinsichtlich der Handlung eng an die literarische Vorlage, und sie lässt die Schauspieler den (leicht gekürzten) Bühnentext deklamieren. Dialoglastige Episoden wechseln mit spektakulären, wie im Ballett choreografierten Massenauftritten, blutrünstigen Szenen und fulminanten Bildern. Der Soundtrack, den Elliot Goldenthal zu der stilvollen Bilderorgie geschrieben hat, wechselt ebenfalls zwischen verschiedenen Musikrichtungen: Bombastisch-pathetische Klänge, Schlager der Vorkriegszeit, harter Rock und Big Band Sound sind da keine Gegensätze.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
William Shakespeare: Titus Andronicus
Julie Taymor: Frida